Spiegel TV - Schweinemast

Diskutiere Spiegel TV - Schweinemast im Forum Vogelschutz im Bereich Allgemeine Foren - Habt ihr gestern abend Spiegel TV gesehen? Dort kam ein Bericht über Schweinemasthaltung. Es war erschreckend. Sowas habe ich noch nie gesehen...
Hallo Harry,

ich verfasse hier keine wissenschaftlichen Ausarbeitungen, sondern ich
reagiere, wie jeder andere auch, aus dem Stand heraus. Nun zum Tierschutz
mal ein paar persönliche Anmerkungen:
Den zu Zeit praktizierten Tierschutz ist für mich kein Tierschutz. Wenn er
denn einer wäre, müßten sich die Fischbestände im Meer erholen, usw..
Der Tierschutz-Gedanke dient auch den Vogelhaltern hier als Rechtfertigung
für eine Tiernutzung. Grundlage dafür ist die Ethik der drei
Viehzüchterreligionen, die das ganze gesellschaftliche System durchzieht und
auch den rücksichtslosen ausbeuterischen Umgang mit allen Resourcen
(Vögeln, Tieren, Wälder, usw. ) letztlich legitimiert.
Ansonsten müßte z. B. jeder Hühnerhalter ein lang anhaltendes Schuldgefühl
bekommen, wenn er ein Tier tötet und deren Leichenteile aufißt.
Daß ein solches unverzeihliches Vorgehen gegen angeblich geliebte Tiere
falsch sein muß, habe ich vor 14 Tagen erlebt. Ich sah einen 70 Jahre alten
Bauern weinen, als er seine letzte Kuh von einem Metzger abholen ließ.
Als er merkt, daß ich ihn ansah, sagte er zu mir: "Ich habe das Tier von klein an gehabt. Es hat mir 17 Jahre treu gedient und jetzt muß ich es verraten.
Ich fühle mich schuldig."

Viele Grüße
Graugans
 
Hallo Graugans,

> Den zu Zeit praktizierten Tierschutz ist für mich kein Tierschutz. Wenn er
denn einer wäre, müßten sich die Fischbestände im Meer erholen, usw..
Der Tierschutz-Gedanke dient auch den Vogelhaltern hier als Rechtfertigung
für eine Tiernutzung.

Ich würde dabei gerne etwas differenzieren. Nach meiner 'ethischen Richtskala' etwa so:

Tierschutz: Tiere anständig und halbwegs artgerecht behandeln. Egal, ob man sie als Nutztiere oder als Ziertiere hält. In der Praxis ist eine völlig 'artgerechte' Haltung in Gefangenschaft niemals möglich. Nicht beim Papagei und nicht beim Schwein. Wobei bei den Rassen, sie seit Jahrhunderten in Menschenhand gezüchtet werden und domestiziert sind, die Definition von 'artgerecht' ohnehin sehr schwierig ist.

Artenschutz: Das Aussterben von Arten verhindern.

> Daß ein solches unverzeihliches Vorgehen

Ich finde das für mich nicht unverzeihlich, sondern als bekennender Fleischfresser völlig normal. Wer weiss, was der Salat, wenn er sprechen könnte, dir für Vorhaltungen machen würde, wenn er blattweise auf deinem Teller liegt ;-)

Den Wert von Pflanzen und Lebewesen bemisst nunmal ausschließlich der Mensch (oder für manche auch der liebe Gott). Wer das Essen von Tieren mit seinem moralischen Wertesystem nicht vereinbaren kann, der läßt es halt.

Viele Grüße, Stefan
 
Hallo Stefan

ne, also "unser Bauer" verkauft nicht nur an uns. Und sonnenüberflutete Weiden mit einem halben dutzend Schweinen oder Kühen drauf, gibt es bei ihm auch nicht. Aber es ist ein himmelweiter Unterschied von einem Boibauern bis hin zur "Massenproduktion".

Wirklich artgerecht geht es da natürlich auch nicht zu, aber es ist ein Kompromiss, genauso wie der eingeschränkte Fleischkonsum, den ich eingehe und mit dem ich persönlich leben kann.

Ein eigenes Grundstück zwecks eigenen Nahrungserwerb, tja,schön wärs.
Aber ich würde höchts warscheinlich die Schweine eher schubbern und verwöhnen. Und am Ende könnte ich meinen Schweinebraten nicht merh essen. Ganz schön scheinheilig, ich weiß. Aber ich bin in einer Umgebung aufgewachsen, in der man Tiere pflegte und wenn machbar, vor dem Tod bewahrte. Tötung war nur ein Thema wenn aus gesuntheitlichen Gründen keine andere Option mehr offen war. Wäre ich auf einem Bauernhof aufgewachsen, hätte ich zur Schlachtung usw, sicher eine andere Beziehung.

