Mögliche Ausbreitung des Vogelgrippe-Virus / 2. Versuch

Diskutiere Mögliche Ausbreitung des Vogelgrippe-Virus / 2. Versuch im Forum Vogelgrippe / Geflügelpest im Bereich Allgemeine Foren - Lukas Jenni (Ornithologe) von der Schweizerischen Vogelwarte Sempach: Wer sich die Route des aktuellen Seuchenzugs etwa von Ostasien über...
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Gastleser

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Lukas Jenni (Ornithologe) von der Schweizerischen Vogelwarte Sempach:

Wer sich die Route des aktuellen Seuchenzugs etwa von Ostasien über Sibirien nach Russland genau ansehe, würde eher auf die Transsibirische Eisenbahn tippen als auf den Vogelzug, so der Experte.

http://www.tagesanzeiger.ch/dyn/news...nd/593688.html

"In der Grenzregion zu Kasachstan, in der auch die Transsibirische Eisenbahn verkehrt, sind bisher 1300 Vögel an der Krankheit gestorben. Die Behörden schließen eine Infektion durch aus Südostasien importiertes Geflügel nicht aus."

http://russlandonline.ru/ruall0010/m...hp?iditem=2724

Sinngem. eine priv. Mitteilung von Dr. Helmut Kruckenberg (Orntithologe):

"Wenn man die Ausbrüche mit der Transsib kombiniert, ergibts ein schlüssiges Bild."

http://www.blessgans.de

Deutschen Ornithologen-Gesellschaft (Projektgruppe Gänseökologie):

"Für sicher dagegen halten es die Wasservogelforscher, dass der Virus den Weg von Südostasien nach Westeuropa nicht ohne menschliche Hilfe schaffen konnte. In dieser Richtung gibt es keine Vogelzugrouten, doch verläuft die Transsibirische Eisenbahn in direkter Nähe der russischen Ausbruchsherde. "

http://www.anser.de/index.php?id=133

"Auch Taiwans Behörden haben die ersten Fälle von Vogelgrippe bei Geflügel gemeldet. Die betroffenen Tiere hätten sich auf einem in Panama registrierten Frachter befunden..."

http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/...387453,00.html

Zum globalen Handel mit Geflügel, Geflügelprodukten und Futtermitteln:

http://www.grain.org/briefings/?id=194
 

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...

"Es reiche zudem nicht aus, den Import von Geflügelkot aus Holland zu verbieten und nichts gegen den Transport durch Niedersachsen von Holland nach Polen zu tun.“

"Der NABU Niedersachsen schließt sich weiterhin der Einschätzung von BirdLife International an, wonach die Ausbrüche durch Geflügelzuchtbetriebe ausgelöst wurden, die infizierte Vögel oder Futter eingeführt haben. Wildvögel stecken sich an infiziertem Geflügel an und nicht umgekehrt, betonte BirdLife International. Der NABU ist deutscher Partner von BirdLife International."

Informationen zum BirdLife Hintergrund im Netz unter

http://www.nabu.de/imperia/md/conten...elgrippe/4.pdf

Kommentar und Hintergründe im Netz unter:

http://www.nabu.de/m05/m05_03/04705.html
 
...

"(...)
Der sorglose Umgang mit Abfällen und infizierten Produkten aus der Geflügelzucht sorgt für die Verbreitung der Vogelgrippe

Die toten Schwäne sorgen für ein verzerrtes Bild. Nicht Wildtiere, sondern Abfall und verseuchte Produkte der Geflügelindustrie sind nach aktuellen Analysen der wichtigste Verbreitungsweg für das gefährliche Virus H5N1.

Legal und illegal werden pro Jahr Abermillionen von Küken und Bruteiern exportiert.

In Großbritannien etwa mussten die Behörden Ende 2005 feststellen, dass vermutlich mehrere Hundert Tonnen Geflügelfleisch aus China eingeschmuggelt und mit gefälschten Etiketten versehen im ganzen Land verkauft worden waren.

Der weltweit kaum kontrollierte Handel mit Geflügel und Geflügelprodukten sowie der sorglose Umgang mit den Massen an Abfall und Kot aus Geflügelfarmen sind die Hauptfaktoren bei der Verbreitung von H5N1.
(...)"

http://www.ftd.de/forschung/53222.html
 
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"Importe aus Drittländern (nach Deutschland):

Futtermittelimporte tierischer Herkunft wurden wie in den Vorjahren hauptsächlich als Fischmehl, überwiegend lose als Mehl, importiert. (...)"

289.075 Tonnen Importfischmehl aus Drittländern wurden im Jahr 2000 (auf Salmonellen) beprobt. Diese Tonnage ist nur die "beprobte Tonnage" - also ein ganz kleiner Teil der nach Deutschland importierten Menge.

Zu den Herkunftsländern > siehe die entsprechenden Grafiken.

Quelle:
Bericht über die epidemiologische Situation der Zoonosen in Deutschland für 2000...../ zusammengestellt vom Nationalen Referenzlaboratorium für die Epidemiologie der Zoonosen im Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin, Berlin


http://www.bfr.bund.de/cm/222/berich..._fuer_2000.pdf
 
...

"Die Vogelgrippe hat über einen illegalen Import erstmals auch die Europäische Union erreicht. Zwei mit dem hochansteckenden H5N1-Virus infizierte Wildvögel sind auf dem Flughafen Brüssel als illegale Importe beschlagnahmt worden, teilte der Staatssekretär im Verbraucherministerium, Alexander Müller, gestern mit. Reisende hätten die lebendigen Vögel in einem Koffer aus Asien einführen wollen. Bei der Kontrolle seien sie gestoppt worden. "

Quelle: "die tageszeitung" - TAZ - / 17.08.2005)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
...

"So mancher Thailandurlauber, der seinen Heimflug günstig aus dem Urlaubsgebiet an den Küsten antritt, weiß nicht, dass ein Teil des Frachtraums randvoll mit thailändischem Hähnchenfleisch ist. Transportiert werden auch Küken aus China nach Afrika. Unter Umständen hat das dramatische Folgen. Götz Schmidt:

Es ist eine Vermutung, dass der Ausbruch in Nigeria, der übrigens ja in der agroindustriellen Haltung im Norden von Nigeria stattgefunden hat, dass dieser Ausbruch verursacht wurde, keinesfalls über Zugvögel - das ist kein Zugvogelgebiet - sondern verursacht wurde durch den globalen Handel mit illegalen, nicht kontrollierten Eintagsküken aus Südostasien, wahrscheinlich Thailand."

