Wieso nur musste er sterben?

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mogline

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Alles fing am Sonntag Abend an. Es dämmerte schon, da kam mein Mann angelaufen und sagte mir: Da sitzt ein Vogel, ein ganz kleiner! Ich schnell hin und siehe da, eine junge Amsel, mitten auf der Straße. Sie war noch fast kahl am Kopf. Auch der Rücken war total nackig. Da auch die Augen geschlossen waren habe ich angenommen (weiß bis heute nicht ob es richtig war) dass das Tier noch kein Ästling war. Nun war es auch schon fast dunkel und zu spät um nach dem Nest zu sehen. Also habe ich die Kleine mit zu mir genommen und ihr ein Nest in der Gartenlaube eingerichtet. Schnell noch ein paar Fliegen gefangen und gefüttert. Sie sperrte nicht so richtig und da der Kropf leer war und das Tier auch sonst reichlich geschwächt aussah, hab ich „zwangsernährt“. Habe mir dann im Internet soviel Info zusammengesucht wie ich finden konnte. Fressen, Unterkunft, sowie die Bekämpfung der doch massiven Federlinge. Zum Glück hatte ich noch Exner Petguard da, so dass ich anfangen konnte, den Federlingen am nächsten Morgen den Krieg zu erklären. Anschließend bin ich gleich los und habe Heimchen, Beoperlen, Würmer (bei der Hitze hat sich beim Gartenumgraben keiner blicken lassen) und Vitamintropfen besorgt. Als ich vom Einkauf wiederkam war der kleine Fratz aber leider schon gestorben. Dabei war ich höchstens eine Stunde weg.
Keine Stunde später kam der Bericht meiner Nachbarin, dass auch sie eine junge Amsel gerade noch vor den Klauen ihrer Katze hat retten können. Die Kleine saß mitten im Vorgarten und sperrte hungrig ihren Schnabel auf, keine 2 Meter vor ihr saß Mieze absprungbereit. So, nun hatte ich wohl ein Geschwisterchen der verstorbenen Amsel bei mir. Wir suchten in der Umgebung erfolglos nach dem Nest. Es war einfach keines zu finden. Da diese Amsel nun aber ein wenig mehr Federn hatte (aber das eigentlich auch nur am Kopf) habe ich sie erst mal bei mir in den Garten gesetzt und das Ganze beobachtet. Das waren keine 15 Meter vom Fundort entfernt. Leider ließ sich geschlagene 2,5 Std. kein Elternteil, trotz des Rufens des Kleinen blicken. Hab ihn dann rein in die Laube gebracht und ihm ein Nestchen hergerichtet. Da ich nun alles eingekauft hatte, bekam Theo (so hat meine Tochter ihn getauft) auch gleich eine Mahlzeit, bestehend aus frisch gefrorenen und wieder aufgetauten Heimchen, Beoperlen und zerhacktem Wurm. Zusätzlich noch, wenn es klappte ein paar frisch erlegte Fliegen. Gefüttert habe ich ihn fast stündlich. Er hatte auch immer Hunger. Wasser habe ich ihm auch gegeben. Das ganze lief 3 Tage lang super. Zwischenzeitlich hatte er auch keine Federlinge mehr und sah auch nicht mehr so mitgenommen aus. Nur, dass er seine Augen nicht aufmachte wunderte mich dann doch. Da ich auf Wildvogelhilfe.org einige Bilder von jungen Amseln gesehen habe, die ungefähr gleich befiedert waren und richtig groß ihre Augen auf hatten, machte ich mir Sorgen. Habe dann leicht drübergefühlt und festgestellt, dass diese einfach „nur“ total verkrustet waren. Sogleich besorgte ich mir in der Apotheke isotonische Kochsalzlösung und rieb damit nach jeder Fütterung seine Augen leicht ab. Das habe ich so ca. 4 mal gemacht und die Augen leuchteten mich an. Hatte aber auch den Effekt, dass das Tierchen zum erstenmal sah, wer ihn da füttert und ein wenig nervös wurde. Nicht das ich jetzt grottenhässlich bin, aber wie eine Amselmama sah ich doch nun wirklich nicht aus. Gefressen hat er aber trotzdem noch. Dann kam die 15 Uhr Mahlzeit, nach der er auch lautstark verlangte. Ich meine mich zu erinnern, dass ich für diese Mahlzeit eine neue Packung Heimchen aufgemacht habe, kann es aber nicht hundertprozentig sagen. Auf jeden Fall fraß er wie immer, doch nach ca. 1,5 Std. ging ich zu ihm um die Nächste Portion zu füttern und da saß der Kleine Fratz und schaute nicht sehr munter aus der Wäsche. Auch rief er nicht wie gewohnt als er mich und meine Tochter kommen hörte. Ein Blick in sein Lager: Durchfall, grau und wässrig. Daneben ein Heimchen, dass unverdaut rauskam und so aussah als wäre es eben erst gestorben. Theo war auch nicht im geringsten hungrig und ich beließ es erst mal bei ein wenig Wasser. Nun besserte sich sein Zustand aber einfach nicht und ich wusste auch nicht ob ich ihm nicht einfach zwangsweise Nahrung zuführen müsste. Bei Hunden kenne ich mich da aus. Denen gibt man erst mal gar nichts mehr. Aber ein Vogel???? Da sein Zustand sich nun aber auch rapide verschlechterte (das ging ruckzuck), bin ich hin und habe ihm auf Teufel komm raus frische Würmer im Garten gesucht. Dazu ein paar Fliegen und wieder zurück in die Laube. Wo er vor 5 Minuten noch mit halboffenen Augen auf dem Ästchen saß, lag er nun in der Ecke des Käfigs mit ausgebreiteten Flügeln und war mausetot. Meine 3 jährige Tochter war total geschockt und konnte das gar nicht begreifen. Da war sie aber nicht die einzige. Ich auch nicht. Nun sitze ich hier und überlege hin und her wieso und weshalb der kleine Theo es nicht geschafft hat. War es die neue Packung Heimchen? Irgend ein unbekömmlicher Wurm? Stress, da er seit dem Morgen die Augen geöffnet hatte? Ich kann es einfach nicht begreifen......Morgen werden meine Tochter und ich ihn begraben. Bei uns hinten im Garten, welcher doch eigentlich sein richtiges Zuhause werden sollte.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ach, ihr Armen. Das ist wirklich schrecklich für euch, so böse Erfahrungen machen zu müssen.

