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Gunnar
Guest
Vogelklappe schrieb:Gunnar, ganzjähriges Brüten wird nicht 'mal eben in 50 Jahren angezüchtet (erst seit den fünziger Jahren nahmen die Stadttaubenbestände so stark zu), und dann auch noch ohne jeden Selektionsdruck in diese Richtung. Dann müßte man ja bei Wildvögeln, die sich vermehrt in der Stadt ansiedeln und im Winter auch von Abfall ernähren (wie Krähen), das gleiche beobachten.
Ja, 50 Jahre sind natürlich wenig und es ist schon richtig, dass Haustauben öfter brüten als Felsentauben. Nur glaube ich erstens, dass es verwilderte Haustauben schon erheblich länger als 50 Jahre gibt (wenn es weniger Tiere waren, bleibt die Evolution deshalb ja nicht stehen) und zweitens ist ein latenter Selektionsdruck immer vorhanden. Wenn sich ganzjährig-brütende Tauben stärker vermehren können, gibt es bald fast nur noch solche - außer die nicht-ganzjährig-brütenden hätten irgendeinen Vorteil ... den es anscheinend aber nicht gibt. Es werden sozusagen alle Tauben gleich selektiert, aber die "einen" können dies mit ihrer schnelleren Vermehrung besser ausgleichen.
Dass dies bei Krähen, Amseln oder Spatzen nicht funktioniert, liegt wohl daran, dass diese - im Gegensatz zu Tauben - für ihre Jungenaufzucht auf tierische, proteinreiche Nahrung angewiesen sind (z.B. Insekten). Ich glaube, sie haben keine Chance, ein Jungtier im Winter hochzubringen. Dann wäre der Versuch dieses zu tun, eine sich nicht lohnende Schwächung des Individuums, die langfristig zum Aussterben dieses Verhaltens führt.
Das hilft jetzt vielleicht auch nicht viel weiter und ich sehe es auch so, dass das ganzjährige Brutverhalten von der Haustaube kommt - allerdings führt das ganzjährige Nahrungsangebot in den Städten vermutlich dazu, dass dieses Verhalten aufrechterhalten oder sogar noch verstärkt wird.