Aufzucht eines (vermutlich) Amselnestlings

Hallo Annette
Habe Dir grade einige Adressen in Deinem Postfach hinterlegt.

Ja, das mit den Futtertieren im Zoohandel ist eine furchtbare Sache, man sollte in jeden dieser Schuppen das Veterinäramt schicken.

Sieht gut aus, Dein Kerlchen! 10 Gramm in 3 Tagen ist propper. Die Wachsmotten sind ziemlich fetthaltig, also maßvoll verfüttern.

So, ich möchte doch noch einmal aktuelle Bilder einstellen.





Er fängt nun an, aus dem Nest zu hüpfen. Wird es Zeit für einen größeren Käfig? Kann ich da einen 1,40m langen Meerschweinchenkäfig ausstatten, bis er in einer guten Woche in eine Auffangstation umzieht?

Muss ich die Fütterung schon auf Würmer ausweiten? Er hat wie irre zugenommen. Ich füttere in etwas größeren Intervallen, dafür frisst er auf einen Schlag mehr.

Bin für weitere Tipps sehr dankbar, auch für die Einschätzung bzgl. seines Gefieders.

Noch ein Nachtrag: es wird defintiv Zeit für einen anderen Käfig, da er seit heute Mittag nichts anderes mehr macht, als rumzuhüpfen. Ich hätte nicht gedacht, dass das so von jetzt auf gleich losgeht. Obwohl ich den Käfig rundherum mit Papier beklebt habe, habe ich Angst, dass er sich in Anbetracht der Enge doch verletzen könnte, denn vorne habe ich ja kein Papier.

Ich hoffe, die Meerschweinchkäfig-Variante reicht für ein paar Tage, den bekomme ich nachher gebracht und richte ihn dann ein.
Was nehme ich für den Untergrund? Zeitungspapier? Oder auch eine Schale mit Vogelsand? Ich würde ein paar Äste mit Laub dran reintun, vielleicht vom Holunder aus unserem Garten. Futter bekommt er ja noch in den Schnabel oder fängt er auch lansgam an zu picken?

Darf er unter Aufsicht und Sicherheitsvorkehrungen im Zimmer hüpfen?

Und ein zweiter Nachtrag: er versucht, an die Käfigdecke zu fliegen.

Hallo Annette
Das kleine Vögelchen hat sich wunderbar gemacht und das Gefieder sieht perfekt aus. Gut hast Du das gemacht!

Jetzt hast Du einen Ästling, einen putzmunteren offenbar. Den Meerikäfig musst Du gut mit Pappe oder Packpapier absichern von innen, wenn er gegen die Decke flattert auch diese. Bevor er in 1 Woche zu M. zieht, sollte das ausreichen. Äste von einem Obstbaum, Holunder geht auch, er braucht einen ausreichend dicken Ast, auf dem er sitzen kann. Bodeneinstreu kann einfache Gartenerde sein, ein kleineres Stück kann auch eine Grassode sein, Gras kurz geschnitten, das ist der natürliche Untergrund, auf dem er später auch sein Futter suchen wird.

Du kannst jetzt Standfutter anbieten, also ein flaches Schälchen mit Haferflocken, in das Du lebende Mehlwürmer gibst. Die Mehlwürmer ernähren sich von den Haferflocken und bleiben deshalb im Schälchen, Du musst keine Angst haben, dass sie in der Wohnung krabbeln. Dazu ein paar gekochte Pinkies oder Buffalows (ich weiß grade nicht mehr, welche Du hast), die sind gekocht einige Stunden haltbar. Alle 3-4h gibst Du ein paar Heimchen dazu, die musst Du entfernen, wenn sie schwarz geworden sind. Ein paar Beeren und kleine Apfelstückchen dazu plus Trinkwasser. Das Standfutter dient zum Üben des selbständig Futterns, während Du weiterhin zufütterst. Die Fütterintervalle kannst Du ausweiten, um einen Anreiz zum Üben zu lassen.

Unter Aufsicht und im abgesicherten Raum darf das Amselchen stundenweise im Zimmer herumflattern und auch auf dem Balkon oder im Garten stehen, marder-/katzen-/krähensicher. Amseln sind recht schreckhaft, bei einen Aufenthalt im Freien musst Du anfangs beobachten, ob sich Dein Schützling so sehr aufregt, dass er im Käfig herumflattert oder panisch wird, also sehr ruhig und geschützt sowie oben abgedeckt mit Handtuch o.ä. stellen zur Eingewöhnung.

Hallo Astrid,
auf dich ist echt Verlass! Danke!

Ich haben den Käfig, der andere Maße hat als gedacht (1m x 1m) nun so hingestellt, dass die Plastikwanne die Rückseite bildet. Im unteren Bereich habe ich schon alles zu, weiter oben mache ich gleich.

Ich habe ihm jetzt unten einen Karton mit Gartenerde reingestellt und belaubte feine Zweige vom Kirschbaum. Dickere Kirschbaumzweige und eine dicke Himbeerrute habe ich als Äste angebracht, die er fleißig anflattert. Hoch geht gut, runter üben wir noch .

Das mit dem Futter werde ich dann heute auch noch in Angriff nehmen, muss ich erstmal einkaufen. Ich habe aber noch die Pinkies, Buffalos und ein paar Heimchen da. Ich hatte ein kleines Schälchen Sand reingestellt, kann das sein, dass er das Fresen will? Er pickt jedenfalls drin rum.

Meine Kinder waren in heller Aufregung und saßen mit etwas Abstand gerade eine Stunde vor dem Käfig.

