Diskussion zum Thema "Fertig-Aufzuchtfutter"

Diskutiere Diskussion zum Thema "Fertig-Aufzuchtfutter" im Forum Pflege und Aufzucht im Bereich Wildvögel - Ich möchte da doch ein wenig widersprechen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass kaum ein Gelegenheitspäppler bereit ist - oder fähig-...
Ingo

Ingo

Herpetophiler Geierfreund
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Ich möchte da doch ein wenig widersprechen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass kaum ein Gelegenheitspäppler bereit ist - oder fähig- Wiesenplankton oder auch 4 oder mehr Insektenarten aus dem Zoohandel zu verfüttern. Das ist jemandem ohne Erfahrung auch kaum zuzumuten.
Meist läufts daher in der Praxis auf Heimchen, Mehlwürmer oder eine Kombination von beidem raus - selbst, wenn ich den Leuten recht energisch von Mehlwürmern abrate. Der Zoohandel rät dann dazu und es ist ja schön einfach.
Bei der üblichen wenig abwechslungsreichen Insektenfütterung durch Unerfahrene ist ein Insektenfresserfutter aus dem Handel meiner Meinung nach eine absolut sinnvolle Ergänzung. Die sind durchaus nicht alle "minderwertiger Dreck".Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht und empfehle daher auch Versele-Laga Insect Patee Premium.
Ich habe selber ein Insektenersatzfutter für Geckos entwickelt, das sich wahrscheinlich noch besser eignet- das ist aber noch nicht auf dem Markt.
Auch sehr gut ist Repashy Superfood "BUG BURGER", das ist aber schweineteuer und die Konsistenz ist nicht optimal (gelartig).
Das soeben gesagte ändert natürlich nichts daran, dass die beste Methode eine reine Insektenfütterung ist. Dabei sollten dann aber eben vier oder mehr Arten regelmäßig zum Einsatz kommen und der Anteil von Käferlarven unter 20% liegen.
 
Ich möchte da doch ein wenig widersprechen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass kaum ein Gelegenheitspäppler bereit ist - oder fähig- Wiesenplankton oder auch 4 oder mehr Insektenarten aus dem Zoohandel zu verfüttern.

Meine Erfahrung ist, das sich die Mehrheit der Wildvogelpäppler, auch die, die erstmals mit der Aufgabe konfrontiert sind, sehr darum bemüht und mehr als bereit ist -fähig allemal- die von mir empfohlene Fütterung mit einer Vielfalt unterschiedlicher Insektenarten umzusetzen. Du kannst es in diesem Forenbereich in jeder Aufzuchtsaison nachlesen.

Auch Versele Laga Insect Patee Premium ist ungeeignet zur Aufzucht von Vögeln. Es enthält 50% getrocknete Insekten, die restlichen 50% der Zusammensetzung sind nicht angegeben und werden aus jenem minderwertigen Dreck bestehen wie Bäckereierzeugnissen, pflanzlichen Nebenerzeugnissen, Ölen, Fetten, Zucker u.s.w., wie fast alle diese Produkte. Getrocknete Insekten selber sind bereits minderwertig, der Verlust der wertgebenden Inhaltsstoffe durch Trocknung beträgt bis zu 40%. Diese Futter sind aufgrund der genannten sogg. Nebenerzeugnisse nicht einmal akzeptabel als Zugabe bei der Wildvogelfütterung im Futterhaus im Garten.

Zieht man einen Jungvogel mit Fertigprodukten oben genannter und ähnlicher Zusammensetzung auf, produziert man nicht auswilderbare, minderwüchsige, an Organen und Knochen deformierte Krüppel wie diese:

Buchfink 2.jpg Buchfink 4.jpg Grünfink.jpg

In der Aufzucht von Wildvögeln sind diese Futter, auch anteilig, inakzeptabel.
 
