Ich glaube ich kann da auch was dazu sagen:
Es ist schon einige Jahre her, als ich einen Sommer lang Zebrafinken im Freiflug gehalten habe. Die Geschichte hat so angefangen, dass mir zunächst ein Weibchen entkommen war. Es hielt sich die meiste Zeit über in der Nähe der
Voliere auf, auf deren Dach ich den Vogel zu füttern begann. Nach einiger Zeit begann die Henne in einem Nistkasten ein Nest zu bauen, da kam mir die Idee ihr Männchen frei zu lassen.
Es dauerte nicht lange, bis Nachwuchs im Nest war.
Die ganze Geschichte begann im Frühjahr und im Herbst flog dann schon die zweite Generation in Freiheit geborener Zebras herum. Im Spätherbst habe ich die Tiere dann mittel Futterfalle wieder eingefangen.
Ich konnte dabei folgende Erfahrungen sammeln:
1)Von einer Faunenverfälschung konnte dabei keine Rede sein, da die Tiere auf zusätzliche Fütterung angewiesen waren.
2)der Bestand betrug über längere Zeit nie mehr als sieben Vögel. Das war sowas wie eine magische Grenze. Ich führe das auf den Pretatorendruck zurück.
3)Es gab im Laufe der Zeit Verhaltensänderungen:
Das Flugbild der in Freiheit geborenen Jungvögel war deutlich von dem ihrer Eltern zu unterscheiden (obwohl diese zuvor in einer grossen Freivoliere gelebt haben). Sie flogen um einiges schneller und waren auch wendiger.
Sie lernten das Fangen von Insekten aus der Luft. Das war lustig anzusehen als ein Schwarm Haussperlinge hoch oben auf einer alten Tauerweide saßen und nach Fluginsekten schnappten, während zwischendrin immer wieder mal ein Zebra aufflog um das selbe zu tun.
Mir schien es sowieso so, als ob die Zebras vieles von den Spatzen gelernt hätten.
Nistkästen wurden nicht mehr angenommen, sondern nur mehr frei stehende Nester gebaut (das ist heute noch so in meinem Zebraschwarm, auch noch nach über 10 Jahren).
Von tierschützerischer Seite aus ist mein damaliges Experiment sicher zu kritisieren. Ich traue mich aber zu sagen dass die Tiere dabei ein schönes Leben hatten, auch wenns für manche nicht sehr lang war. Fressen und gefressen werden, so ist die Natur nun mal (das ist auch in Australien nicht anders)
Sollte jemand auch solche Pläne haben, dann hab ich ein paar Tipps:
Die Tiere müssen aus einer Freivoliere stammen, damit sie ihre Umgebung kennen
Zunächst nur ein Tier freilassen, damit es zunächst in der Nähe der
Voliere bleibt und die Umgebung erkunden kann. Die Rufe seiner Kollegen in der
Voliere bieten einen guten Bezugspunkt. Ein Sturm in dieser Zeit kann fatale Folgen haben, da die dadurch verwehten Tiere nicht mehr zurück finden (also Wetterbericht beachten). Kennen sie erst mal ihre weiter Umgebung ist das dann kein Problem mehr.
Würde man mehrere Tiere gleichzeitig freilassen, so fühlen sie sich im Schwarm sicher und legen dann rasch weite Strecken zurück und wären auf nimmer wiedersehen verschwunden, da sie es dann nicht für nötig halten darauf zu achten wo sie eigentlich hinfliegen.
und als letztes: nie die Tiere in der
Voliere fangen, nach draussen gehen und auslassen, denn dann würden sie vor Schreck einfach grade aus fliegen bis sie nicht mehr können. Die Gefahr ist zu gross, dass sie dann nicht zurück finden könnten.
..so, ich weiss, dass war jetzt eine ganze Menge Info.
Sollte jemand weitere Fragen dazu haben, dann bitte stellen. Ich werde natürlich versuchen sie zu beantworten.
lg, Othmar
PS: mal schauen, vielleicht finde ich noch ein paar alte Fotos...