GLS und Megabakteriose
Hallo Vanilu,
was für ein "Antibiotikum" bekommt der Vogel denn?
Antibiotika sind bei Megabakterien unwirksam.
Ich hatte vor einiger Zeit mal was zu Megabakterien und GLS geschrieben, unterdessen habe ich eine erweiterte Fassung geschrieben, die den Grundstock für einen Zeitschriftenartikel bilden soll. Deshalb der ungewöhnliche Nachsatz. Ich kopiere es der Einfachheit halber hier mal ein:
GLS UND MEGABAKTERIOSE
1. "Megabakterien":
Megabakterien sind grampositive, PAS (periodic acid-Schiff) - positive, stäbchenförmige Organismen mit dicker Zellwand. Sie sind wesentlich größer als Bakterien. Die Angaben in der Literatur schwanken zwischen 20-50 µm Länge und 1,5-3 µm Durchmesser (Wedel), 30-60 µm Länge (Kaleta/Krautwald-Junghanns) und 90 µm Länge und 5 µm Durchmesser (Gylstorff/Grimm).
Der Begriff wurde von Van Herck et al. 1984 geprägt.
Der Name ist mißverständlich, weil es sich neueren Erkenntnissen zufolge nicht eigentlich um Bakterien, sondern um Organismen handelt, die eher den Pilzen sehr nahe stehen (Zellaufbau, Verhalten bei der Zellteilung). Auch mittels Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierungsverfahren konnte gezeigt werden, daß es sich nicht um Bakterien, sondern um eukaryotische Zellen handelt.
Aber diese eukariotischen Zellen sind eben, weil sie solche sind, auch nur bedingt Pilze. Sie enthalten zwei bis fünf unterschiedliche Genome (Prof. Lynn Margulis: „Die andere Evolution“, Spektrum, 1999), (Lynn Margulis u. Karlene V. Schwartz: „Die fünf Reiche der Organismen - ein Leitfaden“, Spektrum-Verlag, 1989)
Zudem wird auch die Theorie geäußert daß die Pilze eine Weiterentwicklung der Bakterien darstellen. Nach Margulis sind Pilze aus der symbiontischen Verschmelzung von mindestens drei Bakterienarten entstanden.
Das „Megabakterium“ soll ja mit dem Hefepilz verwandt sein. Hier sagt Windstosser im Anschluß an Enderlein, daß sich diese Pilze spontan in Bakterien verwandeln können (Windstosser, K. K.: „Polymorphe Symbionten in Blut und Körpergewebe als potentielle Cofaktoren des Krebsgeschehens“, Semmelweis, 1995).
Andererseits sind die Gramfärbung und die PAS-positive Reaktion etwas, was sie mit Bakterien gemeinsam haben. Von verschiedenen Autoren wurden in neuerer Zeit Umbenennungen vorgeschlagen (Avian Gastric Yeast, Fungoides Proventrikuli, Virgamyces avigastricus) vorgeschlagen, die sich aber bislang gegen den eingeführten Begriff Megabakterien nicht durchsetzen konnten.
2. Going Light Syndrome (GLS):
Das klinische Bild wird als GLS, Leichterwerden oder megabakterielle Drüsenmagenentzündung bezeichnet.
Es hat folgende Symptome: Apathie, Somnolenz (Schläfrigkeit), gesträubtes, aufgeplustertes Gefieder, Heißhunger bei gleichzeitiger Abmagerung, Erbrechen graugrünlicher Schleimmassen und grünlicher Durchfall, im fortgeschrittenen Stadium mit unverdauten Körnern im Kot. Es ähnelt also sehr den Erscheinungen, die auch bei der virusbedingten PDD (Neuropathischer Drüsenmagendilatation) zu beobachten sind.
Im Röntgenbild ist der Drüsenmagen (ebenfalls wie bei PDD) stark vergrößert und sackartig erweitert, die Schleimhaut ist verdickt und (anders als bei PDD) mit grauglasigem, manchmal zusätzlich blutigem Schleim bedeckt. Beim Übergang zum Muskelmagen können sich massive Ulzera (Geschwüre) finden. Bei vielen Vögeln kommen eine Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung) und eine katarrhalisch-haemorrhagische Dünndarmentzündung hinzu. Die Koilinschicht des Muskelmagens kann sich ablösen.
Die Prognose ist aus schulmedizinischer Sicht ungünstig. Antibiotika und Kortikosteroide haben keinerlei Wirkung. Behandlungsversuche mit Antimycotica wie Amphotericin B (in letzter Zeit ohne Nachweis einer wirklichen Erhöhung der Überlebensraten in Mode gekommen, obwohl nur zeitweise Verdrängung der Megabakterien, meist ohne Einfluß auf das klinische Bild, nachgewiesen werden konnte, wobei die Megabakterien in der Regel auch binnen kurzem wiederkehren) oder Ketoconazol ("Nizoral") sollen in Einzelfällen Erfolge gebracht haben, aber die überwiegende Auffassung der Schulmedizin geht dahin, daß damit nur ein vorübergehendes Sistieren der Erregerausscheidung, nicht aber dauerhafte Erregerfreiheit erreicht werden kann.
