Herbstvogelzug und Verschärfung der Stallpflicht

Diskutiere Herbstvogelzug und Verschärfung der Stallpflicht im Forum Vogelgrippe / Geflügelpest im Bereich Allgemeine Foren - http://www.mdr.de/nachrichten/meldungen/3441778.html
Nein, weil es keine Assfresser sind. „Insekten, Käfer, Regwürmer,...aber auch Mäuse, kleine Echsen, Jungvögel...“ Wenn Du den Behörden stichhaltig erklären kannst, woher sich eine Saatkrähe damit Vogelgrippe holen sollte, werden sie zukünftig sicher auch untersucht. Mach’s doch, aday, überzeuge die Fachleute. Ich bin gespannt.

In den Wintermonaten geht die Saatkrähe auch an Aas. Außerdem gibt es ja bekanntlich noch Aaskrähen, die sowieso an Aas gehen.
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Das Argument mag einen gewissen Charme in sich haben, inhaltlich ist es wertlos.

Wer sich die Liste der bisher befallenen Vogelarten ansieht, wird genug Arten finden, die im Lebern kein Ass zu sich nehmen.

Dennoch wurden sie infiziert.

Wie? Auch scharfsinnigste Logik und Zungenfertigkeit werden die Frage nicht beantworten und fehlendes Datenmaterial nicht ersetzen können.
 
Raven: für dich scheint das, was Herr Steiof an eigener Meinung verbreitet, Gesetz zu sein...
Nein, ich bat damit aday, anstatt sich zu wiederholen, zur Abwechslung:
Aday, liefere doch einfach 'mal ein paar Erklärungen zu diesen Beobachtungen

BirdLife zitiert von Raven: „It is possible the birds spread the disease in a “leap-frog” fashion by travelling for a short time and passing on infection to another group of birds before dying, and can thereby contribute to the long-distance spread of the virus.”

Steiof zitiert von Vogelklappe (warum das Rad neu erfinden): „Bei den Ausbrüchen im Freiland gibt es keine Ausbreitungsfächer der Seuche. Dies wäre aber zu erwarten, wenn Zugvögel das Virus transportieren.“

Dieser Ausbreitungsweg mit sterbenden Vögeln entlang der „Leap-Frog“-Strecke bis nach Europa ist nirgends nachvollziehbar. Wenn ja, dann stell’ bitte die H5N1-Funde der bisherigen Lücken-Regionen ein (inklusive Lettland).

Vogelklappe: Wann kam dieser Schwan aus dem Osten ? Hatte er das Datum vermerkt ? Woran soll er sich in Lettland mit Vogelgrippe angesteckt haben, die es dort bislang nicht gab ?
Wie lautet Deine Antwort (Hypothese), Raven ? Aday ?
Aday: Du forderst doch ständig lückenlose Aufklärung nach allen Seiten und dann sprichst du dich dagegen aus, das z.B. Singvögel wo die Rabenvögel ja auch dazugehören untersucht werden, bzw. in einem anderen Beitrag einzelnen Rabenvögel die Aufnahme von Aas absprichst?
Ausgesprochen habe ich mich gegen gar nichts, sondern richtig gestellt, wie es in Berlin gehandhabt wird. Das heißt, tote Nebelkrähen werden untersucht, Saatkrähen nicht. Letzere heißen ja auch nicht Aaskrähen. Andere Vogelarten (neben Wasser- und Greifvögeln) werden deshalb nicht untersucht, weil bisher nichts gefunden wurde und von ihnen keine Infektionsgefahr vermutet wird (unabhängig davon, ob sie infiziert sein könnten), siehe vorherige Links, auch zu Spatzen und Tauben.
Aday: Also wie ich das sehe, kann man nur froh sein, das man deinen Ansichten in der Forschung und Politik nicht folgt. Selbst dort ist man offener auf der Suche nach der Ursache in alle Richtungen als du.
Wieso das denn ? In Berlin untersucht man genau die Vogelarten, die ich auch für sinnvoll halte (also eben keine Saatkrähen, Dohlen oder andere Singvögel), allerdings nur tot. Wo man „offener“ bezüglich weitergehender Untersuchungen, vor allem anderen Materials wäre, sehe ich hingegen nicht. Was wird denn außer dem genannten noch untersucht, aday ?
Pizol: Wer sich die Liste der bisher befallenen Vogelarten ansieht, wird genug Arten finden, die im Lebern kein Ass zu sich nehmen. Dennoch wurden sie infiziert.
Wie?...
Zum hundertsten Mal: relevant ist ausschließlich, ob ein Tier die Infektion weiterverbreiten kann und nicht, ob es Virusträger ist. Tauben, die im FLI-Versuch nicht 'mal Hühner ansteckten, interessieren nicht (politisch Fakt, nicht nur meine Meinung). Und wer für das „Wie“ auf Datenmaterial warten will, anstatt selbst nachzudenken, mag das ja tun. Als Vogelstation reicht mir das nicht.
 