Allerdings fällt mir beim Lesen des Berichtes zweierlei auf: die Federlinge, die ich persönlich eher für Milben halten würde. Sie befinden sich im allgemeinen auf sehr geschwächten Tieren.

Die Tatsache, dass die Vögel noch nicht wirklich im Ästlingsstadium waren.

Es kann sein, dass sie das Nest vorzeitig verließen, um diesen Plagegeistern zu entkommen. Es kann aber auch sein, dass die Katze sie rausgeholt hat und mit ihrem spiel aber noch nicht fertig war.

Leider ist es bei jungen Amseln so, dass sie nach einer mangelhaften Versorgung häufig nicht mehr zu retten sind.

Viele Vögel kann man, obwohl halb verhungert und total ausgekühlt noch retten, aber bei Amseln und auch bei Staren geht das häufig nicht. Sie erholen sich erst mal, werden dann aber zunehmend müder und apathischer und bauen regelrecht ab.

Ich finde es schön, was ihr alles versucht habt und hoffe, dass euer nächstes Findelkind einer Gattung angehört, die eure Bemühungen mit einem fröhlichen Vogelleben dankt.
 
das kenne ich

ich habe auch schon oft junge amseln oder andere vögel gefunden.
leider ist das so, dass junge vögel, die man findet, krank sind.
wenn sie nämlich krank sind, dann wirft sie die mutter persönlich aus dem nest (kling grausam, ich weiß) das tut sie wegen den anderen jungtieren. nur ganz selten (im verhältnis selten) fällt ein jungtier wirklich aus dem nest.

deswegen haben die meisten auch kein glück, wenn sie versuchen einen jungen vogel großzuziehen, denn wie gesagt, die meisten sind krank und wurden deswegen aus dem nest "gestoßen". Mir ging das auch oft so. Aber man sollte es wenigstens versuchen, wenn man einen findet.
das finde ich ganz toll von dir. ich hoffe, ich konnte dir helfen.

viel glück und liebe grüße
nadine
 
Keine Vorwürfe machen...

Hallo.

