Ich werde aber nie verstehen, dass Töten Verantwortung heißen kann.
Doch, Dagmar. Du tötest, um eine Krähe durchzufüttern. Du tötest oder läßt töten, um einem Tier Leid zu ersparen. Du tust es, weil Du für
ein bestimmtes Tier Verantwortung übernommen hast. Du tust es ungeachtet der Zahl einzelner anderer Tiere, die für Dich ja gleichwertig sind, die Du für dieses eine Tier opfern mußt. Du stehst dahinter, obwohl Du Dich "unwohl" fühlst wegen des Mehlwurms, den Du verfütterst oder des Lungenwurms, den Du tötest. Im Grunde kommt es also darauf an, wer "das Rennen macht", als Individuum in Deine Obhut zu kommen. Krähe oder Heimchen. Amsel oder Regenwurm. Wer hat wohl immer die besseren Chancen ?
Es geht Dir also um das Motiv, warum man etwas macht. Gib' dem Menschen einen überzeugenden Grund, und er ist zu allem fähig. Auch dazu, lebende Mäuse an einen Greifvogel zu verfüttern. Und warum ? Damit dieses Individuum mit oft mehr als zweifelhaften Chancen in die Luft steigt ?
Natürlich mußt Du nie die Notwendigkeit der Jagd einsehen. Du bist nicht damit konfrontiert, Dich in einer vom Menschen gestalteten Umgebung um ein wie auch immer geartetes Gleichgewicht zu kümmern, ohne das(s) Wildtiere verelenden. Du verdammst auch Tiere zum Leben, die in einer "urbanisierten" Landschaft sonst keine Chance gehabt hätten. Alles aus verständlichen Gründen.
Für den Menschen kann man keine "natürliche Selektion" fordern, weil wir ihn als Individuum begreifen, so wie Du das Tier, das Du mit jedem erdenklichen Aufwand versorgst. Möglich, daß es der Erde ohne diese Auffassung besser ginge, aber es führt ethisch kein Weg zurück. Wie sollte der aussehen ?
Die Evolution greift sehr langfristig, weit über den Zeitraum, den ein paar Generationen überblicken können, hinaus. Wie Karin (sinngemäß) schrieb, es spielt keine große Rolle, ob der Kiebitz in 5 oder 50 Jahren ausstirbt und ob wir deshalb Krähen bejagen - oder aufpäppeln. Es gibt keine Alternative zum Erhalt eines nachhaltigen Lebensraumes. Vielleicht hat mancher Jäger das noch am ehesten begriffen. Er
lebt habe ich jedenfalls am häufigsten bei einem Jäger, daß er de facto aktiv ein größeres, zusammenhängendes Biotop gestaltet. Da sollte der NaBu, der die Jagd ja nicht grundsätzlich ablehnt, lieber 'mal Land pachten und anfangen, es vorzu
machen, wie er sich die Umsetzung seiner Stellungnahmen vorstellt.