Kraulen und Eifersucht

Diskutiere Kraulen und Eifersucht im Forum Südamerikanische Sittiche im Bereich Sittiche - Hallo, ich habe mich schon ein paarmal wegen unseren Grünwangenrotschwanzsittichen Coco und Cannelle gemeldet. Die beiden sind Naturbruten...
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GhoMo

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Hallo,

ich habe mich schon ein paarmal wegen unseren Grünwangenrotschwanzsittichen Coco und Cannelle gemeldet. Die beiden sind Naturbruten, sind etwa ein Jahr alt und seit letztem Herbst bei uns.

Am Anfang waren sie natürlich sehr scheu, sind aber erfreulich schnell immer zutraulicher geworden: Erst haben sie Apfel aus der Hand durch das Volierengitter angenommen, dann von der Anflugklappe aus. Coco kommt inzwischen von überall aus auf die Hand angeflogen, um sich einen Sonnenblumenkern zu holen. Über ein Holzstäbchen kommt er auf die Hand und klettert auf meinem Arm herum.

Gegenseitig kraulen sich die Beiden sehr viel, doch sie wollen sich partou nicht von uns Kraulen lassen. Das ist vor allem bei Coco kurios, da er mich sehr gerne "krault" wenn er auf meinem Arm sitzt, sei es indem er an meiner Kleidung, oder ganz fein an meiner Haut knabbert. Wenn ich jedoch mit der Hand / dem Finger versuche ihn zu kraulen, nimmt er Reissaus.

Cannelle ist etwas schüchterner und traut sich immer nur von der Anflugklappe aus eine Hand anzufliegen oder einige Schritte auf dem Arm zu machen. Das Aufsteigen über das Hölzchen traut sie sich nicht.

Anfangs konnte ich in jeder Hand einen Sonnenblumenkern halten, und jeder Vogel holte sich seinen Kern ab. Da Coco inzwischen viel zutraulicher ist, holt er sich zuerst seinen Kern und wechselt dann auf meine andere Hand, bevor Cannelle ihren Mut zusammenkratzen kann, um ebenfalls anzufliegen. Ab und zu habe ich dann sogar zwei zankende Vögel auf einer Hand, wobei Coco jeweils Cannelle vertreibt. Manchmal habe ich das Gefühl, das Cannelle eigentlich gerne mehr zu mir oder meinem Mann kommen würde, sich jedoch nicht so recht getraut, da Coco dann eifersüchtig reagiert.

Habt Ihr mir bitte Tipps:
1. Wie könnte ich Cannelle mehr zum Zug kommen lassen, damit auch sie eine Chance hat, zutraulicher zu werden?

2. Wie kann ich den Beiden beibrigen, dass sie sich von mir kraulen lassen?

Nun bleibt mir nur noch zu hoffen, dass ich mit diesen Fragen nicht "mit Anlauf in den Fettnapf renne", da es vielleicht rein egoistische Anliegen sind?!

Liebe Grüsse

Dona
 
1. Wie könnte ich Cannelle mehr zum Zug kommen lassen, damit auch sie eine Chance hat, zutraulicher zu werden?

Geduld ... sie wird mit der Zeit merken, daß sie mehr Zutrauen entwickeln muß, um nicht leer auszugehen. Ich kenne dieses Problem von meinem ersten Aymara-Paar, wo die Henne ca. 1 Jahr gebraucht hat, um über ihren Schatten zu springen. Beim Hahn war das eine Sache von wenigen Wochen. Das ist also nicht ungewöhnlich ... manche Geier sind halt dominanter und/oder weniger ängstlich.

Widme einfach beiden die gleiche Aufmerksamkeit, dann wird das schon.

2. Wie kann ich den Beiden beibrigen, dass sie sich von mir kraulen lassen?

Gar nicht ... Papageienvögel sind keine Schmusetiere!

Bedenke, daß Du beim Kraulen das Gefieder durcheinanderbringst. Wenn der Partner krault, passiert aber genau das Gegenteil.

Es ist zwar möglich, daß sie so zahm werden, daß sie sich auch irgendwann kraulen lassen, aber das wird sehr lange dauern, wenn's überhaupt klappt. Warum die Geier das nicht mögen, weißt Du ja jetzt. Von daher würde ich das auch nicht anstreben.

Diese falschen Vorstellungen von Vogelhaltung führen ja leider auch dazu, daß viele Leute extrem menschenfixierte Handaufzuchten bevorzugen. Daß diese Vögel aber schlecht sozialisiert sind, oft Verhaltensstörungen ausbilden und somit die Vogelhaltung zur Belastung statt zum Vergnügen wird, lernen viele Halter leider erst, wenn's zu spät ist.