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/h...olitik/475738/
 
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Zur Wertigkeit "tierseuchen-präventiver" Maßnahmen und der wirkungsvollen Verhinderung selbiger durch "gute Lobbyarbeit":

Geplante Vorschrift zum "Güllekochen" vom Tisch

09.05.2005

(ZDS). Nach Gesprächen mit den Ländern auf Fachebene hat das Bundeslandwirtschaftsministerium den Referentenentwurf einer Durchführungsverordnung zum Gesetz zur Beseitigung tierischer Nebenprodukte sowie zur Änderung düngemittel-, abfall- und lebensmittelrechtlicher Verordnungen zurückgezogen. Wie ein Mitarbeiter des Ministeriums am vergangenen Freitag auf Anfrage bestätigte, wurde die in dem Entwurf vorgesehene Vorschrift der Pasteurisierung von Gülle und Gärresten aus Biogasanlagen verworfen. Geplant war, dass Gülle, die nicht auf den eigenen Feldern ausgebracht wird, sondern beispielsweise über eine Nährstoffbörse in andere Regionen verbracht wird, in Zukunft pasteurisiert werden müsste. Begründet worden war die Maßnahme als notwendiger Schritt zur Vorbeugung gegen die Ausbreitung von Tierseuchen. Beim landwirtschaftlichen Berufsstand war das Vorhaben indes auf scharfe Kritik gestoßen. Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband (WLV) hatte die Vorschläge am vergangenen Mittwoch als "absolut praxisfremd" verurteilt. Sie würden den Tierhaltern und den Betreibern von Biogasanlagen ihre wirtschaftliche Grundlage entziehen. "Wir sind schon aus wohlverstandenem Eigeninteresse Anhänger einer umfassenden Seuchenprävention, doch die Zwangspasteurisierung von Gülle bedroht die Veredlungsregion Westfalen-Lippe in ihrem Kern", so WLV-Präsident Franz-Josef M ö l l e r s , der entschiedenen Widerstand angekündigt und auf die Unterstützung durch die Landesregierung in Düsseldorf gesetzt hatte. (AgE)

http://www.baubriefe.de/index.php?ge...&meldungID=113
 
Eine Bitte....

Es ist nicht einzusehen, dass die vielen (teilweise mühsam recherchierten und von vielen User/innen zusammengetragenen) Informationen sukzessive in der Versenkung eines "geschlossenen" Threads verschwinden (bzw. selbiger nach einigen Tagen auf S. 18 ff. versandet).

Ich bitte alle an der Thematik (in welcher Form auch immer) interessierten User/innen, die essentiellen Informationen (Beispiele s.o) aus dem besagten Thread nach und nach zu kopieren und hier wieder zu posten. Danke.
 
Reichholf und Steiof

Aus DER SPIEGEL Nr. 5 / 30.01.2006, S. 122:

"Josef Reichholf, 60, Vogelkundler an der Zoologischen Staatssammlung in
München, über die mögliche Ausbreitung des Hühnergrippe-Virus über
Fischmehl:

Spiegel:
Können Zugvögel den Vogelgrippevirus H5N1 auch zu uns bringen?

Reichholf:
Bei uns werden Zugvögel das Virus mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit nicht einschleppen. Es ist völlig absurd anzunehmen,
dass erkrankte und geschwächte Tiere noch Hunderte oder Tausende
Kilometer im Kraftflug fliegen könnten, um das Virus sozusagen kurz vor
ihrem Exitus in unsere Hühnerhaltungen hineinzutragen."


Reichholf sieht eine reale Gefahr in einer Einschleppung des Virus durch
die Verfütterung von Fischmehl, wobei die hier bei uns verwendeten
Produkte nicht mit denjenigen vergleichbar seien, die in der Türkei oder
in den ostasiatischen Ländern Verwendung finden.

Auszüge aus dem Chat nach der "Münchner Runde"
Frage: Wie ist das mit den Futterkontrollen bei den Geflügelbetrieben gemeint?

Antwort: Gemeint ist Folgendes: Futtermittel für Geflügel sollten grundsätzlich genauso Virenträger sein können, wie für den Menschen bestimmte Nahrungsmittel, wenn diese verdächtigt werden. Was alles in Geflügelfuttermittel hineingelangt, entzieht sich wahrscheinlich auch der Kenntnis der entsprechenden Behörden. Nach den Vorschriften behandelte Futtermittel sind mit großer Wahrscheinlichkeit als problemlos einzustufen.
-------------------------
Frage: Könnte infiziertes Geflügel bei uns schon geschlachtet werden, bevor die Krankheit ausbricht? Wäre es dann nicht besser, das Geflügel aus wirtschaftlicher Produktion stichprobenartig und verdachtsunabhängig auf den Erreger zu kontrollieren?

Antwort: Das war auch meine Forderung, dass sehr viel stärker in diesem Bereich der Geflügelfleischproduktion beprobt wird, was an Futtermitteln in die Betriebe kommt und an Fleisch und Abfällen diese wieder verlässt. Das würde Verbrauchersicherheit geben.
Frage: Man sollte sich nicht festbeißen, dass dieses Virus "nur" über die Zugvögel zu uns gekommen ist. Es heißt doch, dass sich Zugvögel in Asien mit dem Virus infiziert haben. Wie sollen diese todkranken Vögel dann noch wochenlang tausende von Kilometern fliegen, und dann noch in Rumänien, der Türkei oder Griechenland Hühner infizieren?

Antwort: Ich kann Ihnen zustimmen. Ich halte das für völlig unmöglich, dass infizierte Vögel über hunderte oder tausende von Kilometern fliegen können.


Frage: Liegt das eigentliche Problem nicht in der extremen Massentierhaltung? Liegt hier nicht ein riesiges Infektions- und Evolutionspotenzial für Erreger aller Art vor?

Antwort: Jegliche Form von Massenansammlung begünstigt die Entwicklung neuer Formen von Krankheitserregern. Das gilt für große, sehr dicht gehaltene Vogelbestände genauso wie für Menschen. Ich vermute daher, dass die ursprüngliche Quelle all dieser Vogelgrippeviren die großen natürlichen Seevogelkolonien waren, weil diese beständig existieren.


