"Massentötung von Rabenvögeln" (unkommentierter Info-Thread)

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Quelle: http://www.vogelschutz-komitee.de/

aus: TIERSCHUTZKALENDER 2000


http://www.abschaffung-der-jagd.de/images/ph50900096270e78ddf.gif

von Dr. Eberhard Schneider, Göttingen
Zoochorie - eine ökosystemare Funktion zu Unrecht Verfolgter
http://www.abschaffung-der-jagd.de/images/kraehecd_200.jpg


Die überwiegend stationären Pflanzen haben in ihrer Entwicklungsgeschichte vielfältige Möglichkeiten zur Ausbreitung ihrer Samen, damit zur Verbreitung ihrer Spezies und Besiedlung neuer Areale, gefunden und dementsprechende Ausformungen der Früchte und Samen hervorgebracht. Einer der effektivsten Wege dabei ist offenbar mit den Anpassungen (=Adaptationen) zur Teilnahme an der Zoo-Chorie, der Verbreitung von Pflanzensamen durch Tiere, beschritten worden. Dergestalt, dass im Zuge der Co-Evolution Pflanze und Tier, gemeinsam und zu beiderseitigem Erfolg, ihre zum Teil hoch spezifischen Ausformungen oder Reaktionen hervorgebracht haben. Eine reiche Literatur, schon aus dem Beginn dieses Jahrhunderts, insbesondere aber aus den letzten vier Jahrzehnten bietet zahlreiche Beispiele (s. z.B. RENNER 1987). Deutlich wird dabei die hervorragende Stellung, die in diesen Beziehungsgefügen der Ornitho-Chorie, der Verbreitung von Pflanzensamen durch Vögel, zukommt. Was sicher nicht nur in der Vielfalt der Avifauna mit den vielfältigen Möglichkeiten der Anpassung an Vorgaben der fruktifizierenden Pflanzen, mit denen dieselbe den Vogel geradezu suchen, begründet ist. Hinzu kommt die hohe Effizienz, mit der hier die Vögel im Vergleich zu anderen zoochoren Tieren zu Werke gehen. Sie erreichen fliegend auch die Samen an den äußersten Zweigspitzen, sie benötigen keine aufwendigen Kletterpartien, sie haben einen weitaus größeren Aktionsradius als die Mehrzahl der nicht fliegenden Zoochoren und können leicht auch in von der Pflanze zuvor noch gar nicht besiedelte Areale vordringen. Bergauf wie bergab, unabhängig von Luftströmungen u.a., was den verschiedenen Formen der von Pflanzen benutzten diversen Verbreitungsmethoden zum Teil enge Grenzen weist.

Rabenvögel sind insgesamt, auch mit Blick auf den Nahrungserwerb, generalistisch und es hat keine bestimmte Spezialisierung allein auf Pflanzensämereien oder gar eine oder wenige Pflan-zenarten stattgefunden. Am weitesten spezialisiert hat sich da vielleicht der Tannenhäher Nucifraga caryocatactes in seiner Beziehung zur Arve (=Zirbe) Pinus cembra. ?Dem Tannenhäher kommt ... die bedeutendste Rolle bei der Arvensamenverbreitung innerhalb des Arvenwaldes zu? (MATTES 1990, cit. S. 52). Zumindest für die Zirbenwälder des Engadins ermittelte MATTES bis zu 80% der Verjüngung dieses Baumes als häherbedingt. Und auch nach außerhalb des Arvenwaldes, etwa in die Kampfwaldzone oder anderes offenes Gelände, tragen Tannenhäher die Arvennüsschen ohne sie später alle zu verzehren. Auch die auf ?Hähersaat? zurückzuführende natürliche Verjüngung der Eiche (und Buche) ist in einigermaßen aufgeschlossenen forstlichen Kreisen geläufig. - Aber, dann endet die Geschichte in der allgemeinen Kenntnis schon weitestgehend.

Dabei werden die Diasporen (=Ausbreitungseinheiten) zahlreicher Pflanzenarten von den Vögeln befressen und mehr oder weniger zufällig verschleppt. TURCEK (1961) ermittelte für 186 europäische Arten holziger Pflanzen das Aufscheinen von 156 Vogelarten. In seiner Kategorie I von n = 82 Vogelarten, die sich vorwiegend aus fleischverzehrenden Vögeln rekrutiert, fand er 1 ? 6 Diasporen-Typen - infolge zufälliger Aufnahme (etwa mit dem Beutetierverzehr). In Kategorie II mit n = 40 Spezies der insektivoren oder sonstwie animalisch sich ernährenden Vögel ermittelte er zwischen 7 und 27 Diasporentypen. In der Katagorie III gelistete 34 Vogelarten, die überwiegend und saisonbedingt sich den Diasporen der Holzgewächse zuwenden, werden schließlich die Dia-sporen von 28 ? 112 Arten holziger Pflanzen verzeichnet. Wobei die Mehrzahl der Vogelarten bei mehreren Pflanzenarten als Diasporen-Zehrer und ?Verfrachter auftauchen (bis 27 Spezies für eine Wirtspflanze bzw. bis 112 Pflanzenarten für eine Vogelspezies). Die Möglichkeiten des Verschleppens der Diasporen reichen von bloßem Anhaftem derselben am Vogel bis zur Passage des Verdau-ungskanals. Es sind auch keineswegs allein die Wirtspflanzen mit schweren Diasporen in die Orni-tho-Chorie eingebunden. Selbst solche, die auch der Anemo-Chorie (Verbreitung der Pflanzensamen durch den Wind) u.a. Ausbreitungsmöglichkeiten zugänglich sind, finden sich hier wieder (z.B. Birke).

Gerade mit Blick auf die schweren Früchte und Samen muß man die körperlich leistungsfähigen Rabenvögel besonders würdigen. Kleinvögel verfrachten kaum Eicheln, Bucheckern, Kastanien, und deren Reichweite ist geringer als die der Corviden. Denn hier sind die Zahlen eindrucksvoll: Tannenhäher tragen Arvennüsschen bis 15 km weit, überwinden bis 700 m Höhendifferenz bis über die Baumgrenze; Eichelhäher verfrachten Eicheln bis 4 Kilometer weit und Kolkraben sogar 10 bis 30 km vom Mutterbaum weg. Nach den aus Literaturangaben zusammen-gestellten und hier mitgeteilten Befunden allein über die Diasporen der holzigen Pflanzen sind dem Kolkraben 7 Diasporentypen zugeordnet, der Blauelster 11, der Alpendohle 13, dem Unglückshäher 16, der Alpenkrähe 17, der Aaskrähe 22, der Nebelkrähe 39. Wobei deutlich wird, dass in unterschiedlichem Verbreitungsareal der Vogelart die Diasporen unterschiedlicher Pflanzenarten aufscheinen. Der Saatkrähe sind 44 holzige Pflanzen zugeordnet, ebenso dem Tannenhäher. Die Elster bringt es auf 63 Diasporentypen und der Eichelhäher schließlich greift auf die Diasporen von 93 Strauch- und Baumarten zurück, um sie zu verzehren und mehr oder weniger zahlreich zu ver-schleppen, zu verstecken und keineswegs allesamt später zu verzehren. Das gilt vorrangig für die Anlage der Nahrungsdepots aller Häher. Alle Zahlen sind logisch nur Mindestzahlen aus den jeweiligen Untersuchungsgebieten. Es ist müßig, darauf zu verweisen, dass eiszeitlich nach südlich der Alpen ausgewichene Baumarten, wie etwa die Buche und andere, mit ihren schweren Diasporen sich ohne die maßgebliche Hilfe der Vögel in dem verfügbaren Zeitraum bis heute nicht dorthin hätten verbreiten können, wo wir sie gegenwärtig vorfinden ? als »natürlich«, »standortstypisch«, »standortsheimisch« und was nicht alles ? sogar seit mehreren Jahrtausenden tatsächlich vorkommen. Wenn etwa von Seiten der Vegetationskunde, Pflanzensoziologie, des Forstwesens oder des praktizierenden Naturschutzes dem Phänomen der Zoo-Chorie allgemein, und speziell ihrer wohl bedeutsamsten Komponente der Ornitho-Chorie, bisher wenig oder keine Beachtung entgegengebracht wurde, so ist dies ein kaum entschuldbares Versäumnis. Insbesondere im Zeitalter der rapide fortschreitenden Verinselung von Habitaten kann dieser natürliche Prozess der Erhaltung von Pflanzenarten und Entwicklung von Vegetationsgesellschaften nicht genügend gewürdigt werden.

Mit Blick darauf, dass sich die Überlebenschancen von Populationen mit der Ausbreitung deutlich vergrößern, muß der Verschleppung pflanzlicher Diasporen, nicht nur der Waldbäume etc., durch Tiere ganz anders bewertet werden als bisher geschehen. Insbesondere ist dabei die Bedeutung der Vögel, die noch am ehesten die diversen Barrieren in der Landschaft überwinden können, nicht hoch genug einzuschätzen. Forstwirtschaft, Naturschutz, Landschaftspflege (wenn man denn schon sich pflegend betätigt!) und vor allem der so moderne ?Prozessschutz? müssen sich dieses zu eigen machen. Insbesondere auch die Fragen nach der genetischen Seite, dem Genfluss zwischen Populati-onen u.a., müssen hier ganz neu behandelt werden. Bis hin zu der Praxis des im forstlichen Kunstanbau verwendeten »kontrollierten Saatguts«. Die Liste jener Pflanzenarten, die auf Verschleppung ihrer Diasporen durch Tiere, insbesondere Vögel, setzen ist wohl erheblich länger.

