Hallo Raven, leider klappt es mit dem Zitieren rein technisch nicht so, wie ich das gerne hätte. Also ich zitiere Dich hier mal:
"So wie es aussieht, ist H5N1 auch für die Beutegreifer nicht ungefährlich, wie die infizierten Greife, Katzen und der Marder gezeigt haben. Willst du die alle impfen??? Gerade bei Hauskatzen halte ich es für ziemlich gefährlich, wenn sie einen infizierten Wildvogel erbeuten oder auch nur in dessen unmittelbare Nähe kommen sollten, und anschließend nach Hause kommen. Selbst wenn sie nicht unbedingt daran erkranken, können sie kontaminiert sein (wie die österreichischen Tierheim-Katzen) und das Virus weiterverbreiten. " (Zitatende)
Ich geb Dir vollkommen recht, daß H5N1 für, soweit wir das im Moment wissen, einige Beutegreifer und Aasfresser nicht ungefährlich ist. Ich sehe auch die gegenwärtig, wenn man der Wissenschaft glauben darf, hypothetische Gefahr der Ansteckung Hauskatze - Mensch oder den möglichen Eintrag des Virus via Katze in Geflügelbestände. Die Frage ist, wie pragmatisch und adäquat mit diesen Gefahren umgegangen werden kann. Sind die jetzt getroffenen Maßnahmen wirklich das Non-plus- ultra an Bekämpfungsstrategie: Katzen und Geflügel weggesperrt, Hunde an der Leine und zugucken, wie in der freien Natur Beutegreifer und Aasfresser vom Virus hingerafft werden und das Virus weiter um sich greift? Isses das wirklich?? Können wir uns dieses "passive" Strategie wirklich leisten? Ich denke nicht, daß wir damit entscheidend weiterkommen. H5N1 und seine Verbreitung sind ein, wenn ich´s richtig verstanden habe, durchaus mehrdimensionales Problem, und dadurch, daß man sich bei der Bekämpfungsmaßnahmen derzeit einseitig auf Hausgeflügel/ Verhinderung von Exportsperren und die Schnittstelle Mensch /Tier beschränkt, wird dieses Problem nicht in den Griff zu bekommen sein. Die Frage ist also, was es braucht, um das Problem in den Griff zu kriegen und wie Geld (denn darum geht es letztlich) und Wissen sinnvoll angewandt werden können, um dahin zu kommen. Wenn ich die Impfstoffdiskussion richtig mitbekommen habe, wird da durchaus schon mehrdimensional geforscht: einerseits die Entwicklung von Marker- Impfstoffen, andererseits an der Reduktion der noch noch ausgeschiedenen Viren und zum dritten an der Handhabung der Impfstoffe. Was die Handhabung angeht, so arbeitet man zur Zeit auch daran, daß der Impfstoff künftig nicht mehr gespritzt werden muß, sondern oral über Trinkwasser/Futter verabreicht werden kann, auch die Anwendung als Spray ist in Arbeit. Was spricht dagegen, hier weiterzuforschen und eine "Schluckimpfung" für Beutegreifer und Aasfresser zu entwickeln analog zur Köderimpfung gegen die Tollwut? Je schneller und besser (von der Impfverträglichkeit) wir dahin kommen, desto flotter ist der Verbreitungsfaktor Wildvögel - und das kann man ruhig wortwörtlich nehmen - gegessen.
