Hallo Wolfgang,
den Greifreflex in den Zehen kannst Du feststellen, indem Du den Vogel vorsichtig (schließlich wissen wir nicht, was die Ursache für die Probleme mit dem Bein ist!) in die Hand nimmst, ihn etwas zur Seite drehst, und ihm dann zart einen Finger (bei Kanariengröße wohl eher einen dünnen Stift) gegen die Mitte der "Fußsohlen" drückst. Umgreifen die Zehen dann den Stift, ist es gut, dann ist der Reflex da, d.h. die Nerven sind aller Voraussicht nach nicht ernsthaft beschädigt. Ist keine Reaktion da, kannst Du davon ausgehen, daß eine ernsthafte Beschädigung des Beins vorliegt. Damit Du siehst, wie so etwas funktioniert, versuch es zuerst an dem gesunden Bein, dann am kranken. Bei der Gelegenheit könnte einer von Euch ins Gefieder an der Stelle, wo das Bein am Körper ansetzt, blasen, so daß man die Haut dort sehen kann. Wenn die Probleme Eures Vogels mit einer Prellung zusammenhängen, müßte mit einiger Wahrscheinlichkeit irgendwo am Bein, am Bauch oder der Hüfte, die beim Vogel ziemlich dicht an der Wirbelsäule liegt, ein Bluterguß (erkennbar an der erheblich dunkleren Farbe der Haut und einer, je nach Größe des Vogels nicht immer deutlich zu erkennenden Schwellung) zu finden sein.
Daß sich die Beinchen nicht heiß anfühlen, bedeutet, daß er kein Fieber hat. Leider schreibst Du nicht, ob es zwischen beiden Beinchen Unterschiede in der Temperatur gibt. Wäre das der Fall, so könnte man von einer unterschiedlichen Durchblutung der Beine ausgehen, was u.U. Hinweise auf entzündliche Prozesse, oder eine eingeschränkte Durchblutung eines Beins liefern könnte. Wenn ich mich recht entsinne, liegt die normale Körpertemperatur bei Vögel etwas höher als beim Menschen, so daß sich die Beine bei den Temperaturen, wie wir sie zur Zeit haben, im Normalfall nicht kalt anfühlen dürfen, sie dürfen aber auch nicht "glühen". Das mit der Temperatur ist hier schlecht zuverlässig zu beschreiben, weil von so vielen Faktoren abhängig, wie der eigenen Körpertemperatur, der Umgebungstemperatur und einigen anderen Faktoren, so daß ichs besser bleiben lasse. Wichtig ist, ob es einen Temperaturunterschied zwischen den Beinen gibt und wo am Bein dieser Temperaturunterschied fühlbar ist.
Wichtig wäre auch zu erkennen, ab welchem Gelenk der Vogel das Bein hängen läßt/ schont. Aus dem, was Du bisher zum Thema geschrieben hast, werde ich den Eindruck nicht los, als ob die Ursache für die Probleme weiter oben, also im befiederten Teil des Beins, am Oberschenkel, Hüftgelenk oder Becken zu suchen sind. Wenn das Problem von einem Unfall herrührt, müßte mit einiger Sicherheit irgendwo an dem betroffenen Bein/ der betroffenen Hüftseite ein Bluterguß zu finden sein. Für die Behandlung eines solchen Blutergusses (Abschwellen/ Resorption) ist Arnika, wie Thomas schon schrieb, hervorragend geeignet. Die Globuli kann man einfach ins Trinkwasser tun. Sie lösen sich dort auf, das Wasser wird problemlos (ich kenn´s von meinen nicht anders) getrunken.
Ansonsten kann ich Dir auch nur raten, einen wirklich vogelkundigen TA aufzusuchen (falls möglich, noch heute und mach ruhig deutlich, daß es sich um einen Notfall handelt. Stell Dir nur mal vor, Du müßtest Dich mit einem gebrochenen Oberschenkelhals rumplagen und warten, bis Du einen Termin beim Doc bekommst!), möglicherweise muß geröntgt, verbunden und geschient werden und da ist es wichtig, daß der Doc weiß, was er tut. Wie Alfred schon sagte, wissen nicht alle TA mit einem Vogel etwas anzufangen, der Gang zum Spezialisten kann Dir viel Ärger und Deinem Vogel viele Schmerzen ersparen.
Sinnvoll wäre sicher auch, für eine weiche Unterlage, für den Transport auch mit seitlicher Abstützung (geht prima mit zusammengerollten Waschlappen oder einem dünnen Handtuch, das an beiden Enden soweit zusammengerollt wird, daß in der Mitte eine passende Mulde für den Vogelkörper entsteht, das Ganze wird dann aus Hygienegründen mit Küchenkrepp abgedeckt) zu sorgen. Natürlich mußt Du bei den Einschränkungen, die Dein Vögelchen zur Zeit hat, aufpassen, daß er nicht im eigenen Dreck liegt, denn auch das dürfte zur Zeit ein Problem sein.
Liebe Grüße
Anne