Abschließend: Ich freue mich über diese vielen Nachfragen, weil sie mir zeigen, dass die Problematik es wirklich verdient, gründlich behandelt zu werden. Die Sorgen, die viele dieser Anfragen äußern, kann ich sehr gut verstehen. Auch ich halte einen Hund. Und die Nachbarn haben Katzen und fragen, wie man in dieser Situation mit den Haustieren umgehen soll. Ich versuche, auch für diese jeweils eine gute Lösung zu finden.
http://www.br-online.de/bayern-heute/sendungen/muenchner-runde/chat-nachlesen.xml

Klemens Steiof, renommierter Ornithologe und Mitarbeiter im Sachgebiet Artenschutz der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Berlin, bittet ausdrücklich um Veröffentlichung des Textes (Redebeitrag):

27.2.2006
Sehr geehrte Damen und Herren,

die Ursachenforschung zur Ausbreitung der Geflügelpest in Deutschland ist in eine Sackgasse geraten. Als möglicher Vektor werden derzeit Zug- und sonstige Wildvögel in den Vordergrund gestellt. Für diesen Übertragungsweg gibt es bislang aber weltweit keinerlei Belege, von der örtlichen Ausbreitung (über einige Kilometer) abgesehen. Hauptübertragungsweg der letzten Monate dürfte neben dem Handel mit Geflügel global die Verwendung von Geflügelkot als Dünger in Fischereibetrieben und ggf. auch in der Landwirtschaft sein. Eine weitere Rolle mögen Schlachthausabfälle und sonstige Abfallprodukte der Massengeflügelhaltung spielen. Es ist offenkundig, dass in Deutschland in Unkenntnis dessen derzeit zum Teil verkehrte Maßnahmen ergriffen werden.
Dieses möchte ich nachfolgend erläutern:
Ich bin vor einer Woche aus Ostasien zurückgekehrt, wo ich mich bei den dortigen Ornithologen intensiv über das Auftreten der Geflügelpest informieren konnte (zusammenfassend z.B. Quellen1+2, ausführliche Details in Quelle3). Es wurden die einzelnen Fälle des Auftretens in den letzten Monaten und Jahren analysiert, mit dem Ergebnis, dass Wildvögel als Vektor über größere Entfernungen äußerst unwahrscheinlich sind. Die Zugwege oder Flugrouten von Wildvögeln korrelieren nicht mit den Ausbreitungswegen der Seuche. Weder innerhalb Asiens, noch von Asien nach Europa gibt es Zugrouten zwischen den betroffenen Gebieten. Lediglich ein einziger Fall des möglichen Transportes des Virus durch Wildvögel von China in die Süd-Mongolei (einige 100 km) wird von den asiatischen Ornithologen erwähnt. Dort blieb der Ausbruch örtlich beschränkt, und der Erreger verschwand innerhalb von Wochen – ganz im Einklang mit sonstigem „normalen“ Krankheitsgeschehen in freilebenden Tierpopulationen mit natürlicher Selektion. Es gab keine Übertragung auf Hausgeflügel.
Wildvögel sind nicht die Vektoren, sondern hingegen die Opfer menschlichen Handelns, wie die zum Teil spektakulären Ausbrüche belegen (z.B. der Tod von Tausenden Streifengänsen innerhalb kurzer Zeit in Qinghai/China im Mai 2005). Es ist zudem nicht wahrscheinlich, dass ein infizierter Vogel noch weite Strecken fliegen kann; die meisten Vögel sterben an Ort und Stelle. Auffällig ist ferner, dass in Ländern mit strikten Einfuhrkontrollen keine Geflügelpest auftritt obschon 100.000de von Zugvögeln auch aus Seuchengebieten dorthin ziehen, z.B. Japan, Südkorea, Malaysia oder Australien. In Südkorea allein überwintern über eine Million Wasservögel aus China und Sibirien.
Der Verlauf der Seuchenausbreitung in den letzten Monaten lässt sich hingegen gut mit den beiden mutmaßlichen Hauptübertragungswegen erklären: Zum einen mit dem Handel mit Geflügel und Wildvögeln. Hierbei ist auch an Personen zu denken, die das Virus (z.B. an Kleidung oder Ausrüstung) von einer Tierhaltung zur nächsten transportieren. Noch immer findet illegaler Handel mit Hühnern aus China statt (Aufgriffe in Italien im Oktober 2005 und in Großbritannien, Ausbruch in Nigeria). Auch mit gehandelten Wildvögeln gelangte das Virus nach Europa. Zum anderen aber ist es der Handel mit Geflügelprodukten. Hierzu zählt insbesondere Geflügelkot zur Düngung in der Fischereiwirtschaft, aber auch in der Landwirtschaft. Zur Düngung werden auch Abfälle aus Schlachthäusern verwandt. Schlimmer noch: Nach aktuellen Informationen (siehe Quelle3) werden Schlachthausabfälle und sonstige organische Abfälle der Massengeflügelhaltung (einschließlich Kadaver) zu Futtermitteln verarbeitet – wiederum auch für Geflügel. Offenbar entsorgt sich die Geflügelindustrie ihrer Abfälle durch den Verkauf derselben. Parallelen zum BSE-Skandal sind auffällig. Das Virus ist wochenlang im Kot und anderem organischen Material überlebensfähig (Aussage FAO, zit. nach Quelle3a, unter günstigen Bedingungen 30-35 Tage).
