Auswilderung einer Blaumeise möglich

Diskutiere Auswilderung einer Blaumeise möglich im Forum sonstige Vogelarten im Bereich Wildvögel - Hallo, ich habe seit Ende letzten Jahres eine Blaumeise in meiner Obhut. Ich habe sie im Wald gefunden. Sie konnte nicht mehr fliegen bzw. hat...
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ptarmigan

Guest
Hallo,

ich habe seit Ende letzten Jahres eine Blaumeise in meiner Obhut.
Ich habe sie im Wald gefunden. Sie konnte nicht mehr fliegen bzw. hat sich nur im Kreis gedreht am Boden. Am 20.April diesen Jahres habe ich ausführlicher über den kleinen Fratz geschrieben.

Nachdem er nun eine Lungenentzündung incl. geschwollener Leber mit 2 Spritzen vom Tierarzt überlebt hat, habe ich ihn im Zimmer fliegen lassen.
Dabei habe ich zwei kleine Bäume vom Balkon und einen Weißdorn aufgestellt. Ich sehe zwar, dass der rechte Flügel sehr schief und hoch steht, der Kleine kann aber fliegen. Er ist nicht so schnell wie sein Freunde draußen aber er tut es zumindest. In den letzten 2 Wochen hat er auch noch Fortschritte gemacht. Interessanterweise geht er immer am Abend von alleine in den Käfig.
Ich muss ihn nicht fangen. Nach einigen Flügen im Zimmer ist er anscheinend sehr erschöpft und bleibt einfach in einem der kleinen Pflanzen sitzen. Ich habe schon gedacht, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Er fliegt erst dann weiter, wenn ich dicht an ihm herangekommen bin (Abstand : 10-20 cm)
Andererseits trillert er jeden Morgen, wenn er draußen seine Freunde hört.

Jetzt meine Frage:
Kann ich den Kleinen auswildern? Wie mache ich das am geschicktesten?
Bei uns sind viele Kohlmeisen und ein paar Blaumeisen zu Hause. Gibt es da Ärger und meine Blaumeise wird vertrieben? Wie bereite ich das Auswildern vor?
 
Hallo,

das Tier ist ja nun schon über ein halbes Jahr in Deiner Obhut. Das ist viel Zeit für ein Tierchen, welches in der freien Wildbahn oft nur wenige Jahre alt wird ...
Und dann noch nicht ganz fit und langsamer als andere, gewöhnt an den Käfig als Schlafplatz (ist bei Vögeln nicht ungewöhnlich; wenn er dort auch Futter bekommt und rein und raus kann, wird der Käfig schnell als Heimstatt und nicht als Gefängnis akzeptiert). Das Auffinden eines "guten" Schlafplatzes ist mindestens so wichtig in der Natur wie flottes Fliegen ...
Und dann hat der Vogel offenbar schon viel Scheu verloren.
Ob das Tier überhaupt je eine Feindvermeidung gelernt hat, kann ich nicht beurteilen. Das hängt davon ab, in welchem Alter Du ihn bekommen hast.
Lange Rede - kurzer Sinn: Objektiv stehen die Chancen auf eine Auswilderung schlecht, da mehrere belastende Faktoren zusammenkommen.
Du wirst hier sicher noch andere Stimmen hören ...
... aber kaum einer der entlassenen Pfleglinge wird nachverfolgt, wie lange er es noch draussen macht, wie auch? Und die dokumentierten Beobachtungen zeigen, dass es gerade bei so kleinen Vögeln (sind ja alles Flucht- und Beutetiere) um die Chancen einer Auswilderung nach so langer Zeit eben ziemlich schlecht steht (das sieht bei größeren Vögeln, die weniger unter Verfolgungsdruck stehen, Greifen usw. schon wieder ganz anders aus). Da mach Dir nichts vor.
Wenn überhaupt, dann ist das schrittweise Vorgehen über eine größere Auswilderungs-Voliere am günstigsten, die wirst Du aber wohl nicht haben.
Drum: Behalt ihn, wenn Du ihn gern hast (ich weiss wohl, die Paragrafen ... ggf. mal weiter in diesem Forum blättern), oder vertrau ihn einer professionellen Wildvogelstation an.
 
