Mögliche Ausbreitung des Vogelgrippe-Virus / 2. Versuch

Diskutiere Mögliche Ausbreitung des Vogelgrippe-Virus / 2. Versuch im Forum Vogelgrippe / Geflügelpest im Bereich Allgemeine Foren - Lukas Jenni (Ornithologe) von der Schweizerischen Vogelwarte Sempach: Wer sich die Route des aktuellen Seuchenzugs etwa von Ostasien über...
H5N1-Virus keine Gefahr für Menschen
Sowohl für das Bodenseeufer als auch für kleine Vorarlberger Gewässer wie Tümpel und Teiche kann schon jetzt Entwarnung gegeben werden: dem Badevergnügen im Sommer steht nichts im weg.

Der Humanmediziner Franz Allerberger von der Expertengruppe des Gesundheitsministeriums sagt, dass es keine Hinweise gebe, dass das auch für den Menschen gefährliche Vogelgrippe-Virus H5N1 von infizierten Enten oder Schwänen im Wasser auf Menschen übertragen werden kann.

Außerdem sei die Virus-Konzentration durch die Verdünnung im Wasser zu gering. Zudem reicht nach Angaben von Allerberger die Wassertemperatur in der Badesaison dazu aus, dass das Virus nicht mehr infektiös ist.

Auch für Kinder ungefährlich
Auch für Kinder, die am Strand mit infiziertem Kot in Berührung kommen könnten, besteht nach Ansicht der Experten keine Gefahr.

"Es gibt weltweit in den letzten Jahren keinen Beleg, dass auf diesem Infektionsweg etwas geschehen wäre. Letztendlich müssen Sie damit rechnen, dass kleine Kinder in einem bestimmten Alter überall auch einmal Kotteilchen in den Mund stecken. Das ist etwas, was man nicht verhindern kann, aber es gibt keinen Beleg, dass auf diesem Weg Infektionen mit H5N1 passiert sind", sagt Allerberger.
8o

http://vorarlberg.orf.at/stories/96753/

wie passt nun das zur allgemeinen seuchenschutzprävention?:D
 
Habe heute in der NZZ einen wenig reisserischen Artikel zu den Verbreitungswegen der Seuche gefunden, den ich Euch nicht vorenthalten will:

22. März 2006, Neue Zürcher Zeitung
Werweissen um die Ausbreitungswege von H5N1
Zugvögel, Geflügeltransporte oder Schmuggelware als Virus-Vehikel?

Der Siegeszug des gefürchteten Vogelgrippevirus vom Typ H5N1 ist beispiellos. Nach relativ langer Sesshaftigkeit in Südostasien hat sich der Erreger innert Monaten nach Europa und Afrika ausgebreitet. Wie ihm das genau gelungen ist, darüber rätseln die Experten noch.

Als 1996 ein hoch pathogenes Vogelgrippevirus vom Typ H5N1 aus einer Hausgans in der chinesischen Provinz Guangdong isoliert wurde,[1] interessierte dies lediglich Experten. Als sich jedoch 1997 während eines durch H5N1 ausgelösten Vogelgrippe-Ausbruchs in Hongkong 18 Personen infizierten - und 6 von ihnen starben -, wurde «Influenza (A) H5N1», so die offizielle Bezeichnung des Erregers, berühmt. Hongkong reagierte mit Massenschlachtungen von Geflügel; das Virus schien verschwunden - auf den ersten Blick. Sechs Jahre später tauchte es erneut auf. Doch im Frühjahr 2003 beherrschte die Lungenkrankheit Sars die Schlagzeilen. Dass im schwer betroffenen Hongkong im Februar 2003 auch zwei Fälle von Vogelgrippe bei Menschen auftraten, ausgelöst durch Viren des Typs H5N1, ging in der Aufregung unter. Mehrere Mitglieder einer Familie aus Hongkong waren jedoch laut der Weltgesundheitsorganisation während eines Besuchs in der chinesischen Provinz Fujian erkrankt. Bei zweien wurde nach ihrer Rückkehr eine Infektion mit H5N1-Viren festgestellt; ein Patient starb. Aus China selbst wurden erst knapp ein Jahr später Ausbrüche von H5N1 bei Geflügel gemeldet - als dem Erreger in Südostasien bereits eine fulminante Rückkehr gelungen war. Südkorea hatte schon im Dezember 2003 von Ausbrüchen berichtet, Vietnam, Japan, Thailand, Kambodscha, Laos und Indonesien waren innert weniger Wochen gefolgt.
Zweite Welle ab Sommer 2004

Vom Frühsommer 2004 an setzten sich die Epidemien unter dem Hausgeflügel - wie auch die Zunahme von Todesfällen durch H5N1 bei Menschen - in Asien fort. Im Mai 2005 vermerkten Wissenschafter dann ein höchst aussergewöhnliches Ereignis: Am Qinghai-See im Westen Chinas löste H5N1 eine Epidemie unter Wildvögeln aus; weit über 6000 Tiere, meist Streifengänse, starben - laut der Vogelschutzorganisation Birdlife International womöglich 5 bis 10 Prozent des weltweiten Bestandes. Ein vergleichbares Massensterben wilder Vögel durch Vogelgrippeviren war nie zuvor registriert worden. Wilde Wasservögel gelten als natürliches Reservoir für niedrig pathogene Influenza-A-Viren und reagieren gewöhnlich kaum auf eine Infektion. Selbst wenn sich die niedrig pathogenen Viren nach einer Übertragung auf Hausgeflügel durch Mutation in die hoch pathogene Form umwandeln und sich die wilden Wasservögel wieder mit ihnen anstecken, erkranken sie normalerweise nicht.

Genetische Analysen ergaben, dass es sich bei dem Virus vom Qinghai-See um einen neuen Subtyp des grassierenden H5N1-Virus handelte, der Gene zweier verschiedener H5N1-Subtypen in sich vereinigte. Alle Gene des Qinghai-Virus liessen sich laut dem Team um den Influenza- Experten Yi Guan von der University of Hongkong zum 1700 Kilometer entfernt im Süden Chinas in der Provinz Jiangxi gelegenen Poyang-See zurückverfolgen. Dort waren beide Virustypen aus Zugvögeln, in diesem Fall Enten, isoliert worden. Deren Vorläufer entdeckte das Team in Geflügelbeständen in Südchina. Sie vermuten daher, dass sich die Wildvögel am Hausgeflügel angesteckt haben.