Schon seit längerem ist bekannt, dass die riesigen Massentierhaltungen in China ihr Fäkalien-Entsorgungsproblem dadurch gelöst, dass sie den Kot als Dünger verkaufen. Die FAO hat dieses massiv unterstützt und die Verwendung in Fischteichen zur Steigerung der Erträge propagiert. Dieses ist der Verbreitungsweg, auf den in den letzten Monaten vermutlich die Mehrzahl der neuen Pestausbrüche zurückzuführen ist. Dem schon erwähnten Massentod der Streifengänse in Qinghai ist vorausgegangen, dass mit Unterstützung der FAO Fischteiche angelegt worden sind, die intensiv mit Geflügelkot gedüngt wurden. Wie schon erwähnt sind Länder mit strikten Einfuhrkontrollen von der Geflügelpest verschont geblieben. Länder mit schlechten Einfuhrkontrollen sind jedoch von vielen Krankheitsausbrüchen betroffen. Handel mit Geflügelkot findet auch aus Asien heraus und offensichtlich bis nach Europa hinein statt. So findet sich im Internet die (von mir nicht überprüfte) Aussage über intensive Importe von Dünger aus Geflügelprodukten aus China zur Verwendung in Fischteichen in Serbien (Quellen3a+3b). Nebenbei bemerkt gibt es auch in der Türkei industrielle Hühnerhaltung, die ihre Abfälle als Dünger entsorgt.
Ausführliche Informationen zur Verwendung von Vogelkot in Fischteichen siehe unter Quelle3b.
Mit diesem Wissen aus Asien zurückgekommen, fällt mir die in Deutschland erzeugte öffentliche Panik vor Wildvögeln besonders auf. Auch dienstlich werde ich hiermit konfrontiert. Die ersten Anträge zur Beseitigung von Mehlschwalbennestern wurden gestellt, ein Projekt zur Aufnahme verletzter Wildvögel wurde von den Veterinären geschlossen, und Anrufer fragen nach der Gefährlichkeit des Aufenthaltes im Freien. Es vergeht derzeit kein Fernsehabend, in dem nicht sogenannte „Vogelgrippe-Experten“ die Ausbreitung der Seuche durch Zugvögel in den Vordergrund stellen, und auch Herr Minister Seehofer weist im Fernsehen düster auf die kommenden Zugvögel hin (in „Christiansen“, 26.2.06).
Es ist erstaunlich, dass selbst das wissenschaftlich in Deutschland „zuständige“ Friedrich-Löffler-Institut Wildvögel für einen möglichen Überträger hält (Pressemitteilung vom 20.1.2006). Es wird aber nirgendwo darüber Auskunft gegeben, welche Vögel denn den Erregern von A nach B transportiert haben können. Weder für Rügen noch für den Bodensee liegen hierzu Aussagen vor.
Da ist zu fragen, was in Deutschland denn für die Krankheitsausbrüche verantwortlich ist. In Hongkong witzelt man über den Zufall, dass der räumlich völlig isolierte Ausbruch auf Rügen nur wenige Kilometer neben den Laboren des Friedlich-Löffler-Institut stattgefunden hat (Quelle3a). Wurde dort mit dem Erreger gearbeitet und haben sich alle mit dem Erreger umgehenden Mitarbeiter ausreichend dekontaminiert, bevor sie das Institutsgelände verlassen haben? Für wesentlich wahrscheinlicher halte ich aber den Weg über Dünger. Hierauf weisen die hauptsächlich betroffenen Wasservögel hin. Ich habe nirgends gelesen oder gehört, dass Kontrollen der ausgebrachten Dünger vorgenommen wurden und dieser Infektionsweg ausgeschlossen werden kann. Hier müsste intensiv gefahndet werden, denn wenn Geschäfte zu machen sind, sind auch Falschdeklarationen nicht auszuschließen (siehe „Gammelfleisch-„ und BSE-Skandal, illegaler Handel mit geschützten Tier- und Pflanzenarten).
Bemerkenswert finde ich ferner, dass Höckerschwäne als sehr häufige Opfer unter den Wildvögeln genannt werden, auch bei den früheren Ausbrüchen in Ost- und Südeuropa. Diese sind sicherlich auffällig und werden daher leichter gefunden als andere Vögel. Wahrscheinlich scheint mir aber auch, dass sie nahrungsökologisch besonders gefährdet sind. In Fischteichen kommen Schwäne aufgrund ihres langen Halses und der leichteren Erreichbarkeit des Sedimentes möglicherweise noch intensiver mit den eingebrachten Erregern in Kontakt als andere Wasservögel. Daneben suchen Höckerschwäne auch auf Feldern Nahrung (Stoppelfelder, Rapsfelder usw.), wo sie ebenfalls dem Erreger (durch Dünger eingebracht) ausgesetzt sein können.
Nebenbei bemerkt sind Hausgeflügelhaltungen ebenfalls Opfer der Geflügelpest und damit der Geflügelindustrie: Direkt (potenziell) durch den Handel mit kontaminiertem Tierfutter, und indirekt durch die behördlichen Maßnahmen gegen die vermeintliche Einschleppung der Seuche durch Wildvögel (Einstallungsflicht).
Ich möchte daher eindringlich bitten, das – zugegebenermaßen sehr bequeme – Märchen von den Wildvögeln als Vektor für die Geflügelpest nicht weiter zu propagieren. Es führt zu panischem Verhalten in der Bevölkerung, und es hindert vor allem daran, die tatsächlichen Verursacher zu suchen und die weitere Ausbreitung der Seuche zu unterbinden. Auch gehen zwangsläufig viele „Schutzmaßnahmen“ ins Leere, statt dessen werden die Falschen betroffen (Naturbesucher, Kleintierhalter).
Hingegen sollte bei jedem neuen Ausbruch der Seuche bei Wildvögeln die Frage im Mittelpunkt stehen, wie das Virus in die Landschaft (und damit die Nahrungskette) eingebracht wurde. Welche Geflügelprodukte sind verwendet worden? Wo stammen diese her? Ist irgendwo Geflügelkot aus Befallsgebieten untergemischt worden? Sind alle Düngerlieferungen richtig deklariert worden? Im Grunde genommen könnte bei jedem neuen Ausbruch in Deutschland sofort eine Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt werden.

