Phänomen Kuckucksei???

Diskutiere Phänomen Kuckucksei??? im Forum sonstige Vogelarten im Bereich Wildvögel - Hallo, Ich habe da mal eine Frage über das Phänomen mit den Kuckuckseiern. Es ist wirklich so, dass man Vögeln Eier aller verschiedenen Größen...
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Radulfa

Guest
Hallo,

Ich habe da mal eine Frage über das Phänomen mit den Kuckuckseiern. Es ist wirklich so, dass man Vögeln Eier aller verschiedenen Größen unterschmuggeln kann. Bei Graugänsen beispielsweise ist es so, dass sie sobald man etwas "eiähnliches" in einem bestimmten Abstand vor ihr Nest legt, sie beginnen es vorsichtig mit der Schnabelunterseite hineinzurollen. Unabhängig von der Größe. Ja nimmt man eines ihrer Eier und legt daneben ein viel, viel zu großes, so lässt die Gans sogar ihr eigenes liegen und wählt das Große.

Nicht weiter verwunderlich, dass es Vögel gibt, die sich das zu Nutzen machen. Dennoch frage ich mich - wenn ich mir die Bilder aus Grundschulsachbüchern zurück ins Gedächtnis rufe, wo ein winziger Vogel auf einem riesigen Ei sitzt - wie gelingt es kleinen Vogelarten das Kuckucksei vorm Auskühlen zu schützen?
 
Hallo Radulfa,

die Wärme Übertragung findet über den Brutfleck der Henne/ des Hahns und z.T. über die Füsse statt, das Nest isoliert von unten und seitlich. Zusätzlich werden die Eier von oben mit dem Gefieder bedeckt/isoliert!
Da Vögel in der Regel die Nester so bauen, dass sie die Nistmulde von oben komplett abdecken können, nach unten aber Platz für das Gelege ist haben die Eier es schön warm! Der Kuckuck tauscht nur 1 Ei aus, weil Vögel ein Verständniss für die Anzahl der Eier haben.
Wenn nun das Kuckucks-Ei erstmal warm ist verliert es die Wärme langsamer als die kleineren Wirtsvogeleier, wegen der im Verhältnis zu Masse stehenden kleineren Oberfläche! Zusätzlich dienen sich die Eier untereinander als Wärmespeicher, wenn die Mama mal "muss"... Zudem Rutscht das Kuckucksei weil es schwerer ist tiefer nach unten als die Wirtseier...so hat der Kleine Kuckuck bzw. auch das Ei es immer mollig Warm!

mfg tobi


PS:
Übrigens darf man auf die "Möglichkeit des Unterschmuggelns" nicht Graugänse mit den Wirtsvögeln des Kuckucks vergleichen!
Diese kleinen Singvögel reagieren sehr empfindlich auf Veränderungen des Brutplatzes und des Geleges( Farbe , Form der Eier), was auch u.a. wegen des Kuckucks sinnvoll ist!

Graugänse jedoch haben es nie mit Brutparasiten zu tun gehabt und weisen daher nur das Verhalten des "Ei-Wiederholens" auf... und wenn etwas Ei ähnliches am Nestplatz liegt...ist es für eine Graugans auch ein Ei...sie hat keinen Nachteil davon nen fremdes Ei auszubrüten...spätestens wenn sie mit den Gösseln davon zieht bleibt das fremde Küken auf der Strecke..für die Eltern ist das egal...
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo wagtail,

ich dachte immer der Unterschied liegt daran, dass das Ei eines Singvogels "weg ist" sobald es aus dem Nest rollt und die Wasservögel die Möglichkeit haben es zurückzuholen. Darum haben sie diesen Instinkt angeboren und die Singvögel größtenteils nicht. Hat mir ein Biolehrer so gesagt, aber das mit den Nestparasieten klingt eigentlich vernünftiger.
 
Hallo Radulfa,

es gibt nicht nur einen Grund für Verhalten! Dafür ist die Natur zu komplex! Natürlich hat auch dein Biolehrer recht...wichtig ist das nicht als Umkehrschluss auf andere Arten zu sehen und als alleinigen Grund anzunehmen!

