N`abend Doris
Frau, da hast Du ja nen halben Zoo zu Hause.
Das ist aber bei Karsten auch nicht anders. Liegt wohl an der vielen Natur um euch herum!
Bei mir hat die Henne eigentlich immer erst mit dem Neubau angefangen, wenn die Jungen bereits ausgeflogen, aber noch nicht futterfest waren. Sie naschen dann schon (vor allem Grünfutter, Apfel und Kolbehirse), würden aber trotzdem verhungern, wenn der Vater das Füttern einstellen würde. Das geschieht nach ca. drei Wochen (das Ausfliegen).
Das mit dem zweiten Nest ist also nur eine Vorsichtsmaßnahme. Kann gut sein, dass Du diese gar nicht brauchst.
Nach dem Ausfliegen toben sie durch den Käfig – immer dem Vater hinterher und betteln nur diesen oder andere Artgenossen, nicht jedoch die Mutter, an. Die sitzt ja schon wieder auf neuen Eiern. Bis zum 30`ten Lebenstag sollte man die Jungen auch im Zuchtkäfig lassen (je länger der Alte sie füttert, desto besser für die Kurzen). Wenn es dem Althahn (der hat in dieser Zeit schwerstens zu tun) zuviel wird, merken sie das schon. Dann werden sie verkloppt.
Nun musst Du die Jungtiere eigentlich in einen großen Flugkäfig umsetzen, damit die a) Flugmuckis kriegen können, b) ihre Eltern bei der zweiten Brut nicht gestört werden und c) sie in Ruhe ihre Jugendmauser (nur Kleingefiederwechsel) durchführen können und d) die Junghähne vom Gesang des Vaters lernen.
Zum Problem des Nistmateriales:
Steht bei Ausfliegen der ersten Brut genügend Baumaterial zur Verfügung, gibt es meist keine Probleme, wenn nicht eine zweite Henne genau die verbauten Fasern auch haben will. Die Kokosfaser eignet sich aber nur dann für den Innenausbau des Nestes, wenn sie nicht zu steif und gekringelt ist. Scharpie ist nun mal leider das wichtigste Nestbaumaterial! Ich verwende nur Kokoseinleger (fertig in der Form des Halbschalennestes gebündelte Kokosfasern) und Scharpie.
Wirklich sauberes (unbelastet ist bei Euch mit Ausnahme der Radioaktivität ja alles) und vor allem trockenes Moos soll man früher genommen haben (habe ich gerade nachgelesen, weiß aber nicht, ob für Roh- oder Innenausbau). Die kleinen weichen Federn (Dunen aus dem Brustgefieder) vorzugsweise der anderen Vögel tragen meine auch manchmal ein. Diese zu sammeln ist eine gute Idee. Mach ich auch. Vor allem die Wellifedern sind bei Hannelore besonders beliebt. Die Silberschnäbelchen dagegen interessieren sich nicht dafür.
Die haben dagegen die Angewohnheit, trockene Petersilieteile (in Zeiten berufsmäßiger Anspannung manchmal als Grünfutter gereicht) für den Innenausbau zu verwenden. Das soll (wieder irgend ein schlaues Buch) Parasitenbefall verhindern.
Bei den Silberschnäbelchen ist auch die weiße Farbe der Scharpie von wesentlicher Bedeutung, weil sie ein vollkommen geschlossenes Nest bauen, und der Restlichteinfall auch bei einem rappelvollen Nest ausreichen muss, um die hungrigen Schnäbel zu finden. Bei den Kanarien ist das zwar egal – es könnte nur für Deine Zebrazucht hilfreich sein (wenn deren nackige Babys eine schwarze Haut haben und sie ihr Nest nach oben schließen wollen, trifft das nämlich zu!).
Ich nehme deshalb an, dass für die Kanarien die Haare der anderen von Dir gehaltenen Tiere auch gehen, sie dürfen eben nur nicht zu hart (sehr viel weicher als die Kokosfaser) und allzu lang sein. Soll ja schön weich auch unterm Kükena.... sein und muss sich von der Henne (bzw. Dir – s.u.) leicht „verweben“ lassen.
Im vergangenen Monat hat sich um Mathildes einziges Küken eine Schlinge aus steifem (weil verdrecktem) Scharpie gelegt, sodass sein Fuß bereits abgestorben war. Ich musste es nach nur acht Lebenstagen einschläfern lassen.
Ich würde Dir also vorschlagen, mach ihr den Unterbau in dem „Nest aus irgendeinem Naturgewebe“ mit Hilfe der Kokosfasern bereits fertig und fülle dahinein die weichesten, kurzen (3 – 4 cm lang) Fasern, derer Du habhaft werden kannst. Die gesammelten Federn oben drauf und fertig.
Die Legekuhle macht sie sich dann durch unablässiges Drehen mit dem ganzen Körper schon selbst. Auch den einen oder anderen Verbesserungsvorschlag wird sie an Deinem Machwerk ganz bestimmt haben. Ist halt eine Frau!
Meiner Mathilde muss ich das Nest beim ersten Mal auch immer bauen. Sie ist echt zu blöd dazu. Meine zweite Henne Hannelore baut zwar ohne Hilfe tolle Nester, die auch in Fritze`s Augen (der Hahn) bestehen, ist dafür aber leider unfruchtbar.
Zum Transportproblem:
Die "Fährfahrt" und der Seekrankheit als Hindernis war eher nen Scherz. Ein Problem sehe ich aber in der langen Autofahrt. Ich habe damals mein "Silberschnabelwildfangmädel" im Sommer von einem Importeur aus Brühl nach Dortmund geholt und hatte während der zweistündigen Fahrt im Auto 55 - 60 Grad.
Nicht nur der Vogel, sondern auch ich haben die Fahrt gerade mal soeben überstanden. "Fenster auf" oder "Klimaanlage an" verbietet sich wegen der dann entstehende Zugluft im Auto, die kein Vogel verträgt. Bei Dir sind die Temperaturen wohl gegenteiliger Natur, das ändert aber nichts an der Tatsache, dass Du sicher das Heizungsgebläse oder die Klimaanlage im Wagen einschalten musst.
Die Tiere kriegen höllisch schnell eine Lungenentzündung und verabschieden sich dann in den Vogelhimmel. Wenn Du aber den Käfig (lieber nen kleineren Transportkäfig wegen der mit der Flatterei verbundenen Verletzungsgefahr) und mit einem sehr dünnen Baumwolltuch (am besten auch weiß wegen des Lichteinfalles) wirklich dicht verkleidest, könnte es gehen. Dann musst Du aber viel eher als im heimischen Stall "nach den Viechern sehen (Futter, Wasser, usw.)!"
So habe ich bei der "Auslieferung" meiner Silberschnäbelchenjungen (bis zu 12 Tiere in einem Mäusekäfig) die immer wiederkehrende Erfahrung gemacht, dass bei jeder Unterquerung eines ganz bestimmten Tunnels die Tiere in schwere Panik geraten (Instinktreaktion bei plötzlich fehlendem Lichteinfall = Freßfeind kommt von oben = wilde Flatterei!!!). Solche Einflüsse wirst Du nicht verhindern können ...