die Uhr tickt ... unaufhörlich, ist dass, das Aus für die Bunttangaren?

Diskutiere die Uhr tickt ... unaufhörlich, ist dass, das Aus für die Bunttangaren? im Forum sonstige Weichfresser im Bereich Weichfresser/Nektartrinkende - Systematik: Klasse: Vögel Ordnung: Passeriformes Unterordnung: Passeri Familie: Tangaren….(wir lassen sie im Moment noch in dieser Familie stehen)...
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Kolibri

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Systematik:
Klasse: Vögel
Ordnung: Passeriformes
Unterordnung: Passeri
Familie: Tangaren….(wir lassen sie im Moment noch in dieser Familie stehen)
Gattung: Chlorochrysa
Wissenschaftlicher Name: Thraupidae

In den Tiefland - und Bergregenwälder, wie auch in den mit starkem Unterholz überwucherten Nebelwäldern Südamerikas, gibt es immer noch viele Vogelarten, die den Weg zu den Liebhabern oder auch in die Zoologischen Gärten nie richtig gefunden haben. Dazu zählen sicher auch die Familie der Bunttangaren Chlorochrysa. Nicht zu verwechseln mit der Papageitangaren (Chlorornis riefferii).

Es ist sehr wenig oder fast gar nichts über diese Tangarenart bekannt und geschrieben worden. In Fachbücher werden sie kaum oder nur so nebenbei erwähnt, Haltungserfahrungen sind so gut wie keine veröffentlicht worden, geschweige dann Zuchtberichte, Bilder findet man auch nur wenige, meistens dann noch Zeichnungen die aus Bestimmungsbücher stammen, mit anderen Worten, diese „Tangarenart“ hat in der Liebhaberei nie eine wirklich feste Rolle gespielt. Die Bunttangaren Chlorochrysa gehören (noch) in die grosse Familie der kleinen und grossen bunten oder weniger bunten Thraupidaen. Die 12cm – 13cm kleinen Vögel sind Andenbewohner und Leben in den Höhen zwischen 900 – max. 2200m/ÜM

Bekannt sind:
Braunohr-Bunttangare Chlorochrysa calliparaea calliparaea mit 2 Unterarten
Vorkommen: Peru und Ecuador

Unterart Chlorochrysa calliparaea fulgentissima
Vorkommen in Peru und Bolivien
zweite Unterart Chlorochrysa calliparaea bourcierci
Vorkommen ebenfalls in Peru und Kolumbien.

Es gibt von dieser Unterart leider keine Bilder, da hilft mir nur das Buch. Die Unterschiede der Unterarten ist an der Färbung des Bauches sowie die Ohrfärbung und Bürzel leicht zu erkennen. Während die Nominatform calliparaea ein schwarzes Kinn und braun-orange Ohren besitzen, fehlt bei fulgentissima die schwarze Kehle, dafür hat diese eine rote Ohrenfärbung. Auch die Blaufärbung des Bauches ist nicht Identisch. Calliparaea hat ein helleres Blau als fulgentissima. Bei bourcierci ist nur gerade der Unterbauch Blau, das Kinn ist eher Bräunlich. Der Bürzel von bourcierci ist nicht Rot wie bei fulgentissima, sondern eher Orange wie bei calliparaea. Bei den Weibchen fehlt die Blaufärbung des Bauches und die Kinnfärbung ist nur leicht angedeutet. Dafür ist am Oberkopf der Gelbe Fleck etwas grösser und die Farbe intensiver. Chlorochrysa calliparaea mit ihren Unterarten leben an den Westhängen der Anden, zwischen 1000 - und 2000m/üM

Schwarzohr-Bunttangare Chlorochrysa nitidissima
Diese lebt Endemisch in Kolumbien.