Nach dem Ausbruch am Qinghai-See bewegte sich die Vogelgrippe weiter nach Norden und Westen. Im Juli berichtete Russland von Epidemien bei Nutzgeflügel in Sibirien und Kasachstan von Fällen in der Nähe der russischen Grenze. Im August starben in Tibet Haus- und in der Mongolei Wildvögel an H5N1; im Oktober wurde das Virus aus der Türkei, Rumänien und Kroatien gemeldet. Mittlerweile hat es Mittel- und Nordeuropa, Afrika, Arabien und Indien erreicht.
Hohe Vielfalt von H5N1 in Südostasien

Aus ihren genetischen Untersuchungen von H5N1-Viren, die aus über 64 000 Proben von Haus- und Wildvögeln isoliert worden sind, geht laut Guan und seinen Kollegen hervor, dass sich in Asien in Nutzgeflügel regional verschiedene Subtypen des zurzeit dominanten Z-Stamms des H5N1-Virus (des H5N1-Typs Asia) etabliert haben. Laut den Forschern deutet dies darauf hin, dass das Virus innerhalb des Nutzgeflügels weitergegeben wird. Die höhere Diversität von H5N1-Viren in einigen südchinesischen Provinzen zeige, dass die Viren durch Geflügeltransporte ständig zwischen den Provinzen zirkulieren. Die Forscher fanden auch Hinweise auf ein unabhängiges Einschleppen des Virus 2001 und 2005 über Geflügel von der chinesischen Provinz Guangxi ins benachbarte Vietnam.

Im Gegensatz zu Südostasien scheint die Diversität der H5N1-Viren ausserhalb dieser Region gering zu sein. Tatsächlich sind offenbar alle in den vergangenen Monaten ausserhalb Südostasiens gefundenen H5N1-Viren, deren Erbgut sequenziert und veröffentlicht worden ist, eng mit dem Virustyp vom Qinghai-See verwandt. Die in der Schweiz isolierten Viren sind zwar nach Kenntnis von Christian Griot vom Institut für Viruskrankheiten und Immunprophylaxe der Tiere in Mittelhäusern (IVI) noch nicht charakterisiert. Aus den Nachbarländern Deutschland, Frankreich und Italien ist das Vorkommen von «Qinghai-ähnlichen» Erregern allerdings bereits nachgewiesen. Genaueres zur Schweizer Situation sollte in wenigen Monaten zu erfahren sein; dann will das IVI den Aufbau eines Labors abgeschlossen haben, in dem auch H5N1-Viren sequenziert werden können.
Wildvögel und Mensch beteiligt

Dass ausserhalb Südostasiens offenbar nur die Viren nachgewiesen werden, die durch den Ausbruch am von Tausenden wilder Wasservögel frequentierten Qinghai-See bekannt sind, legt nahe, dass solche Wildvögel an der Ausbreitung von H5N1 beteiligt sind. Hierauf weisen auch Guan und seine Kollegen hin. In ihrer Studie waren jedoch lediglich 6 Enten von über 13 000 augenscheinlich gesunden Wildvögeln (knapp 4700 davon Stock-, Sichel- und Fleckschnabelenten) mit hoch pathogenen H5N1-Viren infiziert. Ein mit 3,1 Prozent etwas grösserer Anteil der Enten besass Antikörper gegen das Virus, was auf eine überstandene Infektion hinweist. Auch experimentelle Infektionen von Stockenten und Schwanengänsen mit H5N1-Viren vom Poyang- und Qinghai-See im Rahmen der Studie deuteten darauf hin, dass vor allem Enten eine gewisse Widerstandskraft gegen die Erreger besitzen. Während etwa das Qinghai-Virus alle neun infizierten Gänse tötete, überlebten alle Versuchs-Enten. Drei von ihnen schieden das Virus aber für bis zu sieben Tage aus und waren somit infektiös.

Auch der Weg der Vogelgrippe von Sibirien über das Donaudelta in die Türkei und nach Süditalien passt laut dem Ornithologen Matthias Kestenholz von der Vogelwarte Sempach zum Vogelzug; dasselbe gilt für die Winterflucht von Vögeln, die, überrascht vom extrem kalten Winterwetter, in Regionen Zuflucht suchen, die südlich ihrer üblichen Überwinterungsgebiete am Kaspischen und Schwarzen Meer liegen. Anderseits folge die Ausbreitung des Virus von Asien in den europäischen Teil Russlands streckenweise deutlich dem Trassee der Transsibirischen Eisenbahn, betont Kestenholz. Dies wieder spreche für eine Ausbreitung durch den Menschen. Die Uno- Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) geht daher davon aus, dass zwischen der Einführung des Virus in ein Land und der Ausbreitung innerhalb dieses Landes unterschieden werden muss. Bei Ersterer nehme man an, dass Wildvögel eine wichtige Rolle spielten, erläutert Samuel Jutzi, der Direktor der FAO-Abteilung für Tierproduktion und Gesundheit, die Auffassung der Organisation. Die Ausbreitung im Land selbst zwischen verschiedenen Geflügelbeständen erfolge dann wohl in erster Linie über eine Verschleppung des Virus durch menschliche Aktivitäten, etwa durch Geflügeltransporte. So erklärt man etwa das rasante Umsichgreifen des Virus in der Türkei oder in Afrika.

Wie gross die Beteiligung der Wildvögel ist, ist jedoch umstritten. Birdlife International etwa geht davon aus, dass die Seuche in Afrika und in Indien innerhalb der Nutztierbestände begann. In Nigeria vermutet die Organisation illegale Importe von Geflügel als Grund, in Indien die Auslieferung von infizierten Tieren aus einer kommerziellen Zucht. Tatsächlich sind aus Afrika noch keine Fälle von infizierten Wildvögeln bekannt geworden. Zudem verweist Birdlife International auf Dünge- und Futtermittel mit Hühnerkot als weiteren Weg zur Ausbreitung des Virus und zur Infektion von Wildvögeln. Andere Experten halten dies für ein eher regionales Problem.
Erklärungsbedarf auf Rügen

Die Vogelzug-These lässt jedoch Fragen offen. Erklärungsbedarf wirft etwa der Ausbruch auf Rügen auf. Die Insel hatte laut Franz Bairlein vom Institut für Vogelforschung «Vogelwarte Helgoland», dem Präsidenten der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft, zur Zeit des Auftretens der ersten Fälle keinerlei Kontakt zu einem Vogelzug-Geschehen, das sie mit von H5N1 betroffenen Gebieten in Verbindung hätte bringen können. Er hält Zugvögel als Virus-Vehikel daher für unwahrscheinlich. Bessere «Carrier» wären seiner Ansicht nach die Stockenten. Diese Art fliege zwar gewöhnlich keine grossen Strecken, sei dafür aber auf der gesamten Nordhalbkugel quasi flächendeckend verbreitet. Sie könne das Virus «kaskadenartig» von Gewässer zu Gewässer weitergegeben und so für seine Ausbreitung gesorgt haben.