Dass auch die Rabenvögel in Ornitho-Chorie involviert sind, ist unstrittig. Die angeführten Wirtspflanzenarten, Ausbreitungsgebietsgrößen, und Mengen (es wurde z. B. ermittelt: 300.000 Eicheln in 4 Wochen durch 65 Eichelhäher aus einem Eichenbestand von 37 ha, das waren 10% der dort zeitgleich von Menschen getätigten Gesamt-Eichel-Ernte von 2.000 kg) weisen aber die große Bedeutung der Rabenvögel aus ? nicht nur die der Häher.

So wie der Tannenhäher einst zu leiden hatte unter der Verdächtigung den Arvenbestand zu schädigen und er außerdem den die Arven-Nüsschen sammelnden Menschen ein deutlich über-legener Konkurrent war (s. MATTES 1990), er aber tatsächlich der Faktor ist, auf den die Arve in der Co-Evolution gesetzt hat, so leiden bis heute die Rabenvögel insgesamt unter falschen Verdächtigungen. Noch immer, obwohl die Kenntnisse vorliegen und es jedermann besser wissen könnte ? wenn man nur wollte. Selbst sonst dem Tier- und Vogelschutz Verbundene verfallen hier in eine völlig verfehlte und antiquierte Wertung nach »gut und böse«. Die Funktion und bio-zönotische Bedeutung der Rabenvögel in dem Beziehungsgefüge mit den Wirtspflanzen ? abge-sehen von den sich daraus ergebenden Folgebeziehungen ? ist bisher nicht einmal minimal gewürdigt worden. Selbst innerhalb der Naturschutzverwaltungen und -verbände finden sich geistige Irrläufer, mit zwar »Ökosiegel« am Revers, denen dieses gewaltige Potential der Rabenvögel als natürliche Faktoren und Helfer im Naturschutz nicht bewusst ist.

Es ist, gerade mit Blick auf die allfällig beklagte Lebensraumzerschneidung, die Verinselung von Habitaten und Populationen, diese Potential von unschätzbarer, vielleicht auch naturschüt-zerisch zukunftsentscheidender, Bedeutung. Insofern ist es nicht nur ein Beleg für Einfalt und Ein-fallslosigkeit oder pure Unkenntnis der ökosystemaren Beziehungsgefüge, wenn (auch) im Zusammenhang mit Rabenvögeln nur ein Schlagwort die Szene beherrscht:
»Schädlichkeit«, und wenn man sich in einer nicht endenden und nutzlosen Auseinandersetzung um »Schäden« ergeht. Allenfalls dient der Vorgang um die »Regulierung der Rabenvögel« als solcher der Befriedigung der Bedürfnisse der Verwaltung - und vielleicht sogar der behördeninternen Beförderungsdynamik.

Dies mag wohl gerade der deutschen Mentalität gerecht werden. Ebenso auch der Akt, so unliebsamen Elementen erbarmungslos mit Pulver und Blei oder anderen martialischen Mitteln entgegenzutreten und die freilebende Tierwelt »ethnisch zu säubern«. Amtlich verübte Rechtsverstöße eingeschlossen: wie in Mecklenburg-Vorpommern mit seiner, trotz bundesrechtlich bestehender ganzjähriger Schonzeit (Verstoß = Straftat!), angeordneten Kolkraben-Abknallerei wegen der Behauptung, die Vögel könnten mit den im Walde von Jägern hinterlassenen Därmen der abgeschossenen Wildschweine das Virus der Schweinepest verschleppen.
- Anstatt die Jäger zu verpflichten, die Aufbrüche (=Gedärme) getöteter Wildschweine grundsätzlich der ordnungsgemäßen Tierkörperbeseitigung zuzuführen.

Oder der zum Himmel stinkende Verstoß gegen EU-Recht: Wobei vom Agrar-Minsterrat wohl ausdrücklich der deutsche Bundesminister die Ermächtigung erhalten hat, Rabenvögel bundesrechtlich zum »Wild« zu erklären - dazu ist nötig die Änderung des § 2 im BundesJagdGesetz. Aber mangels diesbezüglichen Tätigwerdens im Bundesministerium handeln die Länder auf eigene Faust und widerrechtlich. In einer schier unglaublichen Frechheit erklären sie Rabenvögel zu jagdbaren Tieren. Ganz so, als gäbe es kein EU-Recht und keine EG-Vogelschutzrichtlinie, nach der auch die Rabenvögel besonderen Schutz erfahren sollen. Naturschutzbehörden beteiligen sich willig und handlangerisch an derartigen Rechtsbrüchen.-
Wo dann etwa ein gelernter Landwirt als Referent sitzt und angesichts einer »Eichelhäherplage« in einem Maisacker sich zum ?wise use? der natürlichen Ressourcen bekennt. Dergestalt, dass diese Vögel abgeschossen gehören.

Rabenvögel sind jedoch zweifelsfrei mit unsere besten Verbündeten im Naturschutz. Sie dienen tatsächlich dem natürlichen Geschehen. Wenn schon »Prozessschutz« dann konsequent und unter Einbeziehung der evolutiv erprobten Faktoren. Dazu zählen, abgesehen von ihren weiteren Rollen als »geiergleiche« Destruenten, die Aas beseitigen u.a. m., ganz unzweifelhaft auch die in mehreren ökologischen Nischen präsenten Rabenvögel. Angesichts der, am Beispiel ihrer Bedeutung in der Ausbreitung von Pflanzensamen erkennbaren, ökologischen Bedeutung dieser Vögel sollte es sich jeder Naturschutzbehörde von selbst verbieten, irgendeiner Verfolgung den Weg zu eröffnen. Auch das nutzlose Gerede um »Schädlichkeit« muß ein Ende finden: nicht mit dem Rücken an der Wand stehen und sich das Thema aufzwingen lassen sondern kreativ und in Anwendung der Kenntnisse über ökologische Beziehungsgefüge aktiv operieren! Ansonsten sind Rabenvögel »herrenlos«. Sie begegnen dem, ach so geschützten Eigentum, wie sonst eine »Naturgewalt«, mit der man sich besser arrangieren sollte.

Wenn wir da alljährlich eine Vogelart aus dem heimischen Artenspektrum herausgreifen und zum »Vogel des Jahres« erklären, dann ist es längst überfällig, sich hier auf die ökologische Funktion, die naturschützerische Bedeutung und die »Nützlichkeit« unserer größten heimischen Singvögel zu besinnen.

? Ja, Rabenvögel gehören zu den Singvögeln! Nur, wegen ihres etwas groß geratenen Stimmapparates können sie nicht so melodische Gesänge erzeugen, wie wir es von den kleineren Vögeln gewohnt sind. Rabenvögel sind außerordentlich lernfähige Vögel, die eine hohe Anpassungsfähigkeit besitzen und nur deshalb nicht auch längst auf der Liste jener stehen, die vom Aussterben bedroht sind.

Rabenvögel sind auch schöne Vögel: ist »schwarz« nicht schick, wenn es um´s teure Auto geht oder sonstige exklusiven Modetorheiten gepflegt werden? Ist nicht eine Elster ein herrlicher Vogel in dem Kontrast des rein weißen Bauches mit dem blaugrün-blaumetallisch schillernden schwarzen Gefieder?
Nicht minder der lebhaft gemusterte Eichelhäher mit seinen strahlend hellblau gemustertete Federchen im Flügel.

Ein »Vogel des Jahres« soll Symbolik vermitteln. Die »Schönheit« allein kann da nicht das bestimmende Kriterium sein. Neben der Ästhetik in der Betrachtung muß auch die Funktionsseite ihren Stellenwert erhalten. So bedarf es gar keines langen Suchens, will man nach dem Vogel Ausschau halten, der im ersten Jahr eines neuen Jahrhunderts dieses Symbolik vermittelt. Eines Jahrhunderts, zu dessen Beginn sich längst keine Besserung in der weiterhin fortschreitenden Zerstörung der Lebensräume erkennen lässt.
Er ist der eifrigste »Sämann« unter den heimischen Vögeln und wird auch sonst in jeder Hinsicht der Rolle eines »Vogels des Jahres« gerecht:

der Eichelhäher - ein würdiger Vogel des Jahres 2000


Eberhard Schneider
 
Ich finde es eine Schande, wie der Mensch mit den Tieren umgeht.
Wer gibt uns eigentlich das Recht zu bestimmen, wann eine Tierart zu viel ist?
Ich finde mittlerweile haben wir so wenige Vögel in unseren Städten, Rabenvögel eingeschlossen, man sieht ja kaum noch welche. Traurig. Und zu behaupten, das es die Krähen sind, die den Fortbestand der Singvögel dezimieren ist eine glatte LÜGE.
Was macht der Mensch denn mit seinen ganzen Pestiziden? Er vernichtet die Nahrungsquelle der Singvögel, bzw. vergiftet sie sogar damit. Brutplätze finden sie ja auch kaum noch, bei der wilden Bauweise der Menschen.
Aber es muß ja immer ein Schuldiger gefunden werden, der es dann mit seinem Leben büsen muß. Hauptsache die Hauptschuldigen sind aus der Schußlinie!!!!!
 
