Papillomatose und Präventionsmaßnahmen

Diskutiere Papillomatose und Präventionsmaßnahmen im Forum Vogelkrankheiten im Bereich Allgemeine Foren - Papageien (11/2008 / Arndt-Verlag, Bretten): "(...) Das Virus kann direkt oder indirekt übertragen werden. Die direkte Übertragung von Tier zu...
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Papageien (11/2008 / Arndt-Verlag, Bretten):

"(...) Das Virus kann direkt oder indirekt übertragen werden. Die direkte Übertragung von Tier zu Tier erfolgt durch Sekrete und Exkrete des Atem- und Verdauungstrakts, das Virus wird inhaliert oder oral aufgenommen. Die indirekte Infektion geschieht über Vektoren, denen Virusmaterial anhaftet. Zwei Krankheitskomplexe können durch das Psittazine Herpesvirus hervorgerufen werden: Die Pachecosche Krankheit (Pacheco`s Disease) und die Interne Papillomatose."


Pesek, L. (2001): PAPILLOMATOSIS DISEASE, in: Winged Wisdom, Pet Bird Magazine, March 2001:

online: http://www.birdsnways.com/wisdom/ww55eiv.htm

"All new birds of susceptible species should be thoroughly examined to identify those with oral or cloacal papillomas. Infected birds should not be housed with non-infected birds."

("Alle Neuzugänge der als empfänglich bekannten Arten sollten gründlich untersucht werden, um diejenigen mit oralen Papillomen oder Kloakenpapillomen zu identifizieren. Infizierte Vögel sollten nicht mit nichtinfizierten Exemplaren zusammengebracht werden.")



Dr. Bürckle / Britsch zur möglichen Übertragbarkeit von Papillomatosen:

"Auf alle Fälle sollten betroffene Vögel aus der Zucht ausgeschlossen und wenn möglich nicht mit gesunden Tieren zusammen untergebracht werden. Dies ist der beste Schutz, eine Ansteckung weiterer Vögel zu verhindern."

Online (letzter Textabschnitt): http://www.ziervogel-exotenpraxis.de/read.php?id=18

Anmerkung: Bei Dr. Bürckle / Britsch handelt es sich um die (lt. Eigenangabe) den Bestand der betreffenden Auffangstation behandelnden Tierärzte.


Wertungen und Gedanken zu diesen Sachverhalten, welche sich ausschließlich auf nachweis- und nachlesbare Fakten beziehen, überlasse ich an der Thematik interessierten User/innen.

Verweis: http://www.vogelforen.de/showthread.php?t=179350&page=2


Schlußnotiz: Ein Mehr an Professionalität innerhalb der Abgabe- und Aufnahmeszene - und das meine ich nicht nur in Bezug auf übertragbare Krankheiten oder Erkrankungen, bei denen eine Übertragbarkeit nach derzeitigem Kenntnisstand nicht auszuschließen ist - ist dringend geboten.


Link zu einer die Thematik vertiefenden (interessanten) Studie:

http://www.vet.uga.edu/vpp/ivcvm/1998/stedman/index.php


Anmerkung: Alle Hervorhebungen mittels Fettdruck = von mir.

Gruß
Heidrun
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Wissman & Parsons zeigen zwar Möglichkeiten auf, wie evtl. Nachzuchten von Papillomatose betroffener Psittaziden "krankheitsfrei" werden/bleiben, weisen jedoch auf die Schwierigkeiten hin. Also: Nachzuchten mit Papillomaexemplaren sind (nicht nur meines Erachtens) keinesfalls zu empfehlen - zumal wohl, wenn man einigermaßen "auf Nummer sicher" gehen" will, dann nur Handaufzucht (oder gar Kunstbrut und Handaufzucht) in Frage kommen.

Wissman, M.A. & B. Parsons (2000): Internal papillomatous disease - Managing the Papilloma-Positive Breeder Bird, in: afa Watchbird, Vol. XXVII, No. 4, July/Aug. 2000

Online: http://www.bluemacaws.org/other4.htm

"A high percentage of birds with papillomas have a titer against the Pacheco's virus."

("Ein hoher prozentualer Anteil an Papillomatose erkrankter Vögel weist Antikörper gegen das Pacheco-Virus auf.")

"(...) birds with internal papillomatous disease are more likely to develop secondary bacterial infections (...)"

("Vögel, die an interner Papillomatose erkrankt sind, sind mit höherer Wahrscheinlichkeit für sekundäre bakterielle Infektionen empfänglich.")

"(...) even if lesions are removed or disappear on their own, the bird should still be considered to have the disease, and are potentially contagious to other birds. (...)"

