Bestimmungsbestätigung Rebhuhn

Diskutiere Bestimmungsbestätigung Rebhuhn im Forum Vogelbestimmung im Bereich Allgemeine Foren - Hallo Zusammen, heute nähe Ingolstadt habe ich m. E. 10 Rebhühner getroffen (selten bei uns): Bin schon ziemlich sicher, möchte nur fragen...
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Es gibt die sog. Lebensraumkapazität. Sie bestimmt, wie viele Individuen einer Art im jeweiligen Lebensraum leben könnten, wenn es keine Prädation gäbe. Alle Individuen, die über dieser Schwelle vorhanden sind, werden als sog. „doomed surplus“ (=“todgeweihter Überschuss“) von der Natur ausselektiert (durch Tod oder Abwanderung). Somit ist es schonmal nicht möglich, die Bestände in den Himmel wachsen zu lassen.

Die Rebhuhnbestände passen sich also grundsätzlich an den vorhandenen Lebensraum an. Dieser bestand ursprünglich aus natürlicherweise warmen und lichten (steppenartigen) Gebieten. Dann kam der Mensch, rodete den Wald und begann Landwirtschaft zu betreiben. Die Lebensraumkapazität für das Rebhuhn stieg an, da ihm die extensive Landwirtschaft einen hervorragenden sekundären Lebensraum bot. Seit Mitte der 1960er Jahre hat der Mensch neuerlich begonnen, die Lebensräume zu verändern, diesmal zum Nachteil des Rebhuhns, die Kapazitäten sanken also drastisch, das Rebhuhn passte sich den neuen Gegebenheiten durch Bestandsrückgang an.

Widersacher in einem solchen System (also Prädatoren und Krankheiten, Parasiten etc.) bestimmen wiederum, wie hoch sich der Bestand nun tatsächlich in einem Gebiet gestaltet. Sie sorgen dafür, dass die Bestände nicht bis zur Kapazitätsgrenze anwachsen (an dieser Grenze würden dichteabhängige Mortalitätsfaktoren den Bestand einbremsen, im Endeffekt also Nahrungsmangel). Der Prädator sorgt also dafür, dass es gar nicht erst zu solchen Situationen kommt, in denen die Natur die Notbremse zieht, letztenendes also dafür, dass es zu keiner Übernutzung des Lebensraums kommt. Sie sind also zunächst mal herzlich willkommen und wichtig für die Gesunderhaltung einer Art. Es hat sich zwischen Prädator und Beutetier ein Gleichgewicht eingestellt (das natürlich Schwankungen unterworfen ist). Je geeigneter der Lebensraum, desto schwieriger wird der Prädator zum Erfolg kommen und desto stärker konzentriert sich die Prädation auf die ungesunden Individuen, also auf den Bereich der ohnehin nicht längerfristig überlebenden Tiere (kompensatorische Sterblichkeit). Nur in ungeeigneten Lebensräumen kann der Eingriff der Prädatoren additiv wirken, denn erst dann kann deren Prädation dichteunabhängig oder invers-dichteabhängig wirken.

Bis zu einem gewissen Grad könnte also – unter Reduktion der Prädatoren – der Bestand an Rebhühnern auch etwas höher sein, ohne dass die dichteabhängigen Mortalitätsfaktoren nennenswert greifen. Durch Bejagung des Fuchses wird sich also das Gleichgewicht zugunsten der Rebhühner verschieben, sofern sich deren Bestandeshöhe noch weit unterhalb der Kapazitätsgrenze des Lebensraums bewegt und nicht andere Prädatoren die frei werdende Ressource nutzen.

Der Fuchs (und auch andere Prädatoren) reagiert auf verstärkte Abgänge mit verstärkter Zuwanderung, verstärkter Reproduktion und verringerter natürlicher Sterberate. Somit kann eine dauerhafte Bestandsabsenkung nur durch dauerhafte intensive Bekämpfung (mit Jagd hat das wenig zu tun) der Prädatoren erfolgen. Sobald ich damit nachlasse, wird sich der Lebensraum angepasste Bestand rasend schnell wieder einstellen, die Rebhühner wieder auf die alte Dichte zurücksinken.

