Krähenkind mit Mangelerscheinungen

Diskutiere Krähenkind mit Mangelerscheinungen im Forum Pflege und Aufzucht im Bereich Wildvögel - Hi ihr! Seit knapp einer Woche habe ich nun eine junge Rabenkrähe bei mir. Habe sie völlig hilflos gefunden, sie konnte weder laufen noch...
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Pirat

Guest
Hi ihr!

Seit knapp einer Woche habe ich nun eine junge Rabenkrähe bei mir. Habe sie völlig hilflos gefunden, sie konnte weder laufen noch fliegen, weder alleine essen noch trinken, und weist die typischen Mangelerscheinungen (vielleicht aufgrund der langanhaltenden Trockenheit hier?!) auf: sehr viel weisses, zerzaustes Gefieder, (teilweise noch Flaum) einen verkrüppelten Fuss (Faust, der hintere Zeh steht nach vorne, Kralle wächst nach oben) und einen Fuss, der zwar normal ausieht, den sie jedoch nicht benutzte.
Mittlerweile hat sie sich jedoch echt super entwickelt. Sie frisst wie ein Weltmeister - ich gebe ihr Insekten- und Beofeuchtfutter, Obst, kalkhaltiges Schildkrötenfutter, ein wenig Tartar und Ei - und nehme sie jeden Tag mit raus.
Während sie zu Anfang nur auf dem Bein mit dem verkrüppelten Füsschen lag, steht sie mitlerweile darauf und auch den anderen Fuss benutzt sie immer mehr. Auch putzen kann sie sich inzwischen, zwar noch nicht überall, aber es wird jeden Tag besser - sie kippt jedenfalls nichtmehr dauernd um, der Gleichgewichtssinn ist viel besser geworden. Das selbständige Fressen und Trinken wird auch von Tag zu Tag besser, werde ihr morgen ein wenig Lebendfutter besorgen!

Nun aber zu meinen eigentlichen Fragen!
Wie hoch ist denn eigentlich die Wahrscheinlichkeit, dass das Gefieder nach der nächsten Mauser besser wird? Habe gelesen, dass Krähen mit viel weissem Gefieder oft niemals richtig fliegen können?
Und was meint ihr zu dem behinderten Füsschen? Ich gehe mal davon aus, dass ein solches Tier nichtmehr ausgewildert werden kann, schon alleine aufgrund der immer weiter nach oben wachsenden Kralle, mit der sie ja leicht überall hängen bleiben kann. Aber was meint ihr?

Liebe Grüsse und schonmal vielen Dank!

Claudia
 
Zu dem Fuß, habe gute Erfahrungen gemacht mit Bewegungsbädern in warmem Wasser, vielleicht funktioniert das auch bei Krähen (bei denen bin ich leider nicht sehr versiert).
 
Hallo,

da es noch früh im Jahr ist, hat die Krähe gute Chancen, bei artgerechter Fütterung bis Ende Juli zu mausern. Für Krähen, die dann immer noch zerzaust aussehen, sieht es in diesem Jahr schlecht aus; sie mausern aber dann komplett im nächsten Jahr.

Die Kralle solltest Du von einem Vogelexperten anschauen lassen. Wenn es keinen in der Nähe gibt, kannst Du ein Foto hier 'reinstellen ?

Auf jeden Fall Greifübungen mit Stöckchen machen, warmes Wasser ist auch nicht schlecht, und dann berichte 'mal, mit welchen Krallen sie noch greift ? Die gelähmte Kralle sollte amputiert werden, sonst kann es wegen der fehlenden Abnutzung zum Rundwachsen kommen.

Meine "Krüppelfüße" sind alle ausgewildert, sofern sie stabil auf ihrem Stumpf stehen konnten. Sie haben einen Nachteil bei der Futtersuche, den sie aber mit Schnelligkeit ausgleichen.
 
Hi!

Kann leider kein Foto reinstellen, versuche das mit den Füsschen nochmal zu beschreiben!
Also, bei einem Fuss ist die Kralle, die eigentlich nach hinten gehört, nach vorne gebogen, die Kralle wächst nach oben (habe sie bereits ein kleines Stück vom TA kürzen gelassen). Das heisst dann also, das diese amputiert werden müsste, oder? Eine der nach vorne gerichteten Krallen scheint etwas verkümmert zu sein. Während Pirat,die Krähe, diesen Fuss anfangs nicht benutzt hatte, sondern mehr oder weniger immer auf dem Bein lag, steht sie jetzt meistens auf dem Fuss.
Zuerst schien es auch so, als ob der andere Fuss ebenfalls einen Schaden hat, Pirat hatte ihn überhaupt nicht belastet, konnte nicht wirklich was damit anfangen und auch die Zehen waren dünner. Mittlerweile benutz er aber auch diesen Fuss und kann sogar schon greifen!

Das heisst also, dass er evtl. doch noch eine Chance auf Auswilderung hat?! Denn dann wäre es wohl für ihn besser, ihn möglichst bald in eine Auswilderungsstation zu geben, wo er weniger Kontakt zu Menschen und HUnden hätte. Und auch die Haltungsbedingungen wären dort sicherlich besser, denn z.Z. lebt er mit mir in der Wohnung.


Was meint ihr?
 
