Partner für Kolumbia-Sittich (?) gesucht

Diskutiere Partner für Kolumbia-Sittich (?) gesucht im Forum Südamerikanische Sittiche im Bereich Sittiche - Hallo an alle, wir haben vor einigen Monaten einen Kolumbia-Sittich (vermutl.) aufgenommen, lt. durchgeführter DNA eine Henne. Wir suchen für sie...
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Uhu

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Hallo an alle,
wir haben vor einigen Monaten einen Kolumbia-Sittich (vermutl.) aufgenommen, lt. durchgeführter DNA eine Henne. Wir suchen für sie einen Partner, würden sie aber auch zu einem vorhandenen Hahn in artgerechte Volierenhaltung abgeben. Bisher sind alle Versuche (Annoncen etc.) gescheitert. Vielleicht kennt hier im Forum jemand einen, der einen kennt, der von einem weiß, der Kolumbia-Sittiche hält und kann dann über das Forum den Kontakt herstellen. Es wäre toll, wenn jemand unserer einsamen Dame zu einem galanten Hahn verhelfen könnte.
LG
Susanne
 
Hi Susanne,

erstmal willkommen bei den Südami-Fans.

Bist Du sicher, daß es ein Kolumbiasittich ist? Wenn ich mich nicht täusche, sind die ziemlich selten.

Hast Du ein Foto, daß Du hier mal zeigen kannst? Du schriebst ja "vermutl." sei es ein Kolumbianer, also seit Ihr Euch ja wohl nicht sicher ... wir sollten also erstmal die Art sicherstellen, bevor wir auf Züchtersuche gehen. Es könnte ja z.B. auch eine der Unterarten sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Unterartbestimmung Kolumbiasittich

Hallo Chris,
wir wussten lange nicht, welche Art von Sittich wir da aufgenommen haben. Viele, die hier waren, kannten ihn - nur jeder hatte einen anderen Namen für ihn! In der Papageienzeitung habe ich dann einen Bericht über die Zucht von Finsch-Sittichen gelesen, die unserem sehr ähnlich sehen. Nach Kontaktaufnahme mit dem Autor des Berichtes bin ich dann im AZ-Vogellexikon auf die Suche gegangen und - korrigiere mich bitte, wenn ich jetzt was Falsches schreibe - habe folgende Unterarten gefunden:
psittacara wagleri wagleri - psittacara wagleri frontata und psittacara finschi.
Der Finschsittich scheidet für mich aus, weil das Rot bei unserem direkt bis zum weißen Augenring reicht (Beschreibung Perusittich). Unserer hat auch Rot am Flügelsaum, Flügelbug und an den Schenkeln, ist aber nur 36 cm groß. Ein Bild findest du auf unserer HP auf der Seite Unsere Papageien. Ich hoffe, ich erfahre Näheres zu unserer kleinen Sittich-Dame, die sich im Moment einem hellroten Ara angeschlossen hat.
Liebe Grüße aus Herstelle
Susanne
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Uhu,

der Vogel ist entweder ein Perusittich (Wagleri frontata) oder ein Carrikersittiche (Wagleri minor). Beider Arten unterscheiden sich kaum. Der Carrikersittich ist die kleinere Ausgabe des Perusittichs. Das grün beim Perusittich ist mehr senfgrün als beim Carrikersittich. Von der Aufnahme ist das schwer zu unterscheiden. Beide Arten sind vor ca. 20 Jahren in Massen importiert worden. Ich habe beide Arten jahrelang gehalten. Der Kolumbiasittich scheidet aus, da dieser keine roten Federn am Flügelbug hat.
Vielleicht kannst du mal eine nähere Aufnahme ins Netz setzen.
 
Hi again!

... psittacara wagleri ...

Diese Bezeichnung habe ich noch nie gehört ... wer hat sich das denn wieder ausgedacht ... wurde die Taxonomie mal geändert, wie auch bei Aymaras ... ich kenne nur die Bezeichnung Aratinga wagleri. Ist Psittacara eine veraltete Bezeichnung für Aratinga?

Ansonsten kann ich nur Rudi beipflichten ... weitere Fotos wären hilfreich.
 
