Hallo Poie!
Zunächst mal die schlechten Nachrichten: Gicht ist eine Krankheit, die Dein Nymphelchen vermutlich für den Rest seines Lebens behalten wird. Sie kann rasende Schmerzen verursachen, mit Schuld sein an langwierigen Sohlenerkrankungen, Blindheit verursachen, und zu tödlichem Nierenversagen führen. Schulmedizinisch läßt sie sich beim Vogel außerordentlich schlecht behandeln, Vögel vertragen die entsprechenden Medikamente außerordentlich schlecht und meistens wird Einschläfern empfohlen. Genau diese Aussage habe ich seinerzeit, das war vor ungefähr 6 - 7 Jahren im Fall meiner heißgeliebten, aber kürzlich vermutlich an Altersschwäche verstorbenen Nymphendame Flori bekommen. Und ich habe, abgesehen vom tödlichen Nierenversagen, so ziemlich die ganze Bandbreite bei Flori erlebt.
Schlußendlich war Floris Gicht die Ursache dafür, daß ich angefangen habe, mich mit Hömöopathie zu beschäftigen und nach unseren Erfolgen damit, hat auch meine TA angefangen, sich mit mit dieser Heilmethode zu beschäftigen. Wie Du schon schreibst, ist Diät (eiweißarmes Futter) eine Grundvoraussetzung, mit Gicht klarzukommen. Wegen des normalen Körnerfutters mußt Du keine Bedenken haben, das kann man relativ leicht eiweißarm umgestalten: es sollte keinen Hanf, wenig Hafer, keine Hülsenfrüchte enthalten, auch mit
Sonnenblumenkernen sollte man sparsamer sein. Streichen solltest Du vom Futterplan Sachen wie Eifutter, den Schnipsel hartgekochtes Ei (den meine manchmal gekriegt haben), irgendwelche Milchprodukte (wenn ich hier lese, daß manche ihren Lieben regelmäßig diese Sachen geben, muß ich immer dran denken, daß Flori wahrscheinlich von dieser Krankheit verschont geblieben wäre, wenn ich ihr verboten hätte, mein Frühstücksei regelmäßig mit Mausezahnmuster zu verzieren). Die Diät ist im Wesentlichen eine Nierendiät und Du solltest alles vermeiden, was die Nieren/Entgiftungsorgane belastet. Noch ein Wort zu Eifutter: in der Ernährung von Nymphensittichen und Wellis hat es meiner Auffassung nur dann was zu suchen, wenn es um die Aufzucht von Küken geht, denn die haben in der Tat einen anderen Eiweißbedarf. Zu den Sachen, die Du zusätzlich/ täglich reichen solltest, gehört auf jeden Fall Grünfutter, und da an erster Stelle Löwenzahn, gebrühte/ getrocknete Brennessel und Ringelblume (wegen der günstigen Wirkung bei Sohlengeschwüren), an Obst sollen Kirschen (hab ich mehrfach hier gelesen), auch als Saft, sehr gut sein. Weiter schadet es auch nicht, wenn in der Diät das andere große Entgiftungsorgan, die Leber, Berücksichtigung findet. Das heißt: nicht zuviel Fett, von daher Vorsicht bei
Sonnenblumenkernen, Kardi, etc.. Sicherrlich ist es nicht verkehrt den notwendigen Fettanteil (auch den gibts!) im Futter durch Saaten wie
Mariendistel und andere, wirklich hochwertige Dinge zu gestalten. Gicht ist meiner Auffassung nach ein Problem, das nur bei oberflächlicher/ isolierter Betrachtung ausschließlich mit überschüssiger Harnsäure zu tun hat, eigentlich gibt es den Hinweis darauf, daß mit dem ganzen Entgiftungsapparat was nicht stimmt und und die Ausscheidung von Stoffwechselschlacken gestört ist. Deshalb mein Rat, sich den gesamten Entgiftungsapparat genauer anzugucken und ihm wenig Belastung wie möglich aufzubürden. Ich muß nachher mal gucken, irgendwo hab ich mir einen Link über die Zusammensetzung einzelner Saaten gespeichert und bei Schnabl findet man Angaben zur Zusammensetzung von Großsittich/ Nymphenfutter. Dieses Futter unter den o.g. Gesichtspunkten modifiziert, dürfte eine ganz passable Mischung abgeben, die für den Rest Deiner Bande bestimmt auch nicht schädlich ist. Soviel erst mal zum Futter. Ich sehe zu, daß ich Dir evt. heut oder morgen abend noch den Link zu den Saaten und evt. ein Rezept für eine Futtermischung poste.