Nicht nur auf Rügen ist unklar, wieso infizierte Tiere jenseits bekannter Zugrouten und zudem erst einige Zeit nach dem Vogelzug aufgetaucht sind. Das Gros des Vogelzugs finde nämlich im Spätherbst statt, erklärt der Sempacher Experte Kestenholz. Wie kam es zu dieser Zeitverzögerung? Antworten gibt es auf diese Frage nicht, wohl aber Spekulationen. Möglich wäre die Existenz eines bisher unbekannten Viren-Reservoirs ganz in der Nähe Europas, an dem sich Wildvögel auch abseits des Vogelzugs anstecken konnten. Dies passt laut Experten aber nicht zu den weit gestreuten Nachweisen. Auch könnte ein bisher unbekannter Nachzügler das Virus erst kürzlich gebracht haben - aufgefallen ist ein geeigneter Verdächtiger den Ornithologen aber nicht. Vielleicht kursiert das Virus auch bereits seit dem Vogelzug in der Wildvogelpopulation. In diesem Fall wäre es den Behörden im europaweiten Wildvogel-Monitoring vergangenen Herbst, bei dem Zehntausende von Proben untersucht worden sind, durch die Lappen gegangen.
Kein ungewöhnliches Vogelsterben

Auch überrascht, dass sich laut Baierlein die Vogelsterblichkeit auf Rügen in einem für das Ende eines harten Winters keineswegs ungewöhnlichen Rahmen bewegt. Es sei normal, dass etwa 40 bis 60 Prozent der Jungschwäne ihr erstes Jahr nicht überlebten, erklärt er. Von einem Massensterben könne keine Rede sein. Eher davon, dass am Ende eines schwierigen Winters geschwächte, ohnehin dem Tod geweihte Vögel an einem Virus erkrankten, das ihnen in gesundem, gutem Zustand möglicherweise wenig anhaben könne - oder dass das Virus gar «zufällig» in aus anderen Gründen verendeten Vögeln gefunden werde.

Für Letzteres gibt es Hinweise aus Norddeutschland. Dort trugen nach Auskunft des Landwirtschaftsministeriums von Mecklenburg- Vorpommern Tafelenten das Virus zwar in sich, wiesen jedoch keine der bekannten Vogelgrippe- Symptome auf. Bei anderen untersuchten Entenarten sei dies tendenziell ähnlich gewesen. Anders dagegen bei den infizierten Schwänen, die eher Krankheitssymptome gezeigt hätten. Ähnlich ist das Bild in der Schweiz. Auch hier fanden sich laut Richard Hoop vom Schweizer Referenzlabor für aviäre Influenza in den Proben mancher Kadaver nur geringe Virusmengen. Dies sei ungewöhnlich, wenn man davon ausgehe, dass ein Tier dem Virus erlegen sei, erklärt Hoop. In einem solchen Fall würde man hohe Viruslasten erwarten.

Grundsätzlich gehen die Experten davon aus, dass nur wenige gesunde Wildvögel H5N1-Viren in sich tragen. Hierauf weisen unter anderem die Ergebnisse von Guans Studie hin. Aktuelle und exakte Zahlen fehlen jedoch, weshalb Fachleute ein umfassendes, flächendeckendes Monitoring lebender Wildvögel fordern, was allerdings mit erheblichen Kosten verbunden ist. Erst genaue Daten zur Häufigkeit und Verteilung der Erreger bei Wildvögeln ermöglichten eine sinnvolle Risikoabschätzung für Mensch und Haustiere.

Stephanie Kusma

[1] www.who.int/csr/disease/avianinfluenza/timeline.pdf.




kus. Wilde Wasservögel, speziell Gänse und Enten, gelten als natürliches Reservoir von niedrig pathogenen Influenzaviren. Die Viren bleiben laut Erhard Kaleta von der Abteilung für Geflügelkrankheiten der Universität Giessen etwa auf den Federn von Pekingenten bei Raumtemperatur für mindestens zwei Tage infektiös, deutlich länger als bei anderen Vögeln. Zudem sind die Viren, im Einklang mit der Lebensweise ihrer Wirte, an eine Übertragung über Wasser angepasst und können in kühler, feuchter Umgebung Wochen überdauern. Infiziert sich Hausgeflügel mit Influenzaviren der Gruppen H5 und H7, etwa durch kontaminiertes Trinkwasser, können die Erreger zu für Geflügel tödlichen (hoch pathogenen) Viren werden. Erst diese lösen die Geflügelpest oder aviäre Influenza (Vogelgrippe) aus. Die wichtigsten Ausbreitungswege der Seuche im Hausgeflügel sind Kontakte der Tiere untereinander oder mit Sekreten und Kot infizierter Tiere sowie mit diesen verseuchte Objekte, etwa Federn, Käfige, Autoreifen oder auch Schutzkleidung. Wildvögel können sich an Hausgeflügel mit der Vogelgrippe anstecken, scheiden aber um Grössenordnungen weniger Viren aus als infiziertes Nutzgeflügel. Dieses birgt zurzeit ein unermesslich grosses Reservoir an hoch pathogenen H5N1-Viren. Von diesem geht eine ungleich grössere Gefahr sowohl von Infektionen von Menschen als auch für die Entstehung eines Pandemie-Virus aus als von Wildvögeln. Kein Experte zieht daher in Erwägung, die Vogelgrippe in Wildvögeln zu bekämpfen - der Kampf gegen die Seuche müsse im Hausgeflügel gewonnen werden. In diesem Punkt sind sich die Fachleute einig.