Auch von Ihr ist nicht gerade viel bekannt. Der Unterschied zwischen Männchen und Weibchen besteht in der gelben Rückenfärbung und dem schwarzen Ohrfleck. Beim Weibchen soll das Gelb weniger ausgedehnt sein und der schwarze Ohrfleck fehlt.
Die Schwarzohr-Bunttangare wird übrigens sehr gerne mit der Gelbkopftangare Tangara xanthocephala verwechselt

Rotohr-Bunttangare Chlorochrysa phoenicotis
Vorkommen Kolumbien und Ecuador

Keine Unterart bekannt, die Weibchen sind etwas kleiner und die Grünfärbung ist eher etwas stumpfer, nicht so glitzernd grün wie die Männchen. Ansonsten keine weitere Unterschiede bekannt. Sehr angenehme, ruhige Vögel. Keine Aggressivität gegenüber anderen Vögeln. Schneller Flieger.
Auf das Phänomen von Chlorochrysa soäiroi wird am ende dieses Berichts eingegangen.

Bunttangaren waren, sind und werden immer seltene Exponate sein, die den Weg in unsere Haltung nicht finden werden, oder gefunden haben. Mir sind zurzeit zwei Zoohaltungen und eine Privathaltung bekannt, die Braunohr-Bunttangare Chlorochrysa calliparaea halten. Schon früher waren die Bunttangaren in ihrer Heimat recht selten, heute ist es bereits fünf vor zwölf oder bei der Chlorochrysa nitidissima sogar schon fünf nach zwölf. Ob man noch einen Zuchtstamm aufbauen kann, ist sehr Ungewiss. Dazu fehlt uns wahrscheinlich einfach die nötige Zeit. Obwohl die junge private Halterin mit Herzblut an die Sache geht und alles Unmögliche, probiert möglich zu machen, bleibt mir selber nur die Möglichkeit, mein Wissen über diese Vögel weiterzugeben und auch die Verbindung Zoo - Privathaltung aufrecht zu halten. (Nachtrag: anfangs März 2012 wurde mir von 2 Jungtieren gemeldet, die bei der privaten Halterin geschlüpft sind). Es fehlt auch das nötige Geld um hier irgendetwas bewegen zu können, dafür sind diese kleinen Vögel zu unattraktive oder auch einfach unspektakulär. Es sind leider nicht grosse Papageien wie die Kaiser-Königs oder Blaukopfamazone, der Spix Ara oder auch der Arasittich. Die Liste mit Papageien und Sittiche die in ein Schutzprojekt eingebunden sind, liest sich lange an. Wo aber bleiben da unsere kleinen? (Ich kritisiere in keinster Weise diese tollen und auch sehr nötigen Projekte mit solch sehr seltenen Papageien und Sittiche.)

Im Jahre 2005 wurde in der Kolumbischen Provinz Antioquia, nördlich von der Stadt Amalfi auf ca. 1600m/ÜM durch die SAO (Sociedad Antioqueña de Ornitología) noch mehrere Chlorochrysa nitidissima gesichtet. Exakt bei dieser Sichtung wurde übrigens zwei neuen Vogelarten entdeckt dabei handelt es sich um Lipaugus weberi und Scytalopus stiles. 2009 und 2010 jeweils an gleicher Stelle und wieder durch die SAO durchgeführt, sind leider schon keine Sichtungen von Chlorochrysa nitidissima gemacht worden. Die Rodung des Nebelwaldes in diesem Gebiet war nicht mehr aufhaltbar. Obwohl viele namhafte Spezialisten, darunter auch Deutsche und Schweizer Zoologen ….( Namen werden hier nicht bekannt gegeben)…., vor Jahren schon auf die heikle Situation der Bunttangaren aufmerksam gemacht haben und eine vorübergehende kontrollierte Ausfuhr forderten. Dies zu reiner Zuchtzwecken bei ausgesuchten und ausgewiesenen Züchter und Zoos oder ähnliche Institutionen.

Ich beschäftige mich nun schon seit rund 40 Jahren recht Intensive mit der Fauna und Flora Mittel - und Südamerikas und den Karibik-Staaten. Hobbymässig hat es mir die Vogelwelt dieses Kontinents angetan. Viele Arten durfte ich in dieser Zeit in ihrer natürlichen Umgebung beobachten und deren Verhaltensweise auch studieren, viele haben auch den Weg in meine Volieren gefunden, wo es auch zu einigen ganz tollen Nachzuchten kam. Aber auch ich finde immer wieder Vögel, die ich bis jetzt noch nie Lebend gesehen habe. In diesem Fall wären es die Schwarzohr-Bunttangare Chlorochrysa nitidissima…..(Änderung, Im März 2012 hatte ich das Glück eine kleine Gruppe in einem Brasilianischen Zoo zu sehen).