Von daher erfreue Dich doch einfach an Deinem Naturbrutpaar, dessen Vertrauen Du Dir erst verdienen mußt und das sich natürlich bzw. artgemäß verhält. Ist es nicht toll zu sehen, daß man ihr Herz zunehmend gewinnt? Und dabei muß man gar nicht viel machen, sie einfach nur gut behandeln und Geduld haben. Und was sind ein paar Wochen oder gar Monate, wenn man bedenkt, daß die Geier einen jahrelang begleiten werden?
 
Hallo Christian,

erst einmal herzlichen Dank für Deine ausführliche Antwort.


Geduld ... sie wird mit der Zeit merken, daß sie mehr Zutrauen entwickeln muß, um nicht leer auszugehen. Ich kenne dieses Problem von meinem ersten Aymara-Paar, wo die Henne ca. 1 Jahr gebraucht hat, um über ihren Schatten zu springen. Beim Hahn war das eine Sache von wenigen Wochen. Das ist also nicht ungewöhnlich ... manche Geier sind halt dominanter und/oder weniger ängstlich.

Widme einfach beiden die gleiche Aufmerksamkeit, dann wird das schon.

Danke für die beruhigende Info. Ich hatte einfach bedenken, dass sich Cannelle gar nicht traut, vor allem, weil sie Coco häufig von mir weg vertrieben hat. Nun habe ich ihr einfach Deine Antwort vorgelesen und ihr ausführlich erklärt, dass wir eigentlich alles richtig machen, und siehe da – heute hatten wir ein 3-faches Erfolgserlebnis! :+party:

1. Cannelle hat es prompt gewagt, direkt auf den Arm anzufliegen. (Im Video sitzt zuerst Coco auf dem Arm, dann folgt Cannelle)
2. Sie hat sich nicht von Coco vertreiben lassen (siehe kurzes Gezanke im Video) und beide sind ca. 5 min. auf dem Arm verblieben.
3. Mein Mann konnte das ganze sogar noch filmen!

Das Ergebnis ist hier zu sehen.

Gar nicht ... Papageienvögel sind keine Schmusetiere!

Bedenke, daß Du beim Kraulen das Gefieder durcheinanderbringst. Wenn der Partner krault, passiert aber genau das Gegenteil.

Es ist zwar möglich, daß sie so zahm werden, daß sie sich auch irgendwann kraulen lassen, aber das wird sehr lange dauern, wenn's überhaupt klappt. Warum die Geier das nicht mögen, weißt Du ja jetzt. Von daher würde ich das auch nicht anstreben.

Diese falschen Vorstellungen von Vogelhaltung führen ja leider auch dazu, daß viele Leute extrem menschenfixierte Handaufzuchten bevorzugen. Daß diese Vögel aber schlecht sozialisiert sind, oft Verhaltensstörungen ausbilden und somit die Vogelhaltung zur Belastung statt zum Vergnügen wird, lernen viele Halter leider erst, wenn's zu spät ist.

Von daher erfreue Dich doch einfach an Deinem Naturbrutpaar, dessen Vertrauen Du Dir erst verdienen mußt und das sich natürlich bzw. artgemäß verhält. Ist es nicht toll zu sehen, daß man ihr Herz zunehmend gewinnt? Und dabei muß man gar nicht viel machen, sie einfach nur gut behandeln und Geduld haben. Und was sind ein paar Wochen oder gar Monate, wenn man bedenkt, daß die Geier einen jahrelang begleiten werden?

Wir haben unheimlich viel Freude an unseren Naturbruten. :zustimm: Ich hatte häufig gelesen, dass sich Papageien und Sittiche gerne Kraulen lassen, und hatte mich daher schon gefragt, ob wir etwas falsch machen. Mir liegt nicht speziell etwas daran, Coco und Cannelle kraulen zu können, ich wollte ihnen damit eigentlich eine Freude bereiten. Mir war nicht bewusst, dass die "Freude am Kraulen" ein "Symptom" von Handaufzucht und / oder Einzelhaltung sind. Wir sind schon total begeistert, dass Coco und Cannelle so zutraulich sind, dass sie auf die Hand bzw. den Arm kommen.

Wie auf dem Video zu sehen ist, sind es nun Coco und Cannelle, die mein Gefieder in Ordnung bringen :D

Liebe Grüsse

Dona
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Ergebnis ist hier zu sehen.

So kennt man das ... Teamwork über alles und Haare zupfen is' anscheinend was ganz tolles.

Übrigens sehe ich diese Farbmutation zum ersten Mal.

..., ich wollte ihnen damit eigentlich eine Freude bereiten.

Ich denke, das tust Du bereits ;)

Mir war nicht bewusst, dass die "Freude am Kraulen" ein "Symptom" von Handaufzucht und / oder Einzelhaltung sind.