Zum hundertsten Mal: relevant ist ausschließlich, ob ein Tier die Infektion weiterverbreiten kann und nicht, ob es Virusträger ist.
Da bin ich anderer Meinung.

1. Bevor man darüber diskutiert, ob eine Spezies die Infektion weiterverbreiten kann, muss erst einmal geklärt werden, ob sie überhaupt empfindlich ist. Dass hierauf nicht von der Ernährungsweise geschlossen werden kann, ist hoffentlich aus dem weiter oben gesagten klar geworden.

2. Jedes infizierte Tier ist potentielle Ansteckungsquelle. Wenn es bei Transmissionsversuchen unter Laborbedingungen nicht zu einer Ansteckung kommt, beinhaltet dies noch keine Aussage über andere Übertragungswege. Auch verläuft eine Infektion - Binsenweisheit - nicht bei allen Angehörigen der selben Art in gleicher Weise. Jedenfalls gilt die Schwere der Erkrankung als (ein) Indikator für die Virusreplikation und damit den Virusload, - und dieser korreliert i.a. mit der Virusausscheidung. Mit H5N1 infizierte Totfunde werden i.a. als mit hohem Virusload belastet einzustufen sein, wenn auch im Einzelfall, bei zusammentreffen mehrer Faktoren, der Faktor - Infektion - in den Hintergrund treten mag.

3. Virulenz und Infektiosität sind sehr stark Virus-stamm-abhängig. Dies gilt selbstverständlich auch für Tauben. Bei den Experimenten im FLI wurde der verwendete Virusstamm nicht angegeben. Wenn in diesem Fall die Einschätzung einer geringen Suszeptibilität in grober Annäherung auch zutreffen mag, so sind doch nicht wenige infizierte Totfunde bekann, was mich zu der frage veranlasst, ob hier nicht unzulässig verallgemeinert wird.

Was aber wichtiger ist: Was für Tauben gilt, ist nicht per se für andere Spezies übertragbar, die Gegebenheiten sind nur von Fall zu Fall per Experiment zu ermitteln. Wenn man berücksichtigt, dass es sich bei den in weiten teilen Europas, Kleinasiens und Afrikas gefundenen Isolaten um eng verwandte Varianten innerhalb ein und desselben Klade handelt, erscheint diese Forderung nicht unrealistisch. Schon deshalb nicht, wenn man berücksichtigt, dass vergleichbare Untersuchungen andernorts längst durchgeführt sind. (U.a. Swayne 2003, alexander 2000, Perkins und Swayne 2003)

3. Noch ein Wort zum Thema "selbst nachdenken": Ich bin eigentlich davon ausgegangen, das dies alle Teilnehmer dieses Forums, mit mehr oder weniger grossem Erfolg, praktizieren. Die Frage ist, welche Schlussfolgerungen zu ziehen sind.

Nicht zu unrecht wird vor jeder Neueinführung eines Medikaments oder einer medizinischen Innovation der Wirk- und Unbedenklichkeitsnachweis verlangt.
Niemand würde auf die Idee kommen, ein neues Medikament oder medizinisches Verfahren nur aufgrund von theoretischen Überlegungen freizugeben, ohne sie vorher eingehend einer Prüfung in der Praxis zu unterziehen.

Wie oft schon stellte sich im nachhinein heraus, dass wichtige Gegebenheiten übersehen wurden, die kein noch so kluger Kopf vorauszusehen im stande gewesen war.

Ich sehe keinen Grund, warum dies bei diesem Thema anders sein sollte?