Hallo Christian,
es ist so, vor einiger Zeit wurden die Gattungen getrennt in Aratinga, Eupsittula und Psittacara. Es stellt sich folgendermaßen dar.

Aratinga
auricapilla – Goldscheitelsittich
jandaya – Jendayasittich
solstitialis – Sonnensittich

Eupsittula:
aurea – Goldstirnsittich
cactorum – Kaktussittich
canicularis – Elfenbeinsittich
nana – Jamaikasittich
pertinax – St.-Thomassittich
weddellii – Braunkopfsittich

Psittacara:
brevipes – Socorrosittich
chloroptera – Haitisittich
erythrogenys – Guayaquilsittich
euops – Kubasittich
finschi – Finschsittich
holochlora – Grünsittich
leucophthalmus – Weißaugensittich
mitrata – Rotmaskensittich
rubritorquis – Rotkehlsittich
wagleri – Kolumbiensittich

Ich muss allerdings gestehen für mich sind es alles noch Aratingas.
 
Und nu? Kriegen wir das hin mit neuen Fotos?

Wir wollen ja schließlich wissen, ob's ein Aratinga wagleri frontata oder minor ist.

Wer doch gelacht, wenn man dem Geier keinen Partner verschaffen kann ... brauchen Südamis halt wie die Luft zum Atmen.
 
Hi again,

nachdem sich Susanne ja leider nicht mehr gemeldet hat ... ich hoffe, sie holt das noch nach ... will ich zumindest noch kurz das Rätsel um den Gattungsnamen Psittacara etwas genauer auflösen ... das hat mir ja jetzt keine Ruhe gelassen :D

Ich habe da in einer alten Ausgabe der Zeitschrift Papageien, eine aufklärende Passage gefunden:

Erstmals bei Vigors 1825 erwähnt, gelangte er (der Gattungsname Psittacara) durch Wolters (1975-1982) wieder zu weiterer Verbreitung. In seinem Standardwerk „Die Vogelarten der Erde“ spaltet er die Gattung Aratinga, wie die meisten Züchter sie kennen, in fünf Gattungen auf, eine ist Psittacara. ... Die meisten späteren Autoren wie Arndt (1990, 1990-1996) schlossen sich dieser Sicht allerdings nicht an.
Quelle: Phylogenese der Gattung Psittacara - Teil 1, Gert Schneider, Oldenburg, in Papageienzeitschrift, 3/2001

Ich muß gestehen, ich finde es absolut unverständlich, daß sich die AZ immer noch auf diesen "Querkopf" Wolters beruft ... Susanne hatte sich ja auf das AZ-Lexikon berufen. Nicht, daß die Bezeichnung Psittacara wagleri falsch wäre, aber Wolters ist wohl der einzige Autor, der sie heute noch anstatt Aratinga wagleri verwendet.

Ein anderes Beispiel wo Wolters vollends aus der Reihe tanzte, ist der Aymarasittich. Während nach aktueller Taxanomie der Aymarasittich und der Zitronensittich die beiden Psilopsiagon-Arten bilden, ordnete Wolters den Aymarasittich als eigene Gattung namens Amoropsittaca ein. Wer die Gemeinsamkeiten der beiden Psilopsiagon-Arten kennt, z.B. den Bau von Erdhöhlen, wird meiner Meinung sicherlich beipflichten, daß Wolters hier auf dem Holzweg war und auch nachvollziehen können, warum andere Ornithologen Wolters Meinung nicht teilen.
 
Guckguck.

Während nach aktueller Taxanomie der Aymarasittich und der Zitronensittich die beiden Psilopsiagon-Arten bilden, ...
Je nach Quelle.
Nach aktuellen Einschätzungen sind auch Aymara- und Zitronensittich wieder im Kreise der Dickschnäbel (Bolborhynchus) vereint:
ITIS
Avibase
WISIA hingegen führt Bolborhynchus lediglich als Synonym, Psilopsiagon jedoch als gültigen Gattungsnamen an.
Also - nix eindeutig. ;)

Gruß,
Siggi
 
Hi Siggi!