"(...) selbst wenn die Papillome entfernt wurden oder sich von selbst zurückbilden, sollte man bedenken, daß der Vogel Krankheitsträger ist und für andere Vögel eine potenzielle Ansteckungsgefahr darstellt (...)")

"If the parent-birds feed the neonates, they may be at risk for developing the disease at some time in their lives."

("Wenn ein Elternvogel die Nestlinge füttert, kann eine dahingehende Gefährdung bestehen, daß sie die Erkrankung zu irgendeiner Zeit ihres Lebens entwickeln.")


Wegen dem letztzitierten Text wird auch der Hinweis von Bürkle / Britsch darauf, daß man Vögel mit Papillomatose von der Zucht ausschließen sollte absolut nachvollziehbar und verständlich.

Gruß
Heidrun
 
Wie kompliziert die Sache mit den Papillomaviren (eine diskutierte Beteiligung von Herpesviren mal ganz außer Betracht gelassen) ist, zeigt sich schon daran, daß ein jetzt vollständig entschlüsseltes Genom eines Papillomavirus bei einem Graupapagei sich deutlich von anderen Papillomaviren unterscheidet. Hinzu kommt: Viren entwickeln sich. Sie verändern sich. Sie passen sich an. Auch in andere Familien/Gattungen (z. B. Finkenvögel) - so auch ein Teilaspekt der Arbeit, sind Viren mit eigentlich sehr "artspeziellem" Genom "einschleusbar". Der kurzen Rede kurzer Sinn: Das Einbringen von Exemplaren mit Papillomatose in Bestände ist sehr risikobehaftet. Die einzig verantwortliche Handlungsweise ist das Separieren behafteter Exemplare und ein (wegen "Verschleppungsgefahr") an allgemein gebräuchlichen Hygiene- und Quarantänemaßnahmen orientiertes Handling.

Hier die entsprechende Arbeit.

Gruß
Heidrun
 
Es ist mir nicht ganz klar, ob ein wesentlicher Punkt des vorhergehenden Postings überhaupt so richtig verinnerlicht wird. Die Entdeckung und Entschlüsselung des vollständigen Genoms eines Papillomavirus bei einem Graupapagei bedeutet letzlich (und das ist entscheidend) natürlich auch den direkten Nachweis einer viralen Beteiligung nebst daraus resultierender Infektionswege.

Ist in einem Artikel der "Klinik für Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische" der Uni Gießen noch zu lesen "Als Ursache werden Papillomaviren vermutet. Eine Virusisolierung ist jedoch bisher nicht gelungen", so muß dieser Kenntnisstand mittlerweile als überholt angesehen werden - was nicht gleichzeitig und zwangsläufig bedeutet, daß andere Faktoren ebenfalls eine Rolle spielen können.

Harris, D. J. (2002): Clinical Appearance of Avian Viral Disease, Avian & Exotic Annimal Medical Center, Miami, FL,

Nur ein einziger Satz aus o. g. Artikel wegen Prävention in Sachen "Papillomatose":

"At this point, isolation of affected individuals is recommended."

("Deshalb wird die Isolation betroffener Exemplare empfohlen.")

Wer in Beständen mit ständigen Neuzugängen, Umgruppierungen und Abgaben von Papillomen betroffene Exemplare gemeinschaftlich mit anderen Exemplaren hält und nicht für eine separate, den allgemein bekannten Anforderungen an Quarantänemaßnahmen genügende, Unterbringung und ein entsprechend (für bisher unbehaftete Exemplare) risikoarmes Handling sorgt, handelt a) unprofessionell, b) unverantwortlich.

Wer dahingehende (veterinärmedizinisch insgesamt sehr konsensuale) Empfehlungen nicht zur Kenntnis nimmt und sein Handeln nicht danach ausrichtet, gefährdet leichtfertig die Gesundheit ihm/ihr anvertrauter und/oder "eigener" Tiere und nimmt billigend in Kauf, daß ab- bzw. weitergegebene Vögel aus dem Gesamtbestand mögliche Infektionen in weitere Bestände verbreiten und/oder zwecks "Vergesellschaftung/Verpaarung" aufgenommene Exemplare sich infizieren.