Neulich wurde ich von einem renommierten Zoo angefragt, ob mir die Bunttangaren ein Begriff seien und ob ich Ihnen ein bisschen darüber erzählen mag. Nun, während diesem Interessanten Gespräch musste ich mich selber auch fragen, warum haben es die Chlorochrysa eigentlich nie richtig geschafft, den Weg zu den Liebhaber in Übersee zu finden. Und wenn dann wirklich einmal eine kleine Gruppe auf den Markt kam, handelte es sich mehrheitlich immer um die Braunohr-Bunttangare Chlorochrysa calliparaea. Leider überstanden nur ganz wenige Spezies die Eingewöhnungszeit, viele Vögel verweigerten die Nahrungsaufnahme und starben innerhalb kürzester Zeit. Diese Tangare galt viele Jahre lang, als nicht haltbar, Futterspezialist mit Todesraten bei Importtieren 90 %. Die Bunttangaren hatten einen „schlechten Ruf“
Ein Grund also, warum diese Vögel nicht Importiert wurden?


Wie schon erwähnt, bekannt ist ja eigentlich gar nichts über diese Tangare die als Verbindungsglied zwischen den Bergtangaren und den Organisten gilt/ galt. Auch heute weiss man nicht viel mehr als früher. Obwohl Chlorochrysa calliparaea durch Tschudi, schon 1844 Entdeckt und beschrieben wurde. Es folgten Chlorochrysa nitidissima durch Sclater, im Jahre 1874 und durch Bonaparte 1851 Chlorochrysa phoenicotis. Während dieser Diskussion kamen wir zum Schluss, dass bei der Rotohr-Bunttangaren Chlorochrysa phoenicotis die Farbe eine erhebliche Rolle gespielt haben müsste, da der mehrheitlich Grün gefärbte Vogel kaum Chance hatte, den Weg in die Voliere zu finden, die beiden anderen Gattungsmitglieder leben in einem Gebiet dass kaum von Menschen betreten wurde. Die Anreise in die Nebelwälder der West - und Osthängen der Anden wäre mit viel zu grossen Aufwand, grosse, nicht abschätzbaren Risiken verbunden gewesen sein, sowie die Aussicht auf eine sehr geringe Fangquote, all dies musste die Fänger abgeschreckt haben. Ein weiterer Grund dürfte auch in der Verhaltensweise der Bunttangaren zu suchen sein. Verlassen doch viele der eigentlichen Schillertangaren in der kalten Regenzeit ihr „Gebiet“ und fliegen an die wärmeren Küstenregionen hinunter um dort zu Brüten (wo sie dann auch meistens eingefangen wurden) bleiben die Bunttangaren immer in ihrer Angestammten Region zurück. Auch bei der Nahrungssuche sind gewisse Unterschiede zu erkennen. Schillertangaren verfolgen Ameisenkolonien um an die Insekten zu kommen was dazu führt, dass Sie sich sehr nahe am Boden bewegen. Ruhe - Schlaf und Brutplätze sind demzufolge etwas tiefer gelegen als jene bei den Bunttangaren, die ihre Insekten weit oben in den Baumkronen suchen und jagen und kaum einmal in die Nähe des Bodens gelangen. Und genau das führte mit grösster Wahrscheinlichkeit zu Problem in der Eingewöhnungszeit.
Bei den Grossimporteuren wurden diese Tangare, wenn wieder einmal aus Versehen ein paar dabei waren, zusammen mit den Schillertangaren in den gleichen Volieren gehalten. Die Futtertöpfe wurden vielfach einfach auf dem Boden gestellt, oder knapp Hüfthoch angebracht, man konnte sicher sein, die Bunttangaren überlebten diese Strapazen nicht. Die feuchte hohe Wärme, die falsche Fütterung, der Stressfaktor. All dies vertrugen diese Vögel nicht. Denn auch unter den Importeuren galt die Bunttangaren als nicht haltbar.
So leistete also später jeder erfolgreiche Halter „Pionierarbeiten“ jeder war für sich ein Verhaltensforscher. Lange Zeit war gar nicht bekannt, dass die Bunttangaren mehr Wachsanteil im Federkleid haben, als die Schillertangaren. Auch die Federkiele sind bei den Schillertangaren stärker als bei den Bunttangaren. Das Nest wurde bei den Bunttangaren anders gebaut. Es war mehr Wasserdurchlässiger und weniger dichter und Kugelförmiger. All dies deutet darauf, dass die Brutzeit der Bunttangaren in die kalte Regenzeit fällt. Vögel also, die sich gewohnt waren, die feuchte kälte zu

lieben. Die Stärke der Federkiele deutet darauf hin, dass diese Gattung mehr „ Segler“ sind als die Schillertangaren.