Diesen Artikel finden Sie auf NZZ Online unter: http://www.nzz.ch/2006/03/22/ft/articleDOMDM.html
 
Ich hab hier was gefunden zur Rolle der internationalen Geflügelindustrie:

Zitat
Schon vor der Vogelgrippekrise war die industrielle Geflügelzucht ein ökologisches und sozioökonomisches Desaster. Es gelang dieser Industrie, zunehmend in Entwicklungsländer zu expandieren. Die Firmen externalisieren ihre Kosten und beuten durch ihre Monopolstellung Angestellte wie KontraktproduzentInnen aus. Die lokale Bevölkerung trägt die Kosten und das Risiko, die Profite gehen woanders hin; der Grossteil des produzierten Geflügelfleisches wird in die wohlhabenderen Länder exportiert.

Die Vogelgrippe ist - wie seinerzeit BSE - nur ein weiterer Skandal der transnationalen Lebensmittelindustrie. Dass die Geflügelindustrie nun versucht, die Vogelgrippe als Mittel zu nutzen, um die KleinbäuerInnen auszuschalten,..."

Hier fast der ganze Text:


Vogelgrippe
Das Virus gedeiht in den Hühnerfabriken
Von Grain*

Nicht Zugvögel tragen das H5N1-Virus über die Welt, sondern die Geflügelindustrie. Statt den armen HühnerhalterInnen das Leben schwer zu machen, müsste man gerade sie fördern. Doch die internationalen Organisationen fordern eine weitere Industrialisierung der Geflügelhaltung.
Die typischen Vogelgrippebilder: Männer in weissen Schutzanzügen und Schutzmasken jagen Hühner ... lebende Hühner auf bunten Märkten ... Wildvögel. Kaum ein Bild, das eine grosse Geflügelfabrik zeigt, in der die Vogelgrippe ausgebrochen ist. Die Botschaft der Medienbilder ist eindeutig: Vogelgrippe ist ein Problem der Zugvögel und der Freilandgeflügelhaltung.

Die Vogelgrippe ist nichts Neues. Seit Jahrhunderten leben Wildvögel und LandwirtInnen mit dieser Krankheit. Die neue, hoch ansteckende, tödliche Virusvariante H5N1, die in den vergangenen zehn Jahren weltweit Vögel und Menschen tötete, steht jedoch in der Geschichte beispiellos da - genauso beispiellos wie die moderne internationale Geflügelindustrie.

In Asien wurde die Geflügelindustrie in den vergangenen zehn Jahren fundamental umgestaltet. Thailand, Indonesien und Vietnam - wo bislang die meisten Vogelgrippefälle aufgetreten sind - haben ihre Geflügelproduktion in den vergangenen dreissig Jahren verachtfacht und produzierten 2001 2,4 Millionen Tonnen Pouletfleisch; die chinesische Produktion hat sich in den 1990er Jahren verdreifacht und liefert jährlich über 9 Millionen Tonnen. Das Hühnerfleisch stammt fast ausschliesslich aus Mastfabriken, die in der Nähe grosser Städte liegen und Konzernen gehören. Für Viren sind diese Tierfabriken der ideale Nährboden, um von einem harmlosen Krankheitserreger zu einem tödlichen Virus zu mutieren - wie dies bei H5N1 geschehen ist.

Doch die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Uno-Landwirtschaftsorganisation (FAO) und die nationalen Behörden beschäftigen sich in ihren Strategiepapieren kaum mit der Rolle der industriellen Geflügelzucht. Stattdessen werden die «Hinterhoffarmen» ins Visier genommen, da angeblich die freilaufenden Hühner eine grosse Gefahr darstellen. Gleichzeitig versuchen die Geflügelkonzerne die Krise zu nutzen, um ihre kleinen KonkurrentInnen los zu werden. «Die Zugvögel können wir nicht kontrollieren», sagte beispielsweise Margaret Say, Südostasiendirektorin der US-Organisation Poultry and Egg Export Council, «aber wir können mindestens versuchen, so viele der Hinterhoffarmen wie möglich zu schliessen.»

Die Hinterhofhühner sind für die Kleinbauern nicht einfach ein Hobby. Das Geflügel liefert der armen Landbevölkerung das nötige Eiweiss - und ga-rantiert Millionen ein kleines, aber sicheres Einkommen. In Asien halten fast alle ländlichen Haushalte Hühner, andere Tiere können sie sich nicht leisten. Die FAO weiss das: Vor der Vogelgrippekrise betonte sie, wie wichtig die Geflügelhaltung für die arme Bevölkerung sei, und unterhielt entsprechende Förderprogramme. Seit H5N1 Westeuropa bedroht, spricht die FAO fast nur noch von den Risiken der kleinbäuerlichen Geflügelhaltung. Dabei ist diese Form der Haltung nicht das Problem: Sie wäre die Lösung.

Das Ende der Kleinen

Die artgerechte Freilandhaltung ist unter Beschuss geraten. Es wird argumentiert: Diese Hühner wandern her-um, kommen in Kontakt mit Wildvögeln, die das Vogelgrippevirus tragen könnten - dadurch steigt das Risiko, dass die Tiere und über sie die Menschen angesteckt werden. Die Freilandhühner wirkten wie ein Labor für das Virus, wo dieses mutieren kann, bis es irgendwann so weit ist, nicht nur Menschen zu befallen, sondern von Mensch zu Mensch zu überspringen. Damit könnte die Pandemie ausbrechen. Fast alle Massnahmen gegen die Vogelgrippe - auch in der Schweiz - zielen deshalb darauf ab, den Kontakt von Geflügel und Wildvögeln (namentlich Zugvögeln) vollständig zu vermeiden.

Für die kleinen GeflügelhalterInnen in armen Ländern sind die geforderten Schutzmassnahmen kaum praktikabel, da sie zu teuer sind. In Südostasien sollten die BäuerInnen ihre Tiere unter engmaschigen Netzen oder Bambus einsperren. Das kostet zwischen fünfzig und siebzig Dollar. BäuerInnen, die pro Tag weniger als einen Dollar verdienen, können dieses Geld niemals aufbringen. In Thailand führte die Einsperrpflicht dazu, dass zwischen 1000 und 2000 BäuerInnen inzwischen kein Geflügel mehr halten. Selbst in der Schweiz haben bereits einige BiobäuerInnen die Hühnerhaltung aufgegeben, weil ihnen der Aufwand und die Kosten zu hoch waren. Zudem droht den BiobäuerInnen, dass sie künftig ihre Poulets oder Eier nicht mehr unter dem Label «Freiland» verkaufen dürfen, was spürbare Einkommenseinbussen mit sich bringen wird.

