Diskussion: Strahlentherapie; Chemotherapie

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Le Perruche

Le Perruche

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Hallo,

aufgrund einer Zubildung am Schnabel musste unsere Nymphensittichhenne operiert werden. Ein bösartiger Tumor konnte nicht ausgeschlossen werden. Daraus ergab sich die Frage, welche Maßnahmen in diesem Fall zu ergreifen wären.

Als mögliche Behandlungsmethoden nach der operativen Entfernung der Zubildung, wurden Strahlen-, bzw. Chemotherapie angesprochen. In unserem Fall wäre aufgrund der Lokalität der Zubildung eher eine Strahlentherapie in Frage gekommen. Die Therapie hätte über einige Wochen mehrmals die Woche durchgeführt werden müssen.

Da es noch nicht viele Kliniken gibt, die diese Therapie durchführen können, hätte der Vogel für mehrere Wochen stationär aufgenommen werden müssen.

In unsererm Fall ergab die histologische Untersuchung glücklicherweise, dass es sich nicht um einen bösartigen Tumor handelt.

Dennoch mache ich einmal diesen Thread auf, obwohl ich selbst zum Glück keine eigenen Erfahrungen beisteuern kann. Über dieses Thema gibt es aber relativ wenig zu lesen, so dass es sehr interessant wäre, wenn über Erfahrungen mit Strahlen- oder Chemotherapie bei Vögeln berichtet würde. Wie steht ihr allgemein zu dieser Therapiemöglichkeit?
 
Huhu Le Perruche,

schwierig, sehr schwierig.
Bei unseren Vögeln stand ich zum Glück noch nicht vor dieser Wahl, aber die sind auch noch alle sehr jung.
Allerdings ist mein erster Hund an einem üblen Sarkom verstorben (Metastasen schon überall, Primärtumor saß im Rippenfell, da ging gar nix mehr) und vor 5 Wochen hatte ich einige schlaflose Nächte. Unsere ältere Hündin, 12 Jahre, hatte einen extrem schnell wachsenden Tumor an einer Zitze. Der war innerhalb von 2 Wochen von Linsengröße auf Pflaume gewachsen. Zum Glück war es nur eine Zyste und Foxie hat alles gut überstanden.

Was Prinzipielles:
Eine Chemo und/oder Bestrahlung ist selbst für Menschen eine Tortur, aber ein Mensch hat bei der Schinderei (ich weiß, wovon ich tippe) wenigstens die Hoffnung auf Heilung vor Augen.
Die hat ein Tier nicht. Es wird aus seinem Schwarm, seinem Rudel, seiner vertrauten Umgebung gerissen und weiß eigentlich nicht, warum. Dazu die Schmerzen.
Meiner Meinung nach gilt es hier, genau abzuwägen.
Ist das Tier noch jung und bestehen gute Chancen auf vollständige Ausheilung, würde ich darüber nachdenken, egal ob Vogel oder Säuger.
Ginge es bei einem alten Tier um reine Lebensverlängerung, würde ich persönlich lediglich lindern, und wenn das gar nicht oder nicht mehr geht - kann man dem Tier weiteres Leid ersparen.
Boah, was hab ich geheult bei unserem Hund, denn ich bin bei seiner letzten Reise dabei gewesen.
Auch das gehört zur Haustierhaltung, wer es im Ernstfall nicht kann, sollte sich Plüschtiere in die Vitrine stellen und nur zum Kuscheln rausnehmen.
(Ja, harte Ansicht, weiß ich. Da stehe ich aber zu.)

LG
Inez
 
Eine Chemo und/oder Bestrahlung ist selbst für Menschen eine Tortur, aber ein Mensch hat bei der Schinderei (ich weiß, wovon ich tippe) wenigstens die Hoffnung auf Heilung vor Augen. Die hat ein Tier nicht. Es wird aus seinem Schwarm, seinem Rudel, seiner vertrauten Umgebung gerissen und weiß eigentlich nicht, warum. Dazu die Schmerzen.

Genau aus diesem Grund haben wir damals bei unserer alten Katze entschieden, keine Chemo durchführen zu lassen. Nach der Diagnose lebte sie noch etwa ein Vierteljahr "normal" mit Lebensfreude, soweit wir das beurteilen konnten. Als sie dann sichtlich litt und das Futter verweigerte, war der Tag des traurigen Abschiedes gekommen.