Meine Bunttangaren
Durch purer Zufall kam ich zu Rotohr-Bunttangaren Chlorochrysa phoenicotis. Und es war noch einmal ein grosser Zufall, dass 6 Stück in die Schweiz kamen, und genau zum richtigen Importeur. Ein Weichfresser-Spezialist der sich auf Importe von Frugivoren Vögel spezialisiert hatte. Also für alle beteiligte ein absoluter Glücksfall.
Da ich immer wieder von Importeuren angefragt wurde, ob ich Ihnen bei einem Neuimport helfen würde, die Vögel richtig zu bestimmen, war ich monatlich ein bis zweimal in dieser Mission unterwegs. Einer dieser Ausflüge führte mich auch zu meinem Kollegen, der pro Jahr 2 – 3 Direktimporte von Weichfresser durchführte. Meistens kamen die Vögel von Venezuela oder dann aber von Peru. Ein gewisser Überraschungseffekt war natürlich immer dabei, wenn neue Tiere ankamen. Man wusste also nicht immer, was dabei war. Waren es die Vögel die bestellt wurden, oder welcher „ Überraschungsvogel „ gab es sonst noch dazu. Jedenfalls an diesem Sommerabend fuhr ich ins Zürcher-Oberland und freute mich auf ein Wiedersehen mit einem guten, alten Kumpel und auch etwas gespannt auf das was mich erwartete. Wie sagte er doch am Telefon, als er mich anrief und um meine Hilfe baht?...du, ich habe kleine, grüne, noch nie gesehen Vögel bekommen.
In den Zeugnisse und Ausfuhrpapieren stand einfach Grün-Tangare, mehr nicht. Aber eine Grüntangare Tangara gyrola

hätte einen braunen Kopf. Tja, Internet gab es nicht, man musste auf die wenigen Fachbücher zurückgreifen die es gab. Und da half uns natürlich die Field Guide’s. Aber auch das konnte Problem geben, meistens handelte es sich bei Importe um Jungvögel die noch nicht ganz Ausgefärbt waren, und in vielem Field Guide’s waren nur die Ausgefärbten Vögel abgebildet. Nicht aber Jungvögel und so war eine exakte Bestimmung auch mit einer gewissen Lotterie verbunden. In diesem Fall aber nicht. Anhand von einem Bestimmungsbuch das ich dabei hatte, konnten wir sehr schnell herausfinden um was es sich da für Vögel handelte. 6 wunderschöne, fast schon Ausgefärbte Rotohr-Bunttangaren Chlorochrysa phoenicotis. Und so kam ich zu meinen Rotohr-Bunttangaren, die seinerzeit, angeblich, in Europa die ersten gewesen sein sollten, die überlebt haben. Ob’s stimmt, entzieht sich meinen Kenntnissen. Jeder Importeur der nur einigermassen ein Interesse hatte, seine Importtiere gesund über die Runde zu bringen, fütterte Neuzugänge an verschieden hohe und tief angelegte Futternäpfe. Und in der Schweiz, mit ihrer geringen Stückzahl an Importtieren die ausgesprochen wurde, war das Interesse demzufolge noch um ein vielfaches grösser, ja keine Verluste einzufahren. Und so konnte man also mit der Zeit feststellen, dass die Bunttangaren nur immer die obersten Näpfe besuchten. Schon in den Eingewöhnungsphasen wurden die Futternäpfe auf über 2m höhe angebracht und mit viel verschiedenen Insekten ernährt. Spinnen, das war der grosse Hit. Es ging in der Angewöhnungszeit nichts über Spinnen. Früchten wurde anfangs keinerlei Beachtung geschenkt. Mit viel List, Erfahrung und auch eine grosse Portion Glück konnte man dann die Tangaren auch noch an diese gewöhnen. Das Zauberwort hiess Nektar. Nektar spielte sowieso eine grosse Rolle. Es wurde immer nebst Wasser, zusätzlich ein selbsthergestelltes Nektar gereicht. Auch ein von mir hergestelltes Futter, eine Art, Lori-Brei, stand immer bereit und wurde auch genommen.