Singvögel (.z.B. Grasmücken) haben den "Ei-wiederhol-Trieb" nicht , weil wenn der Brutplatz sich verändert, weißt dies auf Räuber, Nesträuber, Brutparasiten hin!
Die da sind oder waren...da lohnt es sich das Weite zu suchen und woanders neu zu brüten!
Zum anderen ist das Ei verloren wenn es aus dem Nest fällt, d.h. eine Grasmücke kann dieses Verhalten nicht benutzen...um die Brut/das Ei zu retten!

mfg tobi
 
Hallo wagtail,

Das man das nicht so einfach übertragen kann, ist mir klar. Immerhin gibt es einerseits Vogelarten die nur einmal im Jahr Eier legen können und dann teilweise ihre Brut gegen Tod und Teufel verteidigen, andererseits gibt es ja auch Vogelarten die - wenn sie von der Brut vertrieben oder das Gelege geklaut wird - ohne Weiteres neue Eier legen können.

Ich habe die Graugans nur als Beispiel genommen weil man ihr deswegen ja auch zum Beispiel Straußeneier unterschieben kann. Das Bild einer Graugans auf einem Straußenei hat mich irgendwie an das einer Goldammer auf einem Kuckucksei erinnert. :s
 
re

Meines wissens nach sind die Kuckucke auch spezialisiert auf einen Wirt, denn Sie können ja nicht verschieden gefärbte Eier legen, oder? Dem Wirtsvogel fällt ja ein komplett anders gefärbtes Ei auf, und sieht es als Fremdkörper oder verlässt das Gelege.
D.h ein Kuckuck der in ein Amselnest gelegt wurde muss dann wieder in ein Amselnest legen?

MFG
 
Hallo,

das mit der Färbung stimmt! Es gibt Kuckucke die speziell gefärbte Eier ( je nach Wirtsart) legen...wie dies zusammen hängt, wie sie das schaffen ist mir ein Rätsel!
Das "Amselkuckucke" nur in Amselnester legen wird wohl mit Prägung zu tun haben. Zum einen obseviert das Kuckuckweibchen das Wirtsnest und "er"kennt quasis seine Eltern wieder. Zum anderen gibt es bei Vögeln so etwas wie Brutplatzprägung...zum Nestbau bevorzugen Vögel i.d.Regel Plätze die dem Geburtsplatz ähnlich sind!
Z.B. Nadelbäume oder Laubbäume, Baum oder Gebäudebruten...
d.h. ein "Teichrohrsänger"Kuckuck wird sich auf der Suche nach nem Nest auch direkt zu nem Schilfgürtel begeben weil er darauf geprägt ist.
Bei besonderen Zufällen( der Kuckuck hat zufällig ein Nestgefunden was nicht zu seiner "Wirtsart gehört") legt er auch in fremde Nester, besonders wenn das Ei "raus" muss weil er zu lange gesucht hat...

Aber wie wird die Frabe verändert...? Vielleicht beim Fressen vom fremden Ei...???Oder kann der Kuckuck bewußt steuern welche Farbe sein nächstes Ei hat...???

Schön das die Natur sooo viele Rätsel hat!

mfg tobi

PS:
Ich hab auch noch ne Frage!Aber ich mach dafür mal neu nen Posting auf!
 
re

Wenn das mit der Wirtsspezifität wirklich so ist dann müsste es aber ein X-chromosomaler Erbgang sein, sonst würden die männlichen Kuckucke so einiges durcheinander bringen... :D
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo ,

entweder ist das wirklich so...oder aber das Weibchen kann ihre Eifarbe beeinflusssen!

mfg tobi
 
Noch ein kleiner Hinweis, Sittiche (mindestens alle australischen Gattungen und die Phyrruras) und Meisen können nicht zählen! Da ist es egal ob man Eier oder auch Jungvögel dazusetzt, die werden auf jeden Fall adoptiert. Evtl. liegt dies darann, dass sie Höhlenbrüter sind und keinen Kuckuck nicht zu fürchten brauchen.

