Bachstelzenjunges mit Behinderung

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Morgan

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Seit vergangenen Montagmorgen, also nun 5 Tage, habe ich zwei Bachstelzen-Nestlinge bei mir. Die Altvögel hatten in einer Werkstatt in einer Kiste Abfallholz gebrütet und als diese geleert wurde, war die Katastrophe da: Zwei Küken bei der Aktion von Holz erschlagen, ein weiteres kurz nach der Ankunft bei mir verstorben.
Die beiden Überlebenden füttere ich mit Fliegen, Heimchen und ein paar eingeweichten Beo-Perlen.
Sie haben schön zugenommen und gerade ordentlich Federchen gekriegt und verlieren ihre "Urban-Priol-Frisur", beide fangen an zu flattern und eines sitzt auch schon auf dem Finger bzw. dem Rand eines Korbes.
Das andere Junge hat ein verkrümmtes Beinchen.
Ich war schon beim Tierarzt, der meinte, das Bein sei weder gebrochen noch ausgekugelt, er könne sich nicht erklären, warum das bein nicht benutzt wird und der Fuß mit den Krallen so seltsam nach innen zeigt.
Das Bein kann der Vogel etwas bewegen, ebenso die Krallen, allerdings völlig kraftlos.
Wenn man das Beinchen vom Hüftgelenk an vorsichtig massiert und durchbewegt, scheint es besser zu gehen und der Vogel macht dann auch ein, zwei unbeholfene Hüpfer, bevor er wieder in sich zusammensackt.
Was kann das denn sein und was soll ich mit dem Tierchen machen?
Nicht nur, dass es so unmöglich ausgewildert werden kann - es könnte ja nicht einmal im Käfig Insekten fangen! Außerdem glaube ich nicht, dass es lange gutgehen kann, wenn das Vögelchen ständig sitzen muss. Ich nehm es schon immer auf die Hand, damit es mal halbwegs in normale Position kommt...
 
Hallo Morgan,

rachitische Beinchen können u.U,. durch Calzium/ph/Vit. D3 Mangel kommen. Sie bekommen auch öfter sogenannte Grünholzfrakturen. Eventuell hat das Küken auch nicht in richtig physiologischer Haltung im Nest gesessen und so eine Deformiereung bekommen. Als letztes könnte noch durch den Holzunfall das Beinchen geschädigt, bzw. ein Rückennerv gequetscht worden sein, dieses wurde nicht erkannt.

Aber egal, was die Ursache ist, diesem Vögelchen hilft das nicht mehr viel. Du könntes noch hochdosiert Vit. B-Komplex geben, um die nervale Versorung anzuregen. Aber wenn sich das nicht bald bessert, sehe ich eher schwarz.
Tut mir leid, wenn ich hier als erste und dann gleich so negativ poste, aber ich lasse solche Vögelchen einschläfern. Eine gehandycapte Bachstelze in einer Voliere ist für mich kein Thema.
 
Liebe Monika,

vielen Dank für deine schnelle Antwort.

An Rachitis hatte ich auch gedacht, der TA meinte aber, das wäre es wohl eher nicht.
Wir gehen aber am MO nochmal zu einem anderen TA, der sich unseres Wissens nach etwas besser mit Wildvögeln auskennt und hoffen natürlich, dass es sich macht.
Jezt ist es schon so weit gegangen, da fällt die Entscheidung zum Einschläfern sehr schwer...
Allerdings haben wir nicht einmal den Platz für eine Volière, so dass dies ohnehin keine Option wäre, den Vogel da vor sich hinhumpeln zu lassen.

Ich dachte eher an die Möglichjeit, das beinchen irgendwie zu fixieren, mit einer Bandage vielleicht, damit das Vögelchen darauf stehen kann und nicht immer in sich zusammensackt.
Denn wie gesagt, nach dem Massieren ist es immer kurzfristig besser.
 
Monika, was würdest du denn als Vitamin-B-Präparat empfehlen? Und wie dosieren?
Ich habe hier auch was von Hypericum D30 gelesen, als "Arnika für die Nerven". Wenn ich dem Vögelchen da 5 Globuli gäbe, hätte er ja schon gegessen! Wie verabreicht ihr das bzw. was würdest du empfehlen?
Dies alles natürlich vorausgesetzt die Tierärztin schläfert das Kleine nicht gleich am Montag ein, würde ich ihm nämlich Medizin besorgen.
 
Vitamin B-Komplex von Nekton ist ganz gut. Zum Hypericum soll Astrid was schreiben, da bin ich fachlich nicht fit.

Tapen bei alten Verletzungen ist nicht sinnvoll. Es hat sich ja schon Callus gebildet und das Bein ist stabil. Falls ein Hüftschaden vorliegen sollte, ist der auch nicht mehr reparabel, weil das Tier nicht mehr im Nest hockt und sich bewegt. Also für mich sind da die Optionen schon ausgereizt. Bei Nestlingen hat man da noch mehr Möglichkeiten.
 