Gruß
Heidrun
 
Weiterführendes

Studies on the aetiology of internal papillomatosis of parrots

Prof. Dr. H. Müller (virology@vetmed.uni-leipzig.de), Dr. R. Johne, Tierärztin A. Konrath, M. Herold, J. Böttner

Die 'Interne Papillomatose' ist eine Tumorerkrankung bei Papageien, die durch das progressive Wachstum von Papillomen im oberen Verdauungstrakt und der Kloake gekennzeichnet ist. Das gehäufte Auftreten der Erkrankung in manchen Beständen weist auf eine infektiöse Ursache hin, wobei das ätiologische Agens bislang nicht identifiziert werden konnte. In Zusammenarbeit mit der Poliklinik für Vögel und Reptilien der Klinik für Kleintiere dieser Fakultät gelang es uns, mittels einer PCR und der in situ- Hybridisierung zu zeigen, dass keine Papillomvirus-spezifischen DNA-Sequenzen, wohl aber solche von Herpesviren in einer Vielzahl von Tumoren nachweisbar waren. Die Sequenzierung der nachgewiesenen DNA-Fragmente zeigte nur eine begrenzte Homologie zu einem anderen Herpesviren der Psittaciden. Zur Erhärtung dieser überraschenden Ergebnisse werden weitere erkrankte Vögel untersucht, ergänzt durch den Nachweis Papillomvirus- bzw. Herpesvirus-spezifischer Antikörper.

Weiterführung: nein

TG 51
http://www.uni-leipzig.de/forschb/02/2002_2516.html



In Zusammenarbeit mit der Poliklinik für Vögel und Reptilien der Klinik für Kleintiere dieser Fakultät gelang es uns, mittels einer PCR und der in situ- Hybridisierung zu zeigen, dass keine Papillomvirus-spezifischen DNA-Sequenzen, wohl aber solche von Herpesviren in einer Vielzahl von Tumoren nachweisbar waren. Die Sequenzierung der nachgewiesenen DNA-Fragmente zeigte nur eine begrenzte Homologie zu einem anderen Herpesviren der Psittaciden. Zur Erhärtung dieser überraschenden Ergebnisse werden weitere erkrankte Vögel untersucht, ergänzt durch den Nachweis Papillomvirus- bzw. Herpesvirus-spezifischer Antikörper.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ausarbeitung/Richtlinien d. "Australien Government / Departement of the Environment and Heritage: Hygiene Protocols for the Prevention and Control of Diseases (Particulary Beak and Feather Disease) in Australien Birds (2006) / zur Papillomatose = S. 3-5

"MP appears to have a long incubation period (...)"

("MP (Anmerkung von mir: Mucosal-Papillomatose) scheint eine lange Inkubationszeit zu haben (...)")

Zur Prävention werden die schon mehrfach erwähnten Vorsichtsmaßnahmen empfohlen.

Lange Inkubationszeiten mit klinischer Unauffälligkeit machen die Sache nicht einfacher. Desto wichtiger ist die Vermeidung des Kontaktes erkrankter Exemplare zu bisher augenscheinlich in dieser Hinsicht unauffälligen Vögeln. Nochmals: Das Wissen um die Wesentlichkeit der Kontaktvermeidung und entsprechende Empfehlungen sind präsent und allgemein zugänglich. Wer als Betreiber/in von Auffangstationen mit größeren Beständen und Durchsatz trotzdem entgegengesetzt handelt, gefährdet eigene und Fremdbestände.

Gruß
Heidrun
 
Erkrankungen, an deren Entstehung Viren beteiligt sind, sind in aller Regel "infektiös". Man bezeichnet derartige Erkrankungen als "Infektionskrankheiten". Wie der Name schon verrät, sind diese Erkrankungen mit einem (je nach Art der Viren und je nach Ausbreitungsweg) mehr oder minder hohen Ansteckungsrisiko verbunden. Es ist hinsichtlich der Präventionsnotwendigkeiten in Bezug auf Papillomatose eigentlich gar nicht notwendig, die Thematik zu vertiefen. Es dürfte feststehen, daß je nach Art und Fall Herpes- und/oder Papillomaviren Papillomatosen hervorrufen und/oder begünstigen. Wir alle sind weder Virologen noch in der klinischen Forschung und/oder Praxis tätige Tierärztinnen/Tierärzte. Man sollte derartige Problematiken mit Verstand und Informationswilligkeit angehen und die entsprechenden (in puncto Prävention fast gleichlautenden) Ratschläge und Empfehlungen mit der Materie vertrauter und befaßter Kreise befolgen. Ich wiederhole mich ungern: Alles andere ist rational nicht nachvollziehbar und sträflicher Leichtsinn zu Lasten der Tiere.

