Ursachenforschung für den Tod eines Nestlings...

Diskutiere Ursachenforschung für den Tod eines Nestlings... im Forum Pflege und Aufzucht im Bereich Wildvögel - Hallo Leute, ich hatte am Freitag zwei ältere Sperlingsnestlinge (fast vollständig befiedert) gefunden. Die beiden wirkten schon sehr...
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sparrow05

Guest
Hallo Leute,

ich hatte am Freitag zwei ältere Sperlingsnestlinge (fast vollständig befiedert) gefunden. Die beiden wirkten schon sehr apathisch, der eine lag sogar schon auf der Seite. Ein dritter Nestling, der allerdings noch nackt war, lag tot daneben.

Ich habe mir die beiden Überlebenden geschnappt und zu meinem wenige Gehminuten entfernten Tierarzt gebracht (allerdings kein Vogelkundler). Beide waren ziemlich unterkühlt. Er hat beide über Nacht da behalten, allerdings hat nur einer überlebt.
Da der Tierarzt zur Zeit keine Pflegestelle "zur Hand" hat, sollte ich den "Findling" übernehmen. Ich habe allerdings keinerlei Erfahrung mit Jungvogelaufzucht.
Von Seiten des Tierarztes erhielt ich bei der Abholung am Samstag Vormittag Beoperlen, Hills a/d (ein Hunde- und Katzenaufpäppelfutter), einen ziemlich oberflächlich gehaltenen Flyer zur Jungvogelaufzucht und wenige Anweisungen einer Tierarzthelferin, die sich wiederum auf den vorgenannten Flyer berief.

Der Kleine war sehr munter, fing bereits auf der Autofahrt an zu quäken und meldete rund eine halbe Stunde später nachhaltig seinen Hunger an. Ich weichte Beoperlen ein (habe leider erst später irgendwo gelesen, dass die 30 Minuten in Wasser eingelegt werden müssen) und gab sie dem Kleinen als sie nach meinem Dafürhalten schön weich waren mit einer stiumpfen Pinzette.
Der Kleine hat sie (3,5 Beoperlen) auch gierig verschlungen.

Als sich rund drei Stunden später der Kleine wieder meldete (allerdings nicht ganz so hartnäckig) habe ich ihm gemäß tierärztlicher Anweisung etwas von dem Hills-Futter in warmem Wasser aufgelöst und mit einer Futterspritze gefüttert (der Kleine sperrte wieder schön und nahm das Futter gierig auf).
Auch der Kotabsatz klappte einwandfrei und war unauffällig.

In den nächsten zwei Stunden sah ich immer wieder nach dem Kleinen. Er saß eingekuschelt in seinem Ersatznest und atmete gleichmäßig.
Als ich rund eine halbe Stunde später die Vorbereitungen für die nächste Fütterung treffen wollte, saß der Kleine mit hoch an der "Nest"-Wand aufgerecktem Kopf. Da mir dies natürlich ausgesprochen seltsam vorkam, habe ich ihn sofort hochgenommen und musste feststellen, dass der Kopf ganz wackelig war und die Atmung stark "pumpte".
Wenige Minuten später ist er dann gestorben. :(

Seit gestern Abend zermartere ich mir nun den Kopf, was ich falsch gemacht habe. Beim Tierarzt hat er 15 Stunden überlebt, bei mir nicht mal 7...
Inzwischen weiß ich, dass ich keinesfalls Hundefutter hätte verwenden sollen (allerdings hatte er davon bereits in der TA-Praxis bekommen).

Vorhin, als ich ihn angehoben habe, weil ich ihn beerdigen wollte, stellte ich fest, dass aus seinem Schnabel eine gelb-bräunliche Flüssigkeit gelaufen war.
Ich vermute, dass das aus dem Kropf kommt.
Ich habe danach den Kleinen noch einmal abgetastet. Nach meinem Dafürhalten ist der Kropf noch gefüllt und hart, das Brustbein etwas zu gut fühlbar.

Ich mache mir nun die schwersten Vorwürfe, dass ich ihn mit der Ernährung unwissentlich und unwillentlich umgebracht habe. :+sad:

Ich weiß, den meisten von Euch wird sich bei meiner Schilderung der Magen herumdrehen. Aber seid trotzdem bitte nicht allzu grausam mit mir, das bin ich schon selbst und habe seit seinem Tod praktisch keine ruhige Minute mehr.