«Die Zugvögel haben in verschiedenen Ländern und Regionen gleichzeitig Vogelgrippeausbrüche ausgelöst», schrieb die FAO im November 2005. Doch: Es gibt kaum Beweise, die belegen, dass wirklich Zugvögel das H5N1-Virus transportiert haben. Selbst die FAO musste im November einräumen: «Trotz umfangreicher Tests konnte in den betroffenen Ländern unter den klinisch normalen Zugvögeln kein H5N1 nachgewiesen werden.» Alle weltweit positiv getesteten Wildvögel wurden tot und - in den allermeisten Fällen - in der Nähe von Geflügelfarmen gefunden. Die jüngsten Fälle von H5N1-infizierten Wildvögeln, die man in Europa diagnos-tizierte, haben sich vermutlich in der Schwarzmeerregion angesteckt, wo das Virus unter dem Geflügel bereits weit verbreitet ist. Die Wildvögel flüchteten wahrscheinlich vor der aussergewöhnlichen Kältewelle nach Westen und starben dann.

Das bekannteste Beispiel für ein Massensterben unter Wildvögeln ist der H5N1-Ausbruch am nordchinesischen Qinghai-See, wo zahlreiche Gänse verendeten. Eine oft gehörte Theorie besagt, die Wildvögel hätten danach das Virus nach Kasachstan, Russland und sogar in die Türkei getragen. Die internationale Vogelschutzorganisation BirdLife weist jedoch darauf hin, dass es rund um den Qinghai-See viele Geflügelfarmen gibt. Nach Angaben von BirdLife hat die FAO geholfen, eine Fischfarm aufzubauen, wobei es üblich sei, den Hühnerkot aus den Geflügelfarmen als Fischfutter zu nutzen. Die Gänse könnten also - via Hühnerkot - von den Farmen angesteckt worden sein.

Im Übrigen verläuft, so BirdLife, keine Vogelzugroute vom Qinghai-See nach Osteuropa. Dafür führen zahlreiche Strassen und Eisenbahnlinien vom See weg in Gebiete, in denen die Tierseuche inzwischen auch ausgebrochen ist. Daraus folgert Richard Thomas von BirdLife: «Die Ausbreitung der Vogelgrippe folgt also vielmehr den wichtigsten Verkehrsverbindungen und nicht den Zugvogelrouten. Wenn es wirklich die Zugvögel gewesen wären, lässt sich auch nicht erklären, weshalb es weder in Afrika noch in Südasien oder Australien im grossen Stil zu Ausbrüchen gekommen ist.» Und warum gibt es bislang praktisch keine H5N1-Fälle auf den Philippinen, in Burma oder in Laos, obwohl diese Länder von Vogelgrippeländern umgeben sind? In Nigeria, wo das Virus im Februar 2006 nachgewiesen wurde, befand sich der Herd nicht in der Nähe von Feuchtgebieten, die von Zugvögeln aufgesucht werden, sondern in einer Grossfarm. Nigerianische Geflügelfarmen importieren Bruteier aus dem Ausland, unter anderem aus der vogelgrippebefallenen Türkei.

Andere Ausbreitungspfade

Selbst wenn Zugvögel das Virus transportieren können: Es gibt andere, wichtigere Ausbreitungspfade, die man überwachen sollte. Auf jeden Fall ist die Zugvogeltheorie zu wacklig, als dass sich damit die Einstallungspflicht rechfertigen liesse.

Die Vogelschutzorganisationen gehen davon aus, dass es genau anders her-um ist: Nicht die Wildvögel verbreiten H5N1, sie sind vielmehr sein Opfer. Wildvögel können - das ist hinlänglich bekannt - Träger eines milderen Grippevirustyps sein. Kommt das Geflügel in den überfüllten, riesigen Anlagen mit diesem Virus in Kontakt, mutiert es vermutlich zur gefährlichen, hoch ansteckenden Form H5N1 - das auf andere Spezies überspringt. Es kehrt danach zu den Wildvögeln zurück, die dann ebenfalls daran sterben, weil ihr Immunsys-tem dagegen nicht gerüstet ist. H5N1 ist ein Geflügelvirus, das auch Wildvögel tötet - und nicht umgekehrt.

Dasselbe gilt auch für das kleinbäuerliche Geflügel. Wenn diese Tiere strikt getrennt von industriellen Betrieben gehalten werden, scheint das Virus auszusterben oder an Gefährlichkeit zu verlieren.

Problematisch sind demnach nicht die kleinen Betriebe, sondern die Beziehungen der Kleinbetriebe zur Geflügelindustrie. Diese Beziehungen sind oft eng: KleinbäuerInnen kaufen Futter und eintägige Küken bei den Geflügelkonzernen, teilen mit diesen die Märkte und oft auch die tierärztlichen Dienste. So kann das Virus von der Grossfarm zu den Kleinen verschleppt werden und umgekehrt.

In Laos, wo es im Gegensatz zu den Nachbarländern Thailand oder Vietnam bislang nur wenige Vogelgrippefälle gegeben hat, sind die industriellen und kleinbäuerlichen Betriebe weitgehend voneinander getrennt. Weniger als zehn Prozent der laotischen Geflügelproduktion stammt aus Industriebetrieben; KleinbäuerInnen verwenden Küken, die sie selbst gezüchtet haben. Mit Ausnahme der Hauptstadt wird Geflügel lokal produziert und konsumiert. Wären frei herumlaufende Hühner wirklich das Problem, müsste Laos stark vogelgrippeverseucht sein. Es wurden jedoch - gemäss einem Bericht des US-Departements für Landwirtschaft - bis März 2005 nur 45 Fälle festgestellt, 42 davon in grossen Betrieben.