Wer Unterkunft, Annahme, Aufnahme, vorübergehende Aufnahme, Abgaben und (in Teilen) Zucht einer sehr erheblichen Anzahl von Psittaziden unterschiedlichster Gattungen und Herkunft verantwortlich managen möchte, sollte die Grundprinzipien des Vorgehens bei infektiösen Geschehnissen und/oder Erkrankungen unklarer Genese kennen und sein/ihr Handeln daran orientieren. Nur so sind auf Dauer gesehen wirklich gravierende Probleme vermeid- bzw. eingrenzbar.

Im konkreten Einzelfall ist, sofern es sich bei einem mit Papillomatose behafteten Exemplar um ein mit einem nicht-erkrankten (bzw. noch nicht erkrankten) Exemplar fest verpaartes Tier handelt, abzuwägen, ob man die beiden Vögel zwecks Vermeidung von Trennungsstreß gemeinsam in einer separaten (Quarantäneerfordernissen genügenden) Voliere halten sollte. Auf jeden Fall ist eine Separierung von weiteren Exemplaren außerhalb der Paarbindung unerläßlich.

Gruß
Heidrun
 
@Scorpi:

Spätestens seit Juli 2002 (etwas später als die von Dir angeführte Arbeit) ist die Beteiligung von Viren mittels Nachweis bei einem an Papillomatose erkrankten Graupapagei (nebst kompletter Entschlüsselung des Virengenoms) dokumentiert (vgl. die von mir verlinkte Arbeit). Die Beteiligung von Herpesviren spielt (wie schon lange zuvor vermutet - siehe auch die von Dir verlinkte Arbeit) ebenfalls eine Rolle. In welchen Anteilen und bei welchen Arten das Augenmerk eher auf Herpes- oder eher auf Papillomaviren zu legen ist, ist hinsichtlich der gebotenen Präventionsmaßnahmen nicht entscheidend.

Frage: Wie ist Deine Einschätzung zu folgendem Satz meines Postings:

Wer als Betreiber/in von Auffangstatinen mit größeren Beständen und Durchsatz trotzdem entgegengesetzt handelt, gefährdet eigene und Fremdbestände.

Gruß
Heidrun
 
Antwort

Ich habe diese Statements gelesen .

Allerdings ging ich davon aus das diese Aussagen angesichts der Ansteckungsgefahren so plausibel sind ,daß es keiner weiteren Bekräftigung

bedurfte.


Es dürfte und müsste selbstverständlich sein so zu handeln!


Das Wohl der Tiere und deren Unversehrtheit hat gegenüber allen anderen Interessen im Vordergrund zu stehen .
 
Erreger
Seit der ersten Beschreibung wurden verschiedenste Ursachen für PDD
angenommen; die Vermutungen zielten häufig auf den Vergleich mit bekannten
Krankheiten ab. So wurde auch EEE (Eastern Equine Encephalomyelitis) als
Auslöser für PDD vorgeschlagen, EEE-infizierte Vögel zeigen zwar
vergleichbare Symptome, aber bei PDD-infizierten Vögeln wurden nur in
wenigen Fällen Antikörper auf EEE und verwandte Viren (WEE, VEE)
nachgewiesen.
Weiterhin wurde ein Paramyxo-Virus angenommen, es ist aber durch das
Fehlen von Antikörpern bei PDD-Tieren so gut wie auszuschließen. Das gilt
auch für Pacheco, Polyoma und Encephalitis.
Da bisher keine PDD-Antikörper gefunden wurden konnten, ist prinzipiell
auch eine Autoimmunreaktion denkbar. Als Gegenargument läßt sich indessen
anführen, daß die für Autoimmunkrankheiten typische Demyelisation der
Nervenscheiden bei PDD nicht feststellbar ist (3).
Nach dem aktuellen Stand der Forschung steht ein behülltes Virus von 80 nm
Größe im Verdacht (3), (4). Im Elektronenmikroskop konnten recht
zuverlässige Nachweise von Virusbruchstücken bzw. untypischer Virus-RNS
aus Kotproben geführt werden. Interessant dabei: Nach drei Tagen ging die
Trefferquote der Mikroskopie stark zurück; es wird daher vermutet, daß der
Virus außerhalb des Wirts nicht lange überlebt (3):
In one trial, the suspect PDD virus was detected by electron microscopy in
the fresh excrement of 3 known positive birds, but could not be detected
in the same excrement sample 3 days later (a typical interval between
collection of a excrement sample in the field and its processing and
evaluation by electron microscopy). (3)