Ach so, draußen war er schon und fand es offensichtlich gut. Da wir hier viele Katzen haben, habe ich ihn aber nie lange draußen gelassen, vielleicht zwei Stunden, in denen ich ihn sehen konnte.
Mit dem neuen Käfig geht das nicht gut, da müsste er dann in den kleineren.
Würde ihn das zu sehr durcheinanderbringen oder lasse ich ihn dann lieber drin?

Er pickt sich Pinkies und Apfel auf! Juchu! So einfach...als hätte er nie was anderes gemacht.

Hallo Annette

Annette15 schrieb:

Ich hatte ein kleines Schälchen Sand reingestellt, kann das sein, dass er das Fresen will? Er pickt jedenfalls drin rum.

Zum Vergrößern anklicken....

Hier siehst Du ganz wundervoll, wie Gene und Instinkte wirken und das alles, was ein Tier für sein arteigenes Leben braucht, in ihm angelegt ist. Amseln fressen vorwiegend bodenlebende Käfer, Würmer, Insekten und deren Larven, Spinnen, Ameisen, Schnecken, diese picken sie von und aus der Erde, aus Gras, suchen sie unter Laub, drehen Blätter mit dem Schnabel um oder scharren sie mit den Füßen weg, um darunter nach Beute zu suchen. Instinktiv sucht Dein Kleiner in der Sandschale Futter, sein Picken ist die amseltypische Form des Nahrungserwerbs. Mein Tipp, ein Haferflockenschälchen mit lebenden Mehlwürmern in den Käfig zu stellen, soll diese Art der Nahrungsaufnahme imitieren. Vielleicht kann man auch Sand mit Haferflocken und Mehlwürmern mischen - das habe ich noch nicht versucht.

Annette15 schrieb:

Meine Kinder waren in heller Aufregung und saßen mit etwas Abstand gerade eine Stunde vor dem Käfig.

Zum Vergrößern anklicken....

Die Kinder werden die Zeit mit der Amsel nie vergessen, Naturkunde aus nächster Nähe. Hier können sie sehen, wie Euer Amselchen bald in der Natur Nahrung sucht KLICK.

Da die Amsel schon so selbständig frißt, könntest Du jetzt auch Tauwürmer (Angelladen) und Zophobas anbieten. Die Tauwürmer kannst Du in Gartenerde anbieten, es ist auch wichtig für die Amsel, Erde mitzufressen. Wenn Du Zophobas gibst (immer nur einen Wurm in den Käfig geben), musst Du dabei bleiben. Ich hatte schon Amselküken, die sich anfangs vor den Zophobas gefürchtet haben und die haben die Zeit, die die Amsel gezögert und nur geschaut hat genutzt, um schnellstens aus dem Käfig abzuhauen.

Leider hat er das Selbständige Picken eingestellt bzw. pickt nur an Stellen, wo nichts liegt. Also nicht in der Schale. Hab zwar jetzt einige Buffalos verteilt, aber ich glaube, er lässt sich lieber noch füttern. Seufz.

Problematisch empfinde ich gerade, dass er, sobald ich das Gitter öffne, mir beinahe in den Ausschnitt fliegt und den Schnabel aufsperrt.
Hoch und heilig versichert, DAS hab ich ihm nicht beigebracht oder ohn dazu animiert. So drollig das auch ist, solche Verhaltensweisen wollten wir ja vermeiden.

Naja, mal sehen, was der heutige Tag so bringt. Vielleicht geht er ja doch mal an die Schale oder sucht.

Danke für den Link mit der Maus, das werde ich ihnen gleich zeigen!

Die Würmer hole ich morgen mal, hier in der Nähe gibt es ein Angelgeschäft.

Hallo Annette
Wenn er Dich anfliegt, hat er grooooßen Hunger. Einfach zurücksetzen, Hand um ihn geschlossen halten, bis er sich beruhigt hat. Dies ist eine Übergangsphase, die ist völlig normal und kommt in der natürlichen Aufzucht auch vor. Das selber Picken ist noch nicht von großem Erfolg gekrönt, bringt noch nicht so viel Nahrung ein, um satt zu werden. Anstrengend und ein bißchen frustrierend ist es auch, da wird "Mami" angebettelt, als wäre man noch ein kleiner Nestling, wenn der Magen knurrt. Alles normal, mach Dir keine Sorgen.

Füttere ihn ruhig, aber gibt bei jeder zweiten Mahlzeit nur 2/3 der üblichen Menge, damit er den Anreiz zur Selbständigkeit nicht verliert. Er soll es spielerisch und mit Freude am Erfolg lernen, nicht aus Hunger und Verzweiflung suchen müssen. Dieses Phase dauert nicht lange, Du hast ja selbst erlebt, wie rasant die Entwicklung eines Kükens verläuft. In ein paar Tagen wird er Dich damit überraschen, dass er Dich ansperrt und dann, wenn Du Dich mit einem Wurm durchs Geäst gefriemelt hast, den Schnabel einfach zuklappt.

Nun noch ein letztes Bild. Das Küken ist heute in ein neues Zuhause auf dem Land umgezogen und wird sicher bis zur Auswilderung einen schöne Zeit dort verbringen.
Vielen Dank nochmal an Astrid, die mir so toll weitergeholfen hat!
Ich hab mich sogar ans Einfrieren von Insekten etwas gewöhnt ...naja zumindest ein wenig!

Tschüss Vogelmädchen, wir vermissen dich, sind aber froh, diese tolle Erfahrung gemacht zu haben!

Liebe Annette,

Dich bei der Aufzucht zu begleiten war eine Freude. Du hast ein perfektes Amselchen herangezogen, jedes Federchen liegt am Platz, Du bist über Dich hinausgewachsen für das Tier um es artgerecht zu versorgen, es kann bald gesund in die Natur zurückgegeben werden - great job!