Das Beispiel Laos zeigt, dass die richtige Massnahme gegen die Vogelgrippe eine strikte Abgrenzung zwischen Klein- und Massenbetrieben wäre. In Ländern wie Thailand oder China ist eine solche Trennung aber kaum praktikabel, sind doch die beiden Bereiche zu eng miteinander verflochten. Man müsste Aufzucht wie Versorgung der Kleinbetriebe völlig neu organisieren - der Trend läuft jedoch genau in entgegengesetzter Richtung (vgl. unten «Die FAO und das Geflügel»).

Das globalisierte Geflügel

Im September 2004 meldeten die kambodschanischen Behörden einen weiteren Vogelgrippefall. Die Quelle konnte eruiert werden: Das Virus wurde über Küken aus einer Farm des thailändischen Unternehmens Charoen Pokphand (CP) - des grössten asiatischen Geflügel- und Geflügelfutterherstellers - eingeschleppt (vgl. Kasten «Der asiatische Poulet-Tycoon»). CP stritt den kambodschanischen Befund ab, doch auch in Laos und Burma konnte belegt werden, dass die Vogelgrippe ausbrach, nachdem Küken aus Thailand importiert worden waren.

In vielen Fällen, in denen die Vogelgrippe in Asien auftrat, war CP involviert. Doch es kann nicht darum gehen, CP als alleinige Verantwortliche der H5N1-Krise darzustellen. Das Problem liegt vielmehr im System. Die internationale Geflügelproduktion entzieht sich jeder Kontrolle. Die Ukraine, die ebenfalls stark von der Vogelgrippe betroffen ist, hat beispielsweise 2004 zwölf Millionen Küken importiert. Die türkische Firma Hastavuk gilt als Europas zweit-grösste Bruteierproduzentin. Jährlich stellt das Unternehmen hundert Millionen Eier bereit und exportiert einen Grossteil nach Osteuropa und in den Nahen Osten. Es ist bekannt, dass die Vogelgrippe oft über Bruteier verschleppt wird. Trotzdem wird weder der Handel mit Hühnern noch der fmit Eiern wirksam kontrolliert.

Auch der Binnenhandel in den einzelnen Ländern wird kaum überwacht. Als der erste Vogelgrippefall in einem entlegenen Dorf in der Osttürkei auftrat, schrieben die Medien sofort über die Zugvögel. Später erzählten die DorfbewohnerInnen ihre Version der Geschichte: Regelmässig schicke eine Geflügelfarm ganze Lastwagenladungen alter Hühner ins Dorf, um sie auf dem lokalen Markt zu Discountpreisen zu verkaufen. Das hatte die Farm auch wenige Wochen vor Bekanntwerden des ersten Vogelgrippefalls getan. Selbst die FAO schreibt, H5N1 sei in der Türkei über den Geflügelhandel verbreitet worden; sie weist speziell auf die Praxis der Fabrikfarmen hin, in grossen Mengen minderwertiges Geflügel an arme Bauern abzusetzen.

Ein anderer gravierender Faktor ist der weltweite Handel mit Geflügelfutter, der von wenigen Firmen dominiert wird. Das Futter ist oft von minderer Qualität und enthält so genannten «Hühnerabfall». Oft finden sich darin Kot, Federn oder Einstreu. Auch Hühnerfleisch wird zu Futter verarbeitet. Laut WHO kann das H5N1-Virus bis zu 35 Tage in Hühnerkot überleben. Deshalb vermutet die WHO inzwischen, das Virus könnte über das Hühnerfutter weiterverbreitet werden. Die russischen Behörden gehen ebenfalls davon aus, dass das Virus übers Futter in die Provinz Kurgan kam, wo man im Herbst 2005 nach einem H5N1-Ausbruch in einer Hühnerfabrik 460 000 Tiere töten musste. Bislang wurde aber nichts unternommen, um die Futterindustrie schärfer zu überwachen.

Ausbrüche verschwiegen

In Thailand verschwiegen die Geflügelindustrie wie die Regierung die ersten Vogelgrippeausbrüche und gaben sie erst im Januar 2005 aufgrund öffentlichen Drucks zu. Offensichtlich nutzte die Industrie die Zeit, um ihre Anlagen zu räumen. Angestellte der Centaco-Farm nahe Bangkok erzählten, sie seien dazu angehalten worden, Überstunden zu leisten und mehr Hühner pro Tag zu töten als üblich. Darunter waren viele kranke Tiere. «Wir wussten nicht, woran die Hühner litten, aber wir begriffen, dass sich das Management beeilte, einer veterinärmedizinischen Inspektion zuvorzukommen.»

In der Ukraine hat es die Regierung auf Anraten der Industrie abgelehnt, auf der Krim - wo die ersten Vogelgrippefälle im September 2005 auftraten - Quarantänemassnahmen zu verhängen. Man hatte befürchtet, der Export würde einbrechen. Als dann aus der Krim immer mehr Berichte über erkrankte Vögel eintrafen und der Ausbruch nicht länger ignoriert werden konnte, betonte die Regierung, die Vogelgrippe betreffe nur kleinbäuerliche Betriebe. Kurz darauf musste sie jedoch zugeben, dass drei Geflügelfabriken betroffen waren.

2004 trat die Vogelgrippe in mehreren ultramodernen Geflügelfabriken in Japan auf. Eine der Farmen versucht es zu verheimlichen, indem sie sofort alle Hühner schlachtete; die Regierung erfuhr nur dank einem anonymen Hinweis davon.

Die Industrie und die Pandemie

Schon vor der Vogelgrippekrise war die industrielle Geflügelzucht ein ökologisches und sozioökonomisches Desaster. Es gelang dieser Industrie, zunehmend in Entwicklungsländer zu expandieren. Die Firmen externalisieren ihre Kosten und beuten durch ihre Monopolstellung Angestellte wie KontraktproduzentInnen aus. Die lokale Bevölkerung trägt die Kosten und das Risiko, die Profite gehen woanders hin; der Grossteil des produzierten Geflügelfleisches wird in die wohlhabenderen Länder exportiert.

Die Vogelgrippe ist - wie seinerzeit BSE - nur ein weiterer Skandal der transnationalen Lebensmittelindustrie. Dass die Geflügelindustrie nun versucht, die Vogelgrippe als Mittel zu nutzen, um die KleinbäuerInnen auszuschalten, ist beschämend. Adirek Sripratak, ein Topkader des thailändischen Geflügelkonzerns CP, sagt: «Die thailändische Geflügelindustrie wird von der Krise längerfristig profitieren, und die Massnahmen werden helfen, ihre gegenwärtigen Probleme zu lösen.»