Um also den gewünschten Effekt zu erhalten, müssten alle potentiellen Prädatoren dauerhaft ausgeschaltet und die Lebensraumkapazität durch Fütterung, Medikamentengabe und am besten noch Wärmelampe angehoben werden. Dann wären wir im Bereich der Stallhaltung ohne Zaun, was m. E. nicht zu rechtfertigen ist.

Oder anders: Eine nachhaltige Anhebung der Rebhuhnbestände ist ausschließlich durch Anhebung der Lebensraumkapazität möglich.

VG
Pere ;)
 
Passt schon bis auf die realexistierende Lebensraumkapazität die in der von dem Menschen ausgeräumten Feldflur, sehr stakr variiert.
Es gibt unterschiedlich genutzte Regionen, unterschiedliche strukturierte Lebensräume (welche nach Größe und Beeinflussung sehr stark variieren) und hier bei uns nunmal inselartig vokommen.
So ist nicht fast jeder vom Fuchs flächendeckend besiedelte Lebensraum auch einer der für die Feldhühner geeignet wäre.

Vollkommen klar, die Lebensraumkapazität und die Wiederherstellung wäre optimal, bleibt aber ein Wunschdenken von einer natur-begeisterten Interessengruppe.

Geprägt wird die Landschaft größtenteils durch andere.

Dennoch gibt es ja "unseren" Einfluss der auf besimmten Gebieten kleine inselartige Lebensräume erhält (im großen Stil wären das wohl Nationalparke oder ähnliches).

So und in diesen Gebieten gelten andere Regeln, hier muss ich sehr wohl eine Art Übersicht behalten bzw Einfluss nehmen. Eben auf jene Arten, die einmal auf diesen Lebensraum angewiesen sind (wenn ich sie denn als erhaltenswert ansehe wie z.B das Auerwild) und jene Arten (wie den Fuchs) der hier durchstreift aber eben nicht darauf angewiesen wäre und diesen notgedrungen - regulieren. Ist natürlich nicht die einzige Maßnahme für den Erhalt dort, man denke an Besucherströme die es zu lenken gilt usw. doch auch dies ist ein "sich nicht raushalten können")

Aus der Praxis weiss ich, dass man "am Ball" bleiben muss um den extremen Prädatoreneinfluss dort regional einzudämmen, von ausschalten kann gar keine Rede sein. Es ist aber nicht zutreffend, dass Füchse andere Füchse in ihrem Revier beispielsweise nicht dulden, kommt es zu einer hohen Bestandsentwicklung, so dulden sie auch bei der Nahrungssuche revierübergreifend andere Füchse.

Wenn beispielsweise mit Fallenbejagung etc. in diesen inselartigen Lebensräumen Schwerpunkte gesetzt wurden, ist nachweislich zumindest in diesen Gebieten eine Erhöhung des Bestandes der besonders schützenswerten Art möglich, also Ziel erreicht. Dass das nicht aufhören darf/soll/wird, liegt im Verständnis der Verantwortlichen.

Also zusammengefasst: Möchte ich in einer vom Menschen dominierten Kulturlandschaft, mit all der umgebenen Infrastruktur, (die uns das Leben ja so bequem macht) einen Hauch von Natur bewahren bzw. inselartige Lebensräume erhalten, die eben bestimmten seltenen Arten als letztes Rückzugsgebiet dienen, so muss ich dort Verantwortung tragen und weder von einer ganzheitlichten Wiederherstellung anderswo und überall träumen, noch ausblenden, dass dies nur funktioniert, wenn eben in diesen Gebieten Füchse kurz gehalten werden und natürlich alle andere Faktoren!! - die dort störend wirken könnten, verhindere. Wenn man so will ist es ein naturnaher Zoo hier in Deutschland aber zu meinen "alles in Ruhe zu lassen" wäre das Beste, ja gut, ist möglich aber dann eben in Zukunft ohne bestimmte Arten hier in Deutschland.
 