Nach einer erfolgreichen Eingewöhnungszeit bei meinem Kollegen und später noch einmal 4 Wochen bei mir, wurden die 6 Futterfesten Rotohr-Bunttangaren in eine der 3 Aussenvolieren mit 10m tiefe x 6m breite und mit angrenzendem Innenraum von 3m x 6m Untergebracht. Die Höhe der Volieren war jeweils ca. 3m. Alle Aussenvolieren waren mit Rhododendren, 2-3 kleinen Ebereschen und etwa gleich viel Holunderbäumchen und 2-3 Bambus, absichtlich etwas karg bepflanzt, denn ich wollte den Tieren das fliegen nicht allzu Arg einschränken. Hingegen die Innenräume waren üppiger Ausgestattet. Armdicke Äste mit epiphytischen Bromelien und Orchideen, diverse Farne und Philodendren, Ficus, aber auch Sträucher von der Eberesche und dem Schwarzer Holunder gaben genügende, natürliche Verstecke und Rückzugmöglichkeiten ab. Jede der Innenvolieren war mit einer Regenanlage ausgerüstet, die einmal pro Woche für ein paar Minuten lief.

Haltung: Da die Bunttangaren also doch eher näher den Bergtangaren einzugliedern ist, als den Organisten, muss dieses Kriterium sehr wohl berücksichtigt werden. Also nicht in zu feuchtem, warmem Klima halten, wie eigentlich die Wärme liebenden Frugivoren Vögel, sondern eher etwas trockener und kühler. Nächtliche Temperaturabsenkung ist also kein Nachteil sondern eher Vorteilhaft. Meine Rotohr-Bunttangaren Chlorochrysa phoenicotis teilten sich eine Voliere (Masse s. oben) mit 3 Goldringtangaren Bangsia aureocincta

