Handaufzucht

Diskutiere Handaufzucht im Forum Vogelschutz im Bereich Allgemeine Foren - Hi, sicher stöhnt jetzt so mancher auf, weil dieses Thema schon seeehr breit getreten wurde... :p Und eigentlich dachte ich, die Sache...
Kann mich den Anderen weiterhin...

...nur anschließen.

Würde es nur Naturbruten geben (Wildfänge lehne ich generell ab), dann wüßten die Interessenten, was auf sie zukommt und so manch einer würde sich das nochmal überlegen, mit der Anschaffung.

Das denke ich auch.
Denn es werden bei einer Naturbrut schon gewisse Anforderungen an den zukünftigen Besitzer gestellt, die er bei einer HZ komplett umgehen kann.

Wo wir wieder beim Akt der Bequemlichkeit des Menschen angekommen sind.

Dies ist mit Sicherheit nicht in allen Fällen so, aber leider in den Meisten.



Keiner kauft sich eine Handaufzucht, um sie zu resozialisieren , was übrigens in Paarhaltung im Wohnzimmer absolut unmöglich ist.

dem möchte ich nicht ganz zustimmen.
Es gibt genügend (dazu habe ich auch mal gezählt) Menschen, die sich schon unter dem Aspekt einen oder gleich zwei Papageien kaufen, um ihn möglichst artgerecht mit einem Partner leben lassen möchten.

Nun kommen aber wieder die Züchter ins Spiel.

Als zukünftiger Vogelhalter, der gewillt ist möglichst Alles richtig zu machen, damit in Zukunft keine evtl. Verhaltenstörungen auftreten, vertrauen auf die Aussage eines Züchters.

Handaufzuchten sind trotz extremen Menschenbezugs problemlos zu verpaaren/vergesellschaften, wenn dies Beizeiten (möglichst vor Eintritt in die Geschlechtsreife), unter Einhaltung gewisser Kriterien usw.geschieht.
Darauf vertraut ein Laie verständlicher Weise, weil es ihm ein Fachmann sagt.
Und trotz Internet, Medien usw. wird auch hier die Handaufzucht der Vögel immer noch als absolut problemlos dargestellt. Vorausgesetzt es wird Einiges beachtet.

Das dem nicht so ist, bemerken die Einen früher, die Anderen später.

Ich möchte hier als Beispiel nochmals meinen ersten Papagei anbringen.

Ich habe meine Graue mit den allerbesten Vorsätzen gekauft, die eine relativ artgerechte Haltung in Gefangenschaft beinhalten sollte.
Auch ich habe meine Graue (HZ) nicht unter dem Aspekt gekauft, das sie schön knuddelig und handzahm ist, sondern das sie im Grunde den Naturbruten nichts nachsteht, wenn gewisse Regeln beachtet werden.

Jetzt im Nachhinein weiß ich, das dies nicht richtig war.
Aber ich habe dem Züchter vertraut.

Meine Graue hat sich auch mit einem halben Jahr angefangen zu rupfen.
Ich habe den Vogel weder unnötig viel betuddelt (ging auch nicht, da ich halbtags arbeite und noch 3 Kinder zu versorgen habe), noch habe ich sie sich zu viel sich selbst überlassen.

Ab dem Frühen nachmittag bis Abends war der Vogel im Freiflug und hat auch an unserem Leben teilgenommen.
Meines Erachtens eine gute Mischung.
Auf gutes Futter, ausreichender Beschäftigung usw.möchte ich hier nicht weiter eingehen, da dies von Anfang an gegeben war.
Auch gab es keine gesundheitl. Probleme.

Meine Graue hat dann die Möglichkeit gehabt sich beim Züchter einen Partner auszuwählen.
Wie Einigen hier bekannt einen älteren WF aus schlechter Haltung, der keinen Menschen an sich rangelassen hatte.

Die Vögel haben sich auf Anhieb Super verstanden.
Beide (HZ und WF) haben von einander profitiert.
Meine Graue ist schon nach kurzer Zeit nicht mehr so handzahm gewesen wie am Anfang.Was ich auch nicht als Problem emfand, da sie das Rupfen umgehend einstellte.

Das hat sich bis heute nicht geändert.

Prima dachte ich, hat nur ein Partner gefehlt.
Pustekuchen, immer wenn die Federn ein wenig nachgewachsen waren, mußten sie wieder dran glauben.