Nun sind wir am springenden Punkt: Ursache der Misere ist der Rückgang der Kapazitätsgrenze und damit ein Rückgang der betroffenen Art. Andere Arten, hier die Prädatoren, kommen mit den veränderten Bedingungen besser zurecht und können ihre Bestände vielleicht sogar erhöhen. Jedenfalls stellen sich neue Gleichgewichte ein, u. U. eben ohne die betroffene Art. Von einer „Überpopulation“ der Prädatoren zu sprechen – wie es in dem Zusammenhang gerne gemacht wird – ist hier eindeutig falsch. Vielmehr kommt das Rebhuhn mit der neuen Situation nicht mehr zurecht und schafft es nicht mehr, sich angesichts dessen zu halten. Die Prädation kann in solchen Fällen additiv wirken. Das ist aber die logische Folge der verschlechterten Lebensbedingungen, das Symptom, nicht aber die Ursache.

Und so stellt sich also die Frage, ob es Sinn macht, das neu entstandene Gleichgewicht durch Prädatorenbejagung in einen sich nicht selbst erhaltenden Zustand zu versetzen, um dadurch eine nicht mehr vorhandene ökologische Nische für das Rebhuhn künstlich zu schaffen. Ich meine nein.

Es ist doch wie mit einem Ball, den ich unter Wasser drücke: Sobald ich das Drücken unterlasse, poppt er wieder an die Oberfläche, strebt also zu demjenigen Zustand, den er natürlicherweise einnehmen würde. Die Höhe des Wasserspiegels (=Kapazitätsgrenze) bestimmt seine Lage im System, Ball und Wasser stehen im sich selbst erhaltenden Gleichgewicht. So ist es eben auch mit den Arten in einem Ökosystem, jede pendelt sich anhand der Gegebenheiten ein.

Das Rebhuhn ist als Art nicht vom Aussterben bedroht. Es würde nur aus einigen Gegenden Deutschlands verschwinden, in denen es vormals durch anthropogene Veränderungen (=Landwirtschaft) erst Fuß fassen konnte. Nur der Mensch hat ein Problem damit, lieb gewonnene Zustände aufzugeben, auch wenn die Gegebenheiten inzwischen ganz andere sind.

Das Auerhuhn im Schwarzwald wird m. E. auch über kurz oder lang verschwinden, sofern sich an der Problematik seines Rückgangs nichts ändert. Und wenn noch so viele Füchse erlegt werden. Ähnlich bei der Großtrappe: Nur durch die schlechten Lebensraumbedingungen kann der Fuchs zu einem bestandesbeeinträchtigenden Prädator werden. In intakten Habitaten könnte sich die Trappe auch ohne Prädatorenbejagung halten.

Der Mensch geht eben immer den Weg des geringsten Widerstands. Gegen die Lobby der Landwirtschaft ist nur schwer beizukommen (wir brauchen die Landwirtschaft, das ist keine Frage; nur könnte man sie sicherlich wildtierfreundlicher gestalten). Viel einfacher ist es dagegen, die Jägerschaft für einen vermeintlich guten Zweck zu gewinnen. Leider wird dabei vergessen, dass man ausschließlich am Symptom herumdoktert, die Krankheit aber nur durch Behebung der Ursache wirklich heilen könnte.

VG
Pere ;)
 
Ja richtig, die Wirkung wird "behandelt", nicht die Ursache. Aber was heißt "lieb gewonnene Zustände" denn manchmal wird damit nur eine Art Genreserve über einen mehr oder weniger langen Zeitraum erhalten. Es gibt durchaus ähnliche Beispiele wo im Umwelt- und Naturschutz tatsächlich etwas langfristig zum positiven verändert werden konnte und Arten denen man nur Nischen zugestehen konnte haben überlebt und sich später selbst erhalten können.

"Graswurzelarbeit" ist es Biotopsverbesserungen vorzunehmen, kleine Parzellen wie Blühstreifen oder Ähnliches, doch gänzlich ohne Raubwildbejagung ist es ein Unterfangen ohne Erfolg. Hier greifen zweierlei Sachverhalte ineinander, dort wo es möglich ist zumindest etwas die Landwirtschaft zu beeinflussen UND den Fuchs kurz zu halten, ist es Ursachen-Bekämpfung UND eine symptomatische Behandlung die hier erfolgt.
 