Hallo,

für den Kleinen möchte ich nur das, was für Ihn am Besten ist. Seine Genesung hat recht lange gedauert. Ursprünglich ging der Tierarzt davon aus, dass auf Grund der Verletzung der Vogel keine guten Chancen hat jemals wieder fliegen zu können.

Ich meine, es handelt es sich noch um eine junge, männliche Meise aber um keinen Jungvogel vom vergangenen Jahr. Wahrscheinlich ist es schwierig dies genau feststellen zu können.
Mir war schon bewußt, wenn ich den kleinen Piepmatz aus dem Wald mit nach Hause nehme, dass da nicht nur Arbeit auf mich zukommt. Aber so leicht, wie ich den fangen konnte, wäre er wohl jedem Beutetier am gleichen Tage zum Opfer gefallen. Ich frage mich nur, was er mitten im Wald gemacht hat, so dass er letztendlich eine gebrochene Schulter hat. Fensterscheiben und Autos gibt es da nicht. Katzen wird er da auch nicht kennengelernt haben. Der Flügel steht jedenfalls deutlich schief.

So ganz zahm ist er mit Sicherheit nicht. Er meckert schon ordentlich, wenn ich in seine Nähe komme und fliegt aufgebracht in seinem Käfog hin und her. Manchmal läßt er sich aber ruhig betrachten.

Als ich denn Käfig nach draußen gestellt habe, ist mir aufgefallen, dass den ganzen Tag eine Blaumeise bei ihm am Käfig war. Ich denke, es handelt sich hier eher um Revierdenken als um Freude, dass noch eine Blaumeise mehr da ist, oder? "Meine" Blaumeise hat die ganze Zeit mit hohen Tönen gerufen und ist viel geflogen und gesprungen. Irgendwie tat er mir leid, sie wollte bestimmt ins Freie.

Wie kann ich denn eine professionelle Wildpflegestation ausfindig machen?

Wie groß muss denn eine Voliere sein, damit er sich einigermaßen wohlfühlt? Wie kann ich denn günstig eine selber bauen bzw. wo kaufen? Vielleicht gibt es gute Infos im Netz.

Kann denn ein weiterer Vogel in der Voliere ihn ein wenig ablenken? Ich denke, wenn er so alleine ist, fühlt er sich auch nicht wohl. Vielleicht gibt es jemand, der Blaumeisen züchtet (, obwohl sich eine Zucht von Blaumeisen sich nicht wirklich lohnt).

Für weitere Informationen bin ich sehr dankbar.
 
...

Zu den Wildvogelauffangstationen stellt bestimmt jemand noch den passenden Link ein (ich kann das leider (noch) nicht...:o).

Klar wäre es schöne, wenn die Blaumeise zu "Kollegen" kommen würde.

Auch wenn Wildvögel immer wieder ausgewildert werden sollten, finde ich, dass es in diesem Fall nicht so gut wäre.

Wenn der Kleine noch so beeinträchtigt ist und eben schon mindestens 1 Jahr alt ist (ich habe gelesen, dass Blaumeisen in der freien Natur oftmals nur 1 Jahr, höchstens 2 - 3 Jahre alt werden).

Volierenbautipps bekommst Du sicher auch noch von Leuten, die da Ahnung von haben...
Ich gehöre leider bis jetzt nur zu denen, die eine gekauft haben.


LG,
Seriema
 
Wenn der kleine Pieps nicht richtig und ausdauernd fliegen kann, dann wird das nix mit der Freiheit, er wird dann sehr schnell zum Beutetier.

So eine Meise sollte auch ihr natürliches Nahrungsspektrum kennen, nach einem Jahr Wohnungshaltung sieht das sicher ebenso mau aus, plus Käfighaltung, die die Federn ramponiert.

Wenn Du ihn nicht behalten willst, da er sicher unter Artgenossen leben sollte, benötigt er einen Dauerpflegeplatz. hier gibt es ein spezielles Forum, wo Du einen Platz suchen kannst.

