Bourkesittich mit Leukose

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SteffNau

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Hallo liebe VogelfreundInnen!

Was für ein Scheißtag.

Meine Freundin hatte heute unsere Tierärztin, Frau Angelika Wedel, zu uns nach Hause geholt, weil ihr der Zustand unseres Bourkesittichhahns Juri nicht gefallen hatte.

Eigentlich ist sein Verhalten unauffällig - er frisst gut und mit Spaß, sein Stuhlgang ist in Ordnung, er zankt und schnäbelt mit seiner Henne Lissi und ist auch außerhalb des Käfigs so agil wie immer.

Allerdings hatte er seit einiger Zeit die Neigung, schief zu sitzen und da er heute offenbar auch Probleme hatte, den Fuß einzuziehen, kam es zur Kontaktaufnahme mit der Ärztin.

Das wesentliche Merkmal bei der Untersuchung war eine deutliche Schwellung des Unterbauchbereichs. Diese ist mir zwar auch schon einige Zeit aufgefallen, aber wir hatten traurigerweise immer gedacht, ui, das Jurchen steht ja gut im Futter.

Beim Krallenschneiden hatten wir dann versucht, darauf zu achten, ob er tatsächlich einen Fettansatz aufweist. Den fanden wir nicht, und so war für uns alles OK, zumal ja auch das Verhalten keinen Anlass zur Sorge gab.

Die Ärztin hatte diese Schwellung (inkl. des Erscheinungsbildes der Haut zwischen den Federn) nun untersucht und letztlich die oben genannte Diagnose gestellt.

Die Leukose hat offensichtlich einen Tumor verursacht, der Leber, vielleicht auch Niere befallen und zu einer markanten Schwellung des Bauchraums geführt hat.
Diie Ärztin vermutet in dem Zusammenhang, dass der Tumor inzwischen auf den Ischiasnerv drückt, was Juris Probleme beim Sitzen erklären könnte.

Leukosen bei Ziervögeln sind unheilbar, die Prognose liegt bei unter einem Jahr restlicher Lebensdauer nach Entdeckung der Infektion, und bei Juri ist die Erkrankung schon fortgeschritten :traurig:.

Unsere Bourkehenne wurde natürlich gleich mit untersucht, aber bei ihr war zunächst kein Befund festzustellen.

Nun ist Leukose aber ansteckend, weil durch Viren übertragen.

Deshalb haben wir folgende Fragen:

1) Die Krankheit zwängt ja anscheinend zunehmend die inneren Organe ein. Wenn wir schon nicht helfen können, möchten wir aber dafür sorgen, dass Juri nicht mehr Beschwerden als unumgänglich hat.
Wäre es sinnvoll, eine Art 'Schonkost' zu verfüttern, mit der der Magen-Darm-Trakt entlastet wird?
Oder sollten wir für die Zeit, die es braucht, einfach noch mal das geben, was er mag (er futtert total gerne, und den Spaß dabei kann man ihm ansehen)?

2) Wenn unser Juri irgendwann gestorben sein sollte, wäre Lissi ja alleine. Das kennt sie nicht, Juri und Lissi waren immer zusammen (sie sind jetzt fünfeinhalb Jahre alt).
Nun wäre natürlich der erste Impuls, dass wir einen neuen Partner für Lissi besorgen müssen. Aber wäre das nicht total fahrlässig, denn selbst, wenn Lissi nicht erkranken sollte, so könnte sie doch die Viren übertragen und den Neuankömmling infizieren. Wie schätzt ihr das ein? Müsste Lissi notgedrungen dann ohne Partner auskommen?

3) Wie sieht es mit uns Menschen als potenziellen Virusträgern aus? Wir haben bei uns im Wald ein Freigehege mit einigen recht zutraulichen Vögeln. Außerdem sind wir sehr oft im Berliner Zoo, wo wir bislang gerne mit einigen Piepern geschäkert haben (Gefieder kraulen, am Finger knabbern lassen o.ä.).
Ich vermute, dass es nicht reicht, sorgfältig die Hände zu waschen.
Die Konsequenz kann demnach nur sein, bis auf weiteres jeden direkten Vogel-Kontakt außerhalb der Wohnung zu vermeiden, oder?