Nun ja, die Erhaltung von Genreserven kann man auch anders machen, nämlich über entsprechende Zuchtprogramme, bei denen die Tiere in Gefangenschaft erhalten bleiben und genau darauf geachtet wird, wer mit wem verpaart wird.
Langfristig zum Positiven kann ich wie gesagt ausschließlich durch dauerhafte Biotopverbesserungen etwas verändern.

Nicht jedes vom Fuchs gefressene Rebhuhn ist ein Verlust für die Population. Hierin hinken sämtliche ermittelten Prädationsraten, in dem nämlich suggeriert wird, dass jedes nicht gefressene Rebhuhn automatisch überlebt hätte und er Population für die Reproduktion zur Verfügung gestanden hätte. Das ist falsch. Ein nicht unerheblicher Teil der Prädation ersteckt sich auf den Bereich der kompensatorischen Sterblichkeit, d. h. viele vom Fuchs gefressene Rebhühner hätten aus anderen Gründen nicht lange weiter gelebt. Wenn bei 100 Rebhuhnpaaren im Frühjahr in der Folge 300 Hühner vom Fuchs gefressen werden, dann bedeutet das nicht automatisch ein Rückgang der Hühnerpopulation.

Ziel muss es sein, die Lebensraumbedingungen derart zu verbessern, dass die Wirkung der Beutegreifer nicht additiv wirkt.

Wir müssen uns wirklich fragen, ob das noch sein darf, dass wir einzelne Arten regelrecht bekämpfen, nur um andere, für die in der heutigen Landschaft schlichtweg kein Platz mehr ist, mit aller Macht am Leben zu erhalten, obwohl sie nicht mehr lebensfähig sind. Der heutige Käseglockennaturschutz sieht das offensichtlich so, aber die Meinung „des Naturschutzes“ ist aus purem Eigeninteresse durch mediengesteuerte Meinungsbildung hausgemacht. Klar, woher sollte der Naturschutz auch seine Lobby nehmen, wenn man nicht durch genau solche Erhaltungsprojekte Gelder scheffeln und so seinen Einfluss erhalten und ausbauen könnte?

Nur um mal Zahlen zu nennen: Es geht hier nicht um 5 Füchse pro Jahr, um 100 Rebhühner zu „schützen“, sondern es werden für 5 Rebhühner 100 Füchse und sonstige Prädatoren erlegt.

VG
Pere ;)
 
Danke Pere....:) astrein geschrieben , ein Beispiel : in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden hier im Landkreis an zwei Stellen in Mooren der Versuch unternommen , Birkwild wieder anzusiedeln.....
die Moore liegen ca. 50-60 KM auseinander.....Es hat in beiden Mooren NICHT funktioniert....es wurde sehr viel Geld verpulvert - sonst nichts , das wird auch auf lange Sicht mit anderen Arten nicht klappen , bekannt ist der Rückgang nicht erst seit gestern....Die zweifelhaften Argumente halten sich aber komischerweise bis heute , früher wurde die Fuchstollwut als Grund für den Abschuss vorgeschoben , heute die Rebhühner...
 
Man kann den Fuchs direkt totschießen, hat dafür eine wesentliche Begründung oder man tötet indirekt Arten weil man Nutznießer bzw. Endverbraucher der Landwirtschaft ist. Mich stört es ja gar nicht wenn einige ihre Meinung zum Ausdruck bringen aber was tun sie sonst so? Was für die Natur? Also melde ich mich demnächst bei den Verantwortlichen des Trappenprojekts und werde ihnen sagen, doch bitte die vorhandenen letzten Tiere in ein Fuchs sicheres Gehege zu sperren, sie seien ja ohnehin Verlierer unserer Landschaft und auch die örtlich vokommenden Populationen ist ja demnach kein Cent wert. Leute was soll das? Schuld an der Misere haben ALLE Menschen, einige Wenige erhalten aber diese Kleinode und sichern diese Populationen aus Verantwortung für etwas, was alle anderen wie erwähnt - verbockt haben. Was aber nicht heisst, man räume nun Füchsen als Kulturfolgern der Gegenwart, einen besonderen Stellenwert ein, einen den ich anderen Arten nicht gönnen möchte und dass nur weil sie mit der Zerstörung des restlichen Lebensraumes besser zurecht kommen. Die Widerherstellung der Lebensräume wäre der richtige Schritt die Ursache zu bekämpfen, geht aber nicht, nicht flächendeckend und wenn wie nun schon des Öfteren erwähnt - inselartig.
 
