Ich hatte schon mal einen Beitrag begonnen, dann ist mir nach einem langen Text der REchner abgestürzt und ich mochte eigentlich nicht mehr, aber nun muß ich wohl doch wieder anfangen....
Liebe Phantomine,
Dein Tierarzt meint es sicher gut, aber ich glaube nicht, daß er die Situation richtig einschätzt.
Wer es wirklich schafft, daß ein Nymphensittich oder ein Wellensittich seinen Partner bei der Verpaarung tötet, der hat gravierende Fehler gemacht, das kann ich anders nicht sagen, sonst hätten die Vögel keine Gelegenheit dazu, das ist mein Ernst.
Ich empfehle auch immer, gerade bei Problemkandidaten, auf getrennte Käfige nicht zu verzichten und dafür werde ich von vielen Nymphen- und Wellihaltern oft belächelt, denn diese Tiere sind von Natur aus nicht aggressiv. Da ich aber auch schon so meine Erfahrung mit Vögeln gesammelt habe, die durch falsche Haltung ein Fehlverhalten entwickelt haben, weiß ich, daß Vorsicht die Mutter der Porzellankiste ist und diese Maßnahmen niemals schaden. Ich würde aber niemals von vornherein einen Verpaarungsversuch ablehnen und bisher hat mir die Realität immer Recht gegeben, daß es sich auf jeden Fall lohnt. Freilich kann ich dann nicht erwarten, daß ich zwei Vögel in den Käfig stecken kann und zwei Stunden später kraulen sie sich. Wer das tut, riskiert eben Tote.
Liebe Kerstin, daß Deine Nymphen nicht warm geworden sind, liegt wohl keinesfalls an dem jugendlichen Alter des ersten zweijährigen Vogels, sondern mit großer Sicherheit an den verschiedenen Charakteren der beiden. Wenn Du mal in Dich gehst und vergleichst, wirst Du mir sicherlich Recht geben, daß sie sehr verschieden auftreten. Es gibt unter Vögeln ebenso heftige Sympathien und Antipathien wie unter Menschen. Genauso, wie Du Menschen kennst, die Du gern magst oder liebst, kennst Du sicherlich auch welche, mit denen Du keine zwei Wochen verbringen möchtest. So geht es auch den Tieren. Da muß man Verständnis haben, wenn sich nicht der erstbeste Kamerad als Volltreffer herausstellt. Auch das Geschlecht spielt eine Rolle. Zwei Hennen müssen sich weiß Gott nicht mögen.
Insofern kann ich nur empfehlen: Zwei Käfige benutzen, den Vogel auf Probe übernehmen (aus Tierheim, von privat etc.), die beiden sich erst einmal mit Sicherheitsabstand "beschnuppern" lassen. Die mögliche Eifersucht des alteingesessenen ignorieren, die ist normal. Den neuen nicht bevorzugen, aber auch den alten weitgehend ignorieren. Der Vogel muß erkennen, daß Du nicht die Hauptbezugsperson bist, sonst ist jede Mühe vergebens. Der Vogel muß sich neu orientieren. Das passiert nicht sofort, das kann sogar eine ganze Weile dauern und vor allem, man darf niemals vergessen, in welcher Zwickmühle sich der Kleine befindet: einerseits leben Nymphen monogam, geben ihren Partner also bis zum Tod nicht auf, andererseits kann der Mensch den Partner nicht ersetzen und die Bedürfnisse des Tieres befriedigen.
Deshalb muß er sich von seinem Menschen verstoßen fühlen, um den neuen Artgenossen nicht als Rivalen, sondern als potentiellen Partner anzusehen. Deshalb muß man das Tier erst einmal "verlassen", damit dieses seine Einsamkeit überwinden kann.
Genau dieser Punkt erscheint vielen Vogelhaltern zu nervig, zu aufwendig und zu grausam, dabei ist es das kleinere Übel, den Nymphen vielleicht 14 Tage lang zu enttäuschen. Er hat ein glückliches Vogelleben für viele Jahre zu gewinnen, wenn er vielleicht einige Tage leidet. Sicherlich kostet es Nerven, das Tier rufen zu lassen, aber da muß der Vogelhalter durch, schließlich hätte er ja den Ärger von Anfang an vermeiden können, wenn er gleich vorausschauender beim Kauf gewesen wäre. Aber, egal, ob die mangelhafte Beratung daran Schuld war oder was auch immer, Medizin ist oft bitter, aber sie hilft.