Wenn Euch noch zusätzliche Ratschläge einfallen sollten, wäre es schön, wenn Ihr sie uns mitteilen würdet.

Die künftige Zeit für Juri und Lissi soll so schön sein, wie es halt geht, und wir möchten keine anderen Tiere gefährden.

Danke und noch einen schönen Abend,
Steffen
 
Hallo Steffen,

wie wurde die Diagnose gestellt, nur anhand der Sympthome, wurde ein Virusnachweis gemacht z.B. durch eine Kotuntersuchung? Wurde Lissi auch dahingehend untersucht? Wurden Chlamydien, Mykobakterien ausgeschlossen?

Ich würde Juri keine Schonkost verabreichen, bzw. ich würde fette Saaten vermeiden, aber ansonsten laßt ihn fressen, wenn er doch so gerne futtert.

Ich glaube nicht, dass Ihr diesen Virus übertragen könnt, da diese Viren meist sehr spezifisch auf ihren Wirt beschränkt sind.
 
Hallo Susanne,

danke für das schnelle Feedback!
Ich war ja leider während der Untersuchung nicht anwesend, da sie tagsüber stattfand.
Soweit ich der Beschreibung meiner Freundin entnehmen konnte, hatte sie bei Juri die Beschaffenheit der Bauchraum-Schwellung als solche untersucht sowie die Federn befeuchtet, um bessere Durchsicht auf die Haut zu erhalten. Das Erscheinungsbild der Haut über der Schwellung ging also ebenfalls in die Diagnose ein.
Somit war es offenbar eine Diagnose anhand äußerlicher Symptome, es wurde nichts in Richtung Labor unternommen.
Auf welche Weise Lissi untersucht wurde, weiß ich nicht im Detail, aber immerhin hat sie ja im Gegensatz zu Juri keine erkennbaren Symptome.

Generell würde ich auch denken, dass eine Labordiagnostik präzisere bzw. detailliertere Erkenntnisse liefern kann.
Andererseits ist Frau Dr. Wedel eine erfahrene Vogelspezialistin, vermutlich sind die sichtbaren Befunde bei Juri inzwischen so eindeutig :traurig:, dass eine Laboruntersuchung nicht mehr nötig ist.

Gruß,
Steffen
 
Hallo Steffen,

es ist doch aber möglich, dass aus einem anderen Grund sich ein Tumor gebildet hat. Am lebenden Vogel kann man so nur eine Verdachtsdiagnose stellen. Man kann beim Vogel den Virusnachweis erbringen anhand des Plasmas, Serums, des Kots, des Speichedrüsensekrets, der Federpulpa oder des Eiklars im frisch gelegten Ei. Es wäre also relativ einfach anhand einer sich noch im Wachstum befindenden frisch gezupften Feder oder des Kots nachzuweisen ob wirklich Leukose im Spiel ist. Das wäre ja auch wichtig zu wissen, um später der kleinen Lissi wieder einen Partner dazuzusetzen.
 
Hallo Steffen,

ich würde Dir dringend empfehlen, eine zweite fachtierärztliche Meinung einzuholen und die Diagnose durch einen Laborbefund absichern zu lassen.

Ich schicke Dir gleich eine Empfehlung per Pn.

Liebe Grüsse und ganz fest gedrückte Daumen für Juri.
 
Hallo Mariama,

danke für Deinen guten Tipp! Du hast grade von mir in der Sache auch eine PN bekommen.
Zum Glück hat man hier in Berlin ja die Möglichkeit, mehrere vogelkundige Tierärztinnen konsultieren zu können.

Viele Grüße,
Steffen
 
Hallo zusammen,

die Sache hat sich doch noch zum Guten gewendet!

Nachdem bei unserem Bourkesittichhahn Juri Anfang Oktober zunächst Leukose diagnostiziert wurde und wir anschließend hier im Forum den dringenden Rat bekommen hatten, ein Zweitgutachten einzuholen, sind wir an meinem ersten Urlaubstag zur Praxis von Frau Dr. Kling gefahren.