Ich komme gerade aus "meinem" Revier und vor Ort hat mich beim setzen von Weidenstecklingen dieses Thema irgendwie immer noch beschäftigt.

Also mal zum Verständnis, ich bin draussen vor Ort, einige kleine Biotope wie mit Schilf umsäumte Teiche, einige Hecken und Feldgehölze umringt von riesigen Flächen Raps- oder Weizenschlägen (Monokulturen) und in diesen kleinen Parzellen gibt es Arten wie Feldlerche, Goldammer, Rebhuhn, Hase und einige mehr, sie sind darauf angewiesen.
Auf der anderen Seite wie erwähnt, großflächig eine Agrarsteppe die den Fuchs mit ausreichend Mäusen versorgt.
Die kleinen Biotpe dagegen werden von ihm nur "überlaufen" und was dann innerhalb dieser noch zusätzlich erbeutet werden kannn, machen für euch die übrigen 10% seines Nahrungsbedarfs aus, auf der anderen Seite wiederum sind diese 10% wohlmöglich der Totalverlust einer anderen Art bzw. Population, die in diesem für sie darauf angewiesenen Lebensraum letzte Rückzugsmöglichkeit erhält/erhalten hat.

Und dass nur weil ihr der Meinung seit, Biodiversität - sprich die Artenvielfalt sei ein Luxus den man sich in einer ausgeräumten Landschaft nicht leisten darf und man kann nur den Arten ein Existenzrecht einräumen, die mit der übrigen von uns zerstörten Landschaft klarkommen.

Das ist für mich moralisch nicht nachvollziehbar.

Ausgehend von Realitäten, steht es nicht in meiner Macht großflächig Lebensraum wiederherzustellen, zumindest aber dort verbessernd einzugreifen wo ich kann. Dazu bin ich der Meinung, neben Anpflanzungen auch an diesen wenigen Punkten Füchse eindämmen zu müssen, ich rotte sie nicht aus aber verschaffe anderen Arten die nach meiner moralischen Vorstellung ebenso ein Recht haben dort zu existieren, einen Vorteil.
Wenn also 20 Füchse entnommen werden müssen um zwei Paar Rebhühner kontinuierlich auf der selbigen Fläche zu erhalten, sind diese zwar nicht mehr "wert" als die Füchse, doch macht die von mir vorgenommene Entnahme im Verhältnis zu dem übrigen Fuchsbestand für sie kaum etwas aus. Die Rebhühner könnten aber ganz verschwinden, das möchte ich aber nicht und ich tue eben dass was in meiner "Macht" steht, auch wenn es "nur " Symptombehandlung ist.

Ähnlich ist es doch mit den Großtrappen, vielen Wattvögeln, Auerhühnern, Birkhühnern uvm. Alles Arten die auf kleine Lebensräume angewiesen sind die übrig blieben, umringt von unserer Infrastruktur. Aber sie sind da, werden geschützt und "verwaltet", ein Luxus der meiner Meinung nach stattfinden muss, aus Verantwortung und da tut es auch keinen Abbruch, in diesen Gebieten koninuierlich Raubwild kurz zuhalten, dem Fuchs wird es in seiner Gesamtpopulation nicht schaden.
Und zu dem Argument, (nicht im Wortlaut wiedergegeben) "es sei nicht gesagt, dass nun mehr Rebhühner da wären weil weniger Füchse vorhanden sind, sie könnten ja auch von anderen Faktoren negativ beeinflusst werden", ja das ist aber ein anderes Thema und erfordert vor Ort, selbiger Aufmerksamkeit. Doch hier ging es speziell um den Fuchs als einen einzigen Faktor.davon
 