Natürlich kann man darüber philosophieren, warum dieses und jenes so und nicht anders sein muss, bzw. keinesfalls zutreffen kann. Die Erfahrung zeigt, dass uns die Natur oft hinterher eines besseren belehrt, und Zusammenhänge erkennbar werden, die niemand vorhergesehen hat, und sich die wohlgemeintesten Ideen im Nachhinein als schwere Fehler erweisen.
 
Pizol: Da bin ich anderer Meinung.
Die deutschen Politiker aber scheinbar nicht.
Bevor man darüber diskutiert, ob eine Spezies die Infektion weiterverbreiten kann, muss erst einmal geklärt werden, ob sie überhaupt empfindlich ist.
Hat das FLI ja entweder gemacht oder aber wenigstens seine Einschätzung dazu abgegeben, dass keine Veranlassung besteht, Singvögel generell untersuchen zu lassen. Dementsprechend werden in Berlin keine sterbenden oder toten Singvögel und auch keine Tauben mehr eingesammelt und auf Influenza getestet. Ist das irgendwo anders ?
Jedes infizierte Tier ist potentielle Ansteckungsquelle.
Das ist auch wieder klar. Für politische Entscheidungen ist da wohl das tolerierte Risiko relevant. Das erkennt man daran, bei welcher Anzahl Todesfälle bzw. je nachdem, wo diese auftreten, zum Teil erst gehandelt wird.
Bei den Experimenten im FLI wurde der verwendete Virusstamm nicht angegeben.
Der ist aber unschwer zu erfragen bzw. geht indirekt aus der Berichterstattung hervor. Wie viele tödliche Stämme gab es denn zu der Zeit in Indonesien ?
In diesem Jahr hat Ortrud Werner die Versuche mit dem gefährlicheren Virus H5N1 wiederholen lassen, das aus Indonesien beschafft worden war. Diesmal war das Ergebnis ein anderes: Wieder starben sämtliche »Referenzhühner« innerhalb von zwei Tagen, aber auch 5 von 16 Tauben erkrankten an der Vogelgrippe und zeigten die typischen Ausfallsymptome des Nervensystems. Drei der Vögel starben. Aber offenbar schieden auch die erkrankten Tiere nur geringe Mengen des Virus aus und steckten keine Hühner an.“ http://www.zeit.de/2006/04/Stimmts_4
...so sind doch nicht wenige infizierte Totfunde bekann, was mich zu der frage veranlasst, ob hier nicht unzulässig verallgemeinert wird.
S.o. Trotz klinischer Erkrankung und Tod keine ausreichende Virenausscheidung für Hühner. Mich veranlasst das zunächst zu der Frage, woran freie Tauben gestorben sind und wie die Todesursache ermittelt wurde.
...die Gegebenheiten sind nur von Fall zu Fall per Experiment zu ermitteln.
Die Frage ist, wie man vorgeht, wenn solchen Forderungen nicht nachgekommen wird. Willst Du darauf hinaus, dass jede Singvogelart auf Empfänglichkeit gegenüber H5N1 untersucht werden sollte ?
Die Frage ist, welche Schlussfolgerungen zu ziehen sind.
Genau. Und welche sind das ? Welche Vogelart könnte denn hier herumfliegen, nicht sichtlich krank sein und trotzdem und nur im Winter andere Vögel anstecken ?
Nicht zu unrecht wird vor jeder Neueinführung eines Medikaments oder einer medizinischen Innovation der Wirk- und Unbedenklichkeitsnachweis verlangt.
Und trotzdem ggf. später vom Markt genommen zu werden. Gemäß einer britischen und jetzt einer australischen Metaanalyse ist das kardiotoxische Potential der selektiven COX-2-Hemmer und auch das der nicht-slelektiven NSAR Diclofenac und Ibuprofen dosisabhängig genau so hoch wie das des zurückgezogenen Vioxx (Quelle DAZ 06/38 ). Warum dürfen sie wohl noch verschrieben und verkauft werden ? Warum gibt es in solchen Fällen nicht auch aus Deutschland studienübergreifende Risikoanalysen ? Weil man anstelle von Analogieschlüssen darauf wartet, bis die ersten NSAR-Schäden nachgewiesen sind ?