Nach 2 Jahren lies sie die Federn diesmal so weit wachsen, das sie wieder voll flugfähig war.

Bis zu dem Tag wo eins meiner Kinder ins Krankenhaus mußte.
Am Tagesablauf hat sich für die Vögel nichts geändert, aber die Vögel haben sehr wohl meine nervliche Anspannung gefühlt.

Diese Graue hat trotz allem nach wie vor eine besondere Beziehung zu mir und mit Sicherheit einen anderen Draht als die anderen Vögel.

Sie hat innerhalb von 2 Tagen fast ihr gesamtes Federkleid wieder entfernt.
Meine Tochter war ca. 1 Woche im Krkhs.
Als wieder Normalität eingekehrt ist, hat sie schlagartig damit aufgehört.
Nun wachsen die Federn wieder.

Meines Erachtens liegt das nicht an einer falschen Haltung, sondern eher daran das es eine HZ ist, die zu mir trotz Partner und Gruppenhaltung eine innige Beziehung hat.
Sicher bauen Naturbruten und mitunter WF auch so einige innige Beziehung auf.
Ich bin aber der Meinung, das sie mit plötzlich eintretenden Dingen aufgrund ihres besseren Sozialverhaltens was sie durch ihre Eltern gelernt haben, besser damit klarkommen als eine HZ.

Genauso bin ich davon überzeugt, das Naturbruten in der Regel besser für ihre eigenen Nachbruten klarkommen und diese zufriedenstellend großziehen als HZ.

Und einen Grund muß es doch haben, das die Züchter in der Regel WF oder Naturbruten als Zuchtpaare besitzen, auch wenn ihre Jungen als HZ enden.


Meine größte Sorge ist, das evtl. Nachzuchten jener HZ nicht ausreichend von ihren Eltern versorgt werden, weil diese es nicht können und ich doch als Mensch wieder hinhalten muß und ich die nächste Generation HZ produzieren muß.

Von daher bin ich ganz froh, das ich bis jetzt noch keine Nachzuchten hatte.
Aber auf lange Sicht gesehen wird es sich wohl schwer verhindern lassen, wenn die Vögel möglichst artgerecht gehalten werden.
 
wenn man (wie nachlesbar von Dir praktiziert) anderen Diskussionsteilnehmern jede Qualifikation abspricht.
Ich spreche niemandem seine Qualifikation ab, aber wenn jemand gegen ein Thema wettert, hat aber (selber angegeben) keinerlei Erfahrung damit (aus Büchern zählt nicht), dann sollte er/sie nicht so krass dagegen wettern (Anzeigen löschen,...) sondern auch andere Meinungen tolerieren. Ich aktzeptiere beide Aufzuchtsmethoden (praktiziere sie auch, bei Sittichen ausschließlich naturbrut) und will keinen von seiner Meinung abgringen und lasse mich auch nicht abbringen (verschließe mich nicht)

Würde es nur Naturbruten geben ......

Wunschdenken, dann kann ich genauso sagen "würde es keine Nachzuchten geben....

@Bell: Ich verschließe mich nicht vor stichhaltigen Argumenten, ich sehe bloß keine, die ausschließlich gegen Handaufzuchten sprechen, sondern gegen Einzelhaltung oder schlechter Haltung.

Resümé: Ich diskutiere gerne, aber ich würde mich mal fragen, warum hier so wenig Züchter sich zu Wort melden und leider (meiner Meinung nach) auch weniger Neuanfänger.

Wenn man hier im Forum postet: (Jetzt mal übertrieben) Ist einer ein Neuanfänger, der sich erst einmal einen Papageien holen will (aus welch einem Grund auch immer), eine Handaufzucht, eventuel sogar einen Kakadu und den will er vielleicht sogar noch mit Pelletfutter ernähren, der wird hier nicht im ruhigen beraten sondern fast in der Luft zerrissen und das dann von diesen sogenannten Fachleuten ohne eigene Erfahrung, die entweder viel gelesen haben (zitieren) oder ins gleiche Horn stoßen.

Aber - iss gut jetzt. (wie Volker schon sagte).

Ich erhole mich lieber zu Ostern im Vogelpark Walsrode, wo Kinder jetzt bei den bösen Handaufzuchten helfen können.
 