Gruß

Tobias
 
Hallo Tobi,

soviel ich weiss kann der Kuckuck seine Eierfarbe nicht verändert, eine 0.1 legt zeitlebens immer Eier eines ganz bestimmten Typs.
Die Anpassung der Eierfarbe an die Eierfarbe des Wirtes ist das glaube ich ein Zusammenspiel von Prägung und Selektion. Ist doch auch vernünftig wenn der Kuckuck sein Ei wieder in das Nest eines Wirtes legt, von dem er selbst aufgezogen worden ist. Da die Farbe der Eier, die die Tochter legt, der Eifarbe der Mutter ähneln wird, macht es doch Sinn das Ei wieder in ein Nest der selben Spezies zu legen, denn die ist auf den Betrug ja schonmal reingefallen. Hinzu kommt noch, dass der Wirt gleichzeitig Selektion betreibt indem er ein Gelege auch aufgeben kann, so dass nur Vögel zur Fortpflanzung kommen, deren Eierschalenfarbe bestens an die Farbe des Geleges des Wirtsvogels angepasst ist.
Viele Grüße
 
Hallo,

es ist bei diesem Vorgang nur das Weibchen beteiligt.

Wie sollte es auch anders sein? Woher sollte ein Männchen wissen, in welchem Nest das Weibchen, dass er begattet hat, geboren wurde.

Es ist auch noch die Frage interessant, wie kam die Spezialisierung auf eine
Vogelart zustande. Hat es vielleicht damit zu tun, dass die Weibchen in Ermangelung eines spezifischen Nestes ihr Ei in ein anderes Nest legen und so
irgendwann eine Prägung auf diese Vogelart geschehen ist ?

Genügt da schon ein erstes Mal bzw. wie oft muss dies geschehen ?
Fragen über Fragen.

Ich habe einen Bekannten beim Max-Planck-Institut in Seewiesen. Dort wurden derartige Versuche durchgeführt. Ich weiss allerdings nicht mit welchem Ausgang. Ich werde mal versuchen näheres in Erfahrung zu bringen.
 
re

es ist schon anzunehmen daß der Brutparasitismus beim Kuckuck nur durch prägung auf den Wirt existieren kann. Wie ist der Brutparasitismus aber entstanden? Ich hab gelesen, daß sich ein legebereiter Kuckuck an den Eiern eines anderen Vogels bereichern wollte und beim Anblick des Geleges zur Eiablage animiert wurde und sein Ei dazu gelegt hat. Bei einem ausreichend toleranten Wirt kann das schon funktionieren, zumahl der Brutparasitismus zu der Zeit noch garnicht existierte und die Wirsvögel deshalb noch keinen Anlass hatten ihr Gelege diesbezüglich zu überwachen.
Alles andere, wie z.B. Spezialisierung auf einen Wirt und Hinauswerfen der Nestgeschwister kam dann im Laufe der Evolution.
Heutzutage gibt es schon Vogelarten die ein Kuckucksei in ihrem Gelege erkennen können und dann auch beseitigen.
Hat jmd eine Erklärung für die Entstehung des Hinauswerfens der Nestgeschwister? Warum er das macht ist schon klar, aber wie er wohl darauf gekommen ist?
MFG Lucas
 
Hallo,

Ich fände es auf jedenfall einmal interessant das Verhalten der Kuckucks und die Wahl ihrer Wirtsvögel über Jahre hinweg an mehreren gleichbleibenden Weibchen zu erforschen um eine klare Antwort auf diese Frage zu bekommen. Ich bin mir zwar sicher, dass das längst Wissenschaftler und Naturschützer getan haben, doch wäre es auch ein Projekt dass ich sehr interessant fände. Leider sind Kuckucks in dem Gebiet in dem ich lebe selten geworden. Kaum mehr hört man den typsichen Ruf und gesehen habe ich seit Jahren keinen mehr. :(
 
Hallo Radulfa,

da gehst du aber nicht aus dem Haus.