Mageninhalt der getöteten Rabenvögel Untersuchen auf Wiesenbrüter-Gelege im Winter?

Auszug mit Hervorhebung:

„Wir sehen uns mit unserer Dienstaufsichtsbeschwerde an den Adressaten Niedersächsisches Wissenschaftsministerium durch die Antwort des ML bestätigt. Wir fordern dazu auf, endlich einzugreifen und für eine wissenschaftliche saubere Arbeit an einer wissenschaftlichen Hochschule des Landes zu sorgen. Schon jeder Student lernt im ersten Semester, zunächst die wissenschaftlichen vorhandenen Grundlagen zu sichten und sich erst danach einem Vorhaben zu zuwenden. Ginge es wirklich um den Wiesenbrüterschutz müsste dann auch der Mageninhalt der getöteten Rabenvögel untersucht werden“, erklärte Hans-Jörg Helm.
http://www.nabu-niedersachsen.de/Docs/Projekte/Jagd6_240205.ASP
 
Auszug aus dem Gespräch in der DJZ mit Hans Wolfgang Helb, (Biologe, Ökologe, Ethologe.)
Vollständig nachlesbar hier: http://www.djz.de/artikelbeitrag/artikelbeitrag_15468.html

Wo ich hinkomme, wo es um die Frage der Rabenvögel geht, muss ich gegen Falschaussagen ankämpfen. Das war auch in Bonn der Fall. Nach 30 geäußerten Meinungen hatte ich gegen zehn Falschaussagen anzukämpfen, die eigentlich durch die Publikationen und Gutachten schon beseitigt sein sollten.

Die werden aber permanent wiedergekäut. Das ist keine gute Basis, um mit einem zukunftsorientierten, guten ökologischen Verständnis an solche „Problemfelder“ zu gehen.

DJZ: Nach Ihrem Gutachten, dem sich die Landesregierung seinerzeit nicht anschloss und stattdessen die Bejagung von Rabenkrähe und Elster frei gab, wurden Vorwürfe laut, Ihre Untersuchung sei nicht ausgewogen geführt worden. Beispielsweise sollen sie die Mägen der Rabenkrähen nur außerhalb der Brutzeit von Singvögeln und Niederwild untersucht haben. Wie begegnen Sie solchen Vorwürfen?
Helb: Diese witzige Darstellung tauchte schon auf, während wir unsere Untersuchung gemacht haben. Sie hatte sich aus welchen Gründen auch immer selbst in die Redaktion einer großen Jagdzeitschrift eingenistet. Wir werden damit selbst heute noch konfrontiert.

Ihre Frage zeigt das sehr deutlich. Es ist ein absoluter Witz und es ist eine von irgendwoher geführte bösartige Unterstellung, denn das trifft überhaupt nicht zu. Im Umweltministerium in Mainz sind unsere durchzuführenden Arbeiten explizit festgelegt worden.

Wir haben die Sachen abgegeben, die Ergebnisse sind dort gegengezeichnet worden, wir wurden dafür bezahlt. Es hat alles seine Richtigkeit. Die Unterstellung passt dazu, dass man Stimmung macht an irgend einer Stelle. Sie hat sich sofort multipliziert. Es ist eine dieser typischen Rufmordproduktionen.



DJZ: Gab es denn Untersuchungen des Nahrungsspektrums von Rabenvögeln in der Zeit, wenn beispielsweise Niederwild setzt?
Helb: Das war natürlich Bestandteil unseres Auftrags. Und natürlich haben wir dies mit der Halsringmethode untersucht.
 
Helb:Ja, zuviele Krähen. Nicht 6000, 2000 und erst später 6000

Auszug:
Helb: Gezählt wurden wohl rund 2000 Krähen während der Brutzeit. Die Zahl 6000 ist wohl hochgerechnet auf die Zeit nach dem Schlüpfen. Es ist aber wohl viel. Wenn dort Probleme auftreten, dann ist es eine Sache der Landespflegebehörde hier eventuell lenkende Maßnahmen, und zwar schonende, nicht durch Regulation und Abschuss, zu probieren.

http://www.djz.de/artikelbeitrag/artikelbeitrag_15468.html
 
Quelle: http://www1.ndr.de/ndr_pages_newsdetail/0,2984,NID20050617145522_NTBNDR_SPM93

http://www.ndr.de/docline/ndr/images/kraehe_160.jpg Krähentötungen: Tagung im Umweltministerium


Die Hälfte der Krähen im Landkreis Leer ist seit Beginn einer umstrittenen Studie im vergangenen Jahr getötet worden. "Nach bisherigen Schätzungen sind das rund 12.000 Vögel", sagte Projektleiter Andreas Grauer nach einer wissenschaftlichen Tagung im Umweltministerium am Montag in Hannover. Mit dem Forschungsprojekt will das Institut für Wildtierforschung der Tierärztlichen Hochschule (TiHo) klären, ob sich durch das Töten der Krähen die Bestände der Wiesenvögel und Feldbrüter erholen. Naturschutzbund (NABU), Deutscher Tierschutzbund und zahlreiche Kritiker hatten im Vorfeld bereits ihre Teilnahme an der Tagung abgesagt.


http://www.ndr.de/docline/ndr/images/nabu_160.jpg Tierschützer kritisieren Fangmethode

Unter Tierschützern ist vor allem die Methode des so genannten Norwegischen Krähenfangs umstritten. In Fallen, die europaweit verboten sind, werden dabei die Vögel gefangen und anschließend mit einem Knüppel erschlagen. Das Institut hat aber eine Ausnahmegenehmigung für die Fallen vom Landkreis Leer erhalten. Prof. Klaus Pohlmeyer von der TiHo kritisierte die Verbände, weil diese das Projekt ursprünglich mitgetragen hätten. Vor kurzem hatte der NABU dann aber bei der EU-Kommission in Brüssel Beschwerde gegen das Projekt eingelegt.


Vogelkundler fordert Einstellung der Tötungen

Prof. Franz Bairlein vom Institut für Vogelforschung in Wilhelmshaven bezweifelt, dass die Krähen den Bestand der Wiesenbrüter verringern. "Das ist mitnichten begründet", sagte Bairlein. Der Vogelkundler forderte, die massenhafte Tötung einzustellen und erst wieder zu starten, wenn der Einfluss der Krähen auf die Wiesenvögel geklärt ist. Ursachen für den geringeren Bestand der Vögel lägen auch im Lebensraumverlust durch Straßenbau oder Landwirtschaft.


http://www.ndr.de/docline/ndr/images/saatkraehe_160.jpg Ministerium entscheidet bis August über Projekt

Bis zum 1. August soll über das Fortbestehen des Projekts entschieden werden, kündigte das Umweltministerium an. "Wir haben drei Optionen. Entweder wird das Projekt abgebrochen oder wie bisher fortgesetzt. Oder wir erweitern den Untersuchungsansatz", sagte Gert Lindemann, Staatssekretär im Umweltministerium. Bisher werde nur untersucht, ob mit der Krähenfalle der Rabenvogelbestand tatsächlich reduziert werden kann. Danach soll die Entwicklung der Wiesenvögel und Feldbrüter betrachtet werden.
 
Quelle: http://www.nabu.de/modules/presseservice/index.php?show=476&db=

16.06.2005

NABU und Tierschutzbund gegen Krähenvogeljagd in Niedersachsen
Verbände sagen Teilnahme an Fachgespräch im Ministerium ab



Berlin – Für den kommenden Montag, 20. Juni 2005, hat das niedersächsische Landwirtschaftsministerium zu einem „wissenschaftlichen Diskurs“ über die Tötung von Krähenvögeln eingeladen. Der Naturschutzbund NABU und der Deutsche Tierschutzbund haben ihre Teilnahme am heutigen Donnerstag abgesagt, da „der geplante Ablauf und die bisher bekannte Teilnehmerliste darauf schließen lassen, dass die Veranstaltung keinen ergebnisoffenen Dialog in der Sache ermöglicht“.

Deutscher Tierschutzbund und NABU hatten Landwirtschaftsminister Hans-Heinrich Ehlen schon vor Monaten aufgefordert, dass er für den ergebnisoffenen Charakter der Veranstaltung eintritt und dies zusagt. „Doch Minister Ehlen nimmt überhaupt nicht teil. Er hat sich bereits vorab zur Fortsetzung des Krähenfangs festgelegt und will nur Anregungen und Bedingungen hören, mit denen er das Vorhaben ab August fortsetzen kann. Damit ist der so genannte ‚wissenschaftliche Diskurs’ eine Farce. Da machen wir nicht mit", erklärten Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, NABU-Präsident Olaf Tschimpke und Hans-Jörg Helm, NABU-Landesvorsitzender Niedersachsen, gemeinsam ihre Absage. „Wir stehen für einen konstruktiven Dialog. Das Ministerium will den Ablauf aber offenbar so lenken, dass seine rechtswidrige Linie unabhängig von Sachverstand abgenickt wird. Dafür stehen wir und unsere Fachleute nicht zur Verfügung", betonten Apel, Tschimpke und Helm übereinstimmend.