Original geschrieben von Feezlez
Ich erhole mich lieber zu Ostern im Vogelpark Walsrode, wo Kinder jetzt bei den bösen Handaufzuchten helfen können.

Also sei mal ehrlich. Findest Du diese Antwort gut???

Ich denke, wir haben Dir genügend Argumente geliefert, die das Großziehen von HZ einen Mal überdenken lassen sollte.

Und das sind nicht aus der Luft gegriffene Argumente.

Du selber schriebst, das Du auch sogenannte Problemvögel beherbergst.

Was sind das für Vögel?? Sind die allesamt aus schlechter Haltung??

Sicher wird in der Vielzahl der Handaufzuchten in der weiteren Haltung viel verkehrt gemacht. Aber woran liegt das denn???

Das liegt doch an falsch empfangender Information.
Und dafür sind in erster Linie diejenigen verantwortlich, die die Jungen per Hand großziehen und weitergeben.

Und ich behaupte nach wie vor, das die Fehlverhalten der handaufgezogenen Vögel nicht ausschließlich auf eine falsche Haltung zurückzuführen ist.

Ansonsten müßte ich Deine Meinung so auffassen, daß Du mir eine falsche Haltung meiner Vögel, insbesondere meiner ersten Grauen, unterstellst.

Nehme mal an, das Du das nicht tust.

Also worin liegt dann die Ursache ihres Rupfens, wenn nicht die Haltung falsch ist, noch die Tatsache überwiegen soll das es eine HZ ist???

Was mir im Laufe der Zeit noch aufgefallen ist: Falsch gehaltene WF o. Naturbruten legen mitunter ihre extremen Verhaltensweisen schneller wieder ab, als Handaufzuchten.
Auch dafür muß es einen Grund geben.

Ich meine, es liegt an ihrem besser, ausschließlich erlerntem Sozialverhalten durch die Altvögel.

Sicher gibt es auch da Ausnahmen.

Eine Frage:
Wozu braucht den jedes Lebewesen "seine" Rasse zum Großwerden?

Der Hund, die Katze, der Hase etc. wird von "seinen" Eltern großgezogen. Ein Vogel und in erster Linie die Papageien, in der heutigen Zeit so gut wie gar nicht.

Auf einer Seite begrüße ich auch den Preisverfall der HZ. Auf anderer Seite ist es für die Notwendigkeit einer HZ ein Aufwand der honoriert werden sollte.
Aber woher weiß ein Laie ob eine HZ notwendig war oder nicht?
Das kann leider keiner kontrollieren.

Ach ja, und noch was: Ich gehöre mit Sicherheit nicht zu denjenigen die es nötig haben in ein und dasselbe Horn zu blasen und keine eigene Meinung zu haben.

Mitunter vertrete ich eine Meinung, die sich ganz klar von den Anderen abgrenzt.

Themen dazu brauche ich wohl nicht liefern. Die dürften Dir bestimmt bekannt sein.:s
 
Hallo Pico,

mit "Resozialisierung im Wohnzimmer nicht mehr möglich" meinte ich einen schon wirklich arg gestörten, auf Menschen fixierten Vogel, der seine Artgenossen als solche garnicht mehr erkennt, vor ihnen flüchtet oder sie als eine Art Feind betrachtet.

Sicher muß man auch hier von Art zu Art Unterschiede machen, aber bei Nymphensittichen stelle ich immer wieder fest, daß der Zeitraum in dem sich solche Vögel wieder an Artgenossen orientieren und gar einen festen Partner finden, umso kürzer ist, je mehr Artgenossen vorhanden sind und je weniger Menschen in der Nähe.

liebe Grüße

Bell
 
@Heike: Tut mir leid, aber diese Argumente zählen für mich nicht, da sie, wie gesagt nicht auf Handaufzuchten beschränkt sind.

Ich kann dir bestätigen, alle Problemvögel die ich im Augenblick beherberge (2 Graue > Rupfer > dunkler Keller; Ara > war Schreier > Einsam in einer Gaststätte; Kakadu > Schreier > Einzelhaltung; Rotmasken > Rupfer > dunkler Keller) sind alles keine Handaufzuchten. Dann habe ich auch noch 2 einzelne Graue (Handaufzuchten), keine Problemvögel, sind wegen Allergie und Alter des Halters abgegeben worden, verstehen sich nach ca. 4 Wochen zusammen schon ganz gut.

