@tobi
Danke erstmal für den Beitrag, ich glaube, alle Einzelbeobachtungen, Teilanalysen und sonstigen Feststellungen sind sehr gut zu einer plausiblen Gesamtsynthese geführt.
Letztlich sind die Tiere zum überwiegenden Teil instinktgesteuert, was angeboren, und was erlernt ist, kann allerdings im Einzelfall schwierig zu beurteilen sein.
Interessant wird's, wenn, wie vorliegend, das Instinktmuster in einen anderen Kontext versetzt wird. Wo ist reines Instinktverhalten, wo findet eine Anpassung statt? Kann man von Lernprozessen sprechen? (z.B.wo besteht angeborenes Fluchtverhalten) Ich stelle mal die These zur Diskussion, dass durch die Fehlprägung, (und die beschränkt sich ja beileibe nicht auf die Mutter/Küken Beziehung) im Hirn andere Konnections gebildet werden. Daraus folgt, dass eine Anpassung des Organismus an die andersartige Umweltsituation stattfindet. Wenn ich so beobachte, mit welcher Selbstverständlichkeit unser Buali Türen aufdrückt, den Standort sämtlicher für ihn interessanten Gegenstände kennt, genau weiß, wo er es versuchen muss, wenn die eine Tür geschlossen ist, sofort weiß, dass es jetzt losgeht, wenn der Automotor anspringt usw., kann ich nur zu dieser Schussfolgerung kommen.
Sagany schrieb:
aber in wirklichkeit sind beide ganz ganz arme Würmchen!
Das denke ich im vorliegenden Fall nicht, da ich mal davon ausgehe, dass ich, positivenfalls, entsprechende Beobachtungen gemächt hätte und machen würde. Man darf nicht vergessen, dass mehrere "Ansprechpartner" zur Verfügung stehen, die wohl als Gruppenmitglieder gesehen werden, -vermenschlich gesagt, was in dem kleinen Köpfchen wirklich vorgeht, wissen wir ja nicht.
Was passiert, wenn Bualis Familie plötzlich weg ist? Die Frage kann ich beantworten.
Nach einigen vergeblichen Versuchen, uns als seine "Ansprechpartner" am Haus zu finden, geht er keineswegs in die "Wildnis", sondern "adoptiert" flugs eine andere Familie. Meistens Leute, die er vom See her kennt. Im vorliegenden Fall ist er gleich mal zum Wohnzimmerfenster reingeflogen, und war erstmal da.
Im Alter von 9 Monaten hat er sich in einem heftigen Hagel verflogen und ist ausgebüchst. Damals haben die meisten die Merinung vertreten, er habe eine Ente gefunden und sei davon. Ich war der einzige, der aufgrund verschiedener Umstände nicht an die Version geglaubt hat, und habe eine Anzeigenserie in den regionalen Blättern mit stattlicher, wirklich stattlicher Belohnung, veranlasst. Nach 11 Tagen hat sich eine Bäuerin aus 30 km Entfernung gemeldet, die er drei Tage zuvor bei der Feldarbeit in die Hosenbeine gezwickt hatte. Sie hatte ihn darauf in ihren Hasenstall gesperrt. Die Begrüssung, als ich um die Ecke kam und er mich sah, könnt Ihr Euch nicht vorstellen! Ohne die Belohnung wäre er ziemlich sicher in den Topf gewandert. In der Zeit hatte er 1/4 KG verloren. In der Folgezeit ging er nicht mehr freiwillig aus dem Haus.
Aufgrund dieser und vieler anderer Erlebnisse und Beobachtungen bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass er sich im jetzigen Milieu recht wohl fühlt. Schlimm wäre es für ihn ganz bestimmt, wenn wir ihn "aussetzen" und sich selbst überlassen würden.
Verpaarungen sollten auf jeden Fall versucht werden, nun muss man sich dann natürlich informieren wie, denn das ist bei Fehlgeprägten Tieren eine pädagogische Sache.
Dazu hat er täglich Gelegenheit. Man darf nicht vergessen, es handelt sich ja nicht um ein eingesperrtes Zoo oder Käfigtier.
wagtail schrieb:
Dem Erpel scheint es ja ganz gut zugehen in seiner Rolle... hat anderes Geflügel und Enten um sich rum und den Menschen auch... das ist für ihn alles sicher ganz spitze...auch wenn er sie ignoriert...hört er Stimmen und Gebärden deren Bedeutung er auch versteht...
Richtig, Leider komme ich mit der Lautgebung nicht wirklich weiter, obwohl ich einiges "verstehe".
Seit drei Tagen hat sich sein Verhälten übrigens deutlich geändert. Er fliegt jetzt schon frühmorgens zum See, bleibt auch nicht allzu abseits von den anderen, ist jetzt auch 2 Nächte hintereinander ausgeblieben (oha!)
Heute abend schnarchte er allerdings schon selig unter meinem Schreibtisch, (weiß der Deibel, wie er ins Haus gekommen ist) während ich sämtliche Teiche, Gräben und Seen abgesucht jabe, um zu herauszubringen, wo das "Viech jetzt wieder ist"
Vielleicht findet er ja doch eine flotte Yuppi Ente
mfg