Was die Homöpathie angeht, so hatten Flori und ich recht gute Erfolge mit Globuli in den Sorten Lycopodium, Berberis, Solidago, Carduus Marianus, Flor de Piedra und Arnica. Wichtig dabei ist, NICHT ALLES AUF EINMAL, sondern schön in täglichem Wechsel und bei der Verabreichung von Homöopathie keine Metallnäpfe oder Metalllöffel zum Umrühren benutzen. Man sagt, daß davon die Schwingungen der homöopathischen Medikamante gestört würden, obs so ist vermag ich nicht zu sagen. Ich hab einfach nur festgestellt, daß die Mittel besser wirken ohne Metallkontakt. Ich hab Dir hier extra keine Potenz (umgangssprachlich ausgedrückt bezeichnet die Potenz den Grad der Verdünnung der ursprünglichen Substanz) angegeben, weil die Wirkung je nach nach Potenz "unterschiedlich scharf" ist und man bei der Homöopathie die Möglichkeit hat, die Medikation ganz individuell auf die Bedürfnisse des einzelnen Individuums abzustimmen. Da würde ich Dich bitten, mit Thomas B. Kontakt aufzunehmen, der hat da mehr Plan wie ich und kann da sicher besser und qualifizierter einen Rat geben, auch zu Sachen, wie Ausleitung von Giftstoffen (wegen der ganzen Antibi- Behandlungen) und Konstitutionsmitteln, die wohl enorm bei verschiedenen Problemen helfen können. Wenn Du möchtest poste ich Dir, mit was ich behandelt habe, aber das muß nicht unbedingt das sein, was in Deinem Fall wirklich "zieht". Von den homöpatischen Lösungen dürfen alle Deine Vögel, die mit dem Kranken zusammenleben, trinken. Es ist damit so, wie mit Schlüssel und Schloß: entweder es paßt, oder Du kriegst die Tür nicht auf. Nebenwirkungen bei den Gesunden konnte ich nicht entdecken.
In der ganz akuten, schmerzhaften Phase der Gicht habe ich Flori auch einen Brei mit lauwarmem Wasser und Luvos Heilerde Nr. 1 angerührt (von der Konsistenz etwas flüsser als frischer Zement) und Flori mit den Füßen für 1 Minute reingesetzt, das zieht ein wenig die Hitze aus den Gelenken. Und wenn der Vogel sich nachher putzt, nimmt er von der Heilerde auf. Die bindet Giftstoffe im Körper, helfen bei der Ausscheidung und zumindest bei Flörchen waren die Kothäufchen nachher so schön wie gemalt. Außerdem habe ich zumindest eine von Floris Sitzstangen mit Küchenkrepp dick umwickelt und das ganze an der Unterseite der Sitzstange mit Heftpflaster festgemacht. Das gibt einen weichen Sitz und schont die Füße. Regelmäßige Pediküre nicht vergessen, weil sich Krallen nicht mehr wie gewohnt abnutzen können!
Zu dem, was ich mittels dauerhafter Homöopathie, Phytotherapie (darunter darfst Du getrost die gezielte Versorgung mit Grünfutter setzen) und vernünftiger Ernährung erreicht habe:
- Schmerzfreiheit. Flori ist mir zunehmend weniger panisch vor Schmerzen von der Schulter gesprungen bei diesen Schmerzattacken, die für Gichtanfälle typisch sind. Wir hatten bei durchgängiger und gewissenhafter Therapie keine Probleme mehr mit derartigen Attacken. Durch die Schmerzfreiheit und die im nächstne Punkt beschriebene Verlangsamung des Krankheitsverlaufs auch Erhalt von Lebensfreude/ Lebensqualität. Flori hatte auch als chronisch kranker Vogel Spaß am Fressen, Spielen, Schmusen und sozialem Kontakt. Ein wesentlicher Grund fürs Einschläfernlassen entfällt.
- Rückgang der Harnsäureeinlagerungen in den Gelenken, meine TA war begeistert davon. Ganz aufhalten läßt sich die Einlagerung von Hernsäure auf die Dauer wohl nicht, aber eine wesentliche Verlangsamung in dem Prozeß ist angesichts der 6 - 7 Jahre nach erstmaligem Auftreten der Gicht, die Flori und ich noch zusammen hatten (Flori ist vermutlich 24 jährig oder älter gestorben), durchaus festzustellen.
- Abheilen der Sohlengeschüre bei durchgängiger Gabe von Arnika/ Ringelblume. Von Salben, auch Traumeel halte ich in diesem Zusammenhang nichts. Sowas verklebt nur das Gefieder, der Vogel fühlt sich unwohl damit, und abheilen tuts auch nicht. Auf Sohlengeschwüre solltest Du wirklich aufpassen, ist schmerzhaft und tritt bei Gicht immer mal wieder gerne auf, auch bei Naturästen.
- die zunächst fast vollständige Blindheit, die bei Flori auch durch die Einlagerung von Harnsäure in den Augen auftrat, haben wir auch reduzieren können, so daß die Unterscheidung hell/dunkel möglich war und sie es meistens auf die Reihe gekriegt hat, sehr schnell zwischen Bezugsperson und anderen Leuten zu unterscheiden. Allerdings habe ich bei der Behandlung von Floris Augenproblemen auch zu einem recht unorthodoxen Mittel gegriffen, das ich hier nicht öffentlich posten möchte. Auch da habe ich mit meiner TA zusammengearbeitet und meine Beobachtungen von ihr verifizieren lassen, zu meinem Mittel meinte sie, sie würde das nach meinen Erfahrungen genauso weitermachen und hätte da keine Bedenken an meiner Stelle.
So, jetzt habe ich Dich ziemlich zugetextet und hoffentlich schwirrt Dir der Kopf nicht allzusehr. Und ich muß jetzt erst mal gucken, daß ich meine Bude aufgeräumt, übers WE was in den Kühlschrank und eeendlich alle meine Tomaten gepflanzt kriege. Ich guck heut abend nochmal rein.
Liebe Grüße
Anne