Und bei unserer Edelpapageihenne riet uns der Vogelspezialist sowieso gleich ab, irgendetwas in dieser Richtung zu unternehmen, da es sinnlos sei. Zwei Monate später war ihr Leiden zu Ende. :traurig:
 
Ich würde mich bei einem Tier wohl auch dagegen entscheiden, da es im jetzt und hier lebt und eben nicht weiss, dass es ihm vielleicht in ein paar Wochen kurzfristig etwas besser gehen wird. Ich habe einige Tiere kennen gelernt, die diesen Leidensweg Chemo/Bestrahlung durchmachen mussten, ihnen ging es wochen- und monatelang sehr sehr schlecht. Auch vom Wesen her veränderten sie sich. Es war keine Freude mehr zu sehen, diese Lust auf Leben wie erloschen. Geheilt wurden sie alle nicht, aber tagtäglich ein Tier leiden zu sehen und zu wissen, dass der Tod nur kurzfristig nach hinten hinausgeschoben wird - das könnte ich mit meinem Gewissen und meiner Liebe zu meinen Tieren nicht vereinbaren. Ich habe leider auch Menschen begleitet, die unsäglich unter den Therapien gelitten haben, ich weiss gar nicht, ob ich mich selbst dafür entscheiden würde. Es ist eine Sache der genauen Abwägung. Mein altes Kaninchen z.B. hatte einen riesen Blasenstein. Es stand 50:50, ob es die Narkose überlebt. Schafft es die Narkose, wäre die Prognose sehr gut gewesen. Unbehandelt wäre es ein paar Tage später durch den Harnanstieg in die Niere gestorben. Ich habe die OP durchführen lassen. Das war vor 2 Jahren. Das Kaninchen hat es geschafft, der Stein war so gross wie eine Muskatnuss und bis heute ist es topfit. Aber da gabs eine gute Prognose und ein super Schmerzmanagement. Bei einem bösartigen Tumor hätte ich die OP eventuell auch durchführen lassen, wenn sonst keine Metastasen vorhanden sind. Eine Bestrahlung oder Chemo wäre jedoch nicht für mich in Frage gekommen, weil die Nebenwirkungen für ein Kaninchen einfach zu heftig gewesen wären. Und das glaube ich auch bei Vögeln. Es wird ja Gewebe zerstört, der Organismus mit Gift schwerst belastet.

Solange es dem Tier noch gut geht, sollte man es verwöhnen. Immerhin haben wir die Möglichkeit, bei unseren Tieren ein langes Leid zu verhindern. Loslassen tut sehr weh, aber auch das gehört zur Verantwortung, die man mit dem Lebewesen übernommen hat. Wenn das Leben nur noch mit Schmerzen, Leid, Zwangsfütterung und ohne Aussicht auf Heilung besteht, lasse ich los. Auch wenn es mir mein Herz fast zerreisst. Das bin ich meinem Liebling schuldig.
 
Hallo!

Tja, viel gibt's da ja eigentlich nicht mehr zu sagen.
Selymi :zustimm:, Karin :zustimm:

Wochenlang stationär, gequält von fremden Leuten, ohne den Sinn zu verstehen? Das hinterläßt bei einem Menschen, der es irgendwann verstandesmäßig erfassen kann, schon Spuren, wieviel dann erst bei einem Tier?

Unser Hund war letztens nur drei Tage im Krankenhaus und war nachher wirklich verstört. Was hatten wir dem wehrlosen Tier da angetan?

Nee, Schmerztherapie ja, aber mehr nicht! Und am Ende darf das Tier im gewohnten Umfeld, bei den Menschen, denen es vertraut, friedlich einschlafen.

Das Leben an sich ist tödlich. Es fällt uns naturgemäß sehr schwer, das zu akzeptieren. Ändert aber nix.

Liebe Grüße
Birgit
 
Hallo,

ja, die Gedanken, die hier angesprochen wurden, haben auch uns beschäftigt. Klar ist für mch die Entscheidung, wenn sich das Tier bereits am Ende der zu erwartenden natürlichen Lebensdauer steht. Da wird man sicher leicht einen Konsens finden. das die Maßnahmen überwiegend palliativ sein sollten.

Nicht so eindeutig wie hier in den Beiträgen, scheint mir die Entscheidung, wenn eine Strahlen-, Chemotherapie als kurative Therapie verstanden wird, in deren Ergebnis noch ein mehrjähriges Leben möglich ist. Das Leben ist tödlich, das stimmt. Aber vielleicht später.

Ich bin sehr dafür, wenn in der Tiermedizin die Möglichkeiten der Behandlung immer vielfältiger werden. Wenn bspw. eine Strahlentherapie immer feiner an das jeweilige Tier angepasst werden kann.

Die Dauer einer Behandlung über mehrere Wochen wäre für mich eher keine Ausschlusssituation. Es gibt auch andere Behandlungen, bspw. Entgiftung, die sich über einen längeren Zeitraum hinziehen und belastend für den Organismus sein können.

Fraglich für mich wären zur Zeit die Auswirkungen der Strahlung auf den Organismus und die Problematik, dass zu jeder Bestrahlung der Vogel zuvor sediert werden müsste. Übersteht der Vogel das?

Zusammengefasst meine ich, dass eine solche Therapie gerechtfertigt ist, wenn die Verlängerung der Lebensdauer mehrere Jahre beträgt.

Vielleicht kann doch noch jemand über seine Erfahrung in diesem Thema berichten. Wie haben die Vögel die Therapie verkraftet? Wie war der Erfolg der Therapie?
 
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