Nach aktuellen Einschätzungen ...

Was heist aktuell? Bei ITIS und Avibase gibt es keine Datumsangaben. Auffällig ist aber, daß die Quellen, die Datumsangaben haben und Psilopsiagon verwenden, maximal wenige Jahre alt sind, während Quellen die Bolborrhynchus verwenden, meist 10 Jahre und älter sind.

Psilopsiagon scheint also aktuell zu sein. Auf jeden Fall macht diese Taxanomie deutlich mehr Sinn, schon alleine, weil sich diese beiden Arten als Erdhöhlenbrüter deutlich von den Baumhöhlenbrütern unterscheiden.
 
Hi Chris.

Ja, das mit den Daten ... ist ein Kreuz.
Da haste wohl recht.

Wie ist das mit den Erdhöhlenbrütern? Bei Arndt (Südamerikamische Sittiche) steht, dass alle Arten der Gattung Bolborhynchus (hier werden auch die Aymaras und Zitronen dazu gezählt) Erdhöhlenbrüter sind, ausgenommen die Katharinasittiche (die in Baumhöhlen brüten, was sich als Bewohner hoher Baumwipfel auch durchaus anbietet :D). Ist das falsch? Brüten Anden- und Rotstirnsittich nicht in Erdhöhlen?

Grüßle,
 
Moin allerseits,

als Autor des oben genannten Artikels moechte ich mich kurz in die Diskussion einklinken. Richtig ist sicher, dass sich die Systematik nach Wolters nie richtig durchgesetzt hat. Das heutige Referenzwerk ist eher "Distribution and Taxonomy of Birds of the World" von Sibley/Monroe. Dabei muss man darauf hinweisen, dass das nicht zuletzt damit zu tun hat, dass es eine deutsche Publikation auf dem internationalen Markt schwerer hat als eine englische. Es ist also nicht notwendig ein Hinweis auf ueberlegene Qualitaet. Die AZ hat sich offenkundig vor geraumer Zeit dazu entschlossen, die Systematik von Wolters zu nutzen und tut gut daran, das auch weiterhin zu tun. Nicht notwendigerweise, weil sie korrekter ist, sondern weil sich so eine gewisse Konsistenz gewaehrleisten laesst. Neben dem Ziel, verwandtschaftliche Beziehungen darzustellen, ist es eine der Hauptaufgaben und nicht zuletzt Intention des Erfinders, Lebewesen mit einem eindeutigen und in der Wissenschaft universell gueltigen Namen zu versehen. Diese Idee impliziert, dass man einen einmal vergebenen Namen nicht mehr aendern sollte. Allerdings ist die Systematik gerade in juengster Zeit durch neue Methoden (etwa DNS-Vergleiche) einer gewissen Dynamik unterworfen, die Aenderungen noetig macht, um eben die Verwandtschaftsverhaeltnisse moeglichst getreu wiederzugeben. Dieser Prozess verlaeuft nun nicht immer so, dass XY neue Erkenntnisse publiziert, die die ganze Wissenschaftswelt a) zur Kenntnis nimmt und b) auch akzeptiert. Daher gibt es einerseits eine gewisse zeitliche Verzoegerung zwischen Publikation und angemessener Rezeption und andrerseits einen gewissen Widerstand internationaler Organisationen, etablierte Namen zu aendern, um Verwirrung zu vermeiden (man stelle sich vor, das WA wuerde jaehrlich die Nomenklatur anpassen, das wuerde manchen Zollbeamten zurecht ueberfordern, denn fuer ihn waere eine Verwandlung Aratinga aurea zu Eupsittula aurea ohne begleitende Information nicht nachvollziehbar, wie gerechtfertigt sie auch immer sein mag). Manche Art oder Gattung koennte man naemlich alle paar Monate umbenennen, wenn man immer nach der juengsten Publikation ginge. Um eine gewisse Transparenz zu gewaehrleisten, geben serioese Quellen stets an, nach welcher Systematik sie in ihrer Aufstellung verfahren sind. So ist zum Beispiel unter http://www.itis.usda.gov/contrib.html
sehr genau nachzulesen, welche Referenz fuer die jeweilige Tiergruppe verwendet wurde.
Nun zueruck zu dem Problem Psittacara/Aratinga. In obigem Artikel habe ich einige Gruende dafuer aufgefuehrt, warum es meiner Meinung nach wahrscheinlich ist, dass die Gattung Psittacara in den naechsten Jahren eine Renaissance erfahren wird. Im Detail moechte ich das hier nicht wiederholen, aber eine vergleichende DNS-Analyse neotropischer Sittiche eines brasilianischen Forscherteams legt den Schluss nahe, dass Cyanopsitta verwandtschafttlich naeher zu den Sittichen der Arten-Gruppe Eupsittula steht als diese zu Psittacara. Daraus ergeben sich nun folgende moegliche Konsequenzen: entweder Zusammenschluss von "Aratinga (alt)" und "Cyanopsitta" oder Aufspaltung von "Aratinga (alt)", so wie Rudi es schon wiedergegeben hat. Der Vollstaendigkeit halber sollen auch die Gattungen "Thectocercus" (Aratinga acuticaudata) und "Guaruba" (Aratinga guarouba) noch erwaehnt werden. Ein vorlaeufig abschliessendes Ergebnis wird wohl in den naechsten Jahren zu erwarten sein, doch halte ich es fuer extrem unwahrscheinlich, dass der Spix-Ara demnaechst ein Aratinga wird. Wie wenig man im uebrigen ueber die alte Gattung Aratinga weiss, zeigt, dass in den letzten Jahren der Status von drei Formen neu bewertet wurde: Aratinga pintoi, Aratinga [Psittacara] brevipes und Aratinga [Psittacara] alticola sind drei neue Arten, an die man sich wird gewoehnen muessen. Weitere Aenderungen insbesondere im Aratinga [Eupsittula] pertinax - Komplex, bei Aratinga [Psittacara] holochlora und eben auch Aratinga [Psittacara] wagleri sind nur eine Frage der Zeit.

