hi
Also, das Buch meinte ich nicht, sondern
Werner Lantermann: Verhaltensstörungen bei Papageien, erschienen im Enke Verlag
ISBN 3432296010
Hm, ich muss wohl ein bisschen ausführlicher antworten.
Ich habe den Vorteil, dass ich neben den Nymphen auch noch Springsittiche habe. Die sind sehr neugierig und fressen lieber Obst und Gemüse als Körner.
Die Nymphen sind dagegen sehr konservativ. Es ist sehr schwierig, ihnen was anderes als Salat, Ei und Apfel schmackhaft zu machen. Aber wenn sie sehen, dass die Springer was kriegen, gucken sie zumindest mal aufmerksam und beissen auch mal schüchtern in eine Cranberrie.
Trotzdem fressen sie lieber weiter Körner.
Bei Nymphen ist das leider ziemlich normal. Also wundere Dich nicht, dass Dein Nymph an den Apfel nicht rangeht. Trotzdem: gib bitte nicht auf und biete es ihm immer wieder an. Ich geb auch nicht auf, aber in den letzten 5 Jahren hat sich nicht wirklich was verändert.
3 meiner Nymphen sind auch so verhaltensgestört (alles
Handaufzuchten), dass sie - wenn ich esse - mitessen wollen. (Einstein landet dazu immer im Teller! Das ist echt nervig!)
Im Prinzip habe ich ja nichts dagegen, meist gibt es ja Sachen, die sie ohne Probleme mitessen können (Nudeln, Reis etc). Solange sie mit am Tisch - oder besser auf dem Tisch - sitzen, fressen sie das ganze auch anstandslos. Im Käfig machen sie einen großen Bogen darum!
Doofe Hühner! :(
Dafür habe ich überraschen gute Erfahrungen mit frischem Mais gemacht. Den lieben sie über alles.
Was ich sagen will, ist, dass es manchmal Stimmungen gibt oder Ereignisse, dann wollen sie plötzlich was probieren. Das versuche ich auszunutzen.
Was ich Dir auch mal sagen möchte, ist, dass ich Nymphen für nicht sonderlich anfällig für Verhaltensstörungen halte. Springer oder Ziegen sind da viel gefährdeter, weil sie einen viel grösseren Bewegungsdrang haben. Wenn sie aber im kleinen Käfig sitzen und sich nicht bewegen können, folgt daraus, dass sie immer in der selben Richtung hin- und herhüpfen, also weben. Das musste ich selbst bei meinen beobachten, als sie einmal 2 Wochen nicht aus dem Käfig durften. Damals habe ich einen Riesenschreck bekommen, als mir das klar wurde und seitdem achte ich sehr darauf, dass ich sie ausreichend beschäftige.
Bei den Springen ist es auch sehr viel einfacher, sie zu beschäftigen. Zum Beispiel lege ich ihnen Flachs und Kanarienhirse grundsätzlich AUF den Käfig. Du glaubst nicht, wie clever sie darin sind, sie in den Käfig zu ziehen.
Oder ich habe den Food-Ball, den ich immer mit Salat und Cranberries vollstopfe. Das Ding wackelt ja immer und sie sind ganz schön beschäftigt damit, an den Salat zu kommen.
Das mit der Hirse funktioniert auch ein wenig bei den Nymphen. Es schadet ihnen ja nicht, wenn sie sich ein wenig anstrengen müssen, um daran zu kommen. Ja, das heisst, rauf an die Decke krabbeln und durch die Gitter knabbern. Aber das Leben kann nun mal ganz schön hart sein.
Mit dem Food-Ball war ich nicht so erfolgreich. Den haben sie gar nicht angerührt.
Mit Futter verstecken meinte ich wirklich nicht, es in die Schublade zu packen. (Obwohl... bei den Springern würde das funktionieren!) Aber es gibt bei mir keine
Kolbenhirse mehr im Käfig. Wenn sie welche wollen, müssen sie sich schon auf den Schrank bewegen. Oder auf das Regal. Oder auf das andere Regal. Oder... naja, halt ständig an einem anderen Platz.