Diese gibt es gerade für solche kleinen Vögel wie Meisen ziemlich selten. Alles sollte von langer Hand geplant sein. (Manche "normalen Auffangstationen" schläfern nicht wieder auswilderbare Vögel ein!!8o)Klick Auffangstationen nach Postleitzahl

Oder hast Du einen Garten? Möchtest Du Dich vielleicht um gehändicäpte Meisen in einer Wildvogelvoliere kümmern, dann könntest Du Dich um eine Haltegenehmigung bemühen und noch anderen Meischen ein zu Hause geben.:zwinker:
Gesetze / Haltegenehmigung
 
Habe vorletzten Winter zwei Meisen mit Flügelbrüchen in meinem Büro überwintert, die beide wieder flugfähig wurden. Meisen können Brüche offenbar wegen ihres geringen Körpergewichts häufig muskulär ausgleichen. Im Frühjahr habe ich während einer stabilen Gutwetterperiode das Fenster geöffnet und die Meisen an einem Futterplatz am Fenster weiter versorgt. Obwohl da die Brutzeit begonnen hatte, führte das nicht zum Vertreiben durch andere Meisen, denn ich sah die beiden (deutlich erkennbar an ihren hängenden Flügeln") noch Wochen bei uns herumfliegen. Eigentlich wäre jetzt eine gute Zeit, die Meise 'rauzulassen und weiterhin Futter anzubieten. Umsiedeln in eine Station würde ich sie nicht, wenn es draußen Artgenossen gibt, zumal ich damals ohnehin keine fand, die die Meisen auch behalten hätten, wenn sich herausstellen sollte, daß sie doch nicht draußen bleiben können.

Was frißt denn "Deine" Meise ? Pickt sie Blattläuse ? Nimmt kleine Raupen ? Badet, so daß sie auch genügend Gefiederfett hat, wenn es regnet ? Dann ist mein Standpunkt: lieber ein kurzes Leben in Freiheit...
 
Hallo,

die Blaumeise frisst Heimchen und Grillen. Ab und zu gibt es auch mal einen Mehlwurm, der vorher mit Kleie und Äpfeln gefüttert worden ist oder auch mal eine Fliege (Terfly). Insektenweichfutter mag sie nicht. Erdnüsse kommen sehr gut an. Normales Meisenfutter aus dem Geschäft will sie auch nicht fressen.

Wir hatten mal einen mit Läusen befallenen Schmetterlingsbaum ins Zimmer geholt. Es sah so aus, als ob sie daran ein paar Läuse abgepickt hatte. Die Läuse von unseren Balkonpflanzen wollte sie aber definitiv nicht picken.
Wenn ich ihr eine kleine Schüssel Wasser in den Käfig stelle, planscht sie auch mal ganz kurz. Ansonsten stelle ich die Schüssel auf, wenn sie im Freiflug im Zimmer unterwegs ist.

Den Käfig habe ich nach wie vor draußen auf dem Balkon stehen. Das Wetter ist im Moment ja wirklich gut geeignet dafür. Ständig ist aber nun eine weitere Meise am Käfig...manchmal auch zwei. Wie ist das bei Blaumeisen? Ist das ein Abstecken des Reviers oder wird da nur ein weitere Spielkamerad gesehen?

Ich habe schon viel Zeit in die Genesung des Kleinen gefiederten Freundes investiert. Ich möchte ungern, dass er in Freiheit nur ein paar Tage hat.
 
Ich für meinen Teil, entlasse nur völlig fitte Tiere in die Freiheit, sonst steht für mich die Zeit, Mühe, Liebe und auch das Geld für die lange Versorgung in keinem anständigen Verhältnis.

Wie ich Dir schon sagte, hat Dein Meischen das natürliche Hauptfutter nicht kennengelernt: grüne Raupen und Blattläuse und im Käfig ist das Gefieder sicher nicht freiheitstauglich geworden. Auch ist das Zeitfenster des "Lernens" sicher nicht mehr so weit offen, wie in der Jungvogel/Ästlingszeit (was das Hänschen nicht lernt, lernt der Hans nimmermehr:D;))

und... unvorsichtige, gehandicapte Meisen sind ein wirklich leckerer kleiner Happs für Beutegreifer.:D

Ist aber Deine Entscheidung.

PS:
Die wilde Meise könnte ein "neugieriger" Jungvogel sein, oder ein Revierinhaber, der den Eindringling mal "beschnuppert", aber bald ist Mauser angesagt, da vertragen sich die meisten Singvögel untereinander wieder.
 
Thema: Auswilderung einer Blaumeise möglich
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