Mit freundlichen Grüßen
Steiof

Quelle1: http://www.birdskorea.org/poultryflu_mainpage.asp
Quelle2: http://www.birdlife.org/action/science/species/avian_flu/index.html
(die Quellen 3-3b gehen nicht mehr)
 
Gülle, Mist und integrierte Aquakultur (von Gänseerpel)

Hier ist stichwortartig folgendes festzuhalten:
1. Gülle ist als „Flüssigmist“ anzusehen. Flüssigmist gilt als eines der für Influenzaviren günstigsten organischen Medien, und erlaubt dem Erreger Überlebenszeiten von mehreren Monaten. Gerade der Bereich Mist und Gülle als epidemiologischer „Bottleneck“, in dem alle Transferströme zusammenlaufen, ist einer der Hauptkandidaten für die Annahme einer relevanten Übertragung. Literatur kann bei mir angefordert werden.

2. Gerade Italien war Ende der 90 er Jahe Schauplatz von 2 großen Epidemien mit katastrophalen Folgen für Avifauna und Geflügelwirtschaft.. Epidemien, die übrigens durch Einsatz einer intelligenten Impfstrategie gestoppt werden konnten. In diesem Zusammenhang sei die Frage erlaubt, ob Deutschland derzeit überhaupt über Leute wie I Capua, Swayne oder Taubenberger – um nur einige zu nennen - verfügt, die in der Lage wären, eine solche Strategie auszuarbeiten, umzusetzen, und kompetent zu begleiten. Der wissenschaftliche Kehraus auf dem Boden der Sparmaßnahmen mit dem massiven Exodus von Know How beginnt wahrscheinlich seine Früchte zu tragen. Mit verbeamteten Fachleuten aus der zweiten Reihe, die aus Angst um ihre Karriere den Mund nicht mehr aufmachen, geschweige denn in der Fachwelt eine Rolle spielen, lassen sich die derzeitigen Probleme nicht lösen.

3. Als Beleg (und Anregung zum Nachdenken) hier noch zwei Auszüge u.a. zur Situation in Vietnam, wo man offensichtlich mittlerweile weiter ist als hierzulande. Dort hat man nämlich das Problem erkannt und sucht nach einer Lösung
http://www.nzherald.co.nz/section/story.cfm?c_id=2&ObjectID=10361729

http://www.firstfish.de/cms/front_content.php?client=1&lang=1&idcat=65&idart=196
 
Neue Pest, alte Angst

http://www.welt.de/data/2006/03/07/856037.html?s=2

[Neue Pest, alte Angst - Essay
Es gibt gute Gründe, an der Übertragung durch Zugvögel zu zweifeln. Könnte das Vogelgrippe-Virus nicht im Futtermittel der Nutztiere lauern?
von Josef H. Reichholf

Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer verschärfte Anfang März die Maßnahmen gegen die sich unaufhaltsam ausbreitende Geflügelpest. Sperrzonen gelten nun drei Kilometer im Umkreis um Fundstellen infizierter Wildvögel. Zehn Kilometer sind Beobachtungszonen. Katzen dürfen darin nicht mehr frei laufen, Hunde müssen an die Leine. Geflügelhaltungen können nur noch autorisierte Personen betreten, also die Betreiber selbst und der Tierarzt. Die Bevölkerung beunruhigt das alles noch mehr, auch wenn die Verbraucherschutzminister unablässig betonen, es handle sich bei der Vogelgrippe nur um eine Tierseuche. Eine erhöhte Gefährdung für die Menschen sei nicht gegeben. Die Maßnahmen drücken sichtlich anderes aus: Spezialtrupps der Bundeswehr zur Abwehr biologischer Waffen und das Einsammeln toter Vögel mit Hochsicherheitsspezialanzügen tragen nicht gerade zur Entwarnung bei. Lokale Behörden sehen sich zuerst nicht, dann aber doch völlig überfordert. Und über allem schwebt weiterhin das Rätsel, wie denn die Vogelgrippe wirklich verbreitet wird.


Von der bisherigen Annahme, die Zugvögel wären schuld, rückt man ab; zögerlich zwar, aber unübersehbar. Ornithologen glaubten ohnehin nie daran, weil sich die Vogelgrippe quer zum Vogelzug von Ost nach West ausbreitet, nicht entlang der großen Flugrouten und zudem zu den falschen Zeiten. Das bei Rügen gelegene renommierte Friedrich-Loeffler-Institut geriet denn auch in Argumentationsnöte, als es die Infektion der Höckerschwäne auf Rügen den über 1000 Kilometer weiten Flügen von Singschwänen aus der hohen Tundra in Westrußland anlasten wollte. Denn wenn ein infizierter Schwan solche Strecken im Kraftflug bewältigen kann, sollte es nicht sonderlich ernst um die Virulenz des Erregers stehen. Schlimmer noch: Der auf Rügen verendete Kater, der mit dem auch für Menschen gefährlichen Subtyp von H5N1infiziert war, hätte das für Katzen so gut wie Unmögliche vollbringen müssen, sich draußen am Eisrand der Ostsee einen sterbenden oder frisch toten Schwan zu holen und anzufressen, um danach zu sterben. Noch nie ist so ein Verhalten einer Hauskatze bekanntgeworden.


Doch nach anderen Wegen für die Ausbreitung der Seuche wird nach wie vor viel zu zögerlich oder gar nicht ernsthaft geforscht. Dabei könnte der mit Abstand für die Massengeflügelhaltung gefährlichste Infektionsweg über das Futter verlaufen. Wie schon die vielen Fälle in Südostasien legt der Ausbruch der Vogelgrippe in einer geschlossenen Großfarm für Puten bei Lyon in Frankreich, wo Ende Februar über 11 000 Truthühner getötet werden mußten, diese Annahme nahe. Über die als Dünger weiterverwerteten Exkremente der Geflügelhaltung, die nach Ansicht der Virologen als Hauptquellen für die aktiven Viren anzusehen sind, können die Erreger auf die Fluren und in die Gewässer gelangen und dort offenbar sogar von Fischen aufgenommen und weiterverbreitet werden. Das geht aus den an Vogelgrippe gestorbenen, aber mit Fischen gefütterten Zibetkatzen in Vietnam hervor. Gründlich müßte daher kontrolliert werden, was über die Futtermittel in die Geflügelhaltungen hineinkommt und was an Abfällen, die weiterverwertet oder als Abwasser ausgeleitet werden, diese wieder verläßt, um einen solchen Infektionsweg auszuschließen. Die Entwicklungen mit der Vogelgrippe in Ostasien passen viel besser zum Konzept, daß sich Wildvögel an infiziertem Hausgeflügel und dessen Hinterlassenschaften ansteckten - und nicht umgekehrt!