Er könnte Recht behalten. Die FAO, die genau weiss, wie wichtig das Geflügel für die arme Landbevölkerung ist, ist zur Komplizin der Geflügelindustrie geworden. Sie hat wenig getan, um die kleinbäuerliche Zucht vor Anschuldigungen zu schützen, die jeglicher Grundlage entbehren. Schlimmer noch: Sie hat mit schwachen Beweisen die Vorstellung gefördert, die unkontrollierbaren Hinterhoffarmen seien das Problem.

Es geht nicht um Kleinigkeiten. H5N1 ist real, und die Furcht vor einer Pandemie, die laut WHO bis zu 150 Millionen Menschen töten könnte, ebenfalls. Doch wenn man die Rolle der Geflügelindustrie weiterhin ausblendet und an der offiziellen Theorie festhält - wonach Wildvögel und Hinterhofgeflügelhalter die Grippe weiter verbreiten -, öffnet man der Pandemie erst die Türen.

Immerhin hat sich die FAO in den vergangenen Monaten ein wenig bewegt und signalisiert, auch die Rolle der Geflügelindustrie in ihre Analysen einzubeziehen. «Es ist sehr einfach, die wilden Zugvögel zu bezichtigen, denn für die ist niemand verantwortlich. Es ist möglich, dass Wildvögel das Virus übertragen, doch es waren menschliche Aktivitäten, die die Krankheit verbreitet haben», konstatierte FAO-Vertreter Juan Lubroth im Januar an einer Pressekonferenz. Dennoch wird bei Weitem nicht genug getan, um diese «menschlichen Aktivitäten» genauer zu untersuchen oder auch nur zu benennen.


* Die internationale Organisation Grain mit Sitz in Barcelona setzt sich ein für eine nachhaltige Nutzung landwirtschaftlicher Ressourcen. Der vollständige, englische Text mit zahlreichen Quellenangaben findet sich unter www.grain.org/go/birdflu. Übersetzung und Bearbeitung: WOZ.

weiter gehts hier
http://www.woz.ch/artikel/rss/13067.html
 
„Bislang gibt es nur vereinzelte Fälle von Vogelgrippe“
MZ-Interview mit Andreas von Lindeiner vom Landesbund für Vogelschutz / Pandemie ist ausgeschlossen

Von Diana Feuerer, MZ
HILPOLTSTEIN. In Deutschland werden täglich neue Funde toter, mit dem Virus H5N1 befallener Tiere vermeldet. Andreas von Lindeiner (44), der Artenschutz-Beauftragte des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern, befürchtet trotz des aktuellen Falles in Schwandorf keine massenhafte Ausbreitung der Vogelgrippe in Deutschland.
Warum breitet sich die Vogelgrippe nicht massenhaft in Deutschland aus?
Lindeiner: Das ist genau die Frage, die wir uns stellen. Es gibt keine größeren Ausbruchsstellen, nur Einzelfunde. Wir gehen im Moment davon aus, dass wir diese Fälle von Vogelgrippe entdeckt haben, weil wir gezielt danach gesucht haben. Wir können uns nicht erklären, wie das Virus hin und her transportiert wird.
Haben Sie dazu eine Theorie?
Es gibt im Moment keine Theorie für die vereinzelt in Deutschland gefundenen Fälle von Vogelgrippe. Deswegen gibt es jetzt beim Friedrich-Löffler-Institut auf der Insel Riems erstmal ein Projekt, um gute Stichproben an gesunden Tieren durchführen zu können. Denn keiner weiß, wie viele Tiere überhaupt symptomlose Virenträger sind. Dazu kommt, dass das H5N1-Virus bei den verendeten Tieren nicht die alleinige Todesursache war – auch bei den Tieren in Rügen nicht. Übrigens wurden in Rügen nicht mehr tote Vögel als in den letzten Jahren auch gefunden.
Sie haben aber noch ziemlich viele offene Fragen?
Ja. Unter den Experten findet im Moment ein reger Austausch zum Thema Vogelgrippe statt. Das ist hochspannend, weil ständig neue Theorien aufkommen und diskutiert werden. Zum Beispiel wird über den so genannten Eislocheffekt in Rügen gemutmaßt. Die Wildvögel dort hielten sich in der winterlichen Notphase in Massen auf engstem Raum auf – ähnlich der Massentierhaltung des Geflügels. Vielleicht war das der Grund für den Ausbruch des Virus.
Was sind im Moment die drängendsten Probleme?
Zum einen die Ursache für die Beförderung des Virus. Unbestritten ist, dass die Wildvögel ein relevanter Faktor bei der Verbreitung sind, aber die wirkliche Ursache wird eher in den Praktiken der Geflügelhaltung und -beförderung vermutet. Eine weitere Rolle bei der Ausbreitung der Vogelgrippe könnte der Geflügelmist aus Asien spielen. Außerdem müssen wir die weltweiten Handelswege des Geflügels ergründen. Zum zweiten müssen wir uns natürlich um die Verbreitung des Virus innerhalb der Wildvögel annehmen. Welche Arten sind besonders betroffen oder besonders empfänglich für die Vogelgrippe? Und zum dritten muss erst ein vernünftiger Probenumfang festgelegt werden, um zu erkennen wie hoch der Anteil der Vögel ist, die durch Antikörper gegen das Virus resistent ist.
Rechnen Sie mit einer massenhaften Verbreitung der Vogelgrippe in Deutschland?
Absolut nicht. Die Ausbreitung der Vogelgrippe müsste im Sommer sogar zurückgehen. Und es droht auch keine Pandemie. Dabei müssten ja 25 Prozent der Menschen weltweit befallen werden. Man muss doch bitte die Kirche im Dorf lassen. Wenn von 800 Tier-Proben eine positiv ist, dann bewegen wir uns doch fast im „Promille-Bereich“
http://by106fd.bay106.hotmail.msn.c...eed57a0356961ad7d6277d5730edb7d3ab887f7430a99
 
Den übersetzten Text von GRAIN gibt es auch hier:
http://www.huehner-info.de/vogelgrippe/vogelgrippe-GRAIN-feb2006.html