Zuletzt bearbeitet:
Tobias schrieb:
Man kann den Fuchs direkt totschießen, hat dafür eine wesentliche Begründung oder man tötet indirekt Arten weil man Nutznießer bzw. Endverbraucher der Landwirtschaft ist.
Jeder tötet indirekt Tiere, allein durch seine bloße Existenz. Und auch der noch so frutarigste Frutarier, der das Töten von Tieren vermeintlich ablehnt, zwingt andere Tiere in den Tod, indem er sich selbst ein Lebensrecht zugesteht.
Eine Begründung, den Fuchs tot zu schießen, hat man natürlich, wie Du schon sagst. Eine Rechtfertigung ist das aber zunächst noch lange nicht. Wenn jemand einen Mord begeht, hat er ja auch einen Grund (genauer gesagt einen sog. „niederen Beweggrund“), aber keine Rechtfertigung. Das ist jetzt vielleicht ein bisschen spitzfindig und Mord mit Fuchsbekämpfung gleichzusetzen wäre natürlich absurd, verdeutlicht aber die Sache mit dem "Grund".

Tobias schrieb:
Also melde ich mich demnächst bei den Verantwortlichen des Trappenprojekts und werde ihnen sagen, doch bitte die vorhandenen letzten Tiere in ein Fuchs sicheres Gehege zu sperren, sie seien ja ohnehin Verlierer unserer Landschaft und auch die örtlich vokommenden Populationen ist ja demnach kein Cent wert.
Die erste Aussage wäre die logische Konsequenz aus der Wildökologie. Dass diese Population keinen Cent wert ist, kann man indes nicht sagen. Worin besteht denn der Unterschied zwischen einer Art- oder zumindest Generhaltungszucht und dem, was derzeit im Großtrappenschutz betrieben wird? Letzten Ende doch nur der des vorhandenen bzw. fehlenden Zauns und im Status quo ein exorbitanter Eingriff in den Naturhaushalt und damit eine widernatürliche ökologische Gleichgewichtsverschiebung.

Tobias schrieb:
Die kleinen Biotpe dagegen werden von ihm nur "überlaufen" und was dann innerhalb dieser noch zusätzlich erbeutet werden kannn, machen für euch die übrigen 10% seines Nahrungsbedarfs aus, auf der anderen Seite wiederum sind diese 10% wohlmöglich der Totalverlust einer anderen Art bzw. Population, die in diesem für sie darauf angewiesenen Lebensraum letzte Rückzugsmöglichkeit erhält/erhalten hat.
Wenn ich dem Fuchs in der beschriebenen Form einen vollen Futtertrog hinstelle, dann aber alles incl. Abschuss tue, damit er ihn nicht anrührt, dann kann man das schonmal hinterfragen. Es ist die von der Natur zugewiesene Aufgabe des Fuchses, all dasjenige zu „entsorgen“, was nicht lebensfähig ist. Und ein Rebhuhn ist in einem ungenügenden Lebensraum schlichtweg nicht lebensfähig. Eigentlich müssten wir Fuchs & Co. dankbar sein, dass er uns von diesem „Ausschuss“ befreit. Nur passt es eben nicht in unser Bild, weil es in vielen Fällen das Aus einzelner Arten bedeuten würde.

Tobias schrieb:
Und dass nur weil ihr der Meinung seit, Biodiversität - sprich die Artenvielfalt sei ein Luxus den man sich in einer ausgeräumten Landschaft nicht leisten darf und man kann nur den Arten ein Existenzrecht einräumen, die mit der übrigen von uns zerstörten Landschaft klarkommen.
Artenvielfalt ist kein Luxus, sondern die Reaktion der Natur auf vorhandene Lebensbedingungen. Ändern sich diese, zieht das Anpassungen der Artenvielfalt nach sich. Artenvielfalt leistet man sich nicht wie einen Luxusgegenstand, sie ist vielmehr eine logische Konsequenz. Unlogisch wird sie folglich genau dann, wenn sie im Missverhältnis zu den Lebensraumbedingungen steht.
Der Mensch leidet hier gerne an Selbstüberschätzung und an göttlichen Vorstellungen. Er meint, die Natur regeln und in seinem Sinne beeinflussen zu können, richtet gleichzeitig über Leben und Tod. Leider vergisst er dabei meist, dass ihm die göttlichen Werkzeuge zur Überwindung der Naturgesetze fehlen. Etwas wissenschaftlicher gesagt: Die Biozönose ist Ausfluss des Biotops und eine Veränderung des Biotops zieht eine Veränderung der Biozönose nach sich. Die Aufrechterhaltung der Biozönose bei erheblicher Veränderung des Biotops ist unmöglich, das Vorhaben somit langfristig zum Scheitern verurteilt.

