Wellensittich mal anders

Diskutiere Wellensittich mal anders im Forum Wellensittich Allgemein im Bereich Wellensittiche - Der Wellensittich ist ein kleiner Papagei, der es versteht, in einem der härtesten Lebensräume zu überleben, die es gibt: Die zentralaustralischen...
alfriedro

alfriedro

Wildfang
Beiträge
1.299
Der Wellensittich ist ein kleiner Papagei, der es versteht, in einem der härtesten Lebensräume zu überleben, die es gibt: Die zentralaustralischen Wüsten. Seine Geselligkeit, die zu größeren Schwärmen zusammenführt, ist eines seiner großen Stärken in diesem Trotzen den widrigen Lebensbedingungen. Wir werden gleich sehen, was außerdem seine Stärken sind.

Der Wellensittich in unserem Vogelbauer ist eine lahme Ente gegen die wilden in Australien. Wird so behauptet. Der Wellensittich, den man durch Zucht und Domestikation noch nicht allzusehr verändert hat, wird in einer Freivoliere zu dem, was er eigentlich ist: Ein Kämpfer, weil er sich den Widrigkeiten zum Trotz durchsetzt. Einer mit großem Optimismus, der in allem eine Chance sieht. Alles, was er aus seiner Natur hervorzubringen mag, bringt er in einer Voliere mit Seinesgleichen und Bewegungsfreiheit hervor. Er wird ein rasanter Flieger, er wird ein überaus fürsorglicher Vater oder Mutter, er trotzt sogar Wind und Wetter. Dabei ist er genügsam. Er begnügt sich mit kleinen Körnchen und schöpft allein aus diesen die für dieses kleine Vögelchen enorme Kraft. Der Wellensittich im Käfig bei Nachbarin in der Küche wird es, sofern ihn das nicht krank gemacht hat, sehr bald zu diesem, was er eigentlich ist.

Die nachfolgende Geschichte kann schockieren, denn durch kleine Unbedachtheiten kann der sonst sehr friedliche Wellensittich anderen Vögeln gefährlich werden. Dennoch konnte ich ein Unglück noch abwenden. Die Bedrängten konnten im Frieden weiter leben. Wenn auch mit Wunden. Der Optimist im Wellensittich sucht in allem eine Chance auf Verbesserung und Erreichung seiner Ziele.

Ich hatte in meiner großen Freivoliere zusammen mit Nymphen, Kanarienvögeln und Zebrafinken ein paar Wellensittiche, die vorher jahrelang ein Käfigdasein gefristet hatten. Bei meiner Erkundigung, ob es möglich sei, Wellensittiche mit anderen Vögeln zusammen zu halten, hieß es: Bei der Größe meiner Voliere mit Bepflanzung etc. sähe man da keine Probleme.

Anfangs konnten sie gar nicht richtig fliegen, sie flogen gegen das Gitter, oder landeten auf dem Boden. Im Laufe der Zeit kamen sie sozusagen ins Training und flogen immer besser. Sie zernagten mit Eifer die gesamte Volierenbegrünung. Mit den anderen Vögeln lebten sie sehr friedlich zusammen. Sie brüteten auch und zogen fünf Junge groß. Damit sie sich nicht allzusehr vermehrten, habe ich ihnen den Nistkasten abgenommen. Die Wellensittiche suchten nach einer neuen Brutstätte. Sie nagten eine Höhle in die große Wurzel, die ich zur Deko in der Voli habe. Sie drangen dann aber in den Kasten der viel größeren und kräftigeren Nymphensittiche ein, was zu erbitterten Kämpfen führte, bei denen der Nymphenvater und die Jungen heftige Verletzungen erlitten. Sie warfen Jungvögel aus den Nestern von Kanarien und Prachtfinken. Geschockt gab ich ihnen den Kasten zurück. Der Friede war wieder hergestellt. Die Jungvögel legte ich in die Nester zurück, sie waren sonst kaum verletzt. Die Eier habe ich gegen Kunsteier ausgetauscht.

Die Jungen, die sie großgezogen hatten, waren die Lebhaftigkeit und Wildheit, wie man sie von freilebenden Wellis kennt, nur eben hellblau mit weißen Flügeln. Was hat die Wellensittiche dazu gemacht? Das Licht, die Luft, das Fliegen.

Der Wellensittich ist intelligent und anpassungsfähig. Bei genügend Bewegungsfreiraum bleibt er so lebhaft. Er arrangiert sich sehr wohl mit den Bedingungen in einer Menschenwohnung. Wegen seiner geringen Größe kann er sein Flugbedürfnis hier ausleben. Er fühlt sich keineswegs schlecht, weil er nicht in einer Freivoliere lebt. Selbst in Gruppenhaltung wird er zutraulich und kommuniziert mit den Menschen. Er ist dankbar für die gewissenhafte Fürsorge.

Was will ich eigentlich hiermit sagen? Warum befassen wir uns mit ihm? Weil er süß und hübsch ist? Weil er so genügsam ist? Oder weil er uns neugierig macht auf ein bestimmtes Wesen, das auch in uns steckt? Wie können wir herausfinden, dass er mit uns "seelenverwandt" ist? Wir befassen uns mit seiner Herkunft. Wir beobachten ihn. Wir informieren uns und schaffen ein geeignetes Umfeld, in dem er sicher vor Hunger und Fressfeinden ist. In dem er als kleines Tier noch ausreichend Raum findet. Der Gewissenhafte belässt Wellensittiche in ihrer Natur indem sie in der Gruppe hält. Er bekommt sonst den Blick verstellt auf das, was uns der Wellensittich ausdrückt. Er hält ihn in einer Gruppe und gibt ihm den Bewegungsraum, in dem der Welli seine Flugkünste beweisen kann. Man kann ihn dann beobachten, wie er lebhaft schwatzt, balzt und neugierig alle Winkel der Wohnung durchsucht. Kaum etwas kann ihn aufhalten.

Setzen wir uns ein für das Wesen im Wellensittich, was ein Kämpfer und ein Optimist ist!
 
Thema: Wellensittich mal anders
Zurück
Oben