20 Jahre Einzelhaft - Dringend Rat gesucht!

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bibi210475

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Wir haben gestern einen Nymphensittich aufgenommen, der sein Leben (ca. 20 Jahre) alleine in einem viel zu kleinen Käfig verbracht hat. Seine Besitzerin hatte einen Schlaganfall und ist ins Heim gekommen. Der Kleine ist von Verwandtschaft zu Verwandtschaft geschoben worden.
Wir selber haben 4 Nymphen + 3 Wellensittiche, die ein eigenes Vogelzimmer haben, also immer Frei sind. Dort ist er nun mit Käfig reingestellt, fliegen kann der Kleine nicht mehr.
Aus seinem alten Käfig haben wir ihn gestern noch befreit, der „stand“ vor Dreck – die Spielzeuge waren völlig staubig, alles alt und kaputt. Erst dachten wir, bis er sich eingelebt hat, kann er in seiner gewohnten Umgebung bleiben, aber der Käfig GING GAR NICHT!!!
Bisher haben wir alle unsere Tiere aus dem Tierheim geholt, dass hat immer sofort geklappt mit den bereits vorhandenen Vögeln. Wir haben keine Erfahrung mit überhaupt nicht an Artgenossen gewohnten Vögeln.

Der kleine Kerl ist verständlicherweise völlig durch den Wind. Alles weg, alles neu. Und bestimmt für ihn ganz viel Aufregung. Nun sitzt er da… Lässt die Flügelchen hängen, putzt sich dann und wann, ist aber sehr ruhig und müde. Er reagiert auf die anderen Vögel, gibt dann und wann auch mal Laute von sich. Die anderen 7 zeigen sich von ihm relativ unbeeindruckt.

Wahrscheinlich haben wir ihn komplett überfordert mit allem. Die Frage ist, was müssen wir nun tun? Können wir ihm jetzt etwas Gutes tun?
 
Hallo,

bei Dir kommen zwei Dinge zusammen.
Die lange Einzelhaltung und das hohe Alter.

Der Gedanke, dem Vogel einige bekannte Dinge zu lassen, war sicher richtig. Auch ich mußte aber bei einem Wellensittich den Gedanken schnell fallen lassen. Die mitgenommenen Sachen waren nicht mehr einsetzbar. Letzlich hat sich der Vogel doch gut an die neue Situation, trotz langer Einzelhaltung gewöhnt.

Eine andere Möglichkeit gibt es bei Eurem alten Herrn auch nicht. Euch bleibt meiner Meinung nach nur, hier nichts übers Knie zu brechen. Last dem Vogel die Zeit, die er braucht, um sich in den Schwarm einzufinden. Wichtig ist, dass er frisst und sich putzt. Das sind, finde ich gute Voraussetzungen. Das er sogar auf die anderen reagiert, ist doch schon mal klasse.

Ein alter Vogel ist sicher ruhiger und müder, als jüngere Tiere.
Ob das wirklich nur am Alter liegt, oder ob aufgrund der verdreckten Haltung möglicherweise auch eine Krankheit Ursache ist, sollte ein vkTA untersuchen.
Wobei ich hoffe, dass ihr das schon abgeklärt habt, bevor ihr den Vogel in die Gruppe gegeben habt.
 
Zu spät, aber vielleicht für den nächsten Fall.
Auch wenn uns manche Käfige archaisch anmuten, sind sie doch für das betreffende Tiere so etwas wie ein Heim. Ganz besonders wenn es sich um alte bis sehr alte Tiere handelt!
Ich persönlich verfahre nachdem Prinzip dass solche Tiere noch einige Zeit in diesem verbleiben, aber schon in ihr neues Umfeld gebracht werden, jedoch nicht zu meinem Vogelbestand!
Küche, Korridor, evtl. Wohnzimmer mag geeignet sein, das kommt auf die jeweiligen Verhältnisse an.
Der Vogel sollte abseits stehen, aber einen guten Blick auf seine neuen Menschen haben, sie aus sicherer Entfernung "kennenlernen".
So hat er Zeit sich zu aklimatisieren. Anderes Futter, Wasser, Geräusche, Temperaturen, Lichtverhältnisse, Tagesablauf!
Nach einiger Zeit erfolgt das umquartieren in den neuen Käfig.
Während all dieser Zeit kann er stimmlich zu den anderen Bewohnern Kontakt knüpfen , und es laufen medizinische Vorsorgeuntersuchungen ab (Kotptoben, Federproben, Antibiogramm, wenn nötig Vorstellung beim TA).
Sollte alles i.O. sein, der Vogel etwas aufleben, gesund sein, erfolgt nach einigen Wochen die Integration in meinen bestehenden Bestand. Ohne direkten Kontakt (Schmusegitter bei Boxenhaltung) separater Käfig.
Wenn die Situation es zulässt, unter Aufsicht! direkter Kontakt. Je nach Situation auch nur Stundenweise (Gewöhnung) und während ich abwesend bin trennen, bis die Situation eindeutig scheint.
Es ist kein schöner Anblick nach Hause zu kommen und den Neuen zerhackt am Boden zu finden.
Somit habe ich zwei steinalte Grau integriert, ohne das sie rupften, schrien, oder ihre neuen Käfige nicht akzeptierten.
 
Zu spät, aber vielleicht für den nächsten Fall.
Auch wenn uns manche Käfige archaisch anmuten, sind sie doch für das betreffende Tiere so etwas wie ein Heim.

Alles richtig, aber es gibt leider Zubehör, dass wirklich nicht mehr zu gebrauchen ist. Und natürlich, wie gesagt ohnehin zu spät.

Wenn ich bibi richtig gelesen habe, ist der alte Vogel doch in einem separaten Käfig? Und somit vor Eventualitäten geschützt.
 