In dieser Situation voller Unklarheiten und Annahmen taucht unweigerlich die Frage auf, wozu die in Deutschland verfügten Beschränkungen und Kontrollmaßnahmen gut sein sollen. Zweifellos dienen sie zuallererst dem Schutz der Massenhaltungen von Geflügel. Sie sollen Produktion und Export von deutschem Geflügelfleisch sichern. Daß mit dem Stallzwang alle kleinbäuerlichen und privaten Haltungen von Hühnern, Enten, Pfauen und Gänsen schwerstens getroffen oder ruiniert werden, die Massengeflügelhaltung jedoch nicht, wird billigend in Kauf genommen. Dabei ist es ähnlich abwegig und durch nichts bewiesen, anzunehmen, daß ein mit Vogelgrippe infizierter Schwan kurz vor seinem Ende noch das Bedürfnis verspüren könnte, auf einem Hühnerhof zu landen, wie es höchst unwahrscheinlich ist, daß sich Zugvögel ausgerechnet über dem Hof entleeren und dabei die freilaufenden Hühner infizieren. Für solche Vorgänge fehlt jeder konkrete Hinweis, auch wenn Virologen in Labortests die Infektionsfähigkeit von Vogelkot zweifelsfrei nachweisen.


Der Bundeslandwirtschaftsminister und die mit der Bekämpfung der Vogelgrippe befaßten Behörden und Institutionen haben diese Möglichkeit selbst nicht wirklich ernst genommen. Andernfalls hätte letzten Herbst kein Gemüse mehr von den Feldern und kein Obst aus den Gärten auf den Markt gebracht werden dürfen, nachdem Zugvögel zu vielen Tausenden über deutsche Fluren geflogen waren. Zum Schutz der Bevölkerung müßte zukünftig die Nutzung von Freilandgemüse verboten werden. Die Uferbereiche sämtlicher Gewässer, sogar die Badeseen, wären zu Sperrzonen zu erklären, weil dort die vom Friedrich-Loeffler-Institut für besonders gefährlich gehaltenen Wasservögel andauernd ihre Exkremente hinterlassen. Noch mehr gilt das für die Stadtparkgewässer, auf denen sich genau jene Vogelarten zu Hunderten tummeln und von den Menschen füttern lassen, bei denen in Deutschland H5N1-Infektionen nachgewiesen worden sind: Höckerschwäne, Stockenten, andere Entenarten und Möwen. Doch diese Orte, an denen sich Wasservögel und Menschen in großer Zahl am nächsten kommen, bleiben offenbar vom Krisenmanagement gänzlich unberücksichtigt. Die verschärften Bestimmungen betreffen zwar alle Landwirte, die nebenbei Hühner und Enten halten, nicht aber die Jäger, obwohl sie mit Fasanen, Wildenten und mit Füchsen hantieren. Dabei sollten sich Füchse weit eher als freilaufende Katzen an verendeten Vogelkadavern anstecken. Sie räumen diese nachts ab, bevor am Morgen der Suchtrupp kommt. Vom eingesperrten Geflügel können Ratten und Mäuse ohnehin niemals ferngehalten werden.


Deshalb müssen wir wohl in Zukunft mit dem Vogelgrippe-Virus leben. Vielleicht tun wir das schon seit Jahren und wußten es bloß nicht. Weil tote Vögel, die es nach jedem strengen Winter in großer Zahl gibt, daraufhin nicht untersucht worden sind. Oder weil das Virus gesunden, kräftigen Vögeln weit weniger anhaben kann als dem zu Zigtausenden in der Massenhaltung zusammengepferchten Geflügel. Wer die Zugvögel für die Hauptverbreiter der Seuche hält, muß von der geringen Gefährlichkeit der Geflügelpest für freilebende Vögel und für den Menschen ziemlich überzeugt sein. Wer dagegen die Vogelgrippe für höchst gefährlich einstuft, sollte dringend nach anderen Infektionsquellen suchen. Mit Labortests an toten Tieren allein werden sich die Ausbreitungswege der Viren in der Natur sicherlich nicht ausreichend erfassen lassen. Beim Ernstfall geht es aber um die ganze Bevölkerung, um die gesamte Natur und was wir in Zukunft draußen noch machen können werden. Zu fordern ist daher absolute Priorität für die Menschen. Danach erst kommt das Geflügel.

Der Autor ist Ornithologe und Zoologe in München.
Artikel erschienen am Di, 7. März 2006
 
Virus kommt mit Dreck und Küken

http://www.taz.de/pt/2006/03/07/a0162.1/text
Virus kommt mit Dreck und Küken
von WOLFGANG LÖHR

"Die Rolle der Zugvögel bei der globalen Ausbreitung des Vogelgrippevirus H5N1 muss neu bewertet werden", fordern Vogelschützer. Verantwortlich für die globale Wanderung des gefürchteten Influenzavirus sind nicht, wie häufig behauptet wird, die Wildvögel, sondern der legale und illegale Handel mit Abfällen und infizierten Produkten der weltweit agierenden Geflügelindustrie. Mit dem Export von Millionen von einen Tag alten Bruteiern und jung geschlüpften Hühnerküken auch aus aktuellen Infektionsgebieten könnte H5N1 ungehindert von Kontinent zu Kontinent springen, warnt Birdlife, der internationale Dachverband der Vogelschutzorganisationen.

Für Birdlife spielen Wildvögel bei der Ausbreitung der Vogelgrippe nur "eine untergeordnete Rolle". Sie sind daher Opfer des H5N1 und des zunehmenden Handels mit verseuchten Geflügelprodukten und nicht Verursacher der immer weiter um sich greifenden Geflügelseuche. Als Beweis für ihre Position führt Birdlife die jüngsten Infektionsfälle an. Die Seuchenausbrüche in Südostasien, Europa und Afrika folgten nicht dem geografischen und zeitlichen Muster der Vogelzüge, schreibt die Organisation. Zudem seien in der Türkei, Nigeria, Indien und Ägypten die ersten Infektionsfälle jeweils in Geflügelbeständen aufgetreten. Wären die Zugvögel die Schuldigen, hätten jedoch zuallererst die Wildvögel darunter leiden müssen. Auch das Fehlen von Seuchenausbrüchen entlang der Vogelzugrouten widerspreche der Behauptung, über lange Strecken werde H5N1 vor allem durch Wildvögel übertragen.

Nicht erklärbar mit der Zugvogelthese sei auch das Ausbleiben von Seuchenausbrüchen während des Winters in Südasien und Australien sowie Japan. Millionen von Zugvögeln wären, so Birdlife, ab Herbst aus den südostasiatischen und chinesischen Befallsgebieten in diese Regionen gezogen. Und immer noch sei dort keine H5N1-Infektion aufgetreten.