Nochmals Zitat von Raven:
"Das hört sich für mich an wie ein zielloser Rundumschlag von jemandem, der sich nicht allzu intensiv mit dem Thema befasst hat." (Zitatende)
Auf den ersten Blick mag sich das so anhören. Aber laß es Dir erklären: wie bereits oben erwähnt, sehe ich H5N1, seine Ausbreitung und die Bekämpfung als ein durchaus mehrdimensionales Problem: zum einen ist es es eine Tierseuche, die zur Zeit vorrangig Vögel befällt, aber auch auf verschiedene andere Tiere einschließlich des Menschen übertragbar ist. Die genetische Wandelbarkeit des Virus trägt die nicht zu unterschätzendende Gefahr in sich, daß er sich so verändert, daß Menschen die vorrangigen Wirte dieses Virus werden könnten. Das heißt, das Ding ist gefährlich, auch für uns. Abgesehen von der "biologischen" Gefahr, daß der Virus tödlich sein kann, tangiert der Virus auch die wirtschaftlichen Interessen von Menschen rund um den Erdball, und das nicht zu knapp. Wenn Du nach den Gründen guckst, warum sich Menschen überhaupt mit diesem Virus beschäftigen, so triffst Du in schätzungsweise 98 % aller Fälle auf genau diese Gründe. Wär´s eine Krankheit, die sagen wir mal ausschließlich Spatzen dahinraffen würde, so würde sich auf gut Deutsch gesagt, kein Schwein damit beschäftigen. Soweit d´accord? Gucken wir uns jetzt doch mal den Faktor Wirtschaft etwas genauer an: da ist zunächst mal festzuhalten, daß wir alle in der einen oder anderen Form davon leben und das diese Lebensgrundlage (und nicht nur die) im legalen Raum durch Gesetze, Verordnungen etc. geregelt ist, die hierzuland von gewählten und von unserem Geld bezahlten Volksvertretern gemacht werden.Das bringt uns zu einer weiteren Dimension von H5N1: der politischen. Damit unsere Volksvertreter u.a. das Gesetze-Machen vernünftig machen können, bezahlen wir Steuern, im Gegenzug legen unsere Volksvertreter einen Amtseid ab, der sie verpflichtet, ihr Handeln nach dem Wohl des Ganzen auszurichten. Das Ganze ist also ein "Arbeitsvertrag", wobei der Arbeitgeber,also der Wähler, alle 4 Jahre die Möglichkeit hat, den Arbeitnehmer zu entlassen, wenn der seinen Job nach Auffassung des Arbeitgebers nicht ordentlich gemacht hat. Nu isses so, daß nicht jeder in der Bevölkerung die gleichen wirtschaftlichen Interessen hat und die gleiche Macht, diese Interessen auch umzusetzen. Und auch unsere Volksvertreter haben im erweiterten Sinne wirtschaftliche Interessen: sie wollen wiedergewählt werden. Wir haben also jede Menge unterschiedlichster Interessen. Bezogen auf H5N1 lassen sich diese Interessen auf den Nenner bringen, daß wir das Virus nicht haben wollen und es an seiner Ausbreitung gehindert werden muß. Blöderweise hält sich der Erreger aber nicht daran. Und deshalb ergreift unsere Politik, die qua Auftrag die Rahmenbedingungen dafür zu setzen hat, das es uns gut geht, Maßnahmen, die darauf abzielen sollen, das Vorhandensein und die weitere Ausbreitung des Erregers zu unterbinden. Hier gilt es zu gucken, ob die von der Politik getroffenen Maßnahmen tatsächlich geeignet sind, dieses Ziel zu erreichen, oder ob sie lediglich dazu dienen, die Interessen einiger weniger zu schützen (sowas nennt sich Lobbyismus) oder dazu, die eigene Ratlosigkeit gegenüber dieser Bedrohung zu bemänteln. Ich denke, es ist durchaus angebracht, sowohl bei dem ganzen Medienhype als auch bei den von der Politik getroffenen Maßnahmen die Fragen zu stellen: was nutzt wem? Wer profitiert von was, d.h. wo geht langfristig die Kohle hin? Und wenn ich diese Strategie durchgängig anwende, so komme ich, wenn ich mir mal die ins Auge fallendensten Dinge herausgreife, zu Ergebnissen, wie
1. wem nutzt die (möglicherweise noch zu verlängernde) Stallpflicht und das faktische Verbot von Impfungen in unserem Land? Den großen Produzenten, deren Tiere das Tageslicht sowieso nicht kennen, die auf Exporte angewiesen sind und die von diesen Maßnahmen eh nicht betroffen sind. Das ist Lobbyismus und Marktbereinigung zugunsten einiger weniger.
2. Wem nutzt die bevorzugte Mediendarstellung einer Zugvogeltheorie und die durchaus medienwirksame Kreation des Sündenbocks "Zugvogel"? Allen, die tatsächlich noch an der Verbreitung der Seuche beteiligt sind, und allen die dieses Tun und Treiben billigen und daraus ihren Profit ziehen. Denn dann ist mal erst mal gedanklich und auch praktisch damit beschäftigt und andere Verbreitungswege, wie z.b. die chicken production und ihre weltweiten Verflechtungen, der Handel überhaupt und nicht zuletzt illegale Transaktionen stehen weniger im Blickpunkt, werden weniger bis gar nicht reglementiert, es läßt sich trefflich Geld damit verdienen und unsere Entscheidungsträger sind nicht gezwungen, irgendwelchen einflußreichen Leuten und Staaten ernsthaft "ans Bein zu pinkeln". Ich würde mal behaupten wollen, sowas geht in Richtung Verschleierungstaktik/ sich den tatsächlichen Problemen nicht stellen wollen.