Es kann genauso gut sein, Pizol, dass durch Beobachtung, Nachfragen und Nachdenken mit anderen tatsächlich etwas klar wird, auf das vorher noch keiner gekommen ist. Und dass es Leute gibt wie den Bluterarzt Anfang der 80er Jahre, die nicht zu gleichgültig sind, danach dann auch zu handeln, obwohl sie von Kollegen ausgelacht wurden. Es ist nachher billig von den anderen zu sagen, das hätten sie nicht wissen können, wenn wenigstens einer lange vorher darauf hingewiesen hat.

Du glaubst dass uns in diesem Fall die Natur eines besseren belehrt ? Ich nicht.

Für Reisende, also den Normalbürger gilt:
Vor dem Hintergrund der Ausbreitung der Geflügelpest in der Türkei hat der Bundesminister für Ernährung, Verbraucherschutz und Landwirtschaft, Horst Seehofer, erneut an Reisende appelliert, die Einfuhrbestimmungen zu beachten:“ http://www.bmelv.de/nn_751998/DE/13-Service/Newsletter/2006/01.html__nnn=true

Und die Politik macht daraus aktuell (kein Wort von der Vogelgrippe):
http://www.ble.de/data/000CF4129A5014E5849E6521C0A8D816.0.pdf#search="Einfuhr Geflügelfleisch"

Ganz ehrlich - wer hätte das vermutet ?
 
Die deutschen Politiker aber scheinbar nicht.
Das ist auch wieder klar. Für politische Entscheidungen ist da wohl das tolerierte Risiko relevant. Das erkennt man daran, bei welcher Anzahl Todesfälle bzw. je nachdem, wo diese auftreten, zum Teil erst gehandelt wird.
Das ist auch wieder klar. Für politische Entscheidungen ist da wohl das tolerierte Risiko relevant. Das erkennt man daran, bei welcher Anzahl Todesfälle bzw. je nachdem, wo diese auftreten, zum Teil erst gehandelt wird.
Was Politiker für relevant halten, sollte (hoffentlich) in dieser Debatte keine allzu grosse Rolle spielen. Wichtig erscheint mir nur, dass möglichst viele verstehen, dass die Politik alles andere als die Interessen der Verbraucher oder der Geflügelhalter vertritt.

Hat das FLI ja entweder gemacht oder aber wenigstens seine Einschätzung dazu abgegeben, dass keine Veranlassung besteht, Singvögel generell untersuchen zu lassen. Dementsprechend werden in Berlin keine sterbenden oder toten Singvögel und auch keine Tauben mehr eingesammelt und auf Influenza getestet. Ist das irgendwo anders ?
Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Derartige Untersuchungen wurden in den letzten Jahren mit unterschiedlichem Design weltweit durchgeführt. Was du schildest, scheint mir typisch für den in diesem Lande um sich greifenden Trend, der sich mit dem Ausdruck "blinder Sparwahn" ganz treffend charakterisieren lässt.

„In diesem Jahr hat Ortrud Werner die Versuche mit dem gefährlicheren Virus H5N1 wiederholen lassen, das aus Indonesien beschafft worden war. Diesmal war das Ergebnis ein anderes: Wieder starben sämtliche »Referenzhühner« innerhalb von zwei Tagen, aber auch 5 von 16 Tauben erkrankten an der Vogelgrippe und zeigten die typischen Ausfallsymptome des Nervensystems. Drei der Vögel starben. Aber offenbar schieden auch die erkrankten Tiere nur geringe Mengen des Virus aus und steckten keine Hühner an.“
Untersuchungen an den indonesischen Strains sind ja schon der falsche Ansatz. Warum werden die tests nicht mit hier zirkulierenden Stämmen durchgeführt? Vermutlich hat das FLI nicht einmal Zugang zu den Stämmen.

Wie viele tödliche Stämme gab es denn zu der Zeit in Indonesien ?
Ich kann nur sagen, dass derzeit in Indonesien ein ganzes Spektrum unterscheidbarer Subtypen unterwegs ist.

Die Frage ist, wie man vorgeht, wenn solchen Forderungen nicht nachgekommen wird. Willst Du darauf hinaus, dass jede Singvogelart auf Empfänglichkeit gegenüber H5N1 untersucht werden sollte ?
Nicht gegen "H5N1". Sondern gegen den hier zirkulierenden Virus.
Jede singvogelart? Jedenfalls möglichst viele Vogelarten. Das erscheint mir ganz wichtig. Nur so wird sich letztlich ermitteln lassen, wie gross oder klein die von "Wildvögeln" ausgehenden gefahren sind.