Damit moechte ich nach diesem langen Vortrag auch noch einen Beitrag zu der eigentlichen Frage dieses Themas leisten. Meines Erachtens handelt es sich bei dem abgebildeten Vogel um einen Perusittich (frontata). Als Indiz dafuer moechte ich die fleischfarbenen Fuesse des abgebildeten Tieres heranziehen. Natuerlich waeren in diesem Fall 36 cm Laenge zu wenig, aber wie bei jedem anderen Tier auch variiert die Groesse von Individuum zu Individuum, und ohne Uhu nun Unvermoegen unterstellen zu wollen, ist eine Vermessung an einem lebenden Tier sehr schwierig. Die Masse, die man Buechern entnehmen kann (etwa Forshaw), stammen in der Regel von Baelgen. Die Vermessung eines lebenden Vogels erfordert nicht nur das Wissen, wie und was man eigentlich misst (an einem lebenden Vogel; jeder von uns kann wohl einen Klappmeter bedienen), sondern auch viel Erfahrung im Umgang mit dem sich in der Regel nicht in sein Schicksal ergebenden Vogel. Mein Rat an Uhu ware also, sich die Fuesse genau anzusehen. Die von minor sind grau-braeunlich, die von frontata fleischfarben. Die Iris von minor ist meist braeunlich, die von frontata blaeulich. Einen Ex-Vogel von Rudi (vermute ich) habe ich auf meiner HP http://www.aratinga.de abgebildet. Zu entschuldigen bitte ich, dass die HP nicht auf dem neuesten Stand ist. Ich habe daran seit Jahren keinen Handschlag mehr gemacht und einige Bilder-Links sind offenbar kaputt.

Beste Gruesse

G. Schneider
 
Hi Siggi!

Brüten Anden- und Rotstirnsittich nicht in Erdhöhlen?

Jaja, das liebe Gedächtnis ;) Ich hatte dunkel in Erinnerung, daß sie in Fels- und Erdspalten brüten würden ... laut diversen Literaturangaben aber wohl auch in Erdhöhlen. Ich hab' mir mit dem Thema Bruthöhle also nicht gerade das beste Unterscheidungmerkmal ausgesucht ;) Denn wenn man danach geht, sind es lediglich die Kathis, die aus dem Rahmen fallen.