Ihr braucht Euch da keine Vorwürfe machen. Ich hatte vor einigen Wochen einen Jungen Spatzen gefunden. Er saß in einem Park in einer Erdkule. Er konnte nicht fliegen und noch nichtmal hüpfen, war aber schon voll gefiedert. Das es schon spät war und zu regnen anfing, nahm ich ihn mit, weil ich nicht glaubte, dass er die Nacht überleben würde.
Zuhause habe ich ihn so gut es ging gefüttert. Mal war er sehr aktiv, mal war er regelrecht abgeschlagen. Am vierten Tag konnte er bereits selber mit dem Schnabel nach essen Schnappen (statt gefüttert zu werden). Ich ging davon aus, das er durchkommen würde.
Er hat noch bis spät in die Nacht auf meinem Bauch gelegen, wo es ihm offensichtlich gefiel, weil es da warm war.
So gegen 1 Uhr nachts legte ich ihn in seine offene Holzkiste.
So gegen 7 Uhr des nächsten morgens war er tot. Er lag noch genau so, wie ich ihn abends hingelegt hatte.
Ich war selbstverständlich geschockt. Vor allem, weil ich jeden morgen damit gerechnet hatte, dass er vielleicht tot sein könnte, nur an diesem morgen hatte ich irgendwie erwartert, dass es ihm gut geht.
Ich habe auch viel gegrübelt, ob ich was falsch gemacht habe.

Dann habe ich aber einen Züchter kennengelernt, der Spatzen züchtet (gibt es tatsächlich, ist aber in den Niederlanden und Belgien viel üblicher als hier).
Der erklärte mir, dass ich nichts hätte machen können.
Ein Spatz zeugt im Laufe eines Lebens so um die 100 Nachkommen. Wird ein Tier sehr alt und kann es sich leisten oft pro Jahr zu brühten, sind theoretisch so an die 300 Nachkommen durchaus möglich.
Daran sieht man schon, dass diese Tierart von großen Verlusten ausgeht.
Spatzen sind für viele Raubvögel Futtertiere, und leider für viele Hauskatzen Spielzeuge.
Bei schlechtem (zu feuchtem regnerischem Wetter) kriegen die Jungtiere sog. Kokzidien. Das sind - so hat es mir zumindest der Züchter erklärt - Darmbakterien, die sich bei geschwächten Tieren unverhältnismäßig vermehren. Dies führt zu schweren Entzündungen. Betroffenen Jungtiere sind in der Entwicklung oft hinterher (daher konnte mein voll gefiederter Spatz weder fliegen, laufen oder auf einem Ast sitzen). Sie bäumen sich oftmals nochmal auf und scheinen zu überleben, gehen dann aber plötzlich ein.
Genau so war es bei meinem.

Also, keine Vorwürfe machen.
Es kommt zwar vor, dass gesunde Jungtiere aus dem Nest fallen, aber oft sind es auch kranke Tiere.
Uns Menschen geht das zwar immer sehr nah, aber vielleicht vermenschlichen wir diese "niedlichen" Tier zu sehr. Vogeleltern sind da viel brutaler. Obwohl Spatzen hinsichtlich Intelligenz und Sozialverhalten mit Rabenvögeln verglichen werden können (Spatzen können beispielsweise automatische Türen von Geschäften bewusst öffnen, und öffnen in England auch Milchflaschen, so wie es Meisen tun), töten sie ihre Jungtiere, wenn sie der Ansicht sind, dass diese Tiere eh nicht durchkommen werden. Klingt jetzt brutal, ist aber wahrscheinlich "humaner", als sie verhungern zu lassen.
Ich weiss z.B. noch nichteinmal, ob der Spatz bei mir einen angenehmeren Tod gehabt hat. Er ist zwar im Warmen gestorben, war satt und sauber, aber dafür hat er sich noch 5 Tage lang mit seinen Bauchschmerzen (ich vermute mal dass er die hatte, denn der Bauch war stark gerötet) quälen müssen.

Ich glaube, ich würde immer wieder so handeln (vor allem weiss man ja nie, ob der Vogel krank ist, oder nicht), aber Alles in allem gehört es zur Natur dieser Art, dass es Hohe Verluste gibt. Es ist nicht einfach sich das klar zu machen, aber man hat glaube ich keine andere Wahl. Außerdem bewahrt es einen davor, dass einen ein ähnliches Erlebnis wieder so hart trifft.
 
Thema: Wieso nur musste er sterben?

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