Die einzige Erklärung für die großen und oftmals unerklärlichen Sprünge, die das Virus offensichtlich macht, ist für Birdlife der weltweite Handel mit Geflügelprodukten und -abfällen. So weist die Vogelschutzorganisation darauf hin, dass in den von H5N1 betroffenen Ländern Türkei, Nigeria, Indien und Ägypten eine intensive Geflügelindustrie vorhanden ist. In der Türkei zum Beispiel gebe es eine "Hühnerfabrik", die allein schon rund 100 Millionen Bruteier pro Jahr produziere. Ein Großteil von ihnen werde in den Nahen Osten und nach Osteuropa exportiert. Ägypten exportiert rund 180 Millionen Eintagesküken pro Jahr. Die Ukraine und Rumänien, beides Infektionsregionen, hingegen importieren riesige Mengen an "Geflügelprodukten": 12 Millionen Küken pro Jahr wurden 2004 in die Ukraine exportiert, nach Rumänien 16 Millionen.

Auch Nigeria ist eine Drehscheibe beim Handel mit Geflügelprodukten. Auf großen Geflügelfarmen wird für die ganze Region Hühnerfleisch produziert. Nigeria hat in Afrika die größte Konzentration an kommerziellen Geflügelfarmen. Sie haben einen riesigen Bedarf an Bruteiern und jungen Küken. Der gesamte Nachschub müsse jedoch importiert werden, berichtet Birdlife, denn im Land selbst fehlten das Know-how und die Technik, um die riesigen Mengen an Küken zu produzieren. Wichtigster Handelspartner von Nigeria ist China, wo die Vogelgrippe inzwischen schon in über der Hälfte der Provinzen aufgetreten ist.

Besonders brisant und in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt ist die zunehmende Praxis, Schlachtabfälle von Geflügelfarmen und Exkremente als Fischfutter in Aquakulturen zu nutzen oder als Dünger auf die Äcker auszubringen. Auch mit diesen Abfällen finde eine weltweit zum Teil illegaler Handel statt. Dabei ist den Vogelgrippeforschern schon länger bekannt, dass H5N1 "bis zu 35 Tage" in Exkrementen überleben kann.

Um die Vogelgrippe einzudämmen, fordert Birdlife daher, dass die internationalen Seuchenbehörden sich verstärkt um den Handel mit Geflügelprodukten kümmern. Er mache die Zugvögel erst zu Überträgern der Vogelgrippe.

Im deutschen Landwirtschaftsministerium (BMELV) ist man der Birdlife-Studie gegenüber aufgeschlossen. Dort würden wichtige Verbreitungsmöglichkeiten aufgezeigt. In der Anfangsphase habe man sich auch auf die illegale Einfuhr von Geflügelprodukten konzentriert, heißt es beim BMELV. Jetzt stehen jedoch die Vogelzüge im Vordergrund. Auch für das Friedrich-Löffler-Institut auf der Insel Riems haben die Zugvögel Priorität. Hier geht man derzeit davon aus, dass H5N1 mit Singschwänen aus Nordrussland gekommen ist. Die europäischen Singschwäne und die asiatischen Brutkolonien würden sich dort überlappen. Das Virus könnte dort übertragen worden sein. Möglich ist aber auch, dass er dort erst durch illegale Geflügelabfälle hingekommen ist. Denn, so Birdlife, auch in Russland würden Abfälle aus der Geflügelindustrie in Aquakulturen verwendet.

Infos: www.birdlife.org
taz vom 7.3.2006, S. 5, 170 Z. (TAZ-Bericht), WOLFGANG LÖHR
 
Fish susceptible to AI?

Die Nanjing Website, zitiert am 05. Feb 2004 Chen Chuxing, einen pensionierten chinesischen Ichtyologen, dass die Fütterung von Hühnermist zu einer landesweiten Praxis geworden ist, die sogar von fortschrittlichen Betrieben angewandt wird. Viele Bauern machen sich nicht die Mühe, den Mist vor der Verfütterung zu fermentieren oder in Gruben zu denaturieren. Dies berge extreme Gefahren.

Fische seien für die Vogelgrippe empfänglich, da sie ein primitiv aufgebautes Verdauungssystem hätten, auf dem die Viren angreifen könnten.

Silberkarpfen und auch räuberische Fische werden mit Hühnerdarm – und Hühnerbeinen gefüttert, was sehr wahrscheinlich bei den Fischen zu einer Infektion führt. Der beste Weg, eine Infektion zu vermeiden, sei die Verfütterung von Hühnermist zu verbieten. Zumindest müsse eine vorherige Kontrolle und Sterilisation sichergestellt sein. Sollte von diesen Verfahren nicht abgegangen werden, sei mit einer katastrophalen Endemie zu rechnen.

Taken from a Nanjing website, 5 February 2004. A retired fish farming researcher, Chen Chuxing is quoted saying feeding chicken manure to fish has become standard practice nationwide and is practiced (even) in some "fairly advanced" fish farms around Nanjing. Many farmers "take shortcuts" and don't even ferment the manure or put it in lime pits before feeding it to fish; this is "extremely dangerous." Fish are susceptible to flu because their digestive system is very primitive and give then bird flu "at second hand,". Silver carp (huzilian) and other carnivorous fish are fed on chicken guts and feet which "extremely probably" infect the fish. The best way of avoiding bird flu apart from vaccinating chickens is to ban feeding fish on chicken manure, and at the very least it must be inspected and sterilised. If methods do not change there will be a catastrophic epidemic.
 
Lexx schrieb:
http://www.vogelforen.de/showthread.php?t=105212

Alles hier rüberzuholen, würde das Ganze hier sprengen. Gänseerpel hat feste recherchiert und vieles unter "Kaka technologie und Profit. Der unappetitliche Thread" zusammengestellt. Lesenswert!!!
Grüsslis... Lexx

Stimmt - Hier nochmals was zusammenfassendes - Das Handelsblatt
zitiert nun auch Kritiker der These das Virus würde sich hauptsächlich
durch den Vogelzug verbreiten

Quelle:Handelsblatt
Unbekannter Eindringling H5N1

[Von Ferdinand Knauss

Aus heiterem Himmel kommt eine Infektionskrankheit wie
die Vogelgrippe sicherlich nicht. Doch wie die mittlerweile
weltberühmte Virus-Variante H5N1 nach Deutschland gelangte
und wie das Virus sich weiter ausbreiten und verändern kann, ist
unter heutigen Wissenschaftlern so strittig wie die Frage nach der Ursache der Pest für die Zeitgenossen im 14. Jahrhundert.