Übertragung
Nach (3) ist der Übertragungsweg kaum nachzuvollziehen; Versuche, in denen
gesunde Vögel infizierten Gewebeproben ausgesetzt wurden, ergaben keine
eindeutigen Infektionswege. Auch Aussagen der Form "Wenn x, dann
Infektion" können nicht gemacht werden.
Obwohl es eher unwahrscheinlich scheint, kann nicht ausgeschlossen werden,
daß es immune Tiere gibt:
"Interestingly, disease does not develop in all exposed birds, which
suggests that some birds have an innate resistance, develop a protective
immune response, lack factors that are required for inducing the disease,
possess factors which prevent development of the disease, or develop a
carrier state. The fact that some exposed birds remain normal is good news
for the avicultural community." (1)
Nach Lage der Dinge ist es allerdings erheblich wahrscheinlicher, daß in
den Versuchen einfach ein spezifischer Infektionsweg, der für die
Verbreitung notwendig ist, nicht eingehalten wurde, und daß deshalb auch
exponierte Tiere nicht erkranken. Dieser Weg kann alles sein: ein
bestimmter Zwischenwirt, eine bestimmte Kontaktart, vielleicht wird sogar
nur irgendein Enzym oder eine chemische Verbindung benötigt, das z.B. im
Futter in den X-Kernen vorkommt, aber nicht in den Y- und Z- Kernen.

Inkubation
In (2) wird eine Inkubationszeit von 8 Jahren erwogen, aber auch kürzere
Fristen sind für akute Fälle bekannt. Es wird auch berichtet, daß ein
Partner eines Brutpaares gestorben ist, und in den 5 folgenden Jahren kein
Verlust auftrat. Es gibt direkt oder indirekt exponierte Vögel, die nicht
infiziert wurden, bzw. bei denen die Krankheit nicht ausbrach. Das heißt,
auch wenn die Tiere dem Virus ausgesetzt sind, müssen sie sich nicht
notwendig infizieren; falls sie dennoch infiziert sind, können sie Träger
und damit auch Multiplikator des Virus sein. PDD ist schon bei 10 Wochen
alten Babies nachgewiesen worden.
In klinischen Versuchen ergab sich dieses Bild: Nach direktem Kontakt mit
dem Virus trat im schlimmsten Fall der Tod innerhalb von 11 Tagen ein; im
längsten Verlauf dauerte es bis zum ersten Auftreten von Symptomen drei
Monate. In Beständen tritt PDD in dieser akuten Form manchmal bei vielen
oder allen Tieren zugleich auf, manchmal sterben einige Tiere und PDD
verschwindet wieder - kann allerdings nach 4 oder 5 Jahren wieder
aufzutreten. Hier ist zu mutmaßen, daß bei einige Tiere den Ausbruch der
akuten Form ohne sichtbare Anzeichen einer Infektion überstanden haben,
aber infiziert wurden, und an der chronischen Form von PDD leiden. Es
kommt in diesen Beständen auch vor, daß exponierte Tiere nicht infiziert
werden oder zumindest unsymptomatisch bleiben (3). Es kann als gesichert
gelten, daß auch symptomlose Tiere Träger sein und damit andere Tiere
infizieren können! (4)

5. Lebenserwartung
Es gibt ein subakute, ein akutes und ein chronisches Stadium. Fast alle
Tiere sterben innerhalb weniger Monate nach Auftreten der ersten Symptome.
(4)
Bei guter Pflege können infizierte Tiere, die das akute Stadium übergehen
oder überstehen, Monate oder auch Jahre überleben. Es soll Fälle geben,
bei denen sich die Tiere bei guter Versorgung wieder erholt haben; ich
würde aber vermuten, daß es sich hier um andere Krankheiten mit gleicher
oder ähnlicher Symptomatik gehandelt hat, da in keinem dieser Fälle PDD
zweifelsfrei nachgewiesen werden konnte (3). Bezweifelbar in diesem Sinne
ist die Aussage in (7), daß sich ein infizierter Teilbestand nach der
Separierung durch Futterumstellung völlig erholt hätte.
Als grobe Näherung kann gelten, daß die Lebenserwartung ab Auftreten der
ersten Symptome beim akuten Verlauf einige Tage bis Wochen beträgt, beim
chronischen ungefähr 5 Jahre.
Nach (1) sind alle Tiere, bei denen PDD gesichert festgestellt wurde, an
PDD bzw. an Sekundärerkrankungen gestorben.