Zuletzt bearbeitet:
jetzt ist es dumm, dass ich keine eigenen Fotos zeigen kann. Man kann nach meinen Erfahrungen definitiv gesunde Insektenfresserjungvögel mit der genannten Kost großziehen. Dafür stehe ich gerade - wobei ich keinen Fall wüsste, wo das Fertigfutter als Alleinfutter gedient hat.
Ich bezweifle ehrlich gesagt daher, dass das Fertigfutter bei den von Dir genannten Problemen automatisch die Hauptursache ist.
Auch zeigen Deine Beispielbilder einen Grünling...eine der wenigen Arten, die generell auch als Nestling weitgehend vegetabil zu ernähren sind und denen Insektenfresserkost nicht wirklich gut tut.
Wie gesagt: Inhaltlich gebe ich Dir recht: Abwechslungsreiche Insektennahrung ist das beste.
Was die Motivation und Fähigkeiten von Erstpäpplern angeht, haben wir beide aber offenbar sehr konträre Erfahrungen gemacht.
Am Ende soll sich jeder Leser eine Meinung bilden. Ich gebe hier ebenso wie du nur Erfahrungen weiter.


P.S.: Welche "wertgebenden Inhaltsstoffe", die nicht leicht supplementierbar sind, gehen denn zB bei der Trocknung verloren?
 
Foto 1 und Foto 2 ist ein Buchfink, Foto 3 ein Grünfink. Die Bilder sind beispielhaft für die Folgen von Fehl- und Mangelernährung.

Welche "wertgebenden Inhaltsstoffe", die nicht leicht supplementierbar sind, gehen denn zB bei der Trocknung verloren?

Eiweiße, Fette, Vitamine, Mineralstoffe - wie Du weißt. Heuschrecken, Grillen, Heimchen frisch verfüttert haben einen Einweißgehalt von 80 %. Genau die Vielfalt an reinem Insektenprotein ist ausschlaggebend für eine an Organen, Gelenken, Gefieder gesunde Entwicklung.

Es gibt leider auch den Vogelfinder, der den Findling nicht mit der erforderlichen Sorgfalt aufzieht, es sich so einfach wie möglich machen will, Anleitung nicht annimmt, kein Geld ausgeben kann oder will für hochwertige Insekten, gar nicht versteht, warum es nicht auch mit Brot geht, Enten am Teich werden doch auch mit Brot gefüttert etc.
Am meisten sorgen mich Vogelfinder, die sich nicht anmelden sondern als Gast im Pflege- und Aufzuchtbereich mitlesen, sehr selektiv lesen und das Lesen einstellen nach der Information, es geht auch mit Fertigfutter aus dem Laden. Da werden keine Details, nicht die Vogelart, keine Deiner oder meiner Erfahrungen abgewogen oder Prozentangaben in Erwägung gezogen - Fertigfutter geht, stand in einem Vogelforum, alles klar - und ein weiterer Vogel wird, sehr grausam und leidvoll, zugrunde gehen.

Dass Du abwägen und die Entwicklung z. B. des Gefieders eines Vogels beurteilen und gegebenenfalls gegensteuern oder supplementieren kannst, Ingo, weiß ich, aber bei Vogelfindern muss man davon ausgehen, dass keine Grundkenntnisse über Ernährung und Entwicklung eines Kükens vorliegen, deshalb ist schon die Erwähnung von Fertigfutter ein Risiko, das ich unbedingt meiden will.
 
Eiweiße, Fette, Vitamine, Mineralstoffe -.

Ausser einigen Vitaminen - die lmanleicht wieder supplementieren kann- geht da aber beim Trocknen nix von kaputt. Und schon gar nicht 40%
Aber am besten lassen wir das, denn das ist Detailgefledder, wo wor doch eigentlich am selben Strang ziehen.
 
Es gibt nicht einen Grund, warum ich gezielt und wider besseren Wissens minderwertig füttern soll, um nachher zu supplementieren. Das macht keinerlei Sinn.
 
Zum Thema Fertigfutter:

Es mag Fälle geben, wo eine (Zu-)Fütterung mit nicht optimalen Futter gut geht und die Tiere keine (sichtbaren) Schäden zurück behalten. Und vermutlich haben schwere Missbildungen oder Fehlbefiederungen meist noch einen weiteren Grund.