3. Seuchenbekämpfende Tornados, Diskussionen um Katzenabschuß, "vorsorgliche" Tötung von nicht nachgewiesenermaßen infizierten Nutztieren: wem nutzt das? Hindert das die Ausbreitung des Erregers ernsthaft? Sieht so die sachkompetente Bekämpfung eines Erregers aus??? Soviele Fragezeichen wie da hintendran gehören , kann ich hier gar nicht setzen,sonst würde mein Beitrag sich bis ins Unendliche ziehen... Ganz ernsthaft, sind diese Erscheinungen nicht besser unter unsinnigem Aktionismus zu verbuchen, die uns dem Ziel, der Eindämmung des Erregers ungefähr soviel näherbringen, wie kollektive Gebetsstunden das tun würden? Der Einsatz der Tornados hat bestimmt eine ganz schöne Stange Geld gekostet, ebenso die "vorsorgliche" Tötung des nicht nachweislich infizierten Nutzgeflügels. Meiner Auffassung nach wäre das Geld besser in adäquate Impfforschung reingesteckt worden, als in die Profilierungsversuche unserer Politik. Und die Katzen, um die es in diesem Thread eigentlich geht: wenn ich verhindern will, daß sich eine Katze im Stall und an den Sachen, die mit dem Stall in Verbindung stehen, wie Futter und Einstreu, herumtreibt, dann kann ich das ganz einfach tun, indem ich die Türen zumache, das Futter abdecke und die Fenster/ Stallüftung vergittere. Wer hat denn Kontakt und noch dazu engen Kontakt zu streunenden/ verwilderten Katzen? Im privaten Bereich kann ich eine Infektion von Menschen ziemlich einfach durch Hygienemaßnahmen, wie Händewaschen und das Unterlassen von zu intimem Kontakt verhindern. In dem Bereich ist einfach der gesunde Menschenverstand und die Eigenverantwortlichkeit eines jeden Tierhalters erforderlich. Dafür ist es seuchentechnisch nicht notwendig, auch nur eine einzige Katze abzuschießen. Also, was steckt dahinter? Profilierungssucht, zu zeigen, wir tun was, wir haben die Lage voll im Griff und verdienen unser Geld???
Zu guter Letzt: das verdeckte Seuchengeschehen. Du sagst, daß es, wenn das Virus schon länger im Land gewesen wäre, eine größere Zahl positiver Proben gegeben haben müßte. Ich wäre mit Dir sofort einverstanden, wenn wir ein seit Jahren funktionierendes intensives Wildvogelmonitoring im Hinblick auf den Erreger gehabt hätten. Fakt ist aber, daß man erst seit kurzer Zeit angefangen hat, sich intensiv mit dem Problem zu beschäftigen. Und uns tatsächlich kein Experte sagen kann, wie lange der Erreger schon im Land ist. Ich hab nicht den Anspruck zu behaupten, mit unseren derzeitigen Maßnahmen könnten wir sämtliche Wildvögel zumindestens tot dingfest machen, die das Virus in sich tragen. Wir finden hier und da tote Wildvögel, die H5N1 in sich tragen, an manchen Orten mehr Tiere, an anderen weniger, und jetzt nachdem intensiver als zuvor gesucht wird, tauchen insgesamt mehr Fälle auf. Aber kein ernstzunehmender seriöser Experte hat uns bisher sagen können, wo wir mit einem nächsten Fall zu rechnen haben und welche Vogelarten es noch betreffen wird, wenn wir uns die Mühe machen, die tatsächliche Verbreitung näher zu untersuchen. Insofern spreche ich von einem verdeckten Seuchengeschehen, daß wir nicht erst befürchten müssen, sondern das wir schon haben. Und vor diesem Hintergrund sollte auch die ganze Impfdiskussion nochmal betrachtet werden.