"Haustiere" wird auch als Oberbegriff für Haus- und Nutztiere verwendet, die sich in der Obhut des Menschen befinden. Das sind Stadttauben natürlich nicht. Sie sind die verwilderten Abkömmlinge von jahrtausendelang domestizierten Zuchttauben, d.h. von (ursprünglich) Felsen- als auch Rasse- und Brieftauben. Letztere tragen eher weniger zur "Blutauffrischung" bei, denn das hätte zur Folge, daß viele an den eingewöhnten Ort auch über lange Strecken zurückfliegen würden - das hätte mir gerade noch gefehlt.
Zum Glück ist das tatsächlich nur bei jungen Brieftauben passiert, die ich zu lange pflegen mußte, und nur selten bei einer Stadttaube, der man dann die Ähnlichkeit zu Brieftauben meistens noch an der Nasenwarze ansah.
Tauben sind weder meine Lieblingstiere (nicht 'mal Lieblingsvögel), noch sind sie besonders schlau oder auch nur sozial; selbst das Verhaltensrepertoir scheint im Vergleich zu anderen Arten eher begrenzt. Sie werden von mir nicht 'mal wie ein typisches Haustier gehalten, sondern in einer Gittervoliere unter Bäumen, und brüten in überdachten Katzentoiletten, da das Schutzhaus, das die Krähen komplett verschmäht haben, von zwei Taubenpaaren monopolisiert wird. Sie sind aber genügsam und stürzen sich trotz besten Saaten auch auf Brotkrümel und das für Krähen gedachte Trockenfutter. Fast wie Straßenhunde, denen man auch nicht allen abgewöhnt, im Mülleimer zu wühlen.
Die von den Paaren getrennten Jung- und Rehatauben werden in einem offenen Taubenschlag in wenigen km Luftlinie freigelassen. Undenkbar, wenn auch nur ein Viertel zu mir zurückfliegen wollte. Und dennoch wäre es kein Problem, im Eichenwald einen Taubenschwarm von 150-200 Tieren zu etablieren: indem ich sie alle aus der
Voliere freilasse und dort weiter füttere. Sie würden zum Brüten natürlich aus dem Wald abwandern, aber einen zuverlässigen Futterplatz regelmäßig weiter anfliegen und noch mehr Tauben mitbringen. Die Verdrängung bei ausreichend Futter setzt bei etwa 150 Tauben ein, und der Habicht schlägt die schwächsten immer heraus, so daß ein schneller, scheuer und fitter Schwarm entsteht, aus dem man nie ein krankes Tier in die Hand bekommt.
So etwa sieben Jahre lang an unserem vorherigen Haus praktiziert, an denen aus dem ganzen Stadtteil kaum je eine hilfsbedürftige Taube gemeldet wurde. In den meisten Wohngebieten allerdings nicht durchführbar (nur mit toleranten Nachbarn) und kein Mittel zur Populationseindämmung, sondern nur zur verträglicheren Verteilung. Jedoch trat dieses Phänomen in nunmehr zwölf Jahren bei keiner einzigen der zahlreichen Wildvogelarten auf, die ganz genauso aus den
Volieren freigelassen und weiter gefüttert wurden, auch nicht bei denen, die im Winter bleiben. Das kann man auch nicht damit begründen, daß ausgerechnet Tauben in der Stadt keine andere Nahrungsgrundlage gehabt hätten - womit dann ?