Was will der Bienenfresser in Hamburg?

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Rüdiger

Guest
Moin liebe Leute!

Mal wieder ein Zeitungsartikel (Kieler Nachrichten, Sonnabend 8.April), der vielleicht Anlaß bietet, hier eigenen Beobachtungen zum Thema wiederzugeben:

"Was will der Bienenfresser in Hamburg?

Amsel, Drossel, Fink und Star sind in deutschen Fluren womöglich bald eine Seltenheit. Statt ihrer könnten künftig Exoten wie Kaffernsegler oder Wüstengimpel die heimische Vogelwelt dominieren.

Von Ulrich Karlowski

Seit Beginn des 20.Jahrhunderts verlegten von den 435 in Europa brütenden Vogelarten nicht weniger als 196 ihr Brutgebiet nach Norden oder Nordwesten und in größere Höhenlagen. Ursache ist die globale Erwärmung. "Selbst wenn es keinerlei Messungen gäbe, ließe allein das veränderte Verhalten der Vögel den Temperaturanstieg erkennen", sagt Professor Peter Berthold, Leiter der Vogelwarte des max-Planck-Instituts für Verhaltenspsychologie in Radolfzell.
Viele Arten sind dabei in relativ kurzer Zeit weit vorgedrungen, wobei sich bei manchen die Lebensräume bereits um bis zu 1000 Kilometer nach Norden verschoben haben. Der Silberreiher etwa steiß von ostösterreich aus bis in die Niederlande vor. Aus dem Mittelmeerraum machte sich der Girlitz auf dem Weg nach England, Russland und Skandinavien. Im vergangenen Jahr brüteten erstmals Kuhreiher in den Niederlanden, bislang war der Süden Frankreichs ihre nördlichste Verbreitungsgrenze. Gleichzeitig stellen klassische Winterflüchtlinge wie Stare, Kiebitze oder Hausrotschwanz in immer größerer Zahl den herbstlichen Flug nach Afrika völlig ein oder treten nur noch Kurzreisen an und überwintern in Mitteleuropa.
Noch vor 150 Jahren gehörte auch die Amsel zu den Winterflüchtlingen. Heute begibt sich nur noch ein teil auf die verkürzte Reise ans Mittelmeer. Andere schlagen plötzlich neue Zugrichtungen ein. Vor 30 Jahren verirrten sich Mönchsgrasmücken nur selten auf die britischen Inseln. Heute fliegen rund zehn Prozent der Tiere regelmäßig dorthin. Parallel dazu werden Arten aus Afrika wie Kaffernsegler oder Wüstengimpel in Südeuropa heimisch. Den zweifellos auegnfälligsten Vorstoß hat der Bienenfresser unternommen. Die mediterrane Art brütet seit einigen jahren erfolgreich und in steigender Zahl am kaiserstuhl und neuerdings sogar in Hamburg. Auch in Ungarn hat sich der Vogel inzwischen flächendeckend ausgebreitet.
"An den Vögeln zeigt sich die Klimaveränderung in eindeutiger Klarheit", meint Berthold. "Es wurde eine Mikroevolution ausgelöst, ein Beispiel dafür, wie schnell die natur auf veränderte Umweltbedingungen reagieren kann." Doch woher "wissen" Vögel, dass ihr verändertes Verhalten sie nicht ins Verderben führt? Über die Steuerungselemente derartiger mikroevolutionärer Anpassungsprozesse wurde lange gerätselt. Da es sich ums ehr kurzlebige Tiere handelt, fällt die Weitergabe von Erfahrung aus. Berthold und seine Mitarbeiter fingen daher Mönchsgrasmücken in England, ließen sie in Radolfzell brüten und zogen die Jungtiere ohne Kontakt zu den Eltern auf. Als man den unerfahrenen Nachwuchs im Herbnst auf seine erste Reise schickte, flog er geradewegs Richtung England. "Die Natur reagiert über genetische Anpassung", erklärt Berthold. Abweichler von der normalen Flugroute hat es danach immer gegeben. Noch vor 50 Jahren flogen mit dieser Erbanlage ausgestattete Individuen allerdings geradewegs in den Kältetod. Durch die veränderten klimatischen Bedingungen können sie heute nicht nur überleben, ihr Verhalten ist sogar mit Selektionsvorteilen verbunden. Sie sind aufgrund der kürzeren Flugstrecke weniger entkräftet, haben weniger Verluste, kehren früher zurück und besetzen als erste die wenigen vorhandenen Brutreviere."



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Tschüss Rüdiger
 
Hallo Rüdiger,

Im German Birdnet wurden in letzter Zeit vermehrte Sichtungen von Bienenfressern gemeldet. Speziell vom Bienenfresser ist bekannt, daß er sehr sporadische Ortswechsel im großen Rahmen vornehmen kann. Warum weiß man nicht genau, aber man sollte in diesem Zusammenhang vorsichtig sein, vorschnelle Rückschlüsse auf die Ursachen zu ziehen.
Was richtig ist, ist, daß einige Zugvogelarten den Winterzug zumindest verkürzt haben und statt in afrikanischen Gefilden nun auch in südeuropäischen Ländern überwintern. Ob dies allein auf den Klimawechsel zurückzuführen ist, muß noch geklärt werden.
Ein großes Problem stellt wohl die dadurch resultierende, gleichzeitige Nutzung der vorhandenen ökologischen Nischen dar. Wer sie besetzen darf, wird letztendlich von dieser Entwicklung profitieren und andere Arten verdrängen. Evolution live!

viele Grüße,

Anke
 
Thema: Was will der Bienenfresser in Hamburg?

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