6. Was kann für erkrankte Tiere getan werden?
Empfohlen werden Präventionsmaßnahmen und die Isolation der Tiere (2).
Nach (3) sollten exponierte Tiere auf keinen Fall vorschnell getötet
werden, da es eine gute Chance gibt, daß sie unsymptomatisch bleiben.
Trotzdem wird auch hier zur Quarantäne / Isolation geraten.
Zur Unterstutzung raten die meisten Berichte zu leicht verdaulicher,
energiereicher Kost, peinlichster Hygiene, zur Schaffung einer streßfreien
Umgebung und der Verhütung / Behandlung von Sekundärinfektionen.
In (4) werden undokumentierte Berichte angesprochen, nach denen einige
Tiere sehr gut auf Interferon ansprechen sollen. Lt. mdl. Auskunft eines
Veterinärs sei die Interferontherapie insofern ziemlich fraglich, als es
noch keinen dokumentierbaren längerfristigen Erfolg einer derartigen
Therapie gegeben habe.

7. Kommentar und Spekulation
Wie es sich darstellt, könnte PDD die "kommende" Seuche werden. Nach dem
ersten Auftreten in den 70er Jahren scheint die Anzahl der befallenen
Tiere exponentiell anzusteigen.
Das besonders Hinterhältige an dieser Krankheit ist ihre fast völlige
Systemlosigkeit. Typische PDD-Symptome können auch von anderen Krankheiten
ausgelöst werden, und auch symptomlose Vögel können Träger sein. Weiterhin
ist der Übertragungsweg als ziemlich ungeklärt einzuschätzen. Es ist zwar
unwahscheinlich, aber auch nicht auszuschließen, daß das Virus einen
Zwischenwirt braucht - wobei hier auch wieder fast alles in Frage kommt,
was kreucht und fleucht.
Wenn die Zwischenwirthypothese richtig ist, wäre es wichtig, diesen
Zwischenwirt zu kennen; andernfalls wäre es ebenso wichtig, einen
Zwischenwirt mit Sicherheit ausschließen zu können.
Da es meines Wissens noch keinen sicheren Antikörpertest gibt, könnte es
auch möglich sein, daß sehr viele Tiere den Virus in sich tragen, es aber
nur unter bestimmten Bedingungen zum Ausbruch der Krankheit kommt.
Es gibt keine Anzeichen dafür, daß PDD dem Menschen gefährlich werden
kann, und die Wahrscheinlichkeit der Übertrag durch den Menschen ist, wenn
überhaupt, dann wahrscheinlich bei weitem geringer als bei anderen
Krankheiten, wo schon verschleppte Staubpartikel reichen können.
Nach eigener bitterer Erfahrung würde ich allen, die sich einen Papagei
zulegen wollen, dringendst anraten, sich möglichst umfangreiche
Informationen über Verkäufer und/oder Züchter zu beschaffen. Wenn irgend
möglich, sollten sämtliche Vorbesitzer und der gesamte Lebensweg des
Tieres lückenlos dokumentiert sein. In den Beständen sollten seit
mindestens 5, besser noch seit 8 Jahren, keine PDD-Fälle aufgetreten sein,
und vor allem keine unerklärlichen Todesfälle. Das kann schwierig sein und
wird auch auf Unverständnis stoßen, aber es gibt meines Erachtens keine
andere Möglichkeit. Mißtrauen ist der beste Schutz des eigenen Bestandes.
Es ist zu raten, ein zugeflogenes Tier isoliert halten, und bei einem
Neuerwerb möglichst viel über den/die Vorbesitzer zu erfahren. Von einem
unbekannten Züchter oder Händler sollte man versuchen, im Kaufvertrag eine
schriftliche Bestätigung zu bekommen, daß der Bestand seit mindestens 5
oder besser 8 Jahren PDD-frei ist. Sicherlich werden viele Züchter oder
Händler das ablehnen, aber solange kein risikoarmer, preiswerter Test
existiert, scheint es die beste Prävention sein.
 
Hallo,
ich hatte meinen Beitrag hier reingestellt um den Unterschied zwischen PDD und Papillomatose dazustellen. Es handelt sich nicht um die selbe Krankheit.
Es tut mir leid, wenn das zu Verwirrungen geführt hat.
lg
Anita
 
@Kentara:

Wie Du inzwischen schon selbst angemerkt hast, ist Dein Posting nicht themenrelevant. Es geht bei diesem Topic ausdrücklich um Papillomatose - nicht um PDD. Aber auch hier gilt - wie bei allen tatsächlichen oder vermuteten Infektionserkrankungen: Separierung klinisch auffälliger Exemplare. Bestandsuntersuchung. Keine Neuaufnahme in belastete Bestände. Keine Abgaben aus belasteten Beständen.

Noch eine kleine Anmerkung von mir: Bitte bei geposteten Fremdbeiträgen (Zitaten) immer die vollständige Quelle angeben.