VG
Pere ;)
 
Wäre die Veränderung des Lebensraumes nicht vom Menschen hausgemacht, so würde ich den Fuchs sicher auch als "natürlichen" Gewinner ansehen aber da es ein un-nätürlicher Werdegang ist, der hier in unserer Landschaft betrieben wird, möchte ich dem schon entgegenwirken, (zusätzlich zur Graswurzelarbeit mit der Wiederherstellung kleiner Biotope bzw. der Förderung und dessen Erhalt samt der Fuchsbejagung.

"Die Aufrechterhaltung der Biozönose bei erheblicher Veränderung des Biotops ist unmöglich, das Vorhaben somit langfristig zum Scheitern verurteilt."

Du machst es dir damit zu einfach, als wäre nichts um-umkehrbar (Lebensraum ist zwar ständig im Wandel aber keine Akzeptanz der mutwilligen Zerstörung!)

Ich kenne Beispiele in NRW wo die Landwirtschaft (so wie fast überall) nur im Eigeninteresse gehandelt hat/es auch noch immer tut aber mit "göttlichem" Einfluss einer anderen Seite ;) ...die Fläche war größtenteils ausgeräumt und nur kleine inselartige "Futtertröge" für den Fuchs vorhanden. Ein etwas wohlhabender Revierinhaber + eingestellten Revier- bzw. Berufsjäger, haben daraus etwas vorbildliches gemacht.
Landwirte haben Ausgleichszahlungen bekommen für Streifen ihrer jeweilig angebauten Frucht, die ca. 5-10m an den Ackerrändern über Winter stehen blieb. Ebenso die von der EU bereitgestellten Fördergelder für Blühstreifen bekommen, die ich schon einmal in einem Link (Netzwerk Lebensraum Feldflur) vorgestellt hab und zusätzlich wurde der Fuchs massiv bejagt.
Ein Zusammenspiel welches ein Eldorado der lokalen Artenvielfalt ergab. "Lebensfähigkeit" war also vor Ort gegeben, trotzdem haben Füchse dieses Gebiet nachweislich umso mehr "überlaufen", sie waren in städischer Nähe nicht darauf angewiesen und dreimal so viel vertreten als es eigentlich vom natürlichen Beute- und Revierspektrum hätte hergeben können. Sind das dann nicht un-natürliche "Entsorger" in einer Vielzahl wie es eine Region überhaupt nicht aushalten kann?!

Sagen wir es mal krass anders: Das es funktioniert sehe ich doch vor Ort, hier bei mir im Revier und von dem eben beschriebenen Beispiel, die Arten kommen auf kleinstem Raum zurecht, warum soll ich dem Fuchs dankbar für den Gnadenstoß sein der in einem deutlichen Überhang in seiner Population anderen Arten gegenüber tritt?
Andersrum würde sie doch auch weiterhin zurecht kommen, wenn es ihn so gar nicht mehr gäbe, schließlich hat der mangelnde oder kleinflächige Lebensraum ihnen ja doch noch irgendwo ausgereicht (den Rebhühnern und Co.). Zumal der kleinflächige Lebensraum lokal weiterhin verbessert werden kann.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ziel muss es sein, die Lebensraumbedingungen derart zu verbessern, dass die Wirkung der Beutegreifer nicht additiv wirkt.