Man müßte hinsichtlich des Brutverhaltens der obigen beiden Arten mal genauer recherchieren, ob sie die Erdhöhlen selber graben, denn es wird ja in der Literatur auch immer wieder darauf hingewiesen, daß ihr Brutverhalten weitgehend unerforscht ist. Vielleicht finden sich ja inzwischen neue Erkenntnisse.
 
Hi G.,

erst mal herzlich willkommen bei den Südami-Fans. Ich glaub' ich sollte öfter mal gewagte, provokante Thesen aufstellen, um mehr kompetente Leute ins Forum zu locken ;)

Die AZ hat sich offenkundig vor geraumer Zeit dazu entschlossen, die Systematik von Wolters zu nutzen und tut gut daran, das auch weiterhin zu tun.

Was bitte ist gut daran, sich diesbezüglich anders zu verhalten, als alle anderen Organisationen? Ich sehe darin in erster Linie Nachteile. Denn wenn alle anderen Organisationen sich ähnlich verhalten würden, wäre das Chaos perfekt.

Allerdings ist die Systematik gerade in juengster Zeit durch neue Methoden (etwa DNS-Vergleiche) einer gewissen Dynamik unterworfen ...

Ja, wie ja Dein Beispiel mit den neu entdeckten Arten auch zeigt. Ich denke aber, genau deshalb macht es Sinn abzuwarten, bis hier eine abgeschlossene Neustrukturierung internationale Anerkennung gefunden hat.

Daher gibt es einerseits eine gewisse zeitliche Verzoegerung zwischen Publikation und angemessener Rezeption und andrerseits einen gewissen Widerstand internationaler Organisationen, etablierte Namen zu aendern, um Verwirrung zu vermeiden ...

Und diese Organisationen (inkl. der AZ) täten gut daran, sich auf einen internationalen "Standard" zu einigen.

Soo ... jetzt haben wir aber genug off-topic diskutiert ... ich hoffe Susanne meldet sich noch mal, zumal mit dem Hinweis auf die Füsse ja ein interessanter neuer Aspekt ins Rennen kommt.
 
Hallo Suzuki,

Meines Erachtens handelt es sich bei dem abgebildeten Vogel um einen Perusittich (frontata). Als Indiz dafuer moechte ich die fleischfarbenen Fuesse des abgebildeten Tieres heranziehen.

Ich werde alt. Auf die Füße habe ich gar nicht geachtet. Ich muss aber auch zugeben, ich habe mich einige Jahre nicht mehr mit den grünen Aratingas ernsthaft befasst. Klar ist jetzt - es ist eindeutig ein Perusittich (wagleri frontata).
 
Hallo Chris,

zunächst einmal darf man die Chronologie der Ereignisse nicht ausser Acht lassen. Das Werk von Wolters ist Ende der 70er Jahre erschienen und war damals das modernste und wahrscheinlich sogar einzige Werk dieser Art. Nicht nur die AZ hat es daher völlig zurecht als Referenz genutzt. Heute kann man natürlich sagen, dass die AZ vielleicht den richtigen Zeitpunkt verpasst hat, sich der internationalen Entwicklung anzuschliessen. Es ist ja auch nicht ganz einfach, immer auf dem Laufenden zu bleiben, insbesondere dann, wenn 90% der Zeit und Mittel darauf verwendet werden, Ausstellungen zu organisieren. Daneben muss man aber auch feststellen, dass mit einer Umstellung ein nicht unerheblicher Arbeitsaufwand für die Organistoren verbunden ist und auch der Züchter es bei seiner Zuchtmeldung vielleicht nicht sofort einsieht, warum der Vogel, den er bislang als Eupsittula aurea gemeldet hat jetzt plötzlich ein anderer ist. Überdies möchte ich zu bedenken geben, dass ein Gutteil der AZ-Mitglieder einer Generation entstammt, die der englischen Sprache nicht mächtig ist, so dass ein deutschsprachiges Referenzwerk eine nicht abwegige Idee ist.
Die meisten Organisationen, auf die Du sicher anspielst (WA, IUCN, etc.), gab es zu dem Zeitpunkt der Veröffentlichung von Wolters noch nicht oder sie waren gerade dabei, sich zu entwickeln. Man hatte beim WA ja die Illusion, man müsse nur den Handel einiger weniger Tier- und Pflanzenarten regulieren. Da ich zu diesem Zeitpunkt selbst gerade das Laufen gelernt habe, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, ob eine und wenn ja welche geschlossene Systematik verwendet wurde. Sicher ist nur, dass es nicht die heutige sein konnte, denn das jetzt verwendete Standardwerk ist erst 1990 in seiner ersten Auflage erschienen.