Ich will auch keine "Absolution", ich will nur verstehen, wo der Fehler lag, die aus dem quicklebendigen Jungvogel, den ich Vormittags beim Tierarzt abgeholt habe, binnen weniger Stunden einen toten Jungvogel gemacht hat...

Eines noch zum Schluss: ich werde jedenfalls nie wieder einen Jungvogel aufnehmen. Inzwischen habe ich herausgefunden, dass die örtliche NABU-Gruppe eine Auffang-/Auswilderungsstation betreibt. Hätte ich das vorher gewusst, könnte der Kleine jetzt eventuell noch leben...

Vielen Dank für Euer Interesse und Eure Geduld.

Traurige Grüße

Heike
 
Hallo Heike,

woran der kleine Kerl letzten Endes gestorben ist, kann man nicht sagen. Das Futter war, wie Du selbst ja schon gemerkt hast, nicht das Optimum und damit für einen eh schon angeschlagenen Jungvogel nicht richtig. Leider wird immer wieder empfohlen, Katzen- oder Hundefutter zu geben.

Ich denke aber nicht, dass das die alleinige Ursache war. Vielleicht hat der Vogel vom Sturz her sich innere Verletzungen zugezogen. Oder eine Katze hat das Nest ausgeräumt - muss ja nicht alle Jungvögel gefressen haben. Auch, wenn die Kücken äußerlich unversehrt waren, genügt schon ein winziger Kratzer und die im Katzenspeichel enthaltenen Bakterien tun ihr übriges.
Wenn die Vögel anfangen zu pumpen, ist es meist schon zu spät. Ursachen können Bakterien in den Luftsäcken sein (von Katzenopfern) oder Luftröhrenwürmer.
Auch möglich sind andere Erkrankungen, die weiter nicht schlimm gewesen wären, durch die ganzen Strapazen und die Unterkühlung aber freie Angriffsfläche hatten.

Es kam wahrscheinlich einiges zusammen, was dann letzten Endes zum Tode geführt hat.

Mach Dir nicht allzuviele Vorwürfe. Manchmal steckt man nicht in der Sache drin. Selbst wenn Du alles richtig gemacht hättest, hätte das Kücken aus irgendeinem Grund sterben können. Auch den erfahrenen Vogelaufpäpplern sterben Kücken, die gesund erschienen und mit allem bestens versorgt werden. Jungvögel sind nun mal sehr heikel und nicht immer einfach. Natürlich möchte man jedes Mal, dass die Pfleglinge überleben, aber es klappt eben nicht immer. Das sind dann die traurigen Momente - schlimm, wenn es nicht so wäre. Aber wie gesagt, mach Dich nicht zu sehr verrückt. Du hast versucht zu helfen und sicherlich Dein bestes gegeben.

Liebe Grüße, Sabine
 
Hallo Sabine,

ganz herzlichen Dank für Deine Antwort!
Vermutlich ist es tatsächlich so, dass viele (unbekannte) Faktoren zusammen gekommen sind. Ich weiß auch nicht, mit was ihn der Tierarzt "vollgepumpt" hat.
Vielleicht hat dann auch noch zusätzlich die Wirkung eines Medikamentes nachgelassen, so dass es zu dieser unerwarteten und drastischen Entwicklung kam.

Zumindest ist es ein klitzekleiner Trost, dass es auch bei erfahrenen "Aufziehern" zu plötzlichen Todesfällen bei Jungvögeln kommt, bei denen zunächst alles bestens erschien und die optimal versorgt wurden.

Ich bin seit dem Tod des Kleinen fast ununterbrochen im Internet unterwegs und habe mich mit den Überlebenschancen von Jungvögeln beschäftigt.
Leider sieht es, je nach Entwicklungsstadium, nicht ganz so gut aus.
Bewundernswert. dass es "trotzdem" Leute gibt, die mit viel Liebe und Hingabe diese kleinen Lebewesen auf ihrem Weg ins Leben und leider nur allzu oft auch auf den Weg in den Tod begleiten.

Meine absolute Hochachtung. Ich weiß nicht, ob ich so einer Aufgabe gewachsen wäre, wenn mich schon der Tod meines allerersten Pfleglings so umhaut.

Liebe Grüße

Heike
 
Thema: Ursachenforschung für den Tod eines Nestlings...
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