Ich bin nun nicht so tief im Thema drin wie ihr, aber dieser Aussage würde ich absolut zustimmen. Problematisch wird es aber wohl dann, wenn man ein hervorragendes Habitat mit funktionierender, ausgewogener Räuber-Beute-Beziehung hat, also einen stabilen Bestand Rebhühner und auch Füchse - und dann die Ersten das Rebhuhn wieder bejagen möchten. Dann reduziert sich nämlich entweder wieder der Bestand an Hühnern wegen der "doppelten Prädation" oder der Fuchs wird wieder intensiv bejagt, weil man ihn als Konkurrenz sieht.

Ohne jetzt soooo viel darüber zu wissen, würde ich sagen, dass die beste Lösung auf jeden Fall die Habitatverbesserung wäre und, vielleicht um die Startbedigungen zu verbessern, auch eine anfängliche Raubwilddezimierung. Auf jeden Fall glaube ich an das natürliche Gleichgewicht - kein Prädaor allein kann sein Beutetier ausrotten (Auch wenn leider viele Jäger dieser Meinung sind).
 
Ich kenne das von Dir genannte Beispiel aus der Jagdpresse. Ein gutes Beispiel, denn es zeigt sehr schön Maßnahme und Wirkung: Die Verbesserung des Biotops führt zu einer Anhebung der Artenvielfalt. Wildwiesen und –äcker, Blühstreifen, Brachen – all das verbessert die Lebensgrundlage vieler Tierarten, einschließlich Verringerung der Prädationsrate durch bessere Deckung und somit besseres Feindvermeidungsverhalten.
Ob die Prädatorenbejagung hier eine maßgebliche Rolle spielt, weiß niemand. Wenn sie es tun sollte, dann sind wir wieder beim Problem der nicht vorhandenen Selbsterhaltung dieses Gleichgewichts. Sobald die Prädatorenbejagung aufhört, pendelt sich ein neues Gleichgewicht ein, in dem Fall würde es sich in einer Reduktion einiger Arten wiederspiegeln.
Ich habe kein Problem mit einer Aufwertung eines Lebensraums als Ursache des Problems (klar, für die Natur ist es egal, als „Problem“ sieht es nur der Mensch), hier möchte ich nicht falsch verstanden werden. Aber eine Symptombekämpfung ergibt keinen Sinn. Rebhuhn und Fuchs sind miteinander groß geworden, beide gehören ein Stück weit zusammen. Und wenn das Rebhuhn nicht hoch kommt, dann ist der Lebensraum die Ursache, aber nicht der Fuchs.

@harpyja: Die Sache mit der „Starthilfe“ funktioniert allenfalls als Beschleuniger, um schneller auf das durch Lebensraumverbesserungen mögliche höhere Niveau zu kommen. Bei der enormen Reproduktionsrate des Rebhuhns halte ich das allerdings für „Wasser in den Bach tragen“. Ein sich selbst erhaltendes neues Gleichgewicht oberhalb der Lebensraumkapazität kann jedenfalls nicht erreicht werden.

VG
Pere ;)
 
Wenn doch man der Gesetzgeber oder viel mehr die Landwirte, die ja letztendlich mehr "Macht" besitzen und Verantwortung tragen, sich auch solche Gedanken machen würden wie wir hier ;) Mir kommt ehrlich gesagt immer das Ko.... wenn ich sehe wie die Landschaft regelrecht vergewaltigt wird. Hier bei mir vor Ort lassen die kaum mit sich reden und verwalten die ehemalige Großfelderwirtschaft der DDR wie eh und je. Gepflügt wird bis zur aller äußersten Ackergrenze, manchmal so, dass auch noch der Obstbaum der dort am Rande steht oder die Hecke mit schwerem Gerät beschädigt wird. Erosionsschutz usw. ist hier ein Fremdwort.

Was mich allerdings wundert, ist das Fasanensterben seid 2007 etwa. Bis dato kamen im selbigen Lebensraum immer wieder Fasanengesperre hoch, seid dem geht es aber weiterhin bergab. Bundesweit.
Der Lebensraum ist hier derselbe geblieben, Verbesserungen die ich vorgenommen hab werden zwar genutzt aber keine Fasane mehr da.
 
Thema: Bestimmungsbestätigung Rebhuhn

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