So beruft sich jeder auf seine gemachten Erfahrungen und das ist wohl richtiger, als das berufen auf irgendwelche Studien in Fachbüchern, wo die Ergebnisse je nach Auftraggeber ausfallen.
 
Da hast Du Recht

Original geschrieben von Bell
Hallo Pico,

mit "Resozialisierung im Wohnzimmer nicht mehr möglich" meinte ich einen schon wirklich arg gestörten, auf Menschen fixierten Vogel, der seine Artgenossen als solche garnicht mehr erkennt, vor ihnen flüchtet oder sie als eine Art Feind betrachtet.

Sicher muß man auch hier von Art zu Art Unterschiede machen, aber bei Nymphensittichen stelle ich immer wieder fest, daß der Zeitraum in dem sich solche Vögel wieder an Artgenossen orientieren und gar einen festen Partner finden, umso kürzer ist, je mehr Artgenossen vorhanden sind und je weniger Menschen in der Nähe.

liebe Grüße

Bell

Hallo Bell,

da kann ich Dir nur beipflichten.

Habe so einen Hahn (Kongo-Graupapagei) aufgenommen der seine Artgenossen für Außerirdische hielt und die erste Zeit Panik hatte, aber völlig vor Freude ausflippte sobald er einen Menschen sah.

Heute ist dieser Vogel kein Vergleich mehr zu dem Häufchen Elend was er mal war.
Und ich denke, das hat auch nur so gut funktioniert weil der extreme Menschenbezug drastisch reduziert wurde.

Dieser Vogel ist heute auch mit einer Henne verpaart, was sicherlich unter anderen Umständen nicht so geklappt hätte.
 
Joachim, was verstehst Du unter "ganz gut verstehen" ?


Mir scheint, es kommt auch sehr darauf an, welchen Anspruch man bei der Verpaarung von verhaltensgestörten Vögeln hat. Dem einen reicht, wenn die Vögel sich tolerieren und sich nicht gegenseitig zerfleischen, der Andere möchte, daß sie einen wirklich festen Partner und ein der Art entsprechendes Sozialverhalten entwickeln und manch einer will vielleicht sogar, daß solche Vögel erfolgreich Küken großziehen, wenn sie sich doch noch erfolgreich verpaaren ließen.



viele Grüße

Bell
 
Hallo Bell,

für mich ist es schon gut, wenn sie sich nach 4 Wochen "gut verstehen", daß heißt für mich, daß ich sie alleine lassen kann, ohne Angst habe zu müssen, daß sie sich anfallen. Mein Ziel ist natürlich, daß sie sich verpaaren.
 
Noch eine Frage

Original geschrieben von Feezlez
Dann habe ich auch noch 2 einzelne Graue (Handaufzuchten), keine Problemvögel, sind wegen Allergie und Alter des Halters abgegeben worden, verstehen sich nach ca. 4 Wochen zusammen schon ganz gut.

Hi,

wie alt sind die Beiden??

Probleme mit HZ müssen auch nicht in den ersten Jahren auftreten.
Ich sprach auch den Aspekt der eigenen Nachbruten an.
Das finde ich schon sehr wichtig.

Für mich ist eine HZ erst problemlos und einer Naturbrut gleichzusetzen, wenn sie ihr ganzes Leben mit Partner, eigener selbst großgezogener Nachbruten und ohne nennenswerte Ereignisse, z.B. Rupfen, verbracht hat und an Altersschwäche (abgesehen von Krankheiten die auftreten können) stirbt.

Ich denke, das hat auch nichts mit Erfahrungswerten zu tun.
Das sagt mir mein gesunder Menschenverstand.
Ein Tier was von Menschenhand großgezogen wird bzw. wo der Mensch die Prägungsphase übernimmt, das kann in der Regel nicht ohne Probleme ablaufen. So gering die Probleme auch sind, die auftreten und vielleicht als solche gar nicht angesehen werden.

Und es ist ja nicht nur alleine die Prägungsphasen.
Was ist mit der Ernährung und der Fütterungsart?

Die Tiere bekommen über die Eltern wichtige Nahrungsergänzungen die wir auch mit Hilfe der Industrie nicht zuführen können, und die den Tieren fehlen.
Und ist es richtig einem Vogel beizubringen vom Löffel zu essen oder die Nahrung über eine Spritze zu bekommen??