Das ist es leider meistens, wenn auch nicht immer, denn auch ein Naturbrut-Paar kann enorm zahm werden. Aber auf Kraulen stehen sie meist nicht so, wenn ein Partner dafür da ist.

Wir sind schon total begeistert, dass Coco und Cannelle so zutraulich sind, dass sie auf die Hand bzw. den Arm kommen.

Das ist doch erst der Anfang ;) Warte mal ab, bis sie gemeinsam auf Deinem Kopf landen und Frisör spielen :D
 
Hallo Christian,

So kennt man das ... Teamwork über alles und Haare zupfen is' anscheinend was ganz tolles.

Wenn's dann nur die Haare wären… die Beiden übernehmen die volle "Gefiederpflege": da werden auch kleine Hautschüppchen und Krüstchen feinsäuberlich entfernt. Die Krüstchen stammen von kleinen Kratzern von ihren Krallen, was zu einem ziemlichen Teufelskreis werden kann. Ich muss da schon etwas aufpassen, dass die Kraulerei von mir nicht ausufert, sonst kriege ich zu viele Pyrrhura-Knutschflecken ;)

Das ist doch erst der Anfang ;)

Apropos "erst der Anfang": Coco und Cannelle haben ein ganz bestimmtes Zwitschern, wenn sie etwas neues "erobert" haben bzw. wenn sie sich zum ersten Mal etwas getraut haben. Inzwischen schaue ich mich schon um, was unsere "Excursionistas" wohl entdeckt haben, wenn ich dieses Zwitschern höre.

Übrigens sehe ich diese Farbmutation zum ersten Mal.

Da ich in diesem Forum in mehreren Threads gelesen habe, dass einige nicht sehr begeistert von Mutationen sind, habe ich nicht gross rausposaunt, dass unsere Beiden Pyrrhura Molinae zimtfarben (mutation cinnamon) sind.

Mein Mann und ich haben Coco un Cannelle in einer kombinierten Garten-/Zoohandlung (http://botanic.fr) entdeckt und uns spontan in die Beiden verliebt. Wir hatten keine Ahnung was "Conure de molina" sind, geschweige denn den Unterschied zwischen zimtfarbenen und wildfarbenen Grünwangenrotschwanzsittichen gekannt. Abgesehen von einigen Bildern in diesem Forum und sonst auf dem Internet habe ich keine andren Grünwangenrotschwanzsittichen in natura gesehen und kann daher kaum einschätzen, wie ausgeprägt die Farbmutation ist. Interessanterweise scheint die Mutation in Frankreich eher häufig zu sein, da hier für Pyrhurra molinae, inkl. der Mutation "cinnamon", keine Bewilligungspflicht besteht, weder für die Haltung noch für die Zucht.

Uns haben Coco und Cannelle einfach gefallen und zuerst waren wir skeptisch, ob wir ihnen überhaupt ein geeignetes Daheim bieten können. Im Laden waren sie wirklich sehr nett und haben uns überhaupt nicht zum Kauf gedrängt. Im Gegenteil: die Verkäuferin wollte sicher gehen, dass wir die Beiden als Paar nehmen und dass wir wegen des Lärms in einem Haus und nicht in einer Wohnung wohnen. Nachdem wir ein einige Tage darüber geschlafen und die entsprechenden Anpassungen in unserem Haushalt diskutiert hatten, haben sie uns die Vögel reserviert und bei sich in der Voliere behalten, bis unsere Zimmervoliere geliefert wurde. Natürlich würden wir sie inzwischen auf keinen Fall mehr hergeben ;)

Liebe Grüsse

Dona
 
Coco und Cannelle haben ein ganz bestimmtes Zwitschern, ...

Je länger man seine Geier hat, desto mehr solcher spezifischen Laute fallen einem auf ... Ihr lernt sozusagen "Pyrrhurisch" :D

Da ich in diesem Forum in mehreren Threads gelesen habe, dass einige nicht sehr begeistert von Mutationen sind, ...

Ich persönlich bin absoluter Mutationsgegner, da dadurch einfach langfristig das Erbgut der Art versaut wird. Schau Dir das Extrembeispiel Wellensittich an ... selbst grüne "Hansi-Bubies" unterscheiden sich enorm von der Wildform und die durchschnittliche Lebenserwartung hat sich inzwischen halbiert. Aber lassen wir das.

... und kann daher kaum einschätzen, wie ausgeprägt die Farbmutation ist.

Der Unterschied zu den Wildfarbenen ist in diesem Falle sehr extrem, finde ich. Durchaus schön, aber eben gänzlich anders. Schau mal auf die Pyrrhura-Seite der Ornithea ... lohnt sich auch wegen den anderen Arten.

Natürlich würden wir sie inzwischen auf keinen Fall mehr hergeben ;)

Südamis machen halt süchtig ;)
 
Thema: Kraulen und Eifersucht

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