Da wir das bei den Findlingen hier aber nie beurteilen können (es sei denn, dem Vogel fehlt ganz offensichtlich etwas) und den Vögeln den besten Start in die zweite Chance / die Freiheit ermöglichen möchten, bitte ich um Tipps, die ausschließlich das Optimum des Futters darstellen. In diesem Fall also: reine Insekten.

Lieben Dank! :)

Sabine
 
Komisch, von denen die ich kenne, die Dompfaffe, Stieglitze usw. SELBST züchten und auch erfolgreich ausstellen, hat keiner von denen diese Proebleme. Auch hier wird zugefüttert und eben nicht nur lebende Insekten aus der Natur.

Im Übrigen füttern Sperlinge in Städten auch mal ein weggeworfenes Brötchen oder was sie sonst so finden, auch Rabenvögel oder einige Greifvögel als Opportunisten, passen ihren Speiseplan sehr dem an, was sie gerade finden. Dazu gehört auch mal der Besuch auf einer Müllkippe oder der Parkplatz von MC Donalds ;)
 
Tobias, ziehen die Züchter, von denen Du sprichst, die Küken von Hand auf?

Ich bitte hier zu unterscheiden, ob man einen Vogel wildbahntauglich machen muss oder ihn "nur" für die Ausstellung braucht. Bei letzteren kommt es zwar auf ein Top-Gefieder an, jedoch sind andere "Schäden" oder Beeinträchtigungen nicht so relevant.
Und wie es den Jungvögeln nachher geht, die von ihren Altvögeln mit "Abfall" großgezogen wurden, wissen wir nicht. Sollte es dazu verlässliche Studien geben, wäre ich sehr an ihnen interessiert.
(Bitte nicht damit kommen, dass wir eh nicht wissen, wie lange die handaufgezogenen draußen überleben. Das weiß ich. ;) )

Es mag sein, dass die Dir bekannten Züchter super Erfahrungen damit gemacht haben. Ich kann Dir nur von den Fällen berichten, in denen ich und mir bekannte Päppler - Astrid ist eine davon - Jungvögel übernommen haben, die eben mit solchen Fertigmischungen großgezogen wurden. Und ich kann Dir versichern, die Vögel waren in 98 % der Fälle NICHT in Ordnung.

Ich möchte bitten, dass dieser Beitrag hier an erster Linie kackvögelchen Hilfestellung geben soll. Und ich bat eben schon mal darum, dass wir hier bitte nur optimales Futter empfehlen. Es wäre lieb, wenn sich daran gehalten werden könnte.

Wenn Interesse an einer Diskussion von verschiedenen Fütterungsmethoden besteht, dann trenne ich die Beiträge gerne ab. Ich finde es nicht uninteressant und bin da gerne offen für Erfahrungsberichte der Züchter. Allerdings möchte ich noch mal darauf hinweisen, dass es etwas anderes ist, ob zur Ausstellung gezüchtet wird oder aber für die Freiheit.

Danke + LG, Sabine
 
Wenn Interesse an einer Diskussion von verschiedenen Fütterungsmethoden besteht, dann trenne ich die Beiträge gerne ab. Ich finde es nicht uninteressant und bin da gerne offen für Erfahrungsberichte der Züchter. Allerdings möchte ich noch mal darauf hinweisen, dass es etwas anderes ist, ob zur Ausstellung gezüchtet wird oder aber für die Freiheit.

Ja das kannst du gern tun :)

"Abfall" ... war ja die Bezeichnung für angebotenes Aufzuchtfutter, hier würde ich diese Bezeichnung nicht so verwenden.

Ich bitte hier zu unterscheiden, ob man einen Vogel wildbahntauglich machen muss oder ihn "nur" für die Ausstellung braucht. Bei letzteren kommt es zwar auf ein Top-Gefieder an, jedoch sind andere "Schäden" oder Beeinträchtigungen nicht so relevant.

