Liebe Kim, lieber Rüdiger,
Rüdiger hat es schon angesprochen, die Verpaarung von Platycercus ist nicht unbedingt sehr leicht, da die Tiere meist wenig tolerant sind und unterschiedliche Charaktere mitunter eine absolute Unverträglichkeit nach sich ziehen.
Deshalb sollte man einen Plattschweif auch keinesfalls im Laden, sondern ausschließlich beim Züchter erwerben, wo die Chance, den Vogel umzutauschen, viel größer ist oder man ggf. ein bereits gefundenes Paar bekommen kann (Jungvögel sind nicht unbedingt vorzuziehen, ein älteres, gut verpaartes Pärchen ist viel besser, zumal die Tiere ein recht beachtliches Alter erreichen können, da kommt es auf 1 - 2 Jahre wirklich nicht an).
Ich denke, wenn die Dominanz des vermutlichen Hahnes auch nach gut 4 Wochen ungebrochen ist, würde ich das Paar trennen und entweder einen Vogel umtauschen oder zwei neue Partner suchen. Das Beschneiden der Schwungfedern dürfte wenig Sinn machen, wenn die beiden keinen dauerhaften Freiflug machen, im Käfig würde der Hahn (?) die Henne (?) vermutlich richtig terrorisieren, da nützt die Flugfähigkeit der Henne wenig, zumal sie ohnehin die Gehetzte im schlimmsten Falle bliebe.
Ich kenne es auch aus einem konkreten Fall, daß eine solch unterdrückte Henne z. T. so still resigniert, daß sie sich zwar damit arrangiert, sich treiben zu lassen, aber trotzdem ein sehr einsames Leben führt. Im konkreten Fall lebte das Paar ca. 12 Jahre zusammen, wobei die Besitzer beobachteten, daß der Hahn die Henne regelmäßig von Futter und Sitzplatz trieb, sie ihrerseits ihm dafür die Paarung verweigerte. Wie sehr die Henne aber tatsächlich litt, wurde innerhalb einiger Jahre klar, als sie immer mehr Verhaltensauffälligkeiten zeigte (monotones Tippen mit dem Schnabel am Gitter, stellenweise Aggressivität, obwohl ansonsten Scheu gegenüber den Besitzern, besonders gegenüber dem jüngsten Kind usw.) und daß sie überhaupt nicht trauerte, ganz im Gegenteil, als der Hahn nach 12 Jahren an Herzversagen nach einem Schock starb.
Die Henne anschließend neu zu verpaaren, war eine nicht allzuleichte Aufgabe, da sie eine regelrechte Phobie vor Hähnen und gleich großen Vögeln, manchmal sogar schon vor bedeutend kleineren, entwickelt hatte. Mittlerweile sind wir aber (ich und die neue Besitzerin, der ich das Tier vermittelt habe) guter Hoffnung.
Ich meine, hier hat sich in all den Jahren kein handfester Streit entwickelt (wie auch, wenn die Henne so devot war), aber eine Belastung war es für das Tier trotzdem und der Hahn war auch nicht sonderlich glücklich mit der Situation.
Deshalb denke ich, wenn sich nach 4 Wochen, trotz normaler Lebensumstände (geräumige
Voliere oder großzügiger, am besten Dauerfreiflug) die Situation nicht deutlich verändert hat, also ich würde nicht nur eine scheinbare Toleranz erwarten, sondern eben auch deutliche Zeichen der Freundschaft, wie Ankuscheln (oder Nähe suchen) zum Schlafen, friedliches Futterteilen etc., würde ich den Austausch eines Partners in Erwägung ziehen.
Je länger man auf die Änderung der Beziehung wartet, desto schwieriger wird es auch werden, den unzufriedenen dominanten Hahn zu verpaaren, denn er wird sicherlich immer drängender und rücksichtsloser. So wird ein Verpaarungsversuch, selbst, wenn die Tiere sonst ganz gut zusammenpassen würden, vielleicht das nächste Mal schon allein deswegen schiefgehen, weil der Hahn sich nicht mehr mit Balz und Werbung aufhalten will, sondern einfach die Henne zur Paarung drängen will. Das muß zweifelsfrei eine abwehrende Haltung hervorrufen und schon ist ein handfester Streit vorprogrammiert.
Deswegen sollte man schon einen Termin in der näheren Zukunft wählen, an dem man seine Entscheidung trifft, denn jahrelang oder viele Monate zu warten, halte ich bei diesen Tieren nicht für sinnvoll. Rosellas sind eigentlich auch keine Papageien, wo sich der Verpaarungserfolg grundsätzlich erst nach vielen Monaten einstellt. M. E. kann man schon in den ersten 4 - 8 Wochen definitiv sehen, wenn sich hier ernste Absichten abzeichnen. Sieht man in 4 Wochen, daß die Charaktere sich nicht ein bißchen anpassen, kann man eigentlich davon ausgehen, daß sich die Sache zumindest nicht um 180 Grad wenden wird, also die Beziehung nicht ganz harmonisch verlaufen wird.
Gruß, Silke.
PS: Daß die Vögel, wenn sie getrennt werden, trotzdem zueinander streben, ist völlig normal. Für einen Papageien ist nichts schlimmer, als ohne Bezugsperson zu sein, egal wie ungünstig man es einige Minuten später empfinden würde. Das kann man bildlich etwa gleichsetzen mit einer Frau, die sich einbildet, keinen anderen Mann mehr zu bekommen und deswegen ihren Mann, der sie schlägt, wenn er getrunken hat, trotzdem immer wieder reinläßt. Sie möchte nicht alleine sein, haßt ihn aber schon, wenn er sich gerade als Wüterich aufführt. So nach dem Motto, wenn er nüchtern ist, kann er doch so gut sein.
So ist das irgendwie auch mit den Rosellas, wenn er nicht gerade so dominant und nervig ist, könnte er doch ein prima Gefährte sein. Und für den Hahn ist es eh' nicht einzusehen, warum die Henne so abweisend ist. Er ist doch gar nicht in der Lage zu begreifen, daß er sie damit verschreckt. Er möchte natürlich immer das dickste Stück vom Kuchen haben und die Henne obendrein, daß ihr das so nicht gefällt, ist ihm völlig unverständlich, deswegen wird er auch immer so arglos wieder anstolziert kommen, um bei der Henne auf Balzpirsch zu gehen...
Eine etwas dominantere Henne würde ihn in seine Schranken verweisen, also zurückdrohen, wenn er sie irgendwo vertreiben will. Ist nach einigen Tagen dann die Front geklärt, wird auch der Hahn rücksichtsvoller. Bleiben jedoch beide hartnäckig, und daß einige Wochen lang, muß man wieder noch probieren. Aber meistens ist der zweite Versuch doch erfolgreicher.
Oder man hat die Möglichkeit, den Hahn (oder die Henne) zu einem Züchter in die Jungvogelvoliere zu geben, wo man nach kurzer Zeit vielleicht einen guten Paarungsvogel aussuchen kann, also einen, mit dem er offensichtlich am besten zurechtkommt (und umgedreht). Da Plattschweifzüchter das Problem eigentlich kennen sollten, dürfte es nicht sooo ein großes Problem sein, das zu vereinbaren, vorausgesetzt, der Züchter schätzt den Vogel selbst als gesund ein. Natürlich hat jeder Züchter Bedenken, ein fremdes Tier in seine
Voliere zu nehmen, aber man kann sich vielleicht auf annehmbare Modalitäten einigen (Kotuntersuchung und Tierarztcheck vorab z. B.).