Die Tötung von Tausenden Rabenvögeln im Landkreis Leer steht seit ihrem Beginn im Januar 2004 in der Kritik der Tier- und Naturschützer. Ungeachtet der Kritik wird das Projekt von der niedersächsischen Landesregierung bis heute inhaltlich und finanziell unterstützt, und soll dem Vernehmen nach von August an sogar fortgesetzt werden.

Im Vorfeld der Veranstaltung hatten bereits zahlreiche anerkannte Wissenschaftler eine Teilnahme reihenweise aus Protest abgelehnt. Mehrmals hatten die beiden Verbände im Ministerium den im März erstellten Zwischenbericht des Projektes angefordert, der für die Vorbereitung des Diskurses am 20. Juni von zentraler Bedeutung ist. Dieser Bericht wurde den Verbänden nun derart kurzfristig zugestellt, dass eine detaillierte fachliche Auseinandersetzung nicht mehr möglich ist. Weiterhin ist nach der bisher vorliegenden Teilnehmerliste eine paritätische Besetzung der Teilnehmer nicht erkennbar, so dass die Befürworter der Rabenvogeltötungen hinsichtlich des Rederechtes deutlich bevorzugt wurden. Zudem hatte das Landwirtschaftsministerium immer wieder in den Medien und in der Landtagssitzung vom April seine Zusage für eine ergebnisoffene Diskussion selbst in Frage gestellt.

Die beiden Verbandspräsidenten und der NABU Niedersachsen erneuerten die scharfe Kritik an dem Projekt und am Vorgehen der Landesregierung, erklärten aber zugleich, dass „ein Gespräch auch in der Zukunft möglich ist, wenn sich die Landesregierung eines Besseren besinnt und tatsächliches Interesse an den wissenschaftlich begründeten Argumenten der Tier- und Umweltschützer zeigt“.

Für Rückfragen
Uli Thüre
NABU Niedersachsen
Tel. 05 11-9 11 05-27

Torsten Schmidt
Deutscher Tierschutzbund
Tel. 0 46 42-98 72 53
 
Quelle: http://www.tukan-world.de/board/showpost.php?p=26361&postcount=17

DIE PRESSE-INFORMATION


PRESSEINFORMATION
anlässlich des sog. „ergebnisoffenen Diskurses„ am 20.06.2005

Wir sehen uns in Übereinstimmung mit dem NABU, dem Vogelschutzkommitee NRW, Dr. Epple, Dr. Bergmann, Dr. Mäck, Dr. Helb, dem Tierschutzbund und zahlreichen anderen renommierten Wissenschaftler/innen ,Natur- und Artenschutzverbänden, universitären Einrichtungen und ornithologischen Fachverbänden veranlasst, mit Nachdruck darauf hinzuweisen, dass der unter dem Etikett „ergebnisoffen„ angebotene Diskurs zum flächendecken Fang von Rabenvögeln und deren anschließender Tötung im Landkreis Leer als Pharse anzusehen ist, weil die Fortsetzung des Projektes lt. Minister Ehlen und den Projektverantwortlichen nicht zur Disposition gestellt wird.

Der als Diskursgrundlage den geladenen Teilnehmer/innen der Kritikerseite erst vor wenigen Tagen zugestellte Zwischenbericht (erstellt bereits im März 2005) bestätigt diese Einschätzung.

Wir fordern die Betreiber auf, das Projekt wegen des offenkundigen Fehlens jeder wissenschaftlichen Grundlage (siehe hierzu die bekannten und zutreffenden Ausführungen von Dr.Epple u.a.), wegen des Einsatzes nicht selektiver (per Eu-Vogelschutzrichtlinie verbotener) Fallentypen, wegen fehlender Kontrollmöglichkeiten und wegen der nicht tierschutzrechtskonformen Tötung zu beenden.

Man ist zwar vordergründig bereit in Hannover über die Studie zu diskutieren ,doch das Fangen und Erschlagen tausender Rabenvögel soll unvermindert fortgesetzt werden, wie den Bekundungen von Minister Ehlen zu entnehmen.

Das ist der nachvollziehbare Grund , weshalb viele Wissenschaftler der Diskussionsrunde fernblieben.

Ihr Ziel ist es diese Studie zu stoppen , nicht über den beschlossenen Tod tausender Vögel in der verbotenen Massenfalle zu diskutieren. Es kann nicht ernsthaft darüber diskutiert werden, wie eine Tötung etwas humaner zu bewerkstelligen wäre...

Inzwischen liegt auch der Zwischenbericht vor; ein Zwischenbericht ,der den Eindruck vermittelt, dass irgendetwas zusammengeschrieben wurde, um dem Erschlagen tausender Rabenvögel den Anstrich von Wissenschaftlichkeit zu verleihen.

Ein Beispiel von vielen ,,Man fand in 70 % der Kiebitznester Eierschalen" und leitet daraus die Folgerung ab, dass die 70%ige Prädationsrate auf Rabenvögel zurückzuführen sei. Aber sind die Kiebitze geschlüpft? Hat das Gelege ein Igel gefunden , oder ein Fuchs oder Marder?
Viele Beutegreifer kommen hierfür in Frage.

Das ohnedies fragwürdige Datenmaterial wurde teilweise falsch interpretiert; man liest gar aus einem Minus ein Plus und so weiter

Der Fang und die Tötung werden u.a. damit begründet , dass nicht genügend Niederwild vorhanden sei. Tatsächlich war man in den letzten Jahren stets erfreut über gewachsene Jagdstrecken im Kreis Leer

Die abnehmenden Kiebitzbestände werden als weiteres Argument in`s Feld geführt.
Es werden allein in Frankreich jährlich etwa 1,2 Millionen Kiebitze von Jägern erschossen - die BRD hat gerade mal 95 000 Brutpaare
So lange noch Millionen Kiebitze während ihres Vogelzugs in Europa geschossen werden ,
so lange in Holland noch die Erstgelege von Kiebitzen abgesammelt werden dürfen , so lange potenzielle Brutflächen intensiv bewirtschaftet werden, so lange der Ausverkauf und die rücksichtslose Verbauung und Entwässerung von Brutgebieten weiterhin betrieben werden,
so lange gibt es keinen Grund eine verbotene Massenfalle durch die Hintertür im Namen der Wissenschaft gegen Rabenvögel einzusetzen, diese zu fangen und sie mit einem Knüppel zu erschlagen, um ihre Körper anschließend der Tierkörperbeseitigungsanlage zuzuführen.

Wir fordern u.a. aus diesen Gründen nach wie vor den SOFORTIGEN STOP DES EINSATZES DER VERBOTENEN MASSENFALLE.

Einzelheiten entnehmen Sie bitte unseren ausführlichen Einlassungen zum Zwischenbericht.

Mit uns haben sich zahlreiche Fachwissenschaftler/innen gegen dieses Projekt ausgesprochen. Zu nennen sind u.a.:

Dr. Herbert Nickel, Zoologe
Dr. Peter Hartmann, Biologe, Lehrstuhl Tierökologie, Universität Bayreuth
Dr. Silke Sorge, Biologin
Jürgen Weckerle, Ornithologische Gesellschaft Bayern
Gernot Hochmüller, Förster
Friedrich Wulf, Biologe, Naturschutzreferent
Dr. Klaus Stahl, Biologe
Dagmar Wolf, Biologin
Frank Püchel-Wieling, Biologe
Immo Vollmer, Biologe
Tobias Stenzel, Biologe
Astrid Völling, Biologin
Dr. Helmut Herrmann, Biologe
Dr. Gerhard Heybrock, Biologe, Landschaftsökologe
Dr. Birgit ten Thoren, Biologin
Dr. Stefan Wellershaus, Biologe
Prof. Dr. Louis Beyens, Biologe
Geert van Houte, Biologe
Thomas Weber, Biologe
Ingo Ludwichowski, Biologe
Matthias Schink, Biologe
Birgit Benzing, Biologin
Julia Neider, Biologin
Dr. Silke Schilling, Biologin
Dr. Bettina Wilkening, Biologin
Eberhard Giese, Biologe
Manfred Knake, Wattenrat Ostfriesland
Petra Deimer, Biologin
Wenke Frederking, Bay. Landesamt für Umweltschutz
Sigrid März, Biologin
ndre Schmidt, Biologe
Dr. Sandra Altherr, Biologin
Ute Schröder, Biologin
Astrid Schmidt, Biologin
Dr. Harry Wild, Bioinformatiker
Thomas Hellwig, Forstwirt
Markus Pfeuffer, Agrarbiologe
Clemens Purtscher, Biologe
Ekkehard Kluge-Johannink, Biologe
Angelika Putsch, Biologin
Dr. Stefan Dröse, Biologe
Kurt Eicher, Biologe
Klaus Schick, Biologe
Christa Joerg-Schroeder, Biologin

Vgl.: http://petition.thoki.net/main.php

Mit freundlichen Grüßen
R. Adam / V. Munkes
(stellvertretend für die IG)
 
Quelle: http://www.tukan-world.de/board/showpost.php?p=26361&postcount=17

INHALTLICHE AUSEINANDERSETZUNG MIT DEM SOG. "ZWISCHENBERICHT"

Unsere Positionen



Stellungnahme und Fragen zum Zwischenbericht des Institut für Wildtierforschung


Die auf Seite 2 zu findende "Präambel" (Zitat): "Wissenschaft schafft Wissen - und liefert so Grundlagen für politische Entscheidung" gibt zumindest einen Hinweis auf die Projektziele


"Rechtsverbindliche Legalisierung der beiden Fallentypen in Niedersachsen"​
"Langfristige Freigabe des Einsatzes der Krähenfalle im Landkreis Leer"​

(vgl. Leistungs- und Aufgabenbeschreibung / Anlage zu Gestattungsbescheid vom 06.02.2004)


O.g. Projektziele finden sich nicht (mehr) im Zwischenbericht.