Das kann man nicht trennen. Kein Tier bildet ein Top-Gefieder aus wenn es innere Unstimmigkeiten gäbe. Zumal die Kondition und die körperlichen Eigenschaften auf den Schauen nicht minder sein dürfen als das Gefieder.

Vielleicht sind es bei den Päpplern die fehlenden Mineralstoffe, die zu Missbildungen führen oder eben bei den Züchtern als Zusatz zum Fertikgfutter einiges wett machen.

Studien von Vögeln, die tatsächlich von weggeworfenen Lebensmitteln (Abfall ist ja nur ein menschl. Begriff) ihre Jungen großgezogen haben, kenn ich leider nicht. Einige Rabenvögel oder Sperlinge die sich auf Parkplätzen darauf spezialisiert haben, sollte es aber geben.

Ich denke der Unterschied zum falschen Päppeln liegt in der bewussten Zufütterung von Sachen, die grundlegend auch Menschen entweder dick machen oder zu Organ-Schäden führen können. Aber! Ein KÖNNEN ist kein MUSS.

Meine Kanarien-Jungvögel ziehe ich auch mit handelsüblichen Mischungen groß, dazu (wie schon zu früheren Zeiten gepriesen), eingeweichtes Brötchen und meine Sänger werden steinalt. Kranke Vögel, die wirklich mal "aufgemacht" wurden (vom TA) hatten keine veränderten Organe gehabt.

Ein Buchfink oder Rotkehlchen würde ich nicht als Nahrungs-Opportunist bezeichnen, hier auch nie etwas anderes als instektenreiches Futter füttern, bei anderen aber zumindest auf Zusammensetzungen schauen, die vom Nährwert her ähnlich sind und es damit nicht zu eng sehen (falls mal ein Hundefutter-Brocken im Schnabel einer Krähe landet).
 
So, ich habe die Beiträge um das Thema "Fertigfutter" mal abgetrennt.

Da gebe ich Dir Recht, Tobias, wenn "innerlich" etwas nicht stimmt, wird es "äußerlich" auch nicht unbedingt top sein.
Allerdings kenne ich auch Vögel, die äußerlich vollkommen normal wirkten, aber durchaus innere "Schäden" hatten. Das kann ich zumindest aus eigener Erfahrung bei den Tauben sagen. Nun mag das sein, dass das noch mal etwas anderes ist, weil Tauben sehr viel mehr wegstecken, als andere Vögel. (Die Haustauben zumindest, nicht die Wildtauben!)

Dennoch: Es macht wenig Sinn, Vögel mit etwas groß zu ziehen, was sie draußen kaum finden werden. Je natürlicher die Nahrung - und je abwechslungsreicher - umso eher sind sie später fit für die Freiheit. Hier passt der Spruch "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr." ganz gut. Sie tun sich zumindest in Freiheit ungleich schwerer mit der Ernährung.

Auch Körner-Fresser versuche ich mit so viel natürlichen Dingen aufzuziehen und zum Futtern anzubieten, damit sie das draußen auch kennen. Natürlich gibt es tolle Fertigmischungen, die man anbieten kann. Aber das findet sich draußen nicht.

Das mit den Zusätzen mag sein. Aber ich tue mich auch mit den Zusätzen schwer. Das muss schon genau richtig dosiert sein, weil sich einiges auch überdosieren lässt. Viel hilft nicht immer viel. Das kennst Du ja selbst.

Puh, also Vögel mit eingeweichtem Brötchen groß zu ziehen - dazu sag ich mal lieber nichts. Das halte ich für sehr gewagt. Vermutlich bekommen Deine Vögel an anderer Stelle das richtige, so dass ihnen die Brötchen nichts ausmachen.
Und noch mal die Frage: ziehst Du die Kanarien per Hand auf oder lässt Du sie durch die Altvögel aufziehen?

VG, Sabine
 
Thema: Diskussion zum Thema "Fertig-Aufzuchtfutter"
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