Eine korrigierte Version (ohne Flüchtigkeitsfehler:traurig: ) in PDF findet sich hier:
http://people.freenet.de/huehner/InfobriefGRAIN.pdf


Ich suche übrigens konkrete Quellen die sich mit Fischmehl (oder Guano) als Überträger von Influenza-Viren beschäftigen!
Das was ich hier bisher gelesen haben, waren nur Interpretationen, die aus Importzahlen und Fishfarming-Techniken gezogen wurden und natürlich der Hypothese von Prof. Reichholf. Gibts wirklich noch nicht mehr aus der internationalen Forschung??
http://www.oekotest.de/cgi/nm/nm.cgi?doc=akt-290306-vogelgrippe


Interessant ist übrigens das:
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=23617
 
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Noch was zum Thema Übertragungswege:
H5N1 bei aus China eingeschmuggeltem Geflügel in Vietnam entdeckt
AP
06.04.2006 08:35

Hanoi - Behörden in Vietnam haben einem Medienbericht zufolge das hochansteckende Vogelgrippe-Virus H5N1 bei aus China eingeschmuggeltem Geflügel entdeckt. Bei einer von 30 Proben sei der auch für Menschen gefährliche Erreger festgestellt worden, zitierte die Tageszeitung »Tien Phong« am Donnerstag den Leiter des Instituts für Tiergesundheit. Die Tiere seien im März vom benachbarten China aus ins Land geschmuggelt worden, sagte Truong Van Dung. 16 Tiere hätten Antikörper gegen H5N1 aufgewiesen.

In zwei nördlichen Provinzen seien bisher fast 40 Tonnen Hühner, 126.000 Eier und 1.000 Enten aus China beschlagnahmt und vernichtet worden, berichtete »Tien Phong« weiter. Vietnam hat seine Kontrollen an der Grenze zu China verstärkt, nachdem das Landwirtschaftsministerium von dort eingeschmuggeltes Federvieh als »Bedrohung« eingestuft hatte. In Vietnam wurde seit Dezember kein Vogelgrippe-Fall mehr registriert.



http://www.dieneueepoche.com/articles/2006/04/06/13753.html
 
Nebenbefunde bei der Sektion von Vögeln zur Untersuchung auf Vogelgrippe


Die Ausbreitung der Vogelgrippe in der EU und in Deutschland hat zu einer Vielzahl von diagnostischen Einsendungen verendeter Vögel geführt. So werden auch in der Abteilung Veterinärdiagnostik des Futtermittelinstituts Stade pathologisch-anatomische Untersuchungen durchgeführt. Die entnommenen Organproben gelangen zur weitergehenden virologischen Untersuchung an das zuständige Veterinärinstitut in Oldenburg.

In den letzten beiden Februarwochen wurden in Stade etwa 200 Sektionen mit dem Schwerpunkt Wildgeflügel vorgenommen. Glücklicherweise wurde bislang das Vogelgrippe-Virus in keiner der Proben nachgewiesen.

Das Spektrum der untersuchten Arten war weit gefächert. Beim Wildgeflügel umfasste es insbesondere Wassergeflügel wie Schwäne, Gänse, Enten verschiedene Möwenarten sowie Bläss- und Teichhühner und Graureiher. Daneben gelangten aber auch Greifvögel (Habichte, Bussarde, Sperber, Falken), Eulen (Schleier- und Waldohreulen), Fasanen, Tauben, Krähen, Elstern, Amseln, Drosseln und sonstige Singvögel und sogar Waldschnepfen zur Untersuchung. Beim Hausgeflügel waren es insbesondere Hühner, Perlhühner und Tauben.

Aufgrund der Sektionsbefunde und der anschließenden Untersuchungen konnten verschiedene Todesursachen bzw. Ursachenkomplexe festgestellt werden. So war z.B. bei Graureihern Verhungern die mit Abstand häufigste Todesursache, bei Bussarden oft in Verbindung mit Parasitosen (Magen- und Darmwürmer, Bandwürmer) oder anderen Grunderkrankungen (Leberschädigungen, Tuberkulose). Eine weitere häufige Todesursache stellten Traumata dar, z.B. bei Vögeln, die bei der Futtersuche (Fasanen, Enten, Tauben, Möwen) bzw. bei Jagdflügen (Eulen und Bussarde) dem Straßenverkehr zum Opfer fielen. Singvögel, Sperber und Schnepfen kamen oft durch Anfliegen eines Hindernisses (Fensterscheibe o.ä.) zu Tode.

Weit weniger häufig waren Todesfälle durch mutmaßliche Vergiftungen. Einzelne Vögel, deren Kadaver durch Spuren von z.T. ausgeprägtem Raubfraß auffielen, waren Opfer natürlicher Fressfeinde. Zu den Kuriositäten gehörten Fremdkörper wie die Nähnadel im Magen einer Taube oder der heruntergeschlungene Maiskolben, der fast die gesamte Leibeshöhle einer Möwe ausfüllte.

http://www.laves.niedersachsen.de/master/C17483933_N15520333_L20_D0_I826.html
anscheinend stirbt wohl kaum ein wildvogel an den h5n1 virus und die virusmenge scheint auch zu gering zu sein, andere tiere tötlich zu infizieren.
 
oh, sorry, hab ich übersehen. dann könnte ja bitte der moderator das hier wieder löschen.
 
Zwei Katzen in Nickelsdorf eingeschläfert
Jene zwei in Nickelsdorf untersuchten Katzen, die mit dem gefährlichen H5N1-Virus in Kontakt gekommen waren, sind eingeschläfert worden. Scharfe Kritik kam deshalb am Montag von einer Tierschutzorganisation.

http://oesterreich.orf.at/burgenland/stories/100580/

NICKELSDORF 04.04.2006
Zwei Katzen hatten Kontakt mit H5N1-Virus
Im Fall der wegen Verdachts auf Vogelgrippe in Nickelsdorf in Quarantäne untergebrachten Katzen gibt es eine Wendung: Bei zwei Tieren wurde Kontakt zum H5N1-Virus nachgewiesen. Die Katzen sind aber nicht erkrankt.

http://oesterreich.orf.at/burgenland/stories/100580/
 
Thema: Mögliche Ausbreitung des Vogelgrippe-Virus / 2. Versuch
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