Fragen:

Wird das Erreichen der genannten Projektziele nicht mehr angestrebt?​

Ggf.: Was sind die Gründe dafür?​

Sollten die Projektziele weiterhin angestrebt werden: Aus welchen Gründen findet sich keine explizite Benennung im Zwischenbericht?​


S.4
"In Anbetracht des Rückgangs der Wiesenlimikolen spielt die Größenordnung des Einflusses der jeweiligen Prädatorenart eine nur untergeordnete Rolle für die Entscheidung zur verstärkten Bejagung, da der generelle Einfluss einer Prädatorenart gering, der tatsächliche Einfluss kleinräumig sehr hoch sein kann (Siefke, 1989)"


Diese Aussage ist in sich (und im Kontext des Studienprojektes) durchaus widersprüchlich. Natürlich sind Prädationseinflüsse lokal - und abhängig von den vorkommenden Prädatorenarten und deren Vorkommensstärke (Abundanzen) - unterschiedlich und auch unterschiedlich zu bewerten. Eben so berechtigt kann man die Annahme postulieren, dass der "tatsächliche Einfluss kleinräumig sehr" gering sein kann. Die Notwendigkeit zum "Prädationsmanagement" wird u.a. (auch) mit der (lokalen) Zunahme von Rabenvogelbeständen begründet und nicht etwa (was auch widersinnig wäre) mit Populationsabnahmen.

Frage/n:

Wird eine Relation der Anzahl potenziell prädierender Arten und deren Bestandsdichten mit der Anzahl prädierter Gelege/Nestlinge bestritten? Wird das Verhältnis der Prädationsanteile der verschiedenen prädierenden Arten an der Gesamtprädation als zu vernachlässigende Größe angesehen?​

Ggf.: Wie erklärt sich obige Aussage?​


S.5
"Aktuell berichtet Löhlein (2005, mündliche Mitteilung), dass in seinem, im Landkreis Leer gelegenen Beobachtungsgebiet, 70 % der Gelegeverluste beim Kiebitz auf Rabenkrähen (Beleg durch Eierschalenfunde) zurück zu führen sind."


Allein das Vorhandensein von Eierschalen-Resten kann keinen verlässlichen Aufschluss über die Identität des Prädators bieten. Es handelt sich bei vorzitierter Aussage um eine Einlassung ohne (bzw. mit sehr geringem) Wert, die nicht mit wissenschaftlicher Methodik abgesichert (und im Nachhinein für diesen konkreten Fall auch nicht mehr abzusichern) ist.

"Im Falle zurückbleibender Spuren ist eine Zuordnung zum Räuber nicht eindeutig, wie auch Brown et al. (1998) sowie Peitz und Granfors (1998) feststellten."

Sell, K. (1998): Dauerbeobachtung von Singvogelnestern mit Hilfe von Videokameras - eine Pilotstudie, Fakultät für Biologie der Universität Konstanz & Forschungsstelle für Ornithologie der Max-Planck-Gesellschaft, Andechs und Radolfzell

Fragen:

Wie hoch ist/war die Gesamtzahl der Kiebitzgelege in dem betreffenden Beobachtungsgebiet?​

Wie hoch ist/war die Gesamtzahl der Gelegeverluste in dem betreffenden Beobachtungsgebiet?​

In welchem Zeitraum wurden die Beobachtungen getätigt?​

Über welche fachliche Qualifikation verfügt der Mitteiler?​

Vortrag Prof. Dr. Dr. Klaus Pohlmeyer (Leiter des Institut für Wildtierforschung, Tierärztliche Hochschule in Hannover) auf dem Bundesjägertag 2005 zum Thema Neozeon in Deutschland

Prof. Pohlmeyer im Rahmen dieses Vortrages bereits die Leeraner Studie indirekt bewertend:

Zitat/e:

"So wurden auf einer intensiv betreuten etwa 500 ha großen Fläche in unserem derzeitigen Rabenkrähenprojekt im Landkreis Leer 70Prozent der Kiebitznester in 2004 nachweislich durch Rabenkrähen vernichtet, die zu einem Junggesellenschwarm gehörten.
(...)
In 2005 fielen auf derselben Fläche nur 30Prozent der Nester Krähen zum Opfer, da nach Angaben des Betreuers kein Krähenjunggesellenschwarm mehr existent war! Zwischen 2004 und 2005 wurden Rabenkrähen im Kreis Leer flächendeckend in nennenswerten Größenordnungen gefangen! Vielleicht erklärt dies das Fehlen des vorjährigen Junggesellenverbandes!"


http://www.jagdnetz.de/aktuelles/na...Pohlmeyer.htm


In diesem Zusammenhang nochmals die Frage nach dem wissenschaftlichen Gehalt dieser Angaben (Daten)?


Niedersächsische Vogelschutzwarte, Hannover, zum Thema

Verlustursachen von Gelegen

"Im Unteren Odertal konnte 1999 mit Thermologgern in 7 von 10 Fällen der Gelegeraub auf Raubsäuger zurückgeführt werden, wobei an keinem dieser Gelege ausreichende Schalenreste zur Bestimmung des Prädators gefunden wurden. Nimmt man die Gelege hinzu, die Schalenreste aufwiesen, sind 1999 im Unteren Odertal 14 Gelege durch Füchse und andere Raubsäuger, aber nur drei wahrscheinlich durch Rabenvögel verlorengegangen."

siehe auch: http://www.nimrods.de/Fuchskunstbau...hutzgebiete.htm


S.6
"Vor diesem Hintergrund ist es der primäre Untersuchungsaspekt des Projektes, wissenschaftlich zu dokumentieren und zu analysieren, ob mit dem "Norwegischen Krähenfang" eine gezielte Bestandsreduzierung von Rabenkrähen (Corvus vorone c.) und Elstern (Pica oica) großflächig umsetzbar ist."

S.10
"Zur Abbildung der Populationsentwicklung sind Voraufnahmen im Fanggebiet sowie Daten aus Vergleichsgebieten, in denen nicht gefangen wird, notwendig. Sowohl die Wildtiererfassung in Niedersachsen (WTE) als auch das Wildtierinformationssystem der Länder Deutschlands (WILD) (DJV, 2001) liefern Voraufnahmen und überregionale Daten mit zuverlässiger Genauigkeit. Somit können größräumig Entwicklungstrends aufgezeigt werden, die nicht mit dem Fang in Verbindung stehen. (...) Umfangreiche Brut- und Revierkartierungen sowie Nichtbrüterzählungen in den Untersuchungsgebieten "Rheiderland" und (...) auf 9.000 ha kennzeichnen die Situation der Raben- und Elsternpopulation zu Projektbeginn. Die Horst- und Nichtbrüterkartierungen des Jahres 1997 von Prins, dem Naturschutzobmann des Landkreises Leer, im Gebiet Langholt, Klostermoor und Burlage fließen als Voraufnahme ebenfalls mit in die Auswertung ein."


Einschätzungen von vorzitiertem Naturschutzobmann Jonny Prins:

"Bestand an Wiesenvögeln weiter stark gefährdet
Vogelwelt Naturschutzbeauftragter stellt aktuelle Untersuchungsergebnisse aus den Gemeinden des Oberledingerlands vor

Das Problem sei unter anderem die veränderte Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Flächen, sagt Jonny Prins. Gute Ausgangsbedingungen gab es dagegen für Greifvögel und Eulen.

Rhauderfehn - Der Bestand an Wiesenvögeln im Oberledingerland ist weiterhin sehr stark gefährdet. Zu diesem Ergebnis kommt der Naturschutzbeauftragte des Landkreises Leer, Jonny Prins aus Rhauderfehn, nachdem er jetzt seine mehrmonatigen Untersuchungen im Gebiet der Oberledingerland-Gemeinden Ostrhauderfehn, Rhauderfehn und Westoverledingen abgeschlossen hat.

Durch die veränderte Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen bestehe für die Wiesenvögel kaum noch eine Chance, für Nachwuchs sorgen zu können. Durch Walzen, Schleppen und Düngen sowie das Aufbringen von Gülle sei es unwahrscheinlich, "dass Frühbrüter ihr Erstgelege erfolgreich bebrüteten", sagt Prins."


