Saatkrähenkolonien an Flughäfen

Hallo!

Ich habe in diesem Frühjahr die Saatkähenkolonie am Flughafen Berlin-Tegel untersucht (Bruterfolg, wo fliegen sie zur Nahrungssuche hin, Aufbau der Kolonie etc.). In Berlin gibt es ja drei Flughäfen und dort ist auch jeweils eine Krähenkolonie, aber in Tegel ist die größte in ganz Berlin (dieses Jahr 75 Nester). Das ganze läuft im Rahmen meiner Diplomarbeit, die Ende September fertig sein wird.

Kennt jemand noch andere Flughäfen mit einer Kolonie und kann mir etwas über die Anzahl der Nester oder Literaturquellen sagen? Mich interessiert nur dieses spezielle Habitat und auch nicht die Wintersituation.

Das wäre super! Vielen Dank schonmal!!

Viele Grüße aus der Hauptstadt von der Krähenmutti

Hallo Krähenmutti!

Vor ein paar Jahre habe ich im August viele Saatkrähen in Marienfelde (Tempelhof/Berlin) gesehen. Ich dachte, daß sie zu früh aus Sibirien gekommen waren, wegen Klimaänderung.

Gibt es auch die Saatkrähen, die in Marienfelde oder Umgebung brüten?

Hallo,

wie lautet denn der Titel Deiner Diplomarbeit? Würde mich sehr interessieren.
Mit Flughafeninfos kann ich leider nicht dienen, aber vielleicht mit Infos generell zu Saatkrähen und/oder Infos zu Kolonien in Aachen und Umgebung.

Lieben Gruß,
Dagmar

Hallo!

Vielen Dank für die Antworten.

@DannyK: Also ob es in Marienfelde eine Kolonie gibt weiß ich (noch) nicht, weil ich noch auf einen Bericht von einer anderen Studentin aus dem Vorjahr warte und ich mich selber "nur" um Tegel kümmere. Aber im August halten sich die Tiere kaum an den Nestern auf. Schon im Juni, sobald die Jungen flügge werden, verlassen sie ihre Kolonie und finden sich zu Wintertrupps zusammen. Allerdings ist das bis jetzt noch nicht nachgewiesen, weil ja alle gleich aussehen . Fakt ist, die Tiere verlassen die Kolonie und man sieht große Trupps in der Stadt. Die Vermutung liegt nahe, dass das die Brutkrähen sind. Im Moment sind abends schon große Gruppen in Mitte zu sehen (auf dem Palast der Republik zum Beispiel). Die Sibirischen "Verwandten" kommen dann ab Oktober dazu (und verschwinden bis März wieder). Im Herbst beginnt übrigens auch schon wieder die Balz fürs nächste Jahr. Die Brutkrähen bleiben mit sehr großer Sicherheit in Berlin und ziehen nicht weg. Sie sind ganzjährig an den Nestern zu sehen, aber von Juli-Januar eben seeeehr selten. Also wird deine Truppe wohl ein bißchen sightseeing gemacht haben

@Dagmar: Der Titel meiner Arbeit lautet: "Untersuchung einer Brutkolonie Saatkrähen, Corvus frugilegus L., in unmittelbarer Nachbarschaft zum Flughafen Berlin-Tegel."
Also wenn du Infos über Kolonien hast, dann bin ich natürlich immer interessiert. Wichtig dabei ist, in welcher Landschaft sind sie, seit wann gibt es sie und wieviele Nester haben/hatten sie. Die Frage ist immer, ist die Kolonie lebensfähig, d.h. stabil oder wachsend in Bezug zur Nestzahl. Also wenn du da Infos für den Raum Aachen hättest...
An Flugplätzen scheint es tatsächlich kaum Kolonien zu geben. Ich hab von zwei weiteren gehört, die (leider) vergrämt wurden, eine ist erloschen und eine weitere wohl sehr klein.
Wenn du meine Arbeit lesen willst, sag Bescheid rima: . Die Abgabe ist Mitte September. Es werden ca. 100 Seiten sein, davon der Großteil aber Abbildungen.

Hallo,

am S-Bahnhof Nöldnerplatz (Lichtenberg)...sind ca. 10 Saatkrähen-Nester.
Über Bruterfolge und Alter der Kolonie kann ich nix sagen ( ist sicher bei Anwohnern zu erfragen)

Bei wem schreibst du die Arbeit, die ich auch lesen will?

liebe Grüße von Tobi (Biolehramt/HU)

Hallo Tobi!