Die Vogelgrippe hat sich mittlerweile auch in Deutschland ausgebreitet.


Seriöse Wissenschaftler sind sich zwar im Gegensatz zu „Experten“ in Nigeria einig, dass die Vogelgrippe nicht von „Teufeln“ stammt und daher auch nicht mit Voodoo-Maßnahmen bekämpft werden sollte. Aber die vagen Formulierungen überwiegen, wenn sich Virologen oder Vogelkundler zum Infektionsweg des Virus äußern. Patentrezepte liefern nur die Quacksalber – in Afrika und auch Europa – wie jener tschechische Anbieter eines Mineralwassers, das gegen das Virus immun mache.

Bevor die Bilder der toten Schwäne in Mecklenburg-Vorpommern die Nation in Panik versetzten, rechnete man allgemein damit, dass erst mit der Rückkehr der Zugvögel die Vogelgrippe nach Mitteleuropa kommt. Die auf Rügen verendeten Schwäne waren aber keine Zugvögel. Die traurige Wahrheit ist, dass wir nicht genau wissen, wie das Virus nach Deutschland gelangte.

„Eine Hypothese ist, dass infizierte Schwäne vor der Kälte aus dem Baltikum geflohen sind. Vor der Wittower Fähre war eine der wenigen eisfreien Stellen an der Küste. Dort drängten sie sich eng zusammen – wie in einer Massentierhaltung – und begünstigten damit die Ausbreitung des Virus“, vermutet Christine Klaus vom Friedrich-Löffler-Institut für Tiergesundheit auf der Insel Riems. Seit 2001 betreiben die Riemser Forscher ein intensives Monitoring: „Allein seit dem Herbst untersuchten wir rund 5 000 Wildvögel.“ Dabei wurde auch der Erstausbruch bei den Schwänen in Wittow entdeckt. Der Haken nur: Im Baltikum und Polen waren bis dahin noch keine Vogelgrippe-Fälle bekannt.

„Diese Vorstellung passt nicht“, kritisiert der Vogelkundler Wolfgang Fiedler vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell am Bodensee: „Die letzten Vögel aus H5N1-infizierten Gebieten kamen im vergangenen Herbst aus Russland und Rumänien.“ Seine Vermutung: „Ich habe den Eindruck, das Virus schlummert schon länger an verschiedenen Stellen und bricht unter Bedingungen aus, die wir nicht genau durchschauen.“ Die Vogelgrippe sei daher spätestens schon im vergangenen Jahr nach Deutschland gelangt, vielleicht schon früher – ohne auszubrechen. Untersuchungen in Ostasien hätten bereits gezeigt, dass ein sehr kleiner Anteil der wilden Wasservögel das Virus tragen und auch weitergeben könne, ohne dass es zu einem Massensterben komme. Das plötzliche Schwanensterben auf Rügen könne auf das Zusammenfallen von Virusinfektion und Schwächung durch den langen Winter zurückzuführen sein.

Das Problem ist schlicht, dass über das Virus in lebenden Tieren noch nicht viel bekannt ist. Bisher werden in einer meist mehrere Tage dauernden Prozedur fast nur Kadaver verendet aufgefundener Tiere getestet. Einzig eine vergleichsweise geringe Zahl (2500) von Fäkal- und Speichelproben frisch geschossener Wildvögel konnte am Friedrich-Löffler-Institut untersucht werden. In 21 Proben wurde das Vogelgrippe-Virus festgestellt. Doch es fehlen genauere Angaben über die Vogelarten. „Noch steht überhaupt nicht fest, ob die Wildvögel das Virus tatsächlich verbreiten“, sagte Karl Eduard Linsenmair, Präsident der Gesellschaft für Tropenökologie, der „Zeit“.

Lesen Sie weiter auf Seite 2: Die virologische Grundforschung wurde vernachlässigt
 
Gastleser schrieb:
Es ist nicht einzusehen, dass die vielen (teilweise mühsam recherchierten und von vielen User/innen zusammengetragenen) Informationen sukzessive in der Versenkung eines "geschlossenen" Threads verschwinden (bzw. selbiger nach einigen Tagen auf S. 18 ff. versandet).
das ist ja nun wirklich nicht mein problem / meine schuld. wenn user meinen sich innerhalb einer thematik anfallen zu müssen so werde ich eingriefen. da ich aber (verständlicherweise) nicht die zeit habe mal eben ein mehrere hundert postts umfassendes thema zu lesen und objektiv zu bearbeiten wirds erstmal geschlossen.

Gastleser schrieb:
Ich bitte alle an der Thematik (in welcher Form auch immer) interessierten User/innen, die essentiellen Informationen (Beispiele s.o) aus dem besagten Thread nach und nach zu kopieren und hier wieder zu posten. Danke.
gerne, dann brauch ich mich da nicht durchzuwühlen und kann den geschlossenen thread in ein paar tagen ganz rausnehmen.tleser
 
..Einzig eine vergleichsweise geringe Zahl (2500) von Fäkal- und Speichelproben frisch geschossener Wildvögel konnte am Friedrich-Löffler-Institut untersucht werden. In 21 Proben wurde das Vogelgrippe-Virus festgestellt. ..

Na da kann sich ja die "vergleichsweise geringe Zahl" von 2479 frisch geschossen Wildvögeln glücklich schätzen, dass man sie präventiv von ihrer nicht vorhandenen Viruserkrankung erlöst hat.. :?

Gruß,
Werner
 
Zugeflogen schrieb:
das ist ja nun wirklich nicht mein problem / meine schuld. wenn user meinen sich innerhalb einer thematik anfallen zu müssen so werde ich eingriefen. da ich aber (verständlicherweise) nicht die zeit habe mal eben ein mehrere hundert postts umfassendes thema zu lesen und objektiv zu bearbeiten wirds erstmal geschlossen.


gerne, dann brauch ich mich da nicht durchzuwühlen und kann den geschlossenen thread in ein paar tagen ganz rausnehmen.tleser

Ich war zwar überrascht dennoch war die Entscheidung letzlich richtig , da
ja nichtmehr thematisiert wurde sondern auf jedes 2. Posting eine Streiterei folgte
 
Thema: Mögliche Ausbreitung des Vogelgrippe-Virus / 2. Versuch
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