(General-Anzeiger /Ostfriesland/Emsland/Oldenburg/ 03.07.2004)


S.2
"In den allgemeinen Betrachtungen werden unter der Überzeile *Bereich Prädation* Arbeiten zitiert, die als Beleg dafür herhalten sollen, dass auf Flächen des Vertragsnaturschutzes (also ohne eingreifende aus Intensivbewirtschaftung resultierende Beeinträchtigungen für Wiesenbrüter) ausschließlich die Prädation für schlechte Brut- und Aufzuchtergebnisse verantwortlich sei."

Zitat: "Faida et al (2002) kommen auf Grund des oben erwähnten Symposiums in Vechta zum Schluss, dass auf Vertragsnaturflächen die Gelegeverluste durch die Landwirtschaft gering sind und die Schlupferfolge auf diesen Flächen im Wesentlichen durch die Nestprädation limitiert wird."


Vorliegende Arbeiten mit im Ergebnis dazu differierenden Aussagen finden keine Berücksichtigung.

Dabei liegt sogar eine konkrete Arbeit hierzu aus dem LK Leer vor:

Ergebnisse hinsichtlich erheblicher Verbesserung der Situation bodenbrütender Vogelarten in Gebieten innerhalb des Landkreises Leer durch "Feuchtlandgrünprogramme" und ohne begleitende (prädationsreduzierende) Eingriffe:

Zitat:

"Bereits im ersten Jahr nach der starken Vernässung hat der Bestand an Wiesenlimikolen deutlich zugenommen. So lag der Kiebitzbestand auf der Fläche im Frühjahr 2003 bei ca. 5-7 Brutpaaren (...)"

(Quelle: Kruckenberg, H. & A. Schönheim (2004): Ergebnisse der Brutvogel- und Heuschreckenkartierung auf den Pilotflächen "Wilde Weidetiere vor der Stadt" (Teilgebiet Coldam im Vergleich zu Thedingaer Vorwerk) im Frühjahr 2004)


S.12
"Der Landkreis Leer als Projektgebiet (PG) ist insgesamt ca. 106.000 ha groß (..) Im gesamten Projektgebiet darf unter Beachtung bestimmter Vorgaben (...) gefangen werden. (...) In großräumigen Teilgebieten des Landkreises, den so genannten Untersuchungsgebieten (UG) werden detaillierte Erhebungen durchgeführt. (...) Die Fläche der Untersuchungsgebiete (UG) liegt zwischen 4.300 ha und 10.000 ha, insgesamt werden auf einer Fläche von 28.000 ha (27,2 % der Kreisfläche) genauere Daten erhoben."


Die ungerichtete (räumlich nicht festgelegte) Vorgabe der Möglichkeit des Aufstellens von Fallen im gesamten Kreisgebiet verunmöglicht eine verlässliche flächenbezogene Aussage über die Effizienz des Fallenfanges, weil (u.a. wg. der eingesetzten - zu geringen -Fallenzahl*) weiträumige Bereiche des Kreisgebietes zwangsläufig nicht mit Fallen, andere Bereiche (bezogen auf die Flächeneinheit) mit einer unterschiedlich hohen Zahl von Fallen bestückt sind.

Mögliche Einflüsse der Fallenbejagung in "bestückten" Bereichen auf Bestände/Bestandszahlen in benachbarte Lokalitäten (ohne Fallen) sind nicht unwahrscheinlich, weil insbesondere nicht fest ansässige Individuen sich auf Grund des (Fallenbejagungs)Drucks vermehrt in fallenbejagungsfreie Zonen verlagern (könnten). Dies könnte einerseits geringere Fangergebnisse in bestückten Bereichen und höhere Prädation in unbestückten Bereichen nach sich ziehen.

*"Es wird davon ausgegangen, dass zum flächendeckenden Fangeinsatz 1-2 Fallen/100 ha nötig sind. Dies ergäbe in der mathematischen Konsequenz, dass in einem Projektgebiet von gut 1000.000 ha 1000-2000 Krähenmassenfallen gleichzeitig fängisch aufgestellt sein müssten." (vgl. Gutachten im Auftrag des Deutschen Tierschutzbundes: Epple, W., H.W. Helb, U. Mäck (2005): Zur Selektivität und Eignung der Norwegischen Krähenmassenfalle unter Berücksichtigung von Aspekten des Tier- und Artenschutzes, S. 7)


S. 9
unter 2.2.1.1.:
"Die Beteiligung sowie das Engagement der ausführenden Jagdausübungsberechtigten sind Grundvoraussetzung für die organisatorische Umsetzung einer großflächigen Fangaktion. Bei mangelnder Beteiligung oder fehlendem Engagement wird es auf Grund von einer zu geringen Zahl gestellter Fallen nicht gelingen, die Populationsdichten entscheidend zu beeinflussen.
(...)
Als Kenngrößen werden (...) b) die tatsächliche Umsetzung der Maßnahme gemessen an der Kennzahl Anzahl Fallen / Fläche (...) ausgewertet."



Im Zwischenbericht ist keine (zwischen)auswertende Aussage darüber zu finden, inwieweit (und ob überhaupt) die "Kennzahl Anzahl Fallen / Fläche" während des ersten Projektabschnittes den Grundanforderungen zum Erhalt verwertbarer und wissenschaftlichen Ansprüchen genügenden Daten geeignet ist. Die Inhalte des Zwischenberichtes gehen (nicht nur in diesem Punkt) nicht über die Angaben in der "Aufgaben- und Leistungsbeschreibung" hinaus. Sie sind bestenfalls als Ergänzung anzusehen und geben keinen Aufschluss über tatsächliche Zwischenergebnisse nach Abschluss der ersten Projektphase

Fragen:

Wie hoch ist die Anzahl der während der ersten Projektphase abgebauten (oder nicht auf fängisch gestellten) Fallen?​

Welche konkreten Gründe waren Anlass für Abbau oder "Nichtfängischstellen" der Fallen?​


Zitate:

Hierzu äußerte sich Minister Ehlen anlässlich der Landtagssitzung vom 22.04.2005 wie folgt:

"Es ist schwierig, für 200 Fallen die notwendige Manpower, so möchte ich es einmal sagen, zur Verfügung zu stellen. Auch angesichts der vorher gestellten Fragen glaube ich, dass es wichtig und richtig ist, eine kleinere Zahl von Fallen aufzustellen und diese zweimal am Tag zu kontrollieren, als wenn man die Kontrollen wegen Personalmangel nicht leisten kann und dann Dinge geschehen, die nicht geschehen sollen. Die Reduzierung der Zahl der Fallen hat etwas mit der Zahl der Personen zu tun, die in dieses Projekt eingebunden sind."

Die Abgeordnete Meta Janssen-Kucz äußerte unwidersprochen in der gleichen Landtagssitzung "(...) mittlerweile sind aber nur noch 120 Fallen in Betrieb, also 80 Fallen weniger"


Nach eigenen Angaben wurde im Jahr 2004 von einer notwendigen Anzahl von 200 Fallen (und mehr) ausgegangen (Quelle: Epple, W., H.W. Helb, U. Mäck (2005): Zur Selektivität und Eignung der Norwegischen Krähenmassenfalle unter Berücksichtigung von Aspekten des Tierschutzes und Artenschutzes Gutachten im Auftrag des Dt. Tierschutzbundes)

Die durch die Fallenbejagung indizierte (mögliche) Lokomotion von Rabenvögeln aus fallenfreien Bezirken schränkt zudem die Verlässlichkeit der beabsichtigten Erhebung "genauerer Daten" in den Untersuchungsgebieten (UG) ein.

Die UG werden explizit als Gebiete mit "unbeeinflusste(n) Voraufnahmen" deklariert (S. 13)

Hierzu drängen sich folgende Fragen auf:

1. Was wird in diesem Zusammenhang unter "unbeeinflusst" verstanden? Unbeeinflusst von Fallenbejagung? Unbeeinflusst von konventioneller Abschussbejagung ?​

2. Werden im Gegensatz dazu "Voraufnahmen" im übrigen Projektgebiet als "beeinflusst" angesehen? Ggf. Beeinflusst durch welche Faktoren?​

Es wird mit Kenngrößen "Relation Abschuss / Fang" gearbeitet.

Hierzu ist zu lesen:

"Es liegen noch keine Ergebnisse vor, da das Jagdjahr 2004/2005 noch nicht abgeschlossen ist" (S. 26)


Frage/n:

Es darf also von der Annahme ausgegangen werden, dass während der laufenden Studie weiterhin in Arealen des Projektgebietes eine konventionelle Abschussbejagung stattgefunden hat?​

Ggf.: Wird es als gegeben angesehen, dass der Bejagungsdruck (konventionelle Abschussbejagung) zu populationsökologischen (räumlichen) Verschiebungen in Bezug auf die Bestände von Aaskrähe und Elster führt?​

Es dürfte hinlänglich klar sein, dass als schussbejagungsfreie Vergleichsflächen ausgewiesene Areale in räumlicher Nähe zu Arealen mit Abschussbejagung wg. o.g. Bezüge nicht als verlässliche (und zum Erhalt aussagekräftiger Daten taugliche) Vergleichsflächen herangezogen werden können.