3. Zusammenhang zwischen GLS und "Megabakterien":
Es ist bislang nicht einmal eindeutig geklärt, ob ein Kausalzusammenhang zwischen dem Nachweis von "Megabakterien" und GLS besteht. Denn einerseits können bei zahlreichen Vögeln die Erreger nachgewiesen werden, ohne daß diese Vögel jemals klinisch krank werden. Andererseits wurden auch bei Tieren, bei denen keine Megabakterien im Kot nachgewiesen werden konnten, Krankheitserscheinungen des GLS beobachtet. Bei einer pathologisch-anatomischen Untersuchung (Autopsie) verstorbener Tiere fand sich aber in der Regel eine hohe Keimzahl im Drüsenmagen.
Nach alledem ist die Frage der Pathogenität der Megabakterien und ihrer Bedeutung für das GLS-Krankheitsgeschehen unklar. Einerseits ist es möglich, daß bei der Röntgenuntersuchung die infizierten Tiere bereits in einem sehr frühen Stadium erkannt werden, bei dem noch keine manifesten klinischen Symptome wie Erbrechen, Durchfall mit unverdauten Körnern oder Abmagerung auftreten; andererseits ist es auch möglich, daß der Durchseuchungsgrad der Wellensittichpopulation extrem groß ist, aber die "Megabakterien" nicht primär pathogen sind. Dies würde bedeuten, daß GLS - ähnlich der Aspergillose - keine Infektionskrankheit im engeren Sinne, sondern eine Faktorenkrankheit ist. Als Primärerkrankungen kommen dann Allgemeininfektionen und chronisch zehrende Erkrankungen wie Tumorleiden, aber auch lokale Schleimhautschädigungen in Frage, die ein Anhaften und Vermehren der "Megabakterien" begünstigen.
Deshalb ist auch die Frage nach der „horizontalen Übertragung“, also der Gefahr der Ansteckung von Vogel zu Vogel, nicht eindeutig zu beantworten. Schulmedizinisch wird oft die Isolation des Megabakterienträgers empfohlen. Die Erfahrung zeigt aber, daß durch die Isolation des sozialen Tieres erheblicher Streß entsteht, der eine weitere Schwächung des Immunsystems zur Folge hat. Nach der hier vertretenen Auffassung ist daher eine Isolierung nicht sinnvoll, zumal, da der Zusammenhang von Megabakterien und GLS noch nicht eindeutig feststeht. Handelt es sich – wofür vieles spricht – um eine Faktorenkrankheit, so muß im Vordergrund der Therapie sowohl der erkrankten als auch der Prophylaxe bzgl. der nicht erkrankten Tiere eine Immunsteigerung stehen, gemäß der Devise, daß das Milieu wichtiger ist als der Keim.
4. Therapie:
Wie bereits unter 2. erwähnt, gibt es keine erfolgversprechende schulmedizinische Therapie. Man beschränkt sich auf Palliativmaßnahmen, die die Verdauung erleichtern, wie Kamillen-oder Fencheltee, oder, besser noch, Thymian- und Oreganotee , die beide eine nachgewiesene antibakterielle und antimykotische Wirkung haben, statt Wasser; Futterumstellung: Entzug zuckerhaltiger Lebensmittel, also kein Obst; Breiiges Futter (Aufzuchtfutter, Zwiebackmehl, gemahlene Körner, Eifutter, angereichert mit Vitamin-Mineralstoffgemisch), sowie angekeimte
Kolbenhirse und anderes
Keimfutter statt scharfkantiger Sämereien.
Hier, wo die Schulmedizin am Ende ihrer Weisheit ist und eine erfolgversprechende Therapie nicht zur Verfügung stellt, bietet sich besonders die nicht am Erreger, sondern an den klinischen Symptomen orientierte Klassische Homöopathie an. Diese stärkt die körpereigene Abwehr, statt sie zu schwächen (wie Antibiotika, Antimykotika und Cortison). Das scheint mir das Entscheidende zu sein, da die Tatsache, daß viele Vögel "Megabakterien" haben, aber nicht klinisch erkranken, eindrucksvoll zeigt, daß die körpereigene Abwehr und ein funktionierendes Immunsystem mit den Megabakterien offenbar relativ problemlos fertig werden.
Außerdem scheinen Therapieversuche mit den isopathischen Sanum-Präparaten nach Prof. Enderlein angebracht. Die systematische Stellung der Megabakterien „zwischen“ den Bakterien und den Pilzen ist eine eindrucksvolle Bestätigung der Enderleinschen These von der Cyclogenie der Endobionten, so daß es nur logisch erscheint, mit den Präparaten der Aspergillus-Cyclode, also Nigersan, Notakehl und Quentakehl, zu behandeln. Valide Studien über Erfolge mit dieser Therapie existieren meines Wissens noch nicht, angesichts der Nebenwirkungsfreiheit dieser Therapie und des überzeugenden theoretischen Ansatzes sollte aber in dieser Hinsicht auf jeden Fall weiter geforscht und praktische Behandlungserfahrungen gesammelt werden, zumal, da die schulmedizinische Behandlung bei dieser Erkrankung keine realistisch erfolgversprechende Alternative bietet.
Thomas Braunsdorf
Tierheilpraktiker
Lebensenergieberater Tier
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Thomas