Wiesel schrieb:
Die ganzen Mischformen habe ich bisher grundsätzlich nur in Großstädten gesehen. In freier Natur sahen und wirkten sie alle reinrassig. Wirkten deshalb, weil ich in freier Natur nicht an sie rankomme, ohne das sie gleich die Flucht ergreifen. Ganz im Gegensatz zu den Stadtenten. Die fressen einem zum Teil schon aus der Hand, so sind sie an den Menschen gewöhnt und da durch den Menschen eine ständige und ergiebige Futterquelle vorhanden ist, denke ich nicht, daß die Enten da noch Zugvögel sind. Ein Abnehmen des Bestandes im Winter ist mir jedenfalls noch nicht aufgefallen.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass das unterschiedliche Verhalten nicht auf die unterschiedlichen Unterarten/rassen zurückgeht, sondern am Habitat liegt. Wenn die Bedingungen gut sind, sprich, gute Fütterung, ausreichend Wasser, kein Jagd- oder Greiferdruck, bleiben die Tiere standorttreu, und zeigen auch das sonstige Verhalten, gleich welche Untersorte.
Ich kann hier eine eigene Beobachtung beisteuern: Ich habe den typischen Misch- Erpel "Linksrot", vorher am Dorfweiher, im April auf einer einsamen Seengruppe mit zusammen etwa 7 -8 Ha Wasserfläche eingesetzt, und zwar durch ein Missgeschick alleine (Der zweite Erpel ist, wie schon woanders erwähnt, zu Fuß wieder "heim"). Ansonsten sah man nur hier und da sporadisch mal die eine oder andere scheue Wildente. Linksrot, der vorher handzahm war, kam einige Zeit mehr oder weniger zuverlässig, aber sehr vorsichtig und scheu, zum täglich angebotenen Futter, wurde aber immer scheuer, und schloss sich vor drei Wochen einem Schoof an. Seither reagierte er so gut wie nicht mehr auf Anruf, und kam auch nicht mehr zum angebotenen Futter. Man konnte beobachten, wie er von Tag zu Tag weniger Reaktion zeigte. Seit knapp einer Woche sind er und der Schoof unsichtbar. Ich denke, dass die Geschichte vielleicht anders gelaufen wäre, wenn er durch das Missgeschick nicht allein gewesen wäre. Ich habe oft beobachtet, dass die Tiere in dieser Hinsicht viel voneinander abschauen, d.h. wenn einige zahm sind, verliert der Rest auch schnell die Scheu, - und umgekehrt.
Fazit: Das Habitat formt das Verhalten.