Hallo noch mal,

wir haben ihn jetzt ein wenig abseits in einem seperaten Käfig stehen, so dass er die anderen gut im Blick hat. Wie gesagt, wir hätten ihn auch gerne im Käfig gelassen, aber die Plastikstangen waren komplett vollgekotet, das Gitter war vollständig beschmiert, er konnte sich darin kaum unfallfrei umdrehen. Wir haben ihm sein Glöckchen (nach ordentlich heißem Wasser) wieder so hingehängt, dass der das Köpfchen unterschieben kann.

Beim TA waren wir, Untersuchungen laufen. Auf den ersten Blick war er "unauffällig". Natürlich wissen wir um die Problematik, dass man Vögel erst nach Quarantäne dazu stellen soll, aber wir haben es nicht über´s Herz gebracht, den Kleinen hier auch noch alleine hinzustellen...
 
Ja die Glöckchen, das kenne ich auch, weil sie sonst Niemanden haben der ihn das Genick krault...:traurig:
Es ist immer wieder...
Ich hoffe für euch das er wenigsten nichts latentes hat, Geist und Körper sind eine andere Sache...
Geduld! :trost:
 
Hallo,
Viel dazu sagen kann ich nicht, aber ich hoffe, der kleine lebt sich schnell ein.
Das wär noch so einer, wo ich, trotz 'Aufnahmeverbot', schwach werden könnte…

@Tiffani
Bzgl. Deiner Sigtnatur: Ich sehe das z.B. so, das ich immer sage, ich gebe den Nymphen ein zuhause oder sie wohnen bei mir, aber sie gehören nicht mir, sondern nur sich selbst....
 
Hallo Bibi,
wenn der Tierarzt keine bakteriellen Infektionen festgestellt hat, die Abstriche in Ordnung waren und der Vogel tatsächlich 20 Jahre ganz alleine, ohne Kontakt zu anderen Vögeln gelebt hat, dann kannst du ihn in die Gruppe integrieren. Es kann zwar optional möglich sein, dass er z.B. Virenträger ist, aber da er ja schon im selben Raum steht, ist die Quarantäne sowieso unterbrochen. Dadurch, dass er im selben Raum steht, ist eine ordentliche Quarantäne sowieso nicht mehr gewährleistet. Viele virulogische Erkrankungen u.a. auch PBFD, werden durch den Federstaub übertragen und bedenke, trotz aller Tests, eine 100%ge Sicherheit gibt es nie, es sei denn, ein Test war positiv.

Viele vogelkundige Tierärzte gehen heute davon aus, dass es bei einigen Arten (u.a. Wellen-, Nymphensittiche und Agas) zu einer Auseinandersetzung zwischen verschiedenen Viren und dem Immunsystem der Vögel kommt. Das würde erklären warum immer mehr Vögel zwar Träger sind, aber selbst nie akut erkranken. Man hat auch festgestellt, dass z.B. bei PBFD eine Infektion im Alter nach zwei Jahren selten einen späteren akuten Ausbruch mit sich bringt. Man weiß, dass dann das Immunsystem vieler Vögel ausgereift ist. Hingegen die Gefahr für Jungvögel und Nestlinge weiterhin sehr hoch ist.

Wenn deine anderen Nymphen also nicht mehr ganz jung sind, dann kannst du halbwegs beruhigt sein und alle vom Stress befreien. Der Sicht-, aber fehlende nähere Kontakt zum Schwarm bringt nur Stress und Stress schadet dem Immunsystem. Ich bin mir sicher, bei euch findet zur Zeit ein heftiges Rufkonzert statt und die Kontaktrufe von Nymphensittichen sind nun nicht gerade leise.

Ich selber habe mehrfach sehr alte Nymphensittiche (20 ++) aufgenommen, aus desolater Haltung und sie immer erfolgreich integriert. Sie wussten nach mehr als zwei Jahrzehnten immer noch wer sie waren und die endlich gefundenen Artgenossen zu schätzen. Hähne versuchten sogar noch Hennen zu besteigen. Alleine ausgeprägte Arthritis hinderte den letzten Don Juan daran, dass ausgiebig nachzuholen, was ihm Jahrzehnte nicht möglich gewesen war. Selbst flugunfähige, weil kopierte und daher behinderte Vögel konnten sich im Schwarm behaupten und genossen ihre letzte Zeit in Gesellschaft.

Übrigens wirst du schnell feststellen, glaube ich, dass alte Nymphensittiche sehr speziell sind. Sie haben sehr ausgeprägte Charraktäre, was ihren besonderen Charme ausmacht. Also ich habe es nie bereut, den alten Gesellen einen Platz anzubieten. Wir hatten sehr viel Freude an ihnen. Leider sind sie inzwischen gegangen, aber sie haben uns etwas hinterlassen. jeder brachte seine eigene Melodie mit, die dann irgendwann von den anderen Hähnen kopiert wurde. So kommt es heute oft vor, dass ich Motte's Oder auch Pitri's Liedchen höre und wir an sie erinnert werden.

Ich wünsche dir viel Freude und dem alten Nymphensittich eine gute Zeit. Was ich dir noch empfehlen würde ist, ihnen im Moment ein paar Vitamine zu geben. Denn für den alten Herrn bedeutet so ein Umzug auch Stress und da kann es nicht schaden, wenn er viel Frisches zu futtern bekommt. Das er "seinen" Käfig vermissen wird, glaube ich kaum. Hier war davon nie etwas zu spüren. Der Drang zu den Artgenossen und in die Sicherheit der Gruppe zu kommen, war immer stärker.

Lieben Gruß
Claudia.
 
Thema: 20 Jahre Einzelhaft - Dringend Rat gesucht!

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