Auch Lissi, unser Hennchen, war dabei, weil wir beiden Vögeln nicht den Stress des ungewohnten Alleinseins zumuten wollten.

Das war auch ganz gut so, weil Frau Kling relativ bald den springenden Punkt erkannt hatte: Unsere Vögel waren beide recht deutlich übergewichtig.

Hähne der Bourkesittiche sollen um die 48 g auf die Waage bringen, Hennen nur 44 g.
Unsere beiden Wuchtbrummen hatten aber 65 bzw. 51 g auf den Rippen.

Wir hatten sie offenbar bislang immer zu üppig ernährt, was aber erst nach unserem Umzug im Frühjahr richtig negativ zum Tragen kam, weil sie in der alten Wohnung recht aktiv waren, die neue Wohnung aber nur seeehr zögernd angenommen hatten - entsprechend niedriger ist ihr Kalorienverbrauch in den letzten Monaten offenbar auch gewesen.

Jurchen wurde bei der Gelegenheit auch geröntgt, da die hervorstehende Beule im Bauchhöhlenbereich natürlich auch der Ärztin aufgefallen war.

Das Resultat war erschreckend, denn die Leber war auf das etwa Dreifache angeschwollen, so dass Luftsäcke und Herz schon eingeengt wurden! 8o

Von uns darauf angesprochen, dass die Erstdiagnose in Richtung Leukose ging, meinte Frau Kling, dass man das nicht ad hoc ausschließen könne, zuallererst aber beide Vögel eine strenge Diät halten müssen, um von dem fatalen Übergewicht herunter zu kommen - auch sollten wir sie dezent, aber wirksam auf körperlichen Trab bringen (zumindest bei Jurchen riet sie aber zur Vorsicht, weil das Herz-Kreislaufsystem durch die Leberschwellung labil geworden war).
Homöopathische Tropfen hatten wir ebenfalls erhalten, die will ich nicht unter den Tisch fallen lassen.

Zuhause angekommen, setzten wir die Anweisungen der Ärztin um bzw. die Vögel auf Magerkost: Keine Hirse und keine Knabberstangen mehr, wenig Körner (etwa halbe Ration auf 2 Portionen am Tag verteilt) und Obst sowie Gemüse für zwischendurch.

Die armen Pieper müssen böse Kohldampf geschoben haben, zumindest haben sie ihr Verhalten sehr bald markant geändert - sie sind nämlich sprunghaft viel aktiver geworden, um überall auf dem Boden nach Futter zu suchen (einige Körner haben wir immer auf dem Boden verstreut, um sie wie in der alten Wohnung zum Äsen zu animieren).
Ganz nebenbei fingen sie auch endlich mal damit an, das Zimmer aktiv zu erkunden und allerlei Döntjes zu machen.

Kurz und gut, sie (und vor allem Jurchen!) wirkten alles andere als krank oder gehandicapt, sondern blühten richtig auf.

Auch das Problem, weswegen wir vor sechs Wochen überhaupt die erste Untersuchung hatten machen lassen, verschwand, da Juri wieder in der Lage war, seinen rechten Fuß beim einbeinigen Sitzen wieder einzuziehen.

Am Freitag waren wir dann wieder bei Frau Kling zur nächsten Visite - und was soll ich sagen, beide Vögel hatten großartig an Gewicht verloren!
Juri hat nur noch 50 g und Lissi noch 46 g, damit sind beide wieder dicht an das 'Normalgewicht' herangekommen.

Überdies war die noch vor drei Wochen so deutliche Körperschwellung bei Juri praktisch völlig verschwunden, von einem bösartigen Lebertumor bzw. Leukose kann also überhaupt keine Rede sein. Dies hatte uns die Ärztin auf Nachfrage auch noch einmal explizit gesagt.

Letztendlich sind unsere Pieper also noch mal gut davon gekommen, wenn wir als ihr Futterpersonal es künftig besser verstehen, sie angemessen zu ernähren und ihr Gewicht regelmäßig zu kontrollieren.