Beste Grüße

Gert (oder auch G.)
 
Hi Gert,

oder soll ich sagen "Hallo Nachbar" ;)


zunächst einmal darf man die Chronologie der Ereignisse nicht ausser Acht lassen.

So ganz fremd ist mir diese Chronologie nicht, aber ist das wirklich eine "Entschuldigung". Andere Organisationen haben sicherlich ähnliche Entwicklungen hinter sich, haben es aber anscheinend nicht versäumt mit der Zeit zu gehen. Und Nachwuchssorgen haben derzeit ja wohl fast alle, oder?

Heute kann man natürlich sagen, dass die AZ vielleicht den richtigen Zeitpunkt verpasst hat, sich der internationalen Entwicklung anzuschliessen.

Nun, das läßt sich ja nachholen ;)

Es ist ja auch nicht ganz einfach, immer auf dem Laufenden zu bleiben, insbesondere dann, wenn 90% der Zeit und Mittel darauf verwendet werden, Ausstellungen zu organisieren.

Dazu sage ich jetzt lieber nix, sonst mache ich mich vollends unbeliebt.

... und auch der Züchter es bei seiner Zuchtmeldung vielleicht nicht sofort einsieht, warum der Vogel, den er bislang als Eupsittula aurea gemeldet hat jetzt plötzlich ein anderer ist.

Wenn Du damit die Meldepflicht meinst ... völlig egal ... die Behörden blicken da eh nicht mehr durch. Zudem würde ein Aratinga aurea wahrscheinlich für weniger Verwunderung bei überforderten Beamten auslösen, da der Goldstirnsittich eben genauso bei WISIA gelistet ist.

Überdies möchte ich zu bedenken geben, dass ein Gutteil der AZ-Mitglieder einer Generation entstammt, die der englischen Sprache nicht mächtig ist, ...

Na und? Nur weil jüngere Leute Englisch in der Schule hatten, kriegen sie's meist trotzdem nicht gebacken, englisch-sprachige Fachliteratur zu verstehen ... most germans only speak broken english ;)
Ich halte das aber auch nicht für einen Hinderungsgrund sich der aktuellen Taxanomie anzuschliessen. In den Regalen der meisten literarisch interessierten Züchter steht ja nicht nur ein Wolters, sondern auch Robiller und die anderen in deutsch erschienenen Werke.

Die meisten Organisationen, auf die Du sicher anspielst (WA, IUCN, etc.), gab es zu dem Zeitpunkt der Veröffentlichung von Wolters noch nicht oder sie waren gerade dabei, sich zu entwickeln.

Mag sein, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Spielt das überhaupt eine Rolle für die Reformfähigkeit einer Organisation? Ich denke nicht. Nehmen wir z.B. die Aymarasittiche ... manche Organisationen führen sie nach wie vor unter Bolborhynchus aymara, bei WISIA und anderen sind sie bereits als Psilopsiagon aymara gelistet und die AZ begibt sich selbst mit Wolters Bezeichnung Amoropsittaca aymara in die Aussenseiterrolle.

Und was kommt dabei raus? Züchter führen wilde Diskussionen darüber, ob Aymaras nun meldepflichtig sind oder nicht :traurig:

Vielleicht wird an diesem Beispiel etwas deutlicher, warum mich dieses Thema so aufregt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Christian,

ich wusste nicht, dass wir Nachbarn sind. Das Ruhrgebiet ist vom Ammerland doch 200km weg. Sicher ist das eine gewisse räumliche Nähe, aber wenn Du das noch Nachbarschaft nennst, hast Du ja sehr viele Nachbarn.