Am Lech, der ist ja eigentlich gar nicht soweit entfernt, kannst du ihn im
Mai regelmäßig hören. Mit etwas Glück kann man ihn auch entdecken.
Viele verwechseln ihn allerdings mit einem Sperbersprinz.
 
Hallo lotko,

Ja am Lech halte ich mich zugegeben wenig auf. Eigentlich überhaupt nicht. Ich durchstreife eher die "Kissinger Waldgebiete" wie den Heilach oder kleinere Waldgruppierungen um die Paar. Allerdings scheint der Lech im Großen und Ganzen ein sehr tierreiches und besonders interessantes Gebiet zu sein. Ich weiß nicht ob es stimmt aber angeblich sollen in den Lechauen sogar Ochsenfrösche heimisch geworden sein.
 
Dies wäre sehr bedenklich, da es sich beim Ochsenfrosch um einen agressiven Neozoen handelt, der heimische Amphibien, andere Wassertierchen und Vögel! frißt.

Gruß

Tobias
 
Hallo,

von Ochsenfröschen in den Lechauen habe ich noch nichts gehört.

Wäre auch bedenklich, wenn dies zutreffen würde.
 
Hallo,

In der Tat, es IST bedenklich. Lasst uns hoffen, dass es sich lediglich um ein Gerücht handelt. Ich selbst habe noch keinen dieser Tiere gesehen und auch von den erheblichen Schäden, die Ochsenfrösche gewiss verursachen würden, ist mir noch nichts zu Ohren gekommen. Leider kann man meine Aussage zu diesem Thema kaum hoch werten, da ich wie bereits erwähnt in dieser Gegend nur äußerst selten tätig bin.

Das Gerücht - wir wollen es optimistisch einfach einmal als ein solches bezeichnen - besagt, dass sich ein Amphibienliebhaber einige dieser Tiere als "Haustiere" im Terrarium hielt. Als sie jedoch heranwuchsen, merkte er erst wie anstrengend und "teuer" die Ochsenfrösche werden, dass das Terrarium viel zu klein war und die Tiere mehr fraßen als er sich leisten konnte. Also hat er die lästigen Mitbewohner kurzerhand in den Lechauen ausgesetzt. Leider haben sich die Viecher in dem Feuchtgebiet nicht nur häuslich eingerichtet, sondern sich aufgrund des reichlichen Futterangebots auch noch vermehrt.

Wie gesagt, ich kann nicht bezeugen dass es die Wahrheit ist, aber der Bekannte der es mir erzählt hat - er hält sich oft in dieser Gegend auf und interessiert sich sehr für das Leben der Wildtiere - legt dafür die Hand ins Feuer. Ich halte ihn im Grunde für einen ehrlichen und glaubwürdigen Menschen und in den Jahren in denen ich ihn kenne hat er mir noch nie eine Lüge erzählt oder sich mit Übertreibungen gebrüstet. Wenn ich jemandem eine derart unglaubliche Geschichte abnehme, dann ihm. Dennoch wundert es mich sehr und ich bin immernoch am Zweifeln. Ich hoffe inständig dass es NICHT wahr ist, der Flora und Fauna der Lechauen zuliebe...
 
Hallo,

evtl. handelt es sich um eine Verwechslung mit heimischen Seefröschen, die und auch ihre Kaulquappen werden auch sehr groß und hier in Düsseldorf wurden sie schon oft als Ochsenfrösche gemeldet, die gibt es hier aber nicht. Echte Nachweise von Ochsenfröschen in Deutschland sind selten und von deren Reproduktion noch seltener. Am Oberrhein sollen sie vorkommen. Gemeldeten Funde in NRW haben sich bis auf ein Vorkommen in einem Gartenteich als Seefroschvorkommen herausgestellt. Aus Bayern sind mir bisher auch keine bekannt.

Aber wir sind hier ja in einem Vogelforum :)

Gruß

Tobias
 
Thema: Phänomen Kuckucksei???

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