Aber manchmal sehe ich es schon an Kleinigkeiten. Für meine Schlangen brauche ich Mäuse. Die könnt ich tiefgefroren kaufen. Diese Mäuse fristen oft ein trostloses Dasein. Die Weibchen werden permanent von Böcken bedrängt und werfen dauernd, Das Futter ist minerwertig, Platz oft Mangelware, was Bissverletzungen zur Folge hat. Also züchte ich die Mäusis selbst. Ist auch Aufwand, da ich dafür Sorge tragen muss das die Tiere sich nicht unkontrolliert vermehren, ständig Tiere in der passenden Grösse vorhanden sind (sorry), tierärztliche Versorgung erhalten, artgerecht und trotzdem in hygienischen Verhältnissen leben, gut ernährt werden usw. Manch einer findet das beknackt, da es "nur" Futtertiere sind. Andere finden es pervers das ich die Kleinen bewusst als Futter züchte. Aber ich bin mit dieser Lösung zufrieden. Meine Schlangen müssen essen und ich weiß so wenigstens genau das es den Mäusen gutging, bevor sie gefressen wurden.

Sorry, bin ein bisschen vom Thema ab.
 
Stefan.S schrieb:
Ich würde dabei gerne etwas differenzieren. Nach meiner 'ethischen Richtskala' etwa so:

Tierschutz: Tiere anständig und halbwegs artgerecht behandeln. Egal, ob man sie als Nutztiere oder als Ziertiere hält. In der Praxis ist eine völlig 'artgerechte' Haltung in Gefangenschaft niemals möglich. Nicht beim Papagei und nicht beim Schwein. Wobei bei den Rassen, sie seit Jahrhunderten in Menschenhand gezüchtet werden und domestiziert sind, die Definition von 'artgerecht' ohnehin sehr schwierig ist.
Viele Grüße, Stefan


ja, richtig. Bei der Tierhaltung (egal ob Haus oder Nutztier, wie Du richtig sagtest) ist das Wort "Kompromiss" unumgänglich. Durch die domestikation sind viele unserer Nutztiere weitestgehend an unsere Bedürfnisse angepasst. Nicht missverstehen, damit meine ich nicht die Massentierhaltung. Gewisse Grundbedürfnisse hat JEDES Tier. Natürlich ist die Messlatte was artgerechte Tierhaltung angeht, nach oben hin offen! Aber bei der Nutztierhaltung müssen wir zusehen das wir einen Kompromiss zwischen unseren Bedürfnissen und denen der Tiere finden. bei Hünern in der Legebatterie kann ich z.B. nicht den kleinsten Kompromiss finden ;) . Hier werden Tiere im bildlichen Sinne ausgelschlachtet. man holt das letzte aus ihnen raus, wobei man ihnen selbst nur das allernötigste zukommen lässt.
 
Hallo Motte,

> sonnenüberflutete Weiden mit einem halben dutzend Schweinen oder Kühen drauf, gibt es bei ihm auch nicht.

Das könnte er sich sicher auch nicht leisten - zumindest nicht für den Preis, den du und ich für die Wurst von glücklichen Schweinen zu zahlen bereit wären :-/ Wenn ich mir ein paar Schweine halten möchte, dann ist diese Selbstversorgung im Endeffekt ja nur ein reichlich teures Hobby. Wenn ich all die Zeit und Ausgaben dafür zusammen rechnen würde, würde mein Schnitzel wahrscheinlich 5 mal so viel kosten wie im Supermarkt - dass das ein Bauer, der von seiner Arbeit leben muss, nicht kann, ist klar.

> Aber ich würde höchts warscheinlich die Schweine eher schubbern und verwöhnen.

Das werde ich natürlich auch tun. Ich bin hoffentlich mit meinen Schweinen 'per du', begrüße sie freundlich und schrubbe ihnen mit der Stiefelbürste den Rücken, wenn sie möchten ;-)

> Und am Ende könnte ich meinen Schweinebraten nicht merh essen.

Solche Skrupel habe ich nicht. Das mag daran liegen, dass ich noch mit Nutztieren aufgewachsen bin. Wir haben als Kinder auch Ferkel gekrault und kleine Kaninchen herzig gekuschelt - aber wenn's soweit war, lagen sie halt auf dem Teller ;-)

> Ganz schön scheinheilig, ich weiß.