Gruß
Heidrun
 
@Scorpi:

Ja. Die geschilderten Präventionsmaßnahmen bei infektiösen Erkrankungen in Psittazidenbeständen sollten eine Selbstverständlichkeit sein. Sinn und (Schutz)Zweck derartiger Maßnahmen liegen auf der Hand und sind selbst ohne Detailkenntnisse leicht nachzuvollziehen. Trotzdem blieben/bleiben Empfehlungen zur Vermeidung von Infektionen (bisher) klinisch gesunder Vögel nachlesbar ohne Beachtung.

Gruß
Heidrun
 
Gefährdungspotenzial sowie Infektions- und Weiterverbreitungsrisiken sind bekannt (vgl. vorhergehende Postings nebst verlinkter Arbeiten/Studien/Empfehlungen)

Wenn derartige Handhabungen innerhalb der mehr oder weniger organisierten Abgabe- und Aufnahmeszene "Schule machen" (oder teilweise bereits gängige "Praxis" sind?), resultiert daraus ein letztlich kaum noch kontrollierbares Verbreitungsrisiko. Hinzu kommt, daß Infektionserkrankungen mit langen Inkubationszeiten und entsprechend (langer) klinischer Unauffälligkeit infizierter Exemplare (bei Ab- oder Weitergabe) eine vertikale und horizontale "Rückverfolgung" der Infektionswege erschweren.

Zur Klarstellung: Derart "unorthodoxe" und zu allen seriösen Empfehlungen im Widerspruch stehenden Vorgehensweisen (Stichwort: Nichtseparieren von infektiösen Erkrankungen betroffener Papageien) sind durch keine rechtliche Vorgabe (Ausnahme: sog. "meldepflichtige" Erkrankungen wie z. B. Psittakose / Verweis: Tierseuchengesetzgebung) reglementiert oder gar untersagt.

Ich hoffe trotzdem, daß meine - an objektiven Kriterien und nachprüfbaren Fakten orientierten – Ausführungen Anlaß zu einem im Sinne des Wohls der Gefiederten notwendigen Nach- und Umdenken sein werden.

Speziell in einem "Vogelforum" (wo sonst?) müssen derartige Dinge in sachlich-objektiver Weise an- und ausgesprochen werden (dürfen/können).

Gruß
Heidrun
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Zum noch besseren Verständnis im Anhang eine sehr vereinfachende Grafik.

Gruß
Heidrun
 

Anhänge

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@Kentara:

Wie Du inzwischen schon selbst angemerkt hast, ist Dein Posting nicht themenrelevant. Es geht bei diesem Topic ausdrücklich um Papillomatose - nicht um PDD. Aber auch hier gilt - wie bei allen tatsächlichen oder vermuteten Infektionserkrankungen: Separierung klinisch auffälliger Exemplare. Bestandsuntersuchung. Keine Neuaufnahme in belastete Bestände. Keine Abgaben aus belasteten Beständen.

Noch eine kleine Anmerkung von mir: Bitte bei geposteten Fremdbeiträgen (Zitaten) immer die vollständige Quelle angeben.

Gruß
Heidrun

Hallo Heidrun.
hier noch mal den Rest vom Text mit den Quellenangaben. Ich habe nichts persönliches dazu geschrieben, noch habe ich den Text geändert.
Es gibt keine Anzeichen dafür, daß PDD dem Menschen gefährlich werden
kann, und die Wahrscheinlichkeit der Übertrag durch den Menschen ist, wenn
überhaupt, dann wahrscheinlich bei weitem geringer als bei anderen
Krankheiten, wo schon verschleppte Staubpartikel reichen können.
Nach eigener bitterer Erfahrung würde ich allen, die sich einen Papagei
zulegen wollen, dringendst anraten, sich möglichst umfangreiche
Informationen über Verkäufer und/oder Züchter zu beschaffen. Wenn irgend
möglich, sollten sämtliche Vorbesitzer und der gesamte Lebensweg des
Tieres lückenlos dokumentiert sein. In den Beständen sollten seit
mindestens 5, besser noch seit 8 Jahren, keine PDD-Fälle aufgetreten sein,
und vor allem keine unerklärlichen Todesfälle. Das kann schwierig sein und
wird auch auf Unverständnis stoßen, aber es gibt meines Erachtens keine
andere Möglichkeit. Mißtrauen ist der beste Schutz des eigenen Bestandes.
Es ist zu raten, ein zugeflogenes Tier isoliert halten, und bei einem
Neuerwerb möglichst viel über den/die Vorbesitzer zu erfahren. Von einem
unbekannten Züchter oder Händler sollte man versuchen, im Kaufvertrag eine
schriftliche Bestätigung zu bekommen, daß der Bestand seit mindestens 5
oder besser 8 Jahren PDD-frei ist. Sicherlich werden viele Züchter oder
Händler das ablehnen, aber solange kein risikoarmer, preiswerter Test
existiert, scheint es die beste Prävention sein.