Vielleicht solltest Du es auch mal von dem Gesichtspunkt aus sehen.

Das finde ich, sollte auch nicht unbeachtet bleiben, da es sich auch mit auf die Entwicklung des Vogels auswirkt.
 
"Re"-Sozialisierung

Hallo zusammen,

können wir uns auf folgende (logische) Ableitung einigen: Eine RE-Sozialisierung setzt immer das Vorhandensein einer vorherigen Sozialisierung voraus. Waren die Gesellschaftskontakte (Sozialkontakte) eines Nestlings und/oder Jungvogels (zum Beispiel bei HZ) nicht (oder nur sehr unzureichend) vorhanden, fand bei diesem Tier KEINE (oder nur eine unzureichende) Sozialisierung statt. Insoweit ist es ein Unterschied, ob ich einen Vogel regelrecht NEU-sozialisieren muss, oder einen Vogel, der bisher unzureichend gehalten war (aber vorher eine SOZIALISIERUNG erfahren hat) RE-sozialisiere. Die Erfolgsaussichten sind natürlich bei einem vorher SOZIALISIERTEN Vogel höher zu bewerten. Auch hierin ist ein (nicht unwesentlicher) Unterschied zwischen NB und HZ zu sehen.


Liebe Grüße
Volker
 
Danke für die Erläuterung Volker ! Wieder was schlauer :D

Aber, ab wann betrachtet man einen Vogel als sozialisiert ? Ist eine Teilhandaufzucht sozialisiert ? Und, wenn ja, ab wann ist sie das ?

viele Grüße

Bell
 
Original geschrieben von Bell
Danke für die Erläuterung Volker ! Wieder was schlauer :D

Aber, ab wann betrachtet man einen Vogel als sozialisiert ? Ist eine Teilhandaufzucht sozialisiert ? Und, wenn ja, ab wann ist sie das ?

viele Grüße

Bell

Schließe mich der Frage an:0-
 
Sozialisierung....

Hi Pico, Hi Bell,

gute Frage - nächste Frage. Aber im Ernst: Bei isolierter Handaufzucht (ab Ei) findet eine Sozialisierung (mit "Artgenossen") gar nicht statt. Der Mensch (Züchter) ist das erste (und vorerst einzige) Lebewesen, welches der Vogel auditorisch, visuell und taktil (Hören, Sehen, Fühlen) wahrnimmt. Mangels "Wahlmöglichkeit" wird der Vogel "auf den Mensch" (als "Ersatzpartner") fixiert. Zumindest in den frühen Entwicklungsphasen ist hier der Begriff "Prägung" (in diesem Fall: "Fehlprägung") anwendbar. Prägung und Sozialisierung sind wie zwei Seiten einer Münze. Man geht von einem fließenden Übergang aus. Eine klare Trennung ist nicht möglich. Zusammenfassend: Bei isolierter Handaufzucht ist von einer (weitgehend) irreversiblen "Fehlprägung" und "Fehlsozialisierung" auszugehen.

Bei der sog. "Geschwisteraufzucht" (ohne Beteiligung der Elternvögel) findet zwar eine Sozialisierung mit (auf) artgleiche Vögel statt (was auf jeden Fall einer isolierten Einzelaufzucht vorzuziehen ist), jedoch die Rahmenbedingungen der Sozialisierung sind dadurch eingeengt, dass notwendige "Lerninhalte" mangels Vorhandensein der Elternvögel nicht vermittelt werden (können). So macht zum Beispiel das "bewusste Erleben" der von den Elternvögeln praktizierten "Aufzuchtgepflogenheiten" die Nestlinge und Jungvögel fähig, späterhin eigene Nachzuchten ohne Komplikationen durchzuführen.

Da über die Dauer der "sensiblen" Phasen (bisher) keine exakten Angaben vorliegen, ist auch die Entnahme der Nestlinge (Wegnahme von den Elternvögeln) ab einem Zeitpunkt X (sofern keine unbedingte Notwendigkeit hierfür vorliegt) als Eingriff in die, bzw. Unterbrechung der "Prägungs- und/oder Sozialisierungsphase" anzusehen.

Lieb Grüße
Volker
 
Danke

Hallo Volker,

Danke für die ausführliche Antwort.

So in etwa habe ich mir das auch gedacht und mehr oder weniger auch in meinen Beiträgen angesprochen.
 
Thema: Handaufzucht

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