Schutz für die Fische, Gefahr für die Vögel

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Schutz für die Fische, Gefahr für die Vögel
Immer wieder verfangen sich Enten in den Schutznetzen
Mundraching (noet)

Immer wieder verfangen sich Enten oder andere Vögel in Netzen, die als Schutz über vielen Fischteichen der Umgebung gespannt sind. Züchter wollen damit ihre Fische vor Räubern wie dem Kormoran schützen, Tierschützer sehen in den Netzen dagegen eine Gefahr für die Vögel. "Bei einem Spaziergang in Grasmühlen hing in der Teichmitte eine Wildente mit einem Flügel im Netz und zappelte mit einem Bein auf der Wasseroberfläche herum. Wir sahen sofort, dass die Ente sich von selbst nicht befreien konnte", berichtet Jutta Otto aus Mundraching.

Die Tierschützerin ist darüber empört: "Es kann doch nicht sein, dass Profit vor Tierschutz geht". Der Pächter der Teiche und Vollerwerbsfischzüchter Werner Ruf sagt, dass er die Wirtschaftlichkeit seines Betriebes sichern muss. Wie Otto anführt, hängen manchmal täglich Vögel in den Netzen. Anwohner haben schon seit Jahren bei der Unteren Naturschutzbehörde und beim Landratsamt Landsberg Protest gegen die Netzbespannung eingelegt. Doch die Behörden haben nicht reagiert.

"Keine glückliche Lösung"

Heinrich Heiß, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde in Landsberg, sagt dazu, dass es vor etwa zwei Jahren Proteste der Bürger von Lechmühlen gegen die Teichnetze gegeben habe. Die Naturschutzbehörde war damals vor Ort, um sich ein Bild von der Situation zu machen. Die Netze wurden daraufhin straffer gespannt, damit sich Vögel nicht so leicht in den Maschen verfingen. "Vielleicht hängen sie jetzt wieder durch", vermutet Heinrich Heiß. Für Heiß ist die Lösung im Falle der Fischteiche bei Grasmühlen keine glückliche, um Naturschutz und gewerbliche Interessen miteinander in Einklang zu bringen. Es gebe andere, sanftere technische Möglichkeiten, um Vögel wie Kormoran, Fischreiher oder Gänsesäger von ihren Raubzügen in Fischteichen abzuhalten, wie zum Beispiel die Bespannung mit Drähten oder die Installation einer Warnschussanlage. Diese Methoden seien allerdings aufwändiger und kostenintensiver als die Netzbespannung. Nach Erkenntnissen der Naturschutzbehörde sollen sich bisher jedoch keine Vögel in den Netzen verfangen haben, die auf der Artenschutzliste stünden.

Heinrich Heiß stellt klar, dass die Grasmühlener Fischteiche im Landschaftsschutzgebiet , aber nicht in einem Naturschutzgebiet liegen. Da es sich um eine gewerbliche Nutzung der Teiche handele, sei die Netzbespannung zulässig. Darüber hinaus seien die Netze notwendig, um den Fischbestand auch gegen Seuchen zu schützen. Da vor allem Kormorane die Angewohnheit hätten, ihre Beute nicht ganz zu verschlingen, könnten Teile der Fischkadaver durch Verwesung das Wasser verseuchen und Krankheiten verursachen.

"Das Spannen von Netzen über den Fischteichen ist grundsätzlich erlaubt, wenn eine entsprechende Genehmigung von Seiten des Landratsamtes vorliegt. Das gilt auch für Teiche, die im Landschafts- oder Naturschutzgebiet liegen", erklärt Alfons Blank, Präsident des Fischereiverbandes Oberbayern. Dieser Schutz diene der Fischzucht. Er werde sogar vom Bayerischen Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten und von der Teichgenossenschaft bezuschusst. In manchen Jahren fielen Kormorane und Gänsesäger in Scharen ein. Dann stürzten sich bis zu 30 Vögel auf einen Teich und verletzten oder töteten den gesamten Fischbesatz. "Das sieht dann aus wie ein Schlachtfeld", so Blank. Bei 1000 Forellen in einem Teich bedeute das einen finanziellen Verlust von 5000 Euro.

Fischzüchter Werner Ruf hat vor sechs Jahren einen Videofilm über ein solches "Schlachtfeld" gedreht. Damals seien bis zu 100 Kormorane in seine Teiche eingefallen. Mit dem Bilddokument sei er beim Landwirtschaftsministerium in München vorstellig geworden, um wirksame Gegenmaßnahmen genehmigt zu bekommen. Werner Ruf erhielt damals zunächst eine Abschusserlaubnis, um die weitere Wirtschaftlichkeit des Vollerwerbsbetriebes mit einem Angestellten und einem Auszubildenen zu sichern. Doch diese Maßnahme, so Ruf, sei wenig erfolgreich gewesen, um die Kormorane und Fischreiher von seinen Fischbeständen fern zu halten. Das Ministerium habe ihm anschließend zur Netzbespannung geraten. Mit 30000 Euro aus EU-Fördermitteln installierte Werner Ruf vor fünf Jahren die Netze. Eine Genehmigung des Landratsamtes nach dem Fischereirecht liege ebenfalls vor.

Der Fischzüchter ist sich der Problematik der schwarz gefärbten, kaum sichtbaren Netzbespannung durchaus bewusst. Er kenne bisher aber keinen geeigneten Weg, um seinen Fischbestand und damit seine Existenz zu sichern. "Es kommt aber selten vor, dass sich Vögel verheddern," sagt Ruf. "Im Jahr muss ich vielleicht drei bis vier Vögel, hauptsächlich Wildenten, befreien. Ich habe sie bisher immer retten können. Dass sich tägliche Tiertragödien ereignen, halte ich für übertrieben." Mit Protesten gegen seine Netzbespannung ist Werner Ruf persönlich bisher noch nicht konfrontiert worden. "Ich bin gerne zu Gesprächen bereit," erklärt der Fischzüchter.



17.04.2004

www.augsburger-allgemeine.de
 
Thema: Schutz für die Fische, Gefahr für die Vögel

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