Danke für die Info!
Ich schreib Sie bei Herrn Stork. Er ist Orni beim NABU und Priv.-Doz. an der FU Berlin. Der Zweitbetreuer ist Prof. Pflüger von der FU, eigentlich Neurobiologe, aber seeeehr interessiert in Sachen Ornithologie.

Freut mich, dass Du die Arbeit lesen willst! Wie gesagt, Mitte September.
Die andere Studentin (die letztes jahr alle Kolonien in Berlin mal gezählt hat) ist auch von der HU. Dort wurde sie glaube ich von Herrn Schwarz betreut, bin mir aber nicht ganz sicher.

viele Grüße, Gabi, die Krähenmutti

Hallo Gabi,

vielleicht nutzen Dir diese Infos ein wenig:
Hier in Aachen/Kreis Aachen gibt es vier Saatkrähenkolonien. Alle mit ca. 50-60 Nestern, die Anzahl ist seit wir beobachten (8 Jahre) relativ stabil. Ein Brutgebiet ist komplett abgeholzt worden, diese Kolonie hat sich ca. 5 km entfernt in die Innenstadt in Alsdorf umgesiedelt.
Eine weitere der oben genannten Kolonien befindet sich mitten in der Innenstadt von Aachen, in einer Platanenallee, eine der stärkst befahrenen Straßen der Stadt ohne jegliches Grün in unmittelbarer Nähe. Dieser Standort wird den jungen Saatkrähen jedes Jahr aufs Neue zum Verhängnis. Die noch nicht flugfähigen Jungen landen auf der stark befahrenen Straße und fallen dem Verkehr zum Großteil zum Opfer. Einige können wir jedes Jahr rechtzeitig bergen und großziehen.

Als wir noch direkt an der Allee gewohnt haben, haben wir die Jungvögel auf dem Balkon großgezogen. Interessant war, dass sie in permanentem Rufkontakt zu ihren Altvögeln geblieben sind, welche regelmäßig über unserem Balkon kreisten.
Sobald die Jungen flugfähig waren, konnten sie der Voliere entweichen (sie war oben geöffnet), oft kam es vor, dass die Alttiere sie regelrecht herausgelockt haben und dann sind sie mit ihnen zurück zur Kolonie gekehrt.

Die Alttiere haben uns das nicht "verziehen", - sie gingen mit Sicherheit davon aus, dass wir ihnen die Jungen rauben - haben immer ein Mordsspektakel gemacht, wenn wir auf der Straße unterwegs waren, um Jungvögel aufzulesen.

Deine Arbeit möchte ich übrigens sehr gerne lesen!!!

Wenn Du Fotos benötigst, schau mal hier: www.wildvogelhilfe.org und dann unter den Sonderbeiträgen "Rabenvögel".

Lieben Gruß und viel Erfolg für Deine Arbeit!

Dagmar

Hallo Dagmar!

Danke für die Infos! Das find ich super, dass ihr die Jungen zu retten versucht. Dass die Kleinen Rufkontakt halten konnte ich auch bei meiner Kolonie regelmäßig feststellen. Und auch das Locken der Altvögel. 50-60 Nester gelten als Mindestgröße, um die Kolonie auf Dauer am Leben zu halten. Also stehen die Chance gut für die Zukunft!

Dass die abgeholzte Kolonie 5km weiter einen neuen Versuch startet passt gut in die Literaturangaben. Sie sind wirklich sehr standorttreu. Deswegen ist es im Prinzip sinnlos, eine Kolonie vergrämen zu wollen, weil sie sowieso in der Nähe bleibt, es sei denn, man stört sie jahrelang vehement. In Schleswig-Holstein hab ich mir einen Kurort angesehen, wo hunderte Krähen nisten. Das Problem war, dass die Kurgäste ausblieben, wegen Dreck und Lärm. Ist natürlich irgendwie verständlich, dass viele dabei keine Erholung finden, auch wenn es eigentlich nur 3 Monate im Jahr sind. Dann hat man die Krähen vertreiben wollen. Das Resultat ist, dass sie sich jetzt statt wie vorher geballt in einer Ecke der Stadt zu sein, jetzt über das ganze Gebiet verteilt haben und überall zu brüten versuchen. Ist immer wieder ein heikles Thema... Vielleicht müsste man es ja mal mit Nestattrappen probieren, dort wo man die Krähen gerne hinvergrämen würde, ist meines Wissens noch nicht versucht worden.

Gabi