Hallo Sandra,
damit habe ich in der Tat Erfahrung.
Ich hatte als Kind 2 Jahre lang einen Einzelwellensittich, der im Käfig gezähmt wurde (mittels Knabberstange auf die Hand gelockt wurde) und dann habe ich im Käfig lange mit ihm gespielt, bevor es den ersten Freiflug gab.
Den gab es pro Tag nur für 1 bis 3 Stunden.
Nach zwei Jahren hatte ich dann mal ein Wellensittichbuch gelesen und wünschte mir zum Geburtstag einen zweiten Wellensittich nebst etwas größerem Käfig.
Leider sagten meine Bücher, dass dieser nur in der ersten Zeit, in der man ihn einzeln halten sollte, zahm werden könnte und danach maximal die Scheu vor dem Menschen verlieren, mehr nicht.
Mein Einzelweibchen hat sich sofort sehr gefreut - ich hatte die beiden anfangs 2 Wochen in dem neuen Käfig mit undurchsichtiger Trennwand (Vorschlag des Zoohandels) und sie kam sofort vom Freiflug in "ihr" Abteil.
Als dei beiden dann zusammen waren, fingen sie bald an, zu balzen und sie wurde gefüttert und gekrault.
Die beiden bekamen dann ganztägig Freiflug.
Das alles änderte absolut nichts an der Zahmheit des Weibchens, nur um das Männchen bemühte ich mich aufgrund dessen, was ich gelesen hatte, halt nicht.
Als Fiete (Signatur) zu mir kam, war der erst alleine im Käfig in "Quarantäne" im Haus meiner Mutter und dort habe ich mal versucht, ihn etwas "kennenzulernen" und er war extrem panisch.
Interessanterweise beruhigte er sich ein wenig, als ich anfing, "mit dem Schnabel zu knirschen" (Zähne aufeinander zu reiben
) und als ich wieder kam - ich war nur alle paar Tage dort - begrüßte er mich quasi mit Schnabelknirschen.
Käfigöffnen verursachte aber jedes Mal völlige Panik(Flüge).
Als er dann zu meinem zahmen Weibchen, Keisha-May, kam, mit der ich clickerte, lernte er binnen wenigen Tagen, keine Angst mehr zu haben, den Targetstick zu berühren und kam sogar nach ein paar Tagen auf die Hand, weil er gesehen hatte, dass sie dafür belohnt wurde.
Heute ist er immer noch sehr ängstlich, das heißt, er bekommt schnell Angst und erschreckt sich leicht.
Auf der anderen Seite kann man ihn anfassen, er fliegt mir manchmal von allein auf die Schulter (weil ich das mit ihm geübt habe), kommt oft Schnabel voran an zum Finger-Schnabel-Berühren etc. Die Angst äußert sich darin, dass er anders als andere Wellensittiche eben sehr schnell erschrickt und dann abhaut, aber sehr schnell auch wieder Schnabel voran zurück kommt (eine neue Uhr etc. darf ich z.B. nicht tragen, dann ist Fiete weg oder kommt gar nicht erst).
Alles, was Dein Vogel jetzt kann, kennt und wertschätzt, also alles, was regelmäßig passiert und ihm wichtig ist, wird er weiter machen, wenn ein zweiter dazu kommt und Du nichts veränderst.
Der zweite wird das nachmachen, besonders, wenn er merkt, dass es sich für ihn lohnt, er also z.B. sieht, wie der erste für bestimmte Sachen belohnt wird.
Als ich 2 Wellensittiche zu Fiete & Keisha-May dazu setzte, kamen sie schon am ersten Tag zum Targetstick, und das Männchen Finn kam nach ein paar Tagen auf die Hand, weil Fiete dort saß, also ohne weiteren Anreiz von mir.
Sie hatten halt gesehen, dass die anderen beiden für bestimmte Handlungen
Kolbenhirse bekamen und machten das dann sehr schnell nach.
Vermutlich geht das schneller, wenn schon 2 Vögel oder mehr da sind, und beide das gleiche machen - die Neuen orientieren sich dann am Gruppenverhalten.
Vieles, was ich mit den Vögeln einzeln oder zusammen vorher mühsam innerhalb von Wochen oder Monaten eingeübt hatte - z.B. Flügelheben, Füßchengeben - machten die Neuen sofort nach, als sie sahen, dass die alten das machten und teils belohnt wurden, so dass z.B. heute alle vier mich "rufen", indem sie die Flügel heben und dies auch auf Kommando können (einfach, weil einer das Kommando konnte und sie sahen, dass er belohnt wurde, wenn er es auf Kommando machte).
Statt beim Training zu stören und sich auf den anderen Vogel oder die Hirse zu stützen, was auch mal Thema war
, sitzen sie jetzt ruhig da und heben die Flügel - ich muss also aufpassen, dass ich das nicht übersehe.
Wenn Du nicht clickerst etc. würde ich Handlungen immer vorher mit den gleichenWorten ankündigen, auch das gibt Sicherheit (z.B. wenn Du Näpfe oder Badeschüsseln wechselst vorher ein bestimmtes Wort wie "Badewasser" etc. sagen, so dass sie nach und nach wissen, jetzt kommt oder geht die Badeschüssel, da gehe ich mal von der Schüssel oder dem Ort weg).
Meine haben so das Wort "Achtung!" gelernt, und wenn ich das jetzt sage, fliegen alle im (oben offenen) Käfig nach oben (teils raus), weil sie wissen, dass ich etwas auf den Boden stellen oder von dort weg nehmen will und dabei Angst hätten.
Wenn ich den Käfig reinigen will, muss ich also nur "Achtung!" sagen und warten, bis alle draußen sind.
Einzelne Vögel verstehen das auch, also wenn Malia noch drin sitzt und ich "Malia, Achtung!" sage, bequemt sie sich, raus zu gehen.
Wichtig ist beim zweiten Vogel, dass der Käfig entsprechend groß ist, dass alle wichtigen Sachen wie Futternäpfe, Schaukeln, Schlafplatz etc. zweimal vorhanden sind und am besten, dass der Käfig eine zweite Tür hat, falls es mal Stress gibt.
Ich habe die beste Erfahrung mit einer großen Futter- und Badeschüssel auf dem Käfigboden gemacht, da kommt jeder problemlos ran und kann auch schnell wieder weg fliegen, statt dass einer den anderen immer von dem Futternapf vertreibt, an dem er gerade sitzt.
Unten sind 3 Fotos meiner ersten Vögel, Scheckie (na ja, Name geklaut
- die Gelbe) und Manky mit ihrem "großen", aus heutiger Sicht, Minikäfig.
Da ich technisch ein Analphabet bin, habe ich die analogen Fotos einfach abfotografiert, daher die miese Qualität!