Der Aufwand ist sicher nicht unzumutbar hoch, insbesondere, wenn man den Erkenntnisgewinn und die sich daraus ergebenden Handlungsoptionen berücksichtigt.

Die ganze Diskussion hier wäre doch völlig überflüssig, wenn die Daten schwarz auf weiss vorliegen würden.

Und trotzdem ggf. später vom Markt genommen zu werden. Gemäß einer britischen und jetzt einer australischen Metaanalyse ist das kardiotoxische Potential der selektiven COX-2-Hemmer und auch das der nicht-slelektiven NSAR Diclofenac und Ibuprofen dosisabhängig genau so hoch wie das des zurückgezogenen Vioxx (Quelle DAZ 06/38 ). Warum dürfen sie wohl noch verschrieben und verkauft werden ? Warum gibt es in solchen Fällen nicht auch aus Deutschland studienübergreifende Risikoanalysen ? Weil man anstelle von Analogieschlüssen darauf wartet, bis die ersten NSAR-Schäden nachgewiesen sind ?
Ich sehe zwar nicht den umnittelbaren Zusmmenhang, aber das unterstreicht doch die Feststellung, dass letztlich keine Vorausberechnung oder - Überlegung die sich später in der Praxis ergebenden Verhältnisse voraussagen kann. Das scheint ja nicht einmal bei technischen Projekten möglich zu sein. Langwierige Erprobungsarbeiten z.B. an Motoren und Fahrzeugen wären sonst überflüssig.

Es kann genauso gut sein, Pizol, dass durch Beobachtung, Nachfragen und Nachdenken mit anderen tatsächlich etwas klar wird, auf das vorher noch keiner gekommen ist. Und dass es Leute gibt wie den Bluterarzt Anfang der 80er Jahre, die nicht zu gleichgültig sind, danach dann auch zu handeln, obwohl sie von Kollegen ausgelacht wurden. Es ist nachher billig von den anderen zu sagen, das hätten sie nicht wissen können, wenn wenigstens einer lange vorher darauf hingewiesen hat.
Hier war die Lage genau umgekehrt. Der skandal wurde erst möglich durch den Verzicht auf die gebotenen Untersuchungen und schlampige Handhabung der Medikamentenüberwachung. Nicht eine endlose Diskussion über das Für und Wider wäre damals die richtige Option gewesen, sondern möglichst rasche wissenschaftliche Abklärung.

Für Reisende, also den Normalbürger gilt:
„Vor dem Hintergrund der Ausbreitung der Geflügelpest in der Türkei hat der Bundesminister für Ernährung, Verbraucherschutz und Landwirtschaft, Horst Seehofer, erneut an Reisende appelliert, die Einfuhrbestimmungen zu beachten:“ http://www.bmelv.de/nn_751998/DE/13-...html__nnn=true

Und die Politik macht daraus aktuell (kein Wort von der Vogelgrippe):
http://www.ble.de/data/000CF4129A501...Cgelfleisch"

Ganz ehrlich - wer hätte das vermutet ?
Was soll daran verwunderlich sein?
 