Hallo Claudia,

Wohnungshaltung ist aus verschiedenen Gründen nicht ideal, wovon das Fangen von Lebendfutter, das die Krähe ja lernen muß, nur einer ist.

Die hintere Kralle ist natürlich tragend, man muß gut überlegen, wo nach einer Amputation der Belastungsschwerpunkt ist. Unbesehen ist das nicht zu entscheiden, aber eine so wachsende Kralle wird irgendwann zum Problem.

Bei den Auswilderungsstationen würde ich mich vergewissern, ob sie Krähen mit dieser Behinderung auch nehmen. In der Uniklinik und beim NabU in Berlin werden solche Fälle meist eingeschläfert.
 
Hi Vogelklappe!

Ja, ich habe schon gehört, dass ein behindertes Tier wohl nicht so gerne von Auswilderungsstationen genommen wird.
Was die hintere Kralle betrifft:da Pirat die nach vorne gebogene Kralle (im Moment) wie einen Daumen als Stütze benutzt, ist es natürlich zu überlegen, ob man diese tatsächlich amputiert. Ich hab keine Ahnung in wieweit er sich "umstellen" könnte.
Was die Wohnungshaltung betrifft:ich denke, im Moment ist die Situation für ihn akzeptabel, da er nicht in einem Käfig sitzt und ich ihn jeden Tag mit in den Hof nehme, wo sich auch ein kleines bepflanztes Stück befindet, wo er die Möglichkeit hat, Insekten zu finden, sich zu sonnen und zu baden. Sobald er sicherer sitzt, werde ich ihn auf die Wiesen bei uns am Fluss mitnehemen, wo es massenhaft Insekten gibt (ist nicht weit zu Fuss),
Es stellt sich dann eben nur die Frage, inwieweit er dann eben schon zu sehr mit Menschen vertraut ist, als das man ihn noch auswildern könnte, daher eigentlich auch meine Frage, ob er überhaupt eine Chance hätte.

Liebe Grüsse von Claudia
 
Hallo Claudia,

aus Wohnungshaltung heraus hat die Krähe keine guten Chancen. Die Menschenbezogenheit ist beim Jungvogel das geringere Problem (erst bei Eintritt der Geschlechtsreife, dann aber richtig); sie nabeln sich zum Herbst hin ab (wenn man sie läßt), aber:
- der Vogel lernt die Krähensprache nicht und wird womöglich später attackiert
- er lernt nicht, um Futter zu konkurrieren
- er sieht kein Fluchtverhalten, hört kein Anzeigen von Feinden, etc.
- in einer Wohnung fehlt die Höhe; wenn er nicht rechtzeitig hinaus kommt, fehlt der Drang nach oben
- nach draußen nur zeitlich begrenzt mitgenommen zu werden reicht nicht, um ausreichend Flugmuskulatur zu entwickeln

Bei mir können die Vögel hinaus, sobald sie selbst fressen und 8 m Länge + 2 m Höhe sicher fliegen. Ich gewöhne sie dann an einen Futterplatz (die Klappe), von der sich auch die Altvögel gerne bedienen. Wer zu wenig abbekommt, wird noch in der Voliere weiter gefüttert.

Wer dann immer noch Menschen anfliegt (oder so gebracht wurde), wird auf den Arm gesetzt und zum Futterplatz gebracht. Das Anfliegen von Schulter oder Kopf wird durch Wegziehen von vorneherein unterbunden; dies, weil bei Passanten die Arme meist herunterhängen. Reicht das immer noch nicht, wird systematisch verschreckt mittels anderer Kleidung oder Hüten, mit Leuten, die nicht füttern und draußen vorbeigehen - kein Jungvogel fliegt bei mir ab Ende Juli noch Menschen an, denn im September muß er fit sein. Ein Vogel, der über den Winter gehalten werden muß, sollte auf jeden Fall Gesellschaft haben.
 
Hi Vogelklappe!

Danke für deine Antwort!
Natürlich ist Wohnunghaltung nicht ideal und auch nicht tauglich, um einen Vogel, der wieder ausgewildert werden soll/kann darauf vorzubereiten! Das ist mir klar!
Die Frage ist aber eben, ob er überhaupt wieder in Freiheit entlassen werden kann, meine TÄ meinte nein. Weil sie nicht gerade auf Wildvögel spezialisiert ist, wollte ich, um sicherzugehen, hier einfach nochmal nachfragen!
Dass das mit dem Gefieder was werden könnte, glaube ich eigentlich schon - bleibt aber noch das Füsschen...

Naja, mal sehen!
 
Hallo Claudia,

Wohnungs- und Einzelhaltung sind auch dann nicht ideal, wenn der Vogel in Gefangenschaft bleiben müßte; außerdem bräuchte man dann eine Haltegenehmigung, die für Wohnungshaltung mangels artgerechter Unterbringung in der Regel nicht erteilt wird.

Wie ich oben schon schrieb, gehen bei mir die Krüppelfüßler (mit einem gesunden Fuß) 'raus und packen es auch - diese Vögel sind ja nicht dumm.

Und als Tierarzt (bin selbst Dr. med. vet.) lernt man im Studium nur: das Haushuhn. Alles andere muß man sich selbst aneignen oder eine Fachtierarztausbildung anhängen.
 
Thema: Krähenkind mit Mangelerscheinungen

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