Unter der Überzeile "Bejagungsmöglichkeiten" wird (S. 6) ausgeführt:

"Die Reduktion der beiden Corvidenarten ist mit der Schusswaffe auf Grund des ausgeprägten Fluchtverhaltens nur sehr schwer möglich. Im Jahr 2003 lag der tatsächliche Abschuss an Rabenkrähen im Land Niedersachsen mit 1,8 Vögeln / 100 ha (...) unter dem errechneten Zuwachs von 2,3 Jungtiere / 100 ha."

Dieses Zahlenwerk stützt sich (lt. Eigenangabe) auf den Landesjagdbericht für Niedersachsen aus dem Jahr 2003.


Auf S.25 werden erste Ergebnisse hinsichtlich der Falleneffizienz benannt:

"Die flächenbezogenen Fangzahlen liegen somit bei dem vorliegenden Zwischenergebnis von 4,77 Rabenkrähen pro 100 ha (...)"

Diese Angaben beziehen sich logischer Weise auf den Fangzeitraum 2004/05.

Lt. Jagdbericht Niedersachsen für das Jahr 2003 war in den vier Regierungsbezirken eine Gesamtstrecke von 85.103 Rabenkrähen gemeldet. Um die Fallwildzahlen (633) bereinigt ergibt sich daraus eine Zahl von 85.103 Abschüssen. Die Gesamtfläche des Bundeslandes Niedersachsen beträgt 47.616 qkm (= 4.760.000 ha).


(Grafik einfügen a01.jpg)


Der RBZ Weser-Ems verfügt über eine Fläche von 14.965 qkm (= 1.496 500 ha)

Die flächenbezogene Abschusszahl für beispielsweise den RBZ Weser-Ems betrug also im Jahr 2003 = 3,09 Rabenkrähen / 100 ha.

Und auch diese Angaben geben nur Aufschluss über die Abschusszahlen des Jahres 2003.

Wenn schon Abschussdaten als Vergleichsbasis herangezogen werden, so darf hierfür verständlicher Weise kein Landesschnitt (aus einem Jahr), sondern es müssen zwangsläufig und folgerichtig Abschussdaten aus mehreren Jahren für ein vergleichbares Gebiet und zeitgleich mit dem Fallenfang erhoben werden.

Fragen:

Wird das Projektziel des "Effizienznachweises" bereits durch das Zwischenergebnis von 4,77 Rabenkrähen / 100 ha als erreicht angesehen?​

Unabhängig von der Frage einer generellen Sinnhaftigkeit der Fallenbejagung von Rabenvögeln und unabhängig davon, dass die Vergleichsbasis (zur Schussbejagung) nicht stimmig ist: Könnte das Vorliegen des o.g. Zwischenergebnisses dazu Anlass bieten, diesen Teil der Studie (Prüfung der Effizienz) als "erledigt" anzusehen?​


S.20
"Vor Fangbeginn wurde in den Untersuchungsgebieten "Ihrhove" und "Rheiderland" eine Kartierung der Rabenkrähen- und Elsternnester durch die zuständigen Revierpächter durchgeführt. Die Aufnahmen werden während der gesamten Projektzeit fortgeführt."

S.21
"In den Bereichen des Projektgebietes, in denen keine Kartierung der Brut- und Revierpaare erfolgt, werden qualifizierte Einschätzungen der Brut- und Revierpaare sowie der Nichtbrüter im Rahmen der Wildtiererfassung durchgeführt."


Es wurde/wird nicht flächendeckend mit der gleichen Methodik (und nach gleichen Kriterien) erfasst. Die Unzulänglichkeit flächendeckender Einschätzung durch die Jägerschaft wurde mehrfach anschaulich per Nachkontrolle durch wissenschaftlich qualifiziertes Fachpersonal dokumentiert. Die festgestellten Abweichungen waren gravierend (vgl. Knief & Borkenhagen, 1993)

Gleiches gilt (vgl. hierzu Pohlmeyer, Strauß) für Bestandsschätzungen in Bezug auf die Hasenbesätze. Hier kam es zu einer Unterschätzung der Bestandszahlen um 70 % seitens der Jägerschaft.


Grafik:

http://www.arcor.de/palb/alben/94/3886494/1152_6136396163373366.jpg


Daten zur Rabenkrähe / S. 31
"Landesweit nahm die Dichte der Brut- und Revierpaare von 2000 bis 2003 ab, um dann von 2003 auf 2004 wieder zuzulegen. (...) Im Landkreis Leer stieg die Dichte der Rabenkrähen von 2000 bis 2002 an, fiel dann in 2003 wieder etwas ab und erhöhte sich von 2003 auf 2004 wieder. Dieser Anstieg fiel deutlicher als in Niedersachsen bzw. den Nachbarlandkreisen aus."


Schaut man sich die konkret benannten Zahlen an, so kann man (insbesondere hinsichtlich des letzten Satzes) den Ausführungen nicht so recht folgen.

An konkreten Zahlen (Bp-Dichte) werden benannt:


(Grafik einfügen a002.jpg)


Zwar recht unwesentlich: Aber in den Nachbarlandkreisen gab es lt. diesem Zahlenwerk keinen Anstieg, sondern ausschließlich Abnahmen. Schon insofern macht der Satz "Dieser Anstieg fiel deutlicher als (...) bzw, den Nachbarlandkreisen aus" keinen Sinn. Zudem kann (setzt man die korrekte Erhebung voraus) von einem Anstieg, der maßnahmen-begründend sein könnte angesichts der genannten Zahlen kaum ernsthaft die Rede sein. Bezieht man noch die Schwankungsbreite (von 2000 - 2004) der angegebenen Werte mit ein, so ergibt sich für den Landkreis Leer keineswegs ein wesentlich anderes (Zahlen)Bild als für die benachbarten Kreise.


(Grafik einfügen a003.jpg)


Bei Bildung einer Schnittmenge aus 5-Jahres-Bp-Daten (die Notwendigkeit genügend langfristig Erhebungen und deren Berücksichtigung dürfte wohl kaum mit nachvollziehbarer Grundlage bestreitbar sein) ergibt sich für den LK Leer keineswegs ein "dramatisches" Bild (siehe Tabelle). Im Schnitt der 4 aufgeführten Landkreise belegen die Werte für den Landkreis Leer "Rang 3".


Zur Dokumentation von Populationsgrößen in 3 Gebieten des LK Leer wird
eine Erfassung von Prins aus dem Jahr 1997 herangezogen.

Zitat:

"Die Aufnahmen von J.Prins im Jahr 1997 ergaben eine Rabenkrähengesamtdichte von 11,56 Stück / 100 ha. Die Dichte der Brut- und Revierpaare lag bei 2,11 Paare / 100 ha."


Frage:

Wie wird die Aussagekraft isolierter Daten (ohne Fortschreibung) , die bereits vor 7 Jahren erhoben wurden, bewertet ?​


Bei "Vorgaben für den Betrieb der Falle" wird unter Punkt 5 ausgeführt:

"Die Falle muss in Teilbereichen verblendet sein, um den gefangenen Vögeln eine Rückzugsmöglichkeit zu bieten." (S. 19)

Diese Vorgabe wurde offensichtlich nicht (zumindest nicht bei allen Fallen) beachtet. Das bisher zu den Fallen öffentliche Foto- und Filmmaterial dokumentiert anschaulich, dass es sich bei den "gezeigten" Fallen um unverblendete Konstruktionen handelte.

S. 20
unter 2.3.5.:
„Die Tötung der Vögel erfolgt im Anhalt an die Tierschutzschlachtverordnung (TierSchlV, 1997) für Geflügel (...)„

Aus einer Antwortmail des "Niedersächsisches Ministerium für den ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz" (Unterzeichner: Herr Mehls) an Herrn R. Adam:

"Die Betäubung und Tötung der Rabenvögel und Elstern erfolgt nach einer tierschutzgerechten Methode. Sie wird in der Dämmerung durchgeführt, weil die Tiere sich dann ruhig verhalten."


Frage:

Wird bestritten, dass die Tierschutzschlachtverordnung - auf welche sich das Projekt beruft - nur auf Nutz- und Hausgeflügel anwendbar ist?​
Hingewiesen sei auf das im Zwischenbereicht erwähnte „ausgeprägte Fluchtverhalten".

Auf S.2 wird unter „Bejagungsmöglichkeiten" ausgeführt:

„Die Reduktion der beiden Corvidenarten ist mit der Schusswaffe auf Grund des ausgeprägten Fluchtverhaltens nur sehr schwer möglich."

Zum Anwendungsbereich der Tierschutzschlachtverordnung ist klar definiert:

§ 1 Anwendungsbereich (2)
Die Vorschriften dieser Verordnung sind nicht anzuwenden bei

1. einem Tierversuch, ...​

2. weidgerechter Ausübung der Jagd​

3. zulässigen Schädlingsbekämpfungsmaßnahmen, etc.​

Anlage 3 Teil II:

Der Kopfschlag darf nur bei anschließendem Entbluten eingesetzt werden."


Frage:

Wird bestritten, dass Corviden hinsichtlich Verhalten und Anatomie nicht mit Haus- und Nutzgeflügel zu vergleichen sind?​

In der „Leistungs- und Aufgabenbeschreibung" wird auf S. 4 ausgeführt:

„Die wissenschaftliche Betreuung durch das IWFo schließt die Koordination, Kontrolle und Überwachung der Fänge nicht ein."