Vor allem möchten wir uns auf diesem Weg auch noch mal ganz herzlich bei allen bedanken, die uns geraten haben, eine zweite Untersuchung in einer anderen Tierarztpraxis machen zu lassen.

Wenn wir die erste, schlimme und zum Glück offenbar falsche Diagnose hingenommen hätten, wäre das wirkliche Problem des Übergewichts der Vögel gar nicht erkannt worden, bis die Folgen davon vielleicht tatsächlich irreparabel geworden wären...

Eine schöne Woche wünscht
Steffen
 
Ich habe Deinen Beitrag jetzt erst entdeckt, da ich mich bei den Krummschnäbeln selten aufhalte.
Ich danke dir für deinen offenen Beitrag über den Vergleich der beiden Ärztinen der anderen Berlinern auch ein Hinweis sein dürfte was ich schon seit "jahrzehnten" weiß.
Auch ich konsultierte früher Anfang der 90ziger Frau Dr. Wedel, da es Sonja da noch nicht gab. Auch ich war nicht immer zufrieden, aber eine andere Anlaufstelle außer Dr. Göbel gab es damals nicht.
Seit dem ich jetzt wieder in die "Zucht" eingestiegen bin, bin ich mit jedem meiner Neuzugänge bei Sonja vorstellig geworden, die ich durch das IN entdeckte.
Es handelt sich ausnahmslos um Vögel der Klasse 8 bis 20 Gramm :D, sie ist also wirklich eine alround Talent und nicht nur für Sittiche und größeres zuständig.
Ich bin ganz sicher das deinen Vögeln noch ein langes Leben beschieden ist und freue mich das Du den Mut hattest zu wechseln und dies so detailliert zu schildern :bier:
 
Hallo Steffen,

Deine guten Nachrichten freuen mich sehr! :beifall:

Liebe Grüße und alles Gute weiterhin für Lissi und Juri
 
Hallo Steffen,

Das erste Untersuchungsergebnis hatte mich damals schon irritiert. Mir ist auch mal ein Vogel an Leukose gestorben und ich weiß daß man das exakt nur durch eine Blutuntersuchung feststellen kann.
Ich hatte mich nicht dazu geäußert, hielt aber die Diagnose aufgrund der von Dir geschilderten Untersuchung für sehr zweifelhaft.
Natürlich hat ein Tierarzt bei einem Hausbesuch nur wenig Möglichkeiten wirklich richtig zu arbeiten. Von daher auch ein wenig Verständnis für die falsche Diagnose. Du hast sicherlich auch erkannt daß es besser ist in die Praxis zu fahren, die Möglichkeiten für den Tierarzt sind da doch ungleich höher. Keine Bange, die Piepser stecken so was gut weg, schließlich bist Du ja dabei und somit haben sie weniger Angst.
 
Hallo Steffen,

ich freue mich sehr, dass es den Beiden so gut geht und dass sich die erste Diagnose nicht bewahrheitet hat. Ich habe auch zwei Bourkesittiche in meinem Vogelzimmer und bin immer wieder begeistert, wenn sie mich morgens mit einem leisen Zwitschern wecken. Es sind einfach bezaubernde Vögel.
 
...Natürlich hat ein Tierarzt bei einem Hausbesuch nur wenig Möglichkeiten wirklich richtig zu arbeiten. Von daher auch ein wenig Verständnis für die falsche Diagnose....

Habe ich absolut nicht, denn wenn "meine" Vogelärztin zu einem Hausbesuch kommt, hat sie ihr Köfferchen bei wo alles drin ist um Proben vor Ort zu entnehmen und sie dann in's Labor zu schicken.
Wenn sie einen unsicheren Fall hat, schlägt sie das auch sofort vor, um eine Diagnose abzuklären :+klugsche, bzw. würde einen in die Praxis beordern.
Von daher habe ich für so etwas 0 Verständnis :nene:
 
Thema: Bourkesittich mit Leukose
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