Gift und Schrot im Rheinland !

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Dieter Tödtemann

Dieter Tödtemann

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Gift und Schrot m Rheinland und dem benachbarten niederländisch/belgis

Gift und Schrot gegen Krummschnäbel

Im Rheinland und dem benachbarten niederländisch/belgischen Maastal überwintern alljährlich zahlreiche
Bussarde, Weihen und andere Greifvögel. Seit 1976 sind sie in Deutschland ganzjährig von der Jagd zu
verschonen, doch am Ende eines jeden Winters bietet sich das gleiche traurige Bild: massenhaft verenden
sie aufgrund von ausgelegten Giftködern, werden in Fallen gefangen oder abgeschossen. Die traurige
Bilanz in den ersten drei Monaten des Jahres 1997: über 70 tote Tiere!

Das Massensterben beginnt Ende Januar auf einem Acker am Stadtrand von Krefeld. Ein Bauer bringt
etliche kleinere Haufen Giftweizen aus. Wildtauben und bereits heimkehrende Lerchen, Finken und
Ammern fressen davon und verenden auf der Stelle. Nicht viel besser ergeht es zahlreichen Greifvögeln,
die die rasch in großen Mengen auf dem Acker liegenden toten Singvögel und Tauben als willkommene
Beute ansehen. Und noch schlimmer: etliche Tiere schaffen es noch, sich nach dem Verzehr des
Giftweizens ein Stück weit in die nächsten Gehölze davonzuschleppen, wo sie, trotz intensiver Nachsuche
durch alarmierte haupt- und ehrenamtliche Naturschützer, kaum entdeckt und anderen Tieren zum
Verhängnis werden. Bis Mitte Februar werden über 60 vergiftete Greifvögel gefunden. Der Bauer ist
inzwischen der Tat überführt. Er behauptet, versehentlich Saatgut und Giftweizen vertauscht zu haben.
Dann droht ihm nur ein Bußgeldverfahren. Das Komitee gegen den Vogelmord hat eine Bonner Anwältin
eingeschaltet.
Zur gleichen Zeit entdecken Komiteemitarbeiter in einem kleinen Gehölz südlich der Autobahn
Mönchengladbach-Koblenz zwei verendete Bussarde und einen Habicht. Die Krallen der Vögel sind
verkrampft, ein Bussard hat sich im Todeskampf vor Schmerzen einen Teil des Brustgefieders
herausgerissen. Auf dem Boden verstreut umherliegende Knochen und Schädel von Greifvögeln lassen
darauf schließen, daß diese Tiere hier wohl schon länger in größerer Anzahl sterben. Überall liegen
Kadaver und Reste von Wildkaninchen, Rehen und Wildtauben herum. Angelegt worden ist das Gehölz
von Jägern. Sie betreiben hier eine Fasanenfütterung. Mehrere Hochsitze runden das Bild ab.
Von Komiteemitarbeitern herbeigerufene Polizeibeamte stellen die toten Greifvögel und die sonstigen
Kadaver sicher. Der zuständige Jagdrevierinhaber erscheint ebenfalls. Er wohnt auf einem Landgut direkt
gegenüber. Er räumt ein, eine geschossene Wildtaube, Kaninchenfelle und Rehgedärm in dem Gehölz
ausgebracht zu haben, zuletzt erst am Vortag. Auch die Fasanenschüttung wird von ihm regelmäßig
bestückt. Von toten Greifvögeln, die direkt daneben lagen, will er noch nie etwas bemerkt haben.
Eine veterinärmedizinische Untersuchung hat inzwischen ergeben, daß einer der Bussarde
höchstwahrscheinlich geschossen worden ist. Weitere Analyseergebnisse, insbesondere in Bezug auf
Gifte, stehen noch aus. Die Staatsanwaltschaft in Aachen hat derweil das Verfahren schon einmal
eingestellt, da "kein Täter ermittelt werden konnte." Dies ist im Bereich der Staatsanwaltschaft Aachen
bereits seit zwanzig Jahren so. Nicht viel besser ist die Situation in den benachbarten Niederlanden. Dort
wurden 1996 in 142 nachgewiesenen Fällen Greife vergiftet, geschossen oder in Fallen gefangen; in 135
weiteren Fällen ihre Nester und Gelege zerstört. In den Niederlanden kümmert sich allerdings eine
spezialisierte Umweltpolizei des Landwirtschaftsministerium, der sog. AID, um derartige Formen von
Artenschutzkriminalität. Naturschützer sind als ehrenamtliche Mitarbeiter mit Polizeibefugnissen für den
AID tätig.
In Deutschland hingegen wird alles den ohnehin schon überlasteten Polizeiwachen aufgebürdet, die nur
selten das Personal haben, auch einmal längerfristige Recherche anzustellen. Und nicht nur das. In den
ausgeräumten und intensiv genutzten Feldfluren findet immer weniger Wild geeignete Lebensbedingungen,
sehr zum Ärger der Jäger. In großen Mengen ausgesetzte Zuchtfasane, oft zahm wie Haushühner und
ursprünglich in subtropischen Breitengraden am Schwarzen Meer beheimatet, sollen die schwindenden
Niederwildbestände auffrischen. Greifvögel und anderes "Raubwild" (Füchse, Marder und selbst Dachse!)
stören da nur. In Hessen forderten deshalb die Jäger erst unlängst vor den Kommunalwahlen eine
"maßvolle Bejagung" der Greifvögel, in Niedersachsen und Bayern werden Genehmigungen zum Abschuß
von Bussarden vergeben und junge Habichte dürfen in ganz Deutschland mit behördlicher Genehmigung
zur Abrichtung als Beizvögel aus dem Nest genommen werden.
Es ist inzwischen Anfang März.
Ehrenamtliche Helfer des Komitees gegen den Vogelmord haben
mittlerweile etliche "Hegegehölze" und die Umgebung von Fasanenfütterungen und Hochsitzen nach
möglichen weiteren Giftködern abgesucht.
In den letzten zwanzig Jahren wurden sie in manchen
Jagdrevieren an derartigen Stellen immer wieder gefunden. Nachdem das Komitee gegen den Vogelmord
auf Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen, eine Belohnung in Höhe von 5.000,00 DM ausgesetzt hat, ist nun allerdings vielerorts Ruhe eingekehrt.
Statt dessen finden Komiteemitarbeiter ein halbes
Dutzend Fangkäfige für Marder und Füchse, die trotz Schonzeit immer noch fängig gestellt sind.
Sie verschwinden in den Fahrzeugen der herbeigerufenen Polizeistreife.
 
Thema: Gift und Schrot im Rheinland !

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