Zur Kontrollpraxis ein Auszug aus der Lantagssitzung vom 22.04.2005:

Ina Korter (GRÜNE):

"Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der Landkreis Leer hat zur Auflage gemacht, dass die dort aufgestellten Fallen zweimal am Tag kontrolliert werden, und zwar mittags und abends vor Einbruch der Dunkelheit. (...) Ich frage die Landesregierung: Wie wurden diese Auflagen kontrolliert?"

Hans-Heinrich Ehlen, Minister für den ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz:

"Frau Kollegin Korter, die Fangbögen werden mit Uhrzeiten versehen. Sie müssen beim Landkreis Leer gemeldet werden."

Frage:

Die Kontrollen bestehen also ausschließlich in einer Überprüfung dessen, ob die Bögen mit Uhrzeit versehen sind? Ist das zutreffend?​


Auf S. 20 des Zwischenberichts wird das Nichtvornehmen der im Gestattungsbescheid geforderten Kontrollen de facto eingeräumt.


Zitat:

„Auf Grund des öffentlichen Interesses des Projektes werden viele Fallen von interessierten Mitbürgern genau beobachtet und teilweise photographiert. Dies ist den Fallenbetreibern bekannt, somit kann den Angaben in den Fallen, insbesondere in Bezug auf die Beifänge vertraut werden."


Frage:

Ist es also zutreffend, dass die vorgeschriebenen Kontrollen faktisch dadurch als gegeben angesehen werden, dass gelegentlich Fallen von „Mitbürgern genau beobachtet und teilweise photographiert„ werden?​
 
Geschickt umgangen!!!!

http://www.vogelforen.de/showpost.php?p=925016&postcount=110
Vogel-Mami schrieb:
DIE PRESSE-INFORMATION


PRESSEINFORMATION
anlässlich des sog. „ergebnisoffenen Diskurses„ am 20.06.2005

Wir sehen uns in Übereinstimmung mit dem ....
....
Mit freundlichen Grüßen
R. Adam / V. Munkes
(stellvertretend für die IG)

Nur eine Frage:
Darf man jetzt doch kommentieren, indem man einfach irgendwo anders etwas reinstellt und es dann hierher Kopiert?

Danke Vogelmami, werde mal sehen, ob ich deinem Beispiel Folge.
Wo waren den die beiden Herren (tukkan-world und VolkerM) gestern? Keine Demo? Wo bleibt den der Bericht des USER´s, der an diesem Diskurs scheinbar doch teilgenommen hat? Top Secret?
 
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Geändert !
 
Zuletzt bearbeitet:
aday schrieb:
Nur eine Frage:
Darf man jetzt doch kommentieren, indem man einfach irgendwo anders etwas reinstellt und es dann hierher Kopiert?

Danke Vogelmami, werde mal sehen, ob ich deinem Beispiel Folge.
Wo waren den die beiden Herren (tukkan-world und VolkerM) gestern? Keine Demo? Wo bleibt den der Bericht des USER´s, der an diesem Diskurs scheinbar doch teilgenommen hat? Top Secret?

vielleicht hat diese zuerst ihren Mann oder jemanden anderes gefragt bevor es diese tat :zwinker:
 
Blöde Frage..., aber die Kritik, die dahintersteckt, ist ausnahmsweise berechtigt!

aday schrieb:
http://www.vogelforen.de/showpost.php?p=925016&postcount=110


Nur eine Frage:
Darf man jetzt doch kommentieren, indem man einfach irgendwo anders etwas reinstellt und es dann hierher Kopiert?
Hallo aday,


wenn auch ungern :p , muß ich Dir dieses Mal zustimmen:

Deine Kritik ist ausnahmsweise völlig berechtigt; mein letztes post ist hier eigentlich deplaziert.
Das war sehr unüberlegt von mir...

Man möge mir im übrigen verzeihen, aber ich war einfach so schockiert von den Ungereimtheiten der Herren "Wissenschaftler" und Jäger in Niedersachsen :nene: und gleichzeitig so fasziniert von den logischen Gedankengängen des "Positionspapieres" :beifall: .
Da hab ich den Bericht fast automatisch hier reingestellt...

Sorry, werd mich bessern!
 
Zuletzt bearbeitet:
Vogel-Mami schrieb:
Man möge mir im übrigen verzeihen, aber ich war einfach so schockiert von den Ungereimtheiten der Herren "Wissenschaftler" und Jäger in Niedersachsen :nene: und gleichzeitig so fasziniert von den logischen Gedankengängen des "Positionspapieres" :beifall: .
Da hab ich den Bericht fast automatisch hier reingestellt...

Sorry, werd mich bessern!

Hallo Vogel-Mami,
Welcher Bericht?
Das einzige was ich dort sehe ist ein zusammengewürfelter Haufen, vermutlich auch noch aus dem zusammenhang gerissen. Wenn du die Rechenleistungen der beiden (des einen) dazunimmst, die er in diesem Zusammenhang gemacht hat, graut es mir um den Wahrheitsgehalt.
Es wäre sicher Sinvoller den Zwischenbericht aus dem die beiden zitieren hier vorzuführen als dieses gehackstügel mit angeblichen ungereimtheiten und schlimmen vergehen. Bin mir sicher, das angebliche Mängel im Zusammenhang mit dem gesammten Zwischenbericht auf einmal gar keine mehr sind.
Was bei Tukan-World für ein "blödsinn" zu finden ist, interessiert mich nicht weiter und ich rege mich darüber nicht auf. Aber hier im Vogelforum sollte man doch schon bei den Tatsachen bleiben.
 
Dr. G. B. Weis, Rabenvögel bejagen – aber wie?

"Pulver und Blei-Methoden".

Auszug mit Hervorhebung:
Nach wie vor möglich ist – speziell bei der zeitweise gesellig nächtigenden Elster – das Jagen an den Schlafbäumen. Bei den Krähen kommt das gelegentliche Schießen von feldernden Vögeln mit einer rasanten, kleinkalibrigen Kugel hinzu. Doch größere Strecken sind mit beiden Jagdmethoden nicht zu erzielen, weil entweder die Schlafplätze sofort gewechselt werden oder die Fluchtdistanz der überlebenden "Augenzeugen" schlagartig zunimmt!
Wenn es die je nach Bundesland unterschiedliche Jagdzeit erlaubt, sollte man die kopfstarken Junggesellenschwärme der Krähen und die Familienverbände der Elstern bereits im Sommer und Herbst beschießen. Damit wird nicht nur der landesweit überhöhte Rabenvogelbesatz vermindert, sondern man bekommt vor allem die nötige Jagderfahrung. Doch hegerisch besonders effektiv wird das Jagen erst, wenn man im ausgehenden Winter und Vorfrühling die standorttreuen Altvögel – und damit deren Brutpaardichte – dezimiert.
(mit freundlicher Genehmigung aus "Unsere Jagd" 2/2000)
http://www.ljv-hessen.de/service9.html
 
Quelle:http://www.dradio.de/aod/html/?station=1&day=21&month=06&year=2005&page=4

Bericht im Deutschlandfunk


mit Originalstimmen/-zitaten von Staatssekretär Gerd Lindemann, Professor Klaus Pohlmeyer und dem Leiter des Instituts für Vogelforschung «Vogelwarte Helgoland», Franz Bairlein:


--> Nr. 38, abzupielen mit dem Windows Media Player o.ä.

(evt. erst in die eigenen Dateien speichern!)
 
Quelle: Quelle: http://www.vetion.de/aktuell/index.cfm?aktuell_id=8137

Für Forschungsprojekt der TiHo bereits 10.000 Rabenvögel getötet

20.06.2005


Rund 10.000 Rabenkrähen und Elstern sind im niedersächsischen Kreis Leer für ein Forschungsprojekt der Tierärztlichen Hochschule Hannover gefangen und getötet worden.
Im Rahmen des Projektes, das den Einfluss von Rabenvögeln auf die Bestandsentwicklung von Wiesenbrütern untersucht, habe man seit 10 Monaten Rabenkrähen gefangen und getötet, sagte am Montag Projektleiter Andreas Grauer. In den ersten fünf Monaten habe man 5.057 Rabenkrähen und 526 Elstern gefangen. In den zweiten fünf Monaten seien es nicht wesentlich weniger gewesen.

Der Leiter des Instituts für Wildtierforschung der Hochschule, Professor Klaus Pohlmeyer, betonte nach Abschluss des so genannten "Krähengipfel", einem wissenschaftlichen Symposium, dass den Vögeln ein tierschutzgerechtes Ende bereitet worden sei. Die mit speziellen Fallen gefangenen Tiere würden nachts mit einer Lampe geblendet, ergriffen umd "mit einem Rundholz durch Zerschmettern der Hirnkalotte" getötet, sagte Pohlmeyer.

Nach Angaben des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums ist die Zukunft des Projektes offen. Über Fortsetzung, Modifizierung oder Beendigung werde man nach Auswertung des Symposiums entscheiden, sagte Agrar-Staatssekretär Gert Lindemann. Bislang ist vorgesehen, insgesamt drei Jahre lang Krähen im Kreis Leer zu töten.
 
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Thema: "Massentötung von Rabenvögeln" (unkommentierter Info-Thread)
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