Was Politiker für relevant halten, sollte (hoffentlich) in dieser Debatte keine allzu grosse Rolle spielen.
Was dann ? Willst Du mit Appellen zu Deinen geforderten Untersuchungen kommen ? Klappt ja bislang nicht.
Was du schildest, scheint mir typisch für den in diesem Lande um sich greifenden Trend, der sich mit dem Ausdruck "blinder Sparwahn" ganz treffend charakterisieren lässt.
Sehr richtig, ich schildere das, was ich beobachte. Versuch' doch einfach 'mal am Wochenende in Berlin einen verletzten Singvogel oder eine Taube loszuwerden und schau', bei wem Du landest. Was erwartest Du nach über 30 Jahren Schuldenpolitik ?
Siehe Schulden oben rechts: http://www.steuerzahler.de/webcom/show_softlink.php/_c-33/i.html
Ist ja auch nicht nur hier so: http://www.das-magazin.com/dyn/news/print/ausland/551472.html
Warum werden die tests nicht mit hier zirkulierenden Stämmen durchgeführt? Vermutlich hat das FLI nicht einmal Zugang zu den Stämmen.
Hast Du das FLI gefragt ? Man bekommt immer Antwort (Adresse mit angeben), auch wenn es manchmal ein bisschen dauert, kann ich Dir versichern.
Nicht gegen "H5N1". Sondern gegen den hier zirkulierenden Virus.
Welchen, wenn nicht H5N1 ?
Jedenfalls möglichst viele Vogelarten. Das erscheint mir ganz wichtig. Nur so wird sich letztlich ermitteln lassen, wie gross oder klein die von "Wildvögeln" ausgehenden gefahren sind.
Das stimmt. Deshalb lasse ich bei allen Todesfällen mit Organbefunden in der Sektion auf eigene Kosten nach Erregern suchen. Bisher war nicht einmal eine anzeige- oder meldepflichtige Infektion dabei, allerdings sagen solche Einzeldaten nicht viel aus.
Der Aufwand ist sicher nicht unzumutbar hoch, insbesondere, wenn man den Erkenntnisgewinn und die sich daraus ergebenden Handlungsoptionen berücksichtigt.
Auch wahr. Der Aufwand ist es wert, egal wie hoch, aber niemand will dafür bezahlen. Die Leute sind ja teilweise nicht einmal bereit, mir irgendwie ihren Fundvogel zu bringen, sondern erwarten noch privaten Fahrdienst.
Die ganze Diskussion hier wäre doch völlig überflüssig, wenn die Daten schwarz auf weiss vorliegen würden.
Aber genau davon spreche ich doch mit meinen Beispielen. Es liegen unmöglich immer gleich alle Daten vor, wenn nicht 'mal allen Hinweisen nachgegangen wird.
Der skandal wurde erst möglich durch den Verzicht auf die gebotenen Untersuchungen und schlampige Handhabung der Medikamentenüberwachung.
Man hielt Blutprodukte für sicher; waren sie ja bis damals weitgehend auch. Mit den Hepatitisviren schwammen die Antikörper mit, da nicht herausgefiltert. Lebensrettend war aber, als eine Änderung dessen eintrat, die richtigen Schlüsse rechtzeitig auch ohne valide Daten zu ziehen. Nehmen wir den Grazer Amtstierarzt als Beispiel, der entschied, die positiven Katzen nicht einzuschläfern, sondern in Quarantäne zu setzen und weiter untersuchen zu lassen. Solche Leute bringen einen weiter.
Pizol: Was soll daran verwunderlich sein?
Raven: Ich verstehe nicht, was du damit sagen willst.
Bezieht sich Eure Nachfrage auf die tonnenweise Einfuhr von Geflügelfleisch aus der Türkei oder auf etwas anderes ?

Bekomme ich eigentlich keine Antwort auf meine Frage ?
Welche Vogelart könnte denn hier herumfliegen, nicht sichtlich krank sein und trotzdem und nur im Winter andere Vögel anstecken ?
Welche Maßnahmen hat der Putenhalter in Sachsen versäumt, die einen Eintrag in seinen Bestand hätten verhindern können ?
Da ich ständig Singvögel und Stadttauben aufnehme, haben meine Fragen einen ganz praktischen Hintergrund, z. B. die fortlaufende Anpassung des Hygieneplans.
 
Nicht gegen "H5N1". Sondern gegen den hier zirkulierenden Virus.

Welchen, wenn nicht H5N1 ?
"H5N1" klingt -mit Verlaub, etwas naiv. Welcher Subtyp soll das sein?
Sinn macht nur der hier bisher isolierte Subtyp, der mit den Qinghai Isolaten zu 99 % identisch ist.

Welche Vogelart könnte denn hier herumfliegen, nicht sichtlich krank sein und trotzdem und nur im Winter andere Vögel anstecken ?
Da kann mangels Daten wohl niemamd präzise antworten. Dass im winter die Erkrankungen zunehmen, ist ein seit langem bekanntes Phänomen. Über das warum lässt sich nur spekulieren. Vielleicht hängt es mit der längeren Erregerhaltbarkeit bei tiefen Temperaturen zusammen, vielleicht auch nicht.

Dass Wasservögel das Hauptewrregerreservoir für AI Viren darstellt, ist aber eigentlich weltweit unbestritten, und im Vorspann von so gut wie jeder Arbeit zu finden.
 
Das war jetzt