Expertenmeinung zur Einstallung
Nial Moore, Birds.of Korea zur Einstallung
Verschiedene Gründe sprechen dafür, dass es zu Zeit ratsamer wäre, Geflügel in den Ställen zu halten als in Freiland auch wenn Freilandhaltung i.a. weit besser Gesundheit und Wohlergehen der Tiere ist. ( Damit würde letztlich auch auf einen Abbau des großindustriellen Geflügelmissbrauchs hingewirkt).
1) Wir stimmen überein, dass die Übertragungswege des Virus nicht ausreichend erforscht sind, und dass ein positiver Effekt der Indoor Haltung hinsichtlich der Virusübertragung im Vergleich zur Freilandh. weitgehend unbewiesen ist.. Virusausbreitung ist zuweilen unabhängig davon vorgekommen, ob Vögel in der Freilandhaltung waren oder eingestallt waren. Außerdem ist noch immer nicht nachgewiesen, dass Wildvögel Geflügel anstecken können, was darauf hindeuten könnte, dass Freilandhaltung das Infektionsrisiko nicht erhöht. Umgekehrt jedoch ist sicher, dass wilde Vögel bei mehreren Gelegenheiten durch Kontakt entweder mit infiziertem Geflügel oder Geflügel-Produkten angesteckt wurden. Durch neue Forschungsarbeiten wurde zum Beispiel festgestellt, dass Qinghai, Schauplatz des größten Ausbruchs unter Wildvögeln von HPAI H5N1 (im Frühling 2005), überhaupt kein abgelegenes Gebiet ist. Stattdessen gibt es dort eine ausgedehnte Geflügel-Population, mit vielen Freilandhühnern (eingesetzt zur Heuschrecken-Bekämpfung); und Geflügelzucht in unmittelbarer Nähe zum See. Hinzu kommen Fischereibetriebe, die mit Geflügelmist als Dünger arbeiten und am See tätig sind.. Berücksichtigt man, dass in Indien, (dem Herkunftsgebiet der Streifengänse (Bar headed goose, anser indicus)), und in anderen Regionen Chinas, unter den Streifengänsen keinerlei Ausbrüche vorkamen und dass andere am See befindliche Arten nicht betroffen waren, erscheint es sehr wahrscheinlich, dass die Streifengänse (6000 tote Vögel und damit 5 – 10% der vorhandenen Weltpopulation) und die anderen betroffenen Koloniebrüter lokal infiziert wurden. Andere Ausbrüche bei Geflügel (weitgehend indoor gehalten) in Japan und Korea führte zu Infektion einiger LB Krähen (Standvögeln) und Elstern, also Abfallfressenden Kulturfolgern, die häufig bei Geflügel-Farmen auftreten.
2) Da nicht infiziertes Geflügel natürlich keine Wildvögel anstecken kann, ist klar, dass infiziertes Geflügel in der Türkei gehandelt/transportiert worden ist; und dass es auch jetzt noch viel Bewegungen (sowohl legal wie illegal) von Geflügel, Geflügel-Produkten, und von anderen Vogel-Arten sowohl innerhalb der Landesgrenzen von betroffenen Gebieten als auch in jetzt noch nicht betroffene Länder gibt. Insofern scheint es mehr oder weniger unvermeidlich, dass sich H5N1 im Laufe der Zeit in Teile Europas und anderswohin ausbreiten wird. Wenn Geflügel in einem Ausbruchgebiet in Freilandhaltung ist, dann werden die Rufe nach Wildvogel-Keulung zweifellos zunehmen - da jeder Ausbruch sozusagen mit Wildvogel-Bewegungen in Verbindung gebracht wird (siehe besonders in Russland , wo Wildvogel-Keulungen in einigen Gebieten begonnen haben, obgleich die vorliegenden Indizien eine Verbreitung durch menschlichen Transport viel wahrscheinlicher erscheinen lassen). Die Möglichkeit einer menschlichen Infektion ist offensichtlich der Hauptgrund dafür, dass diese Krankheit solch enormes öffentliches Interesse gewinnt. Ausbrüche von z.B Newcastle Krankheit, die genauso verheerende Auswirkungen auf Geflügel hat , stellen keine bedeutende Bedrohung für die menschliche Gesundheit dar; werden daher größtenteils in den Medien übergangen bzw. führen nicht zu derartigen Reaktionen mit Wildvogeltötung und Zerstörung ihrer Habitats.
3) Wenn Geflügel unter Einstallbedingungen mit eingeschränkten Bewegungsfreiheit gehalten wird, und entsprechenden Hygieneregeln beachtet werden, dann wird das etwas leichter sein, sowohl die Beteiligung von wilden Vögeln bei der Krankheitsausbreitung auszuschließen/behaupten, als auch Ausbrüche zu begrenzen. Bemerkenswert ist, dass Länder mit wenig Beschränkung der Geflügelhaltung und Vogel-Märkte (China, Thailand, Vietnam, Indonesien, die Türkei)diejenigen Länder sind, die die größte Zahl von Ausbrüchen, und den einzigen Fällen von menschlichen Infektionen erfahren haben.
4) Das Virus ist anscheinend im Stande, seine Virulenz in der Umgebung über einen beträchtlichen Zeitraum zu erhalten, besonders unter kühleren Bedingungen, zum Beispiel 18 Tage oder mehr in Wasser und mehrere Wochen im Mist. Berücksichtigt man den Zeitraum, bis ein Ausbruch bemerkt wird, und die Schwierigkeiten, Gewässer zu desinfizieren; erscheint es ist am klügsten, die Möglichkeit, dass Geflügel seine lokale Umgebung infiziert, weitest möglich zu reduzieren Es gibt zunehmend Hinweise, dass repetitive Ausbrüche in einigen Gebieten durch Reinfektion aus einem Virenreservoir in der Umgebung zustande kommen.
Zusammenfassend ergibt sich , besonders unter Berücksichtigung der Medienhysterie und des Lärms, der um die Krankheit gemacht wird, als klügste Option, Geflügel und Wildvögel so weit wie eben möglich zu trennen, und die biosecurity auf soweit zu verbessern, dass die Krankheit begrenzt bleibt.
Mit den besten Wünschen,
Nial Moores
Birds of Korea
Quelle: eigene Korrespondenz