Mit Zuchtmeldung meine ich nicht die offizielle beim Amt. Davon wären ja nicht nur Züchter betroffen, sondern vielmehr die Erhebungen zur Nachzuchtstatistik, die ja sogar eine der sinnvollen Einrichtungen der AZ ist. Wenn man sich die ansieht, versteht man, warum auch ein Robiller (der auch nicht ganz ohne Tadel ist) nicht ausreicht. Hier wollen eben auch Nicht-Papageien, ja im Grunde alle Vogelarten berücksichtigt werden, so dass eine in sich geschlossene gesamte Darstellung der etwa 9000 Vogelarten notwendig wird. Da gibt es meines Wissens genau die von uns ja schon ins Spiel gebrachten Alternativen: Wolters oder Sibley/Monroe.

Die Gründe, die für Wolters sprechen habe ich dargelegt (eher erschienen, deutschsprachig). Sicher gibt es auch gute Gründe für die andere (aktueller und damit mutmaßlich korrekter), als Begründung anzuführen, dass sie akzeptierter ist, lasse ich nicht gelten. Nur weil die englisch dominierte internationale Szene sich für Sibley/Monroe entschieden hat, braucht doch die AZ nicht hinterherzuspringen. Dass eine deutschsprachige Systematik vorteilhaft ist, gestehst Du ja selbst zu, indem Du feststellst, dass ja auch die nachwachsende Generation mit der englischen Sprache ihre Schwierigkeiten hat. Leider ist dieses Problem nicht auf die englische Sprache begrenzt...

Der Wolters ist meines Erachtens noch immer brauchbar, in vielen Dingen auch wieder aktuell. Letztlich, und hier scheint mir der entscheidene Punkt zu liegen, warum die AZ in fast 30 Jahren ihre Meinung nicht geändert hat, hat die AZ erheblichere Probleme, die sie schon eine ganze Zeit vor sich herschiebt.

Dass manche Halter nicht wissen, ob ihre Vögel meldepflichtig sind oder nicht, kannst Du nun kaum der AZ anlasten. Zunächst einmal besteht eine Informationspflicht seitens des Züchters/Verkäufers, darüberhinaus sollte man sich vor dem Kauf jeden (Wild-)Tieres erst einmal informieren, ob und wenn ja welche Schutzbestimmungen bestehen. Wenn Dich also etwas aufregt, dann sollten das vorrangig Halter und Züchter sein, die sich nicht genug kümmern. Viele in diesem Land sind viel zu oft zu träge, wenn es darum geht, selbst Verantwortung und Initiative zu zeigen. Das jedenfalls regt mich nicht nur in der Vogelhaltung auf. Wenn Du die gleichen Menschen mal fragen würdest, welcher im Augenblick der günstigste Mobilfunk-Tarif ist, dann käme die Antwort wie aus der Pistole geschossen. Dir selbst wurde doch Dein Wissen über die Meldepflicht auch nicht in die Wiege gelegt und die Kanäle, über die Du es erlangt hast, sind ja nun kaum geheim.

Letztlich könnte an dritter Stelle zu Erlangung von Informationen auch die AZ stehen, wenn sie etwas komfortabler informierte, aber viele Privathalter sind ja gar nicht in der AZ, so dass sie die als Informationsquelle nicht nutzen können. Außerdem wäre das ein freiwilliger Service der AZ nicht jedoch eine Pflicht (anders als bei Züchter oder Halter). Sie desinformiert ja nicht, sondern das Wissen kommt kryptisch daher.

In der Tat fehlt bei WISIA das Synonym Amoropsittaca . Da uns das doch jetzt aufgefallen ist, können wir das ganz leicht ändern. Eine kurze Mitteilung über den Sachverhalt per Email an die Organisatoren und schon wird sich da zeitnah etwas ändern. So war es jedenfalls als ich einmal ein Problem mit der dort angegeben Systematik hatte.

Beste Grüße

Gert
 
Thema: Partner für Kolumbia-Sittich (?) gesucht

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