Finde ich nicht. Das ist IMHO einfach der Lauf der Zeit und eine zutiefst menschliche Eigenschaft: Leid, das man als Mensch nicht mit eigenen Augen sieht, kommt emotional eben nicht an. Deswegen hat der Großstädter auch kein Problem damit, seinen Fiffi affenliebig zu verhätscheln, den Aufschnitt im Supermarkt zu kaufen, und gleichzeitig eine depressive Krise zu kriegen, wenn er im Fernsehen sieht, wie es in der Massenzucht seiner Fiffis und der Massenhaltung seiner Wurstlieferanten wirklich zugeht.

Ich erinnere mich dazu mitunter an diese ARD Doku-Soap vom 'Schwarzwaldhaus 1900': anfangs fanden es alle undenkbar, ein Huhn zu schlachten, um es zu essen - aber nach 2 Monaten Sauerkraut und Kartoffeln haben sie sich praktisch darum gerissen, wer der Henne den Kopf abhacken darf... So regelt sich manches bei Bedarf einfach in der Praxis ;-)

> Wäre ich auf einem Bauernhof aufgewachsen, hätte ich zur Schlachtung usw, sicher eine andere Beziehung.

Bestimmt. Kinder sind neugierig. Und wie ein Schwein geschlachtet und verwurstet wird, ist einfach sehr interessant. Und weil keiner der Erwachsenen sich einen Kopf über das Töten von Nutztieren macht, macht man sich als Kind halt auch keinen.

> Also züchte ich die Mäusis selbst.

Würde ich in dem Fall auch tun. So eine selbst gezüchtete, gehaltene und verfütterte Maus ist sicher nicht schlechter dran als eine Labormaus. Und Schlangen müssen schließlich auch fressen... Und um die Maus, die die Hauskatze alle paar Tage tot anschleppt, macht man sich ja auch keinen Kopf (sollte man zumindest nicht, wenn man sich eine Haus-und-Hof-Katze halten will).

Viele Grüße, Stefan
 
Zuletzt bearbeitet:
ich muß aber auch sagen, daß das "Biofleisch" auch nicht sooooo viel besser ist.. Und mit der Haltung ist es ja auch nicht so getan.. Die Schlachtung sowie der Weg dorthin ist auch nicht besser..
Bei uns in Wsf gibt es einen großen Schlachterhof.. Tönnies.. wem das was sagt.. die dürfen (weil sie jetzt als Öffentlichkeitsunternehmen gelten !) ihre Tierärzte selber einstellen.. Was das bedeutet könnt ihr euch sicher denken.. Genau, die Tierärzte sind bestechlich! Ein Freund von mir hat dort auch mal kurze Zeit gearbeitet und er hat erzählt, daß bei dem toten Tier der Eiter rausquoll.. Und was hat der TA gemeint? Er sagte nur, daß man den Eiter wegmachen kann und dann kann man das noch verwerten.. Na dann guten Apppetit!!

Ich wollte, aufgrund, daß ich mal versch. Berichte gesehen habe von Schlachtungen und auch Haltungen nur noch Fleisch essen, bei dem ich weiß, wo es her kommt. Aber selbst das kann man knicken.. Viele Fleischereien schlachten nicht mehr selber, weil es einfach zu teuer wird.. Sie geben es stattdessen zu den großen Betrieben, wo es an der Tagesordnung ist, täglich 10000 Schweine zu töten..
Es ist halt so: Das Geld ist wichtiger. Aber das Phänomen kennen wir ja auch bei uns Menschen.. Wir gelten doch auch nur in der Wirtschaft und unserem Staat als "Humankapital"...
 
@Graugans: Ich wollte ja nicht deine Einstellung als Tierschützer kritisieren, dagegen habe ich absolut nichts, nur die Argumente die du vorbringst, sind teilweise absolut nicht zu halten. Zb die Geschichte mit den Viren, die ohne lebende Zellen nicht lebensfähig sein sollen, woher hast du sowas???

Da is es kein Wunder das leidenschaftliche Fleischesser die Argumente von Tierschützern nicht ernst nehmen. Weil woher soll ich als sozusagen Unwissender wissen ob die ´Gruselsgeschichten´ vom Schlachthof wie zb die von Acura vorgebracht sind nicht auch nur Fiction sind?

@Acura: Habe dich nur als Beispiel gebracht, soll nicht heissen, das ich dir nicht glaube und dir nicht zustimme in dem was du sagst :)

lg,
Harald
 
Naja, das das stimmt, kann man ja in jedem Bericht sehen.. aber viele wollen das gar nicht sehen und machen ihre Augen zu.. Es geht doch eigentlich gar nicht darum, überhaupt kein Fleisch mehr zu essen, aber diese Großschlachtereien und Bauernhöfe etc. sind einfach das Letzte.. Ich hab mal ein Praktikum bei einem TA gemacht, da sind wir mal auf einem Biobauernhof gegangen und selbst da ! standen die Kühe eingefercht auf Gittern und waren angekettet...
Ich würde lieber selber entscheiden dürfen, was und von wem ich es essen möchte, aber so wie es jetzt ist, ist es sch...
 