übrigens eine der kleinsten Bergtangaren.
Die Voliere hatte einen Aussenflug der praktisch das ganze Jahr über reichlich genutzt wurde. An sonnigen Wintertagen waren diese Vögel die ersten, die in der Aussenanlage ihre runden flogen. Die Futtergabe wurde sowohl in der Nähe des Bodens (für die Bangsia) wie aber auch auf ca. 2,0m höhe (für die Chlorochrysa) abgegeben. Gefüttert wurde zu ca. 30% mit Früchten und Beeren, 70% Lebendfutter und Insektentrockenfutter.
Schillertangaren aber auch Bergtangaren gehen sehr gerne auf den Boden, wühlen dort und suchen sich ihre Insekten am liebsten selber. Das nützte ich natürlich aus und verstreute die Mehlwürmer und anderen Futtertiere lebend in die Walderde ein. Beschäftigungstherapie, nannte ich diesen Vorgang, was ja auch stimmte. In meiner Zeit als ich Bunttangaren hielt, sah ich diese leider nur ganz selten am Boden. Meistens dann, wenn sie Spinnen verfolgten die sie vorher im Geäst oben jagten. Ja okay, vielleicht auch noch wegen einer entflohener Heuschrecke, die bis an den Boden runter verfolgt wurde. Wenn dann nicht die Bangsia schneller waren.
Folgende Insekten wurden abgegeben, Wüstenheuschrecken und Spinnen. Die Heuschrecken und Spinnen wurden auf die Blätter der Philodendren platziert, so dass die Bunttangaren etwas zum Jagen hatten. Terfly Fliegen, Argentinische Waldschaben, Mehlwürmer, Ameiseneier, Bachflohkrebse und kleine Garnelen, wurden in einer Schale weit oben abgegeben. Natürlich durften die Drosophilida nicht fehlen. Auch die waren zu genügend da. Stubenfliegen und die Rosenkäferlarven wurde nur einmal in der Woche gereicht. Auch die Stubenfliegen wurden auf den Blättern platziert. Da hinter unserem Haus noch eine grosse Wiese war, lag die Insektenquelle ja praktisch vor der Haustür, man musste nur mit dem Kescher über die Wiese laufen. Der Rest an Insekten wurde dazugekauft und auch gezüchtet.
Die Früchten, hauptsächlich süsse Äpfel, Kaktusfeigen, Orangen und Bananen wurden halbiert und auf Äste aufgesteckt, Kaki, Melonen, Pfirsiche, Erdbeeren und Ananas, aber auch Gemüse wurden klein gewürfelt angeboten. Weintrauben und süsse Kirschen wurden halbiert, Heidelbeeren, Himbeer – und Brombeeren als Ganzes abgegeben.
Das Insektentrockenfutter wurde mit Püriertem Puten - oder Pouletherz, angereichert mit Fisch und/oder Blutmehl angemacht und abgegeben. Auch ein kleiner Napf mit Katzenfertigfutter wurde gereicht, aber der grosse Renner war das nicht. Man frass ein wenig davon, aber es gab sicher “besseres“ im Angebot.
Auf ca. 2m höhe befestigte ich mehrere Aufhängevorrichtungen, wo ich anfänglich 1-2x wöchentlich grössere Schalen gefüllt mit frischer Walderde und als Leckerbisse eine Handvoll Erbsenblattläuse und Mehlwürmer befühlte, leicht raus und reinschieben konnte. Diese Art Fütterung hat sich als absoluter Hit erwiesen. Nach kurzer Angewöhnungszeit an die Schalen, ca. 2 - 3 Wochen, wurde nach dem erneuern der Schalen (Kunststoff) diese sofort angeflogen und das Futter dort als erstes herausgepickt. Erst danach suchten sie die Heuschrecken und Spinnen auf den Blättern. Das bewog mich dazu, die Schalen nun täglich zu erneuern und alle Futtertiere dort in die Walderde reinzugeben. Was ich aber immer beibehielt, Stubenfliegen, Spinnen und Wüstenheuschrecken wurden immer auf den Blätter verteilt und nicht in die Futterschale gegeben. Dadurch wollte ich die Tiere zu ihrem natürlichen Jagdtrieb animieren.
Weiter gereicht wurde, wie weiter oben schon erwähnt, Nektar und mein eigener Lori-Brei und natürlich jede Auswahl an Früchten.
1-2x pro Woche wurde über die Früchten ein Vitaminpräparat mit den Vitaminen A, E und K gegeben. Für mich war es auch sehr wichtig, die eigens gezüchteten Futtertiere mit hochwertigen Zutaten zu Füttern. (übrigens ist es heute noch) Es geht nichts über Top Futtertiere.


Zucht: Leider gar nichts bekannt. Bei mir blieb es beim Nestbau und mehrmaligen Kopulationen. Mehr leider nicht. Die Weibchen, es waren deren zwei, sind tatsächlich etwas stumpfer im grün, aber auch eine Spur kleiner, als die Männchen. Das aber erkennt man nur, wenn man Vergleichsmöglichkeiten zu mehreren anderen Tieren hat. Die Kopulationen unterscheidet sich nicht von der, der Schillertangaren. Das Weibchen fängt auch alleine mit dem Bau der Nestmulde an. Es werden zuerst abgestorbene Pflanzenstiele von Orchideen und Bromelien abgebrochen und diese in einer Astgabel, zu einer Mulde geformt. Da auch in dieser Bauzeit keine Beobachtungen gemacht wurden, dass die Vögel auf den Boden gehen um dort Nistmaterial zu sammeln, stopfte ich in einer der obersten Ecke der Voliere, Stroh, Heu und kleine feine dürre Äste und Kokosfasern. Von diesem Angebot wurde tatsächlich auch Gebrauch gemacht, aber wie erwähnt, leider blieb es nur beim Bau des Nestes, an dem sich übrigens das Männchen später dann auch beteiligte. Es holte das Angebotene Nistmaterial und übergab dies dem Weibchen, die sich Intensive um den Bau des Nestes kümmerte. Die Kopulationen habe ich immer in der Dämmerungszeit beobachtet, Zufall? Interessant erschienen mir auch die Aktivitäten der Bunttangaren. Im Gegensatz zu den Bergtangaren, die bei Dämmerung schon den Schlafplatz aufgesucht hatten, kurvten die Bunttangaren noch lange ihre Runden in der Anlage herum. Auch bei Dunkelheit waren sie noch ab und zu in der Aussenvolieren anzutreffen, wo die Bergtangaren schon längst im Innenhaus ihr Nickerchen tätigten.
Heute denke ich, dass eventuell die Goldringtangaren störend auf das Brutgeschäft wirkten. Oder waren es die anderen 4 Rotohr-Bunttangaren Chlorochrysa phoenicotis? Obwohl die Anlage „gross“ genug war für die „9 kleinen Racker“ und ich nie irgendwelche gegenseitige Aggressivität unter den beiden Arten beobachten konnte. Man ging sich aus dem Weg, ja, aber man Stritt sich nicht.