Du mußt daran denken, daß im Moment noch nicht alles verloren ist, aber je länger man wartet, desto schwieriger wird es, den Vogel wieder zu resozialisieren. Die kleinen Macken zu Beginn könnten sich festfahren. Das ist eine Sache, die wie eine innere Bombe tickt. Der Vogel hat seine Geschlechtsreife erreicht, besitzt die nötige Dominanz, die ihn mit Sicherheit eine Henne in Freiheit sichern würde, aber hat kein Objekt seiner Begierde. Das ist eine Sache, in die er sich gefährlich hineinsteigern kann. Gerade dominante Hähne neigen zu Aggressivität, während ruhigere sich eher damit abfinden, leer auszugehen oder besonders zurückhaltende, sensible eher mal in der Selbstverstümmelung enden.
Liebe Phantomine, Du hattest in einer früheren Mail geschrieben, daß Du bisher noch nie von Problemen gehört hast, die alleinlebende Nymphen zeigen. Da gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder, Du hast wirklich das Glück, eine Reihe von durchschnittlich dominanten Hähnen zu kennen, die alle guten Familienanschluß gefunden haben oder aber Dein Blick ist nicht besonders gut für die Probleme geschärft. Tatsache ist eins: Jeder allein gehaltene Papagei verändert auf der Suche nach enger Gesellschaft sein Verhalten. Vom Prinzip her könnte man, wollte man kleinkariert sein, jede Verhaltensänderung als "Störung" bezeichnen. Nun gibt es aber Dinge, die allein nicht schlimm sind. Wenn ein Vogel gern spricht, heißt das nur, daß er sich mit jemanden unterhalten möchte und da der Mensch niemals "Nymphisch" lernt, versucht er eben, mit menschlichen Worten Kontakt aufzunehmen. Das unbändige Bedürfnis nach ständiger Gesellschaft und Kontakt, was allen Papageien innewohnt, läßt ihn solche Dinge vollbringen, zu denen Menschen außerstande sind. Wir verstehen die Vogelsprache nicht oder wissen sie nur schemenhaft zu deuten, manche Großpapageien reden in ganzen Sätzen und zwar nicht als Plapperei, sondern mit echtem Inhalt.
Wenn ein Vogel auf der Suche nach einem Geschlechtspartner aber Stofftiere begattet, ist es eigentlich schon ein größeres Drama, denn der Vogel reagiert sich an dem leblosen Tier ab, nachdem das Kuscheltier alle seine Werbungen ignoriert hat. Eigentlich braucht der Vogel ja nicht nur die Erleichterung, sondern eben auch das ganze Paarungsritual, die gegenseitige Gefiederpflege, das Balzen - all das gehört eigentlich dringend dazu. WEnn Menschen dies oder gar die Paarungsaufforderung an den Menschen amüsant finden, wird mir innerlich übel, denn das nimmt dem Tier nicht nur jede Würde, sondern ist ein Hohn auf die innere Zerrissenheit und Seelenqual des Tieres.
Das sind die Hähne. Die Hennen neigen oft zu Dauerlegerei. Ein Phänomen, dessen Ernst von vielen Vogelhaltern sehr unterschätzt wird. Daß das Tier Eier legt, finden viele noch niedlich. Daß die Henne damit mit ihrer Gesundheit oder gar mit ihrem Leben spielt, ist vielen nicht bewußt. Und gerade Nymphenhennen sind dafür berühmt-berüchtigt.
Auch die scheinbar fröhlichen und glücklichen Einzeltiere sind zeitweise sehr traurig und deprimiert, nämlich, wenn sie allein sein müssen. Ein Papagei ist eigentlich 24 h am Tag mit seinem Partner zusammen. Das kann ein Mensch nicht erfüllen.
Ist der Vogel dann stundenlang allein, sitzt er oft apathisch in der Ecke oder ruft ständig nach seinem Partner. Das tut auch ein "normaler" Nymphie, wenn er seinen Partner aus den Augen verliert, aber die Lockrufe dienen dazu, ihm den Weg zurück zu weisen. Er bleibt nicht lang allein.
Ist der Vogel aber dominant, reagiert er unwirsch und teilweise sogar brutal. Da wird der Spiegel zerzaust und geschüttelt, die Glocke malträtiert, das Spielzeug oder das Stofftier nach Strich und Faden getreten und gehackt.
Das ist eigentlich eine geistesgestörte Reaktion, denn kein Nymphie
würde sich so im Schwarm bewegen. Selbst Attakten zwischen rivalisierenden Vögeln enden selten im direkten Angriff. Scheinhacken und Drohgebärden sind die normale Art, den Gegner einzuschüchtern. Da tote Gegenstände darauf nicht reagieren, fühlt sich der einsame Nymphie ständig zu einer echten Attacke animiert. Das macht ihn insgesamt aggressiv.
Mitunter richtet sich dieses Verhalten auch gegen den Besitzer, die den Vogel dann als launisch und beißfreudig abstempeln. Wird er deshalb weggesperrt, wird er oft nur noch aggressiver. Ihm diese Marotte dann wieder auszutreiben ist zeitauf