Zum Schluß nochmals die Bitte: Falls sich neue Aspekte, Therapie- oder
Präventionsmaßnahmen ergeben, wäre ich für eine Nachricht sehr dankbar.
Das gilt auch für Krankheitsverläufe, bei denen vielleicht ursprünglich
ein PDD-Verdacht bestanden hat, der aber später entkräftet wurde.

8. Quellen
(1) http://www.mecca.org/~rporter/PARROTS/no_pds.html
Ohne Angaben.
(2) http://www.multiscope.com/hotspot/pdd.htm
Hannis L. Stoddard, III, DVM: "Proventricular Dilatation Disease (PDD)"
(3) http://parrotplay.com/articles/BransonRitchiePDDupdate.htm
Branson W. Ritchie, DVM, PhD; Christopher R. Gregory, et al. (Psittacine
Disease Research Group: "Progress in Preventing PDD, Polyomavirus and PBFD
Virus from 1998 MARE proceedings."

(4) http://www.mecca.org/~rporter/PARROTS/pds.html
Christopher Gregory et. al. (Psittacine Disease Research Group):
"PROVENTRICULAR DILATATION SYNDROME". Reprinted in part from material
submitted for publication to the Journal Association of Avian
Veterinarians, o.A.
(5) http://www.voren.com/96-10-01.htm
Voren, H.: "Proventricular Dilatation Disease", aus: Breeder Q & A, Bird
Breeder Magazine, October 1996.
(6) http://www.lbah.com/Avian/proventricular_dilatation.htm
(O.A,): "Proventricular Dilatation Syndrome" Logo des Long Beach Animal
Hospital

(7)
http://www.avianmedicine.com/reference/newsletter/avianexaminer/content/0027.htm
Harrison, Greg J.: "Use of Harrison's in Neuropathic Gastric Dilatation
(NGD) Cases"
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Wenn die Erkrankung tatsächlich diagnostiziert wurde

Dann ist es mir unbegreiflich ,daß selbige Vögel nicht sofort mit allen Kontaktvögeln isoliert werden .

Ich kann es weder begreifen noch nachvollziehen was für Gründe es gibt dieses zu unterlassen .

Genauso befremdlich finde ich das wenige allgemeine Interesse an dieser Problematik

Frage: " Woher stammt das Wissen eigentlich?"
 
Frage: " Woher stammt das Wissen eigentlich?"

Das "Wissen" resultiert ausschließlich aus Eigenangaben der Betreiberin eines Papageienhofes/Tierheims. Diese Angaben wurden (von ihr selbst) in einem öffentlich zugänglichen (Kakadu-)Forum per Posting niedergeschrieben. Von mir gepostete Zitate der betreffenden Textpassagen sind (aus welchen Gründen auch immer) in den VF nicht erwünscht. Die Texte hatten weder beleidigende noch in anderer Weise zu beanstandende Inhalte – wie denn auch: sie wurden schließlich von der Betreiberin selbst verfaßt. Eine kurze Schilderung des Sachverhaltes (ohne die Verwendung der Zitate) mit dem wesentlichen Hinweis darauf, daß es sich um zwei an Kloaken-Papillomen und Papillomen im Rachen erkrankte Aras handelt und die Tiere sich (lt. Angabe der Betreiberin) in Gruppenhaltung befinden, wurde ebenfalls durch die Moderation entfernt. Schon merkwürdig: Was die betreffende Betreiberin anderswo höchstselbst und öffentlich schreibt, ist in den VF sowohl als Zitat als auch Kurzschilderung (obwohl thematisch durchaus von Belang) offensichtlich Tabu. Angebrachter wäre es, in Bezug auf Prävention vor/bei infektiösen Erkrankungen der Gefiederten mit "Sicherheitsstufe 1" zu reagieren.

Gruß
Heidrun
 
Gibt es Heilung ?

Wie ist die heutige fachärztliche Beurteilung dierser Erkrankung ? Gibt es Heilung? Oder muss davon ausgegangen werden das einmal erkrankte Tiere immer ,daß heißt solange sie leben Ausscheider sein können bzw.sind ?
 
Thema: Papillomatose und Präventionsmaßnahmen

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