Tja hat zwar nichts mit Schweinemast zu tun, aber in Mecklenburg Vorpommern gibts wieder BSE-Fleisch guten Appetit.
Sabine
 
ja acura, weis ja das du recht hast, wie gesagt, hab dein argument nur deswegen gebracht, weil es durch fehlinfos einfach ist, auch richtige dinge als blödsinn abzutun.

die ganzen bio-dinge sind so ne sache für sich, denke mal die bezeichnung biofleishc bezieht sich auf die fütterung sagt aber nicht so viel über die haltung aus.
letztendlich hilfts nur, wenn du nen bauern findest bzw. ne kleine schlachterei wo du weist woher dein fleisch kommt. für den stadtbewohner natürlich so gut wie unmöglich..
 
Hallo Silvia,

> ich muß aber auch sagen, daß das "Biofleisch" auch nicht sooooo viel besser ist

Stimmt. Vom Geschmack und Schadstoffgehalt geben sich Bio-Produkte oft wirklich nichts mit denen aus der industriellen Landwirtschaft.

> .. Und mit der Haltung ist es ja auch nicht so getan.. Die Schlachtung sowie der Weg dorthin ist auch nicht besser..

Für mich ist die Haltung _das_ Argument für Bio-Produkte. Die schont die Umwelt, die Tiere und den Menschen. Dass die Tiere zum Schlachten gebracht werden müssen, ist ja klar.

Aber es gibt halt auch Rassen, die eben nicht stressanfällig sind, und denen das kaum was ausmacht. Und die man ganzjährig draußen halten kann. Und die keine Krankheiten bekommen, auch wenn man sie nicht präventiv mit Medikamenten vollpumpt - die Antibiotika aus der Tiermast findet man über kurz oder lang nicht nur im Fleisch, sondern auch im Trinkwasser wieder :-(

Nur legen die pro Tag z.B. nur 500 g statt 1 kg an Gewicht zu. Brauchen also doppelt so lange bis zur Schlachtung und haben dann mehr Fett. Sowas will heute nicht nur keiner zahlen, sondern auch kaum noch jemand essen :-(

> Viele Fleischereien schlachten nicht mehr selber, weil es einfach zu teuer wird..

Ja. Der normale 'Verkaufs-Fleischer' bekommt sein Fleisch fertig geliefert. Der nimmt es dann nur noch aus der Plastik-Verpackung, bevor er es in die Auslage legt... Da ist es nur konsequent, dass viele Supermärkte z.B. die Fleischtheken ganz abschaffen, und das Fleisch gleich fertig portioniert und verpackt vom Schlachthof beziehen.

Viele Grüße, Stefan
 
Hallo Harry,

dann will ich mal versuchen, Dir zu erklären, was Viren sind.
Viren ist für mich ein Sammelbegriff für aus Nucleinsäuren bestehenden
Elementen, die nicht an einem bestimmten Ort im Chromosom als Gen
gebunden ist. Die Viren können mit einer schützenden Protein-Hülle
auch außerhalb von Zellen transportiert werden, z. B. in der Atemluft.
Zu ihrer Vermehrung bedürfen die Viren jedoch der Biosynthese-
Leistung einer Wirtszelle. Die Gesamtheit der Gene eines Virus codiert die
Proteine, die in Zusammenarbeit mit der Wirtszelle die Vermehrung bzw. die
Vervielfältigung des Virus bewirken. Viren sind immer dann infektiös für
jeweils bestimmte Zellen, wenn ein geeigneter Mechanismus besteht,
die Viren-Gene durch die Zellmembrane einzuschleusen und in Proteine
umzusetzen.

Viele Grüße
Graugans
 
Von kleinen Fehlern abgesehen ist deine Definition ok, sie deckt sich aber ganz und gar nicht mit der Aussage von dir, die ich angesprochen hatte.

ich zitiere:
Viren können nur mit noch lebenden Zellen übertragen werden.
Tierzellen aus Schlachtkörperleichen sind hervorragende Virenträger.

And diesen beiden Sätzen hatte ich mich gestossen, da Viren sehr wohl ohne lebende Zellen übertragen werden können, auch wenn sie solche zur Vermehrung brauchen.
Viren die Tiere befallen sind im allgemeinen ungefährlich für Menschen.
Menschen leben immerhin schon seit hunderttausenden von Jahren mit Tieren zusammen und das gefahrlos (Von Tieren die als Wirte für menschliche Krankheiten dienen, einmal abgesehen. Dies sind aber normalerweise keine Nutztiere).

lg,
Harald
 
Thema: Spiegel TV - Schweinemast

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