Hm, Christoph hat auch gestern gemeint, da wäre jetzt ein Knubbel zu tasten, also wohl die verheilte Bruchstelle.
Das Vögelchen ist ansonsten echt fit, wenn es seinem Geschwister auch buchstäblich "hinterherhinkt". Frisst gut, putzt sich, will flattern...
Wir sind ja morgen Abend bei der Tierärztin und die soll entscheiden. Wenn sie auch meint, dass es keinen Sinn hat, dann machen wir einen kurzen Abschied vom kleinen Wesen.
Hätte dann ja wenig Sinn, ihn noch länger zu päppeln. Aufgrund der speziellen Nahrungsaufnahme erwachsener bachstelzen würde er uns ja vor vollem Napf verhungern. Fangen ja die Insekten aus deren Flug heraus und picken sie nicht vom Boden...

Danke für die Antwort und ich halte euch / dich auf dem laufenden.
 
Aber sicher suchen sie Insekten auch am Boden.
Sind doch nicht mit den Mauerseglern verwandt.
Ivan
 
Was ich gelesen habe war, dass sie am Boden laufen und die aufgescheuchten Insekten hopsend oder im halbflug sich schnappen.
Wenn du jetzt sagst, dass sie am Boden laufende Insekten aufpicken, dann sieht die Sache natürlich anders aus.

Nun, Kerlchen ist ausgesprochen lebensfroh, frisst, kackert, versucht sein Geschwister beim Füttern wegzudrängen - was meinst DU sollte mit dem Vogel geschehen? Außer Monika hat sich ja noch niemand geäußert.
 
So, wir waren heute also mit beiden bei "unserer" TÄin. Die Ärztin war von der Gesundheit, Verhalten und Entwicklung mit beiden sehr zufrieden, wobei sie meinte, dass "Beinchen", der mit dem Beinproblem eben, offenbar später geschlüpft ist als sein Geschwister. Ein oder zwei Tage jünger.
"Beinchens" Bein war wohl doch gebrochen, das hat der andere TA nicht erkannt. Es ist deutlich ein Knubbel zu fühlen.
Aus der schlaffen ist inzwischen eine spastische Lähmung geworden, die es dem Vogel ermöglicht, sich kurzfristig auf dieses Bein aufzustützen, zB beim Putzen.
Inzwischen hüpft er selbständig aus dem improvisierten Nestchen heraus und hüpft flatternd wieder hinein, sitzt noch etwas wackelig auf dem Nestrand und übt fleißig das Flügelschlagen. Sein Geschwister hebt dabei schon ab und nutzt die neuerworbene Fähigkeit, sich auf die Kanarienschaukel zu setzen, die in dem Käfig steht, in dem die beiden samt Nestchen untergebracht sind.
Wir bekamen in der TA-Praxis auch eine Adresse von einem Wildpark bei Trier. Dort sollen wir anrufen und nachfragen, ob wir die beiden nicht dorthin bringen können. Sie wären dort vor Katzen sicher und wegen der Insekten, die sich immer in der Nähe von Ställen und Weiden tummeln, wäre ja auch für genug Nahrung gesorgt. Und in einem Wildpark sollte es auch niemanden in Panik geraten lassen, wenn ein Vogel einmal etwas weniger scheu ist als gewohnt.
"Beinchen" müsste dann auch nicht zwingend im Herbst wegziehen, da Bachstelzen durchaus in Gegenden, wo sie genug Wärme und Futter finden, auf den Zug nach Süden verzichten.
 
ich habe zwar hier im Winter noch nie Bachstelzen gesehen, aber es kann ja sein, das in anderen Gegenden im Winter noch Insekten zu finden sind und die Vögel nicht einmal zu Teilziehern werden.
Ivan
 
So, heute vormittag bringen wir die Süßen zu einer Frau ins benachbarte Saarland, die ich über den NABU gefunden habe und die sich mit dem Aufpäppeln und dem anschließenden Auswildern von Handaufzuchten auskennt. Die Kleinen können inzwischen sehr gut fliegen, verlieren ihre Zutraulichkeit und fangen an, nach Insekten zu picken. Da wir ihnen in unserem Wohnzimmer aber nicht einfach lebende Heimchen und Fliegen in den Käfig werfen und sie auch nicht dauernd fliegen lassen können, werden sie das, was ihnen noch fehlt, in der Außenvoliere dieser Frau besser lernen.
Auch das kleine "Beinchen" steht seinem Geschwister in der Entwicklung nun nicht mehr nach und ich bin sicher, die beiden haben nun die gleiche Chance wie alle anderen Bachstelzen.

Ich verabschiede mich nun von euch und danke allem, die mir gute Tipps gegeben haben, von Herzen.
 
Thema: Bachstelzenjunges mit Behinderung
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