Auch baue ich aus Hirse gelegentlich Ringe (Einfach mehrere Kolbenhirsen mit Naturbast zu einem Ring zusammenbinden und aufhängen.) Wenn die Hirse an leicht zu erreichenden Stellen (unten, dort wo man im Ring sitzen kann) alle ist, muss man halt ein bisschen klettern, um an das gute Zeug zu kommen. Auf alle Fälle ist das immer der beliebteste Sitzplatz im Zimmer.
Früher habe ich vor jeder Futterstelle eine Sitzstange angebracht. Irgendwann fiel mir auf, dass das richtige Leben viel härter ist. Ein gesunder Vogel braucht keinen gemütlichen Platz zum sitzen und fressen. Meist sind ja auch die Schälchen gross genug, dass man drauf sitzen kann. Aber Grünzeug klemme ich irgendwo ins Gitter. Das heisst, dass sie im Hängen fressen müssen.
Meine Wellis lieben es übrigens, große Salatblätter richtig zu zerfetzen. Ich bin mir nicht sicher, ob sie was davon fressen, aber es macht ihnen Spass, also ist das ok.
Ach so, Salat. Also zum Salat höre ich immer wieder, dass man keinen Kopfsalat anbieten soll. Und zwar wegen des hohen Wassergehalts, WEIL in dem Wasser so viele Dünger und Insektizide und son Kram gelöst sind (also speziell holländischer Gewächshaussalat).
Meine Hühner bevorzugen aber alle Kopfsalat, so dass ich ihn trotzdem gebe, aber ich achte beim Kauf darauf, keinen holländischen zu nehmen.
In letzter Zeit fressen sie auch gerne Chicoree!
Ach ja, zum Futter verstecken. Ich würde an Deiner Stelle auch weiterhin Körnerfutter IM Käfig anbieten. Dein Kleiner soll ja nicht verhungern. Aber keine Angst, ein Stündchen halten die schon ohne Futter aus. Und dann findet er auch leichter zum Käfig zurück.
Und mit Futter im Zimmer verstecken ist natürlich schwierig, wenn Dein Vogel noch nicht rauskommt. Aber häng ihm z.B. die
Kolbenhirse von aussen an den Käfig. Die liebt er doch bestimmt, oder? Dann muss er sich ein bisschen anstrengen, um dran zu kommen.
Und noch was zur Definition von Verhaltensstörungen (nach Lantermann):
Eine Verhaltensstörung liegt - im Gegensatz zur nicht-pathologischen Verhaltensmodifikation - dann vor, wenn der Vogel leidet.
Deshalb würde ich meine drei
Handaufzuchten als heilbar bezeichnen. Alle drei lassen sich sehr gerne von mir kraulen und fordern es täglich von mir. Dies sehe ich als Verhaltensmodifikation. Doch nur noch einer fängt an zu schreien und wird aufdringlich, wenn ich keine Zeit für ihn habe. Die anderen beiden fliegen einfach zu den anderen. Der eine leidet also jedesmal, wenn ich keine Zeit habe.
Diesen einen habe ich aber auch erst seit 3 Monaten. Er hat inzwischen schon die "Kaffee-ist-fertig"-Melodie vergessen und auch einige andere Pfiffe. Stattdessen spricht er seit neuestem nymphisch. Und er fliegt mir nicht mehr ständig überall hin nach. Ich bin also optimistisch, dass er irgendwann vergisst, dass es Menschen gibt, mit denen man sich besser unterhalten kann als mit Vögeln.
Also keine Panik wegen Deines Vogels. Kauf ihm einfach bald einen zweiten dazu!
Ich glaub jetzt reichts!
Liebe Grüße
Chris