Anfangs Februar 2012 als wir in Peru unterwegs waren, konnten wir für einen kurzen Augenblick eine Braunohr-Bunttangare sichten. Leider ging alles so schnell, dass es nicht mehr für ein Foto reichte. Und der Vogel hatte auch keine grosse Lust sich präsentieren zu wollen. Denn er spielte regelrecht Verstecken mit uns.
Es war nur eine Sichtung, die fand ca. 20 km südwestlich von Bajo Masisea statt. Bajo Masisea liegt am östliche ende vom Reserva Comunal El Sira, dieses Reservat beginnt westlich bei Puerto Inca. Nun wir hoffen dass wir im April 2012 noch einmal Richtung Peru gehen können.


Und nun also zum Phänomen Chlorochrysa soäiroi. In vielen alten Bücher und Berichten wird von einer weiteren Art geschrieben. Man nannte sie Chlorochrysa soäiroi. Aber nirgendwo, in keinem Buch oder auch in keinem der Berichten die ich fand und lesen durfte, ist eine genauere Beschreibung dieses Vogels vorhanden. Im Januar 1878 wurde diese Art durch August von Pelzeln das erste Mal erwähnt. Anscheinend hat Pelzeln 1878 4 Sendungen mit verschiedenen Bälgen aus Ecuador erhalten, darunter eben auch die erwähnte Chlorochrysa soäiroi. In verschiedenen alten Büchern liest man über diese Chlorochrysa soäiroi und irgendwie einmal in der Jahrhundertwende verliert sich die Spur. Diese konnte ich bis 1905 verfolgen, danach finde ich sie nirgends mehr erwähnt. War Chlorochrysa soäiroi eine Unterart von Chlorochrysa calliparaea? Oder existierte sie wirklich und ist in der Zwischenzeit Ausgestorben? Meine letzte Hoffnung an der Uni von Cambridge irgendwie noch fündig zu werden, hat sich auch nun auch zerschlagen. Nichts.


Auszug aus dem Buch Birds of de south America von LORD BRABOURNE und CHARLES CHUBB von 1912

796. CHLOROCHRYSA, Bonap., 1851.

4143. calliparsea (Tschudi), Arch, fiir Naturg. 1844, Peru.
Chestnut-eared Green Tanao;er.

4144. bourcieri (Bonap.), Compt. Rend, xxxii. p. 7t),
1851 (Bagnos, Tonguragua, Ecuador).
Bourcier'. Green Tanager.
(Colombia : Eastern
Ecuador.

4145. phoenicotis (Bonap.), Compt. Rend, xxxii.
p. 76, 1851 (Ecuador).
Red-eared Green Tanager.
Western Ecuador :
South Colombia.

4146. fulgentissima, Chapm., Bidl. Amer, Mus. Peru.
Nat. Hist. xiv. p. 225, 1901 {Inca Mine,
Peru).
Peruvian Green Tanager.

4147. nitidissima, Sclater, P. Z. S. 1873, p. 728 Colombia.
[Antioquia).
Salmon's Green Tanager,
797.

Chlorochrysa Soäiroi wird 1912 schon nicht mehr erwähnt. Was also passierte zwischen 1905 und 1912? Wurde aus Chlorochrysa Soäiroi Chlorochrysa fulgentissima?




Erscheinungsdatum dieses Berichtes 2006 überarbeitet 2011 und 2012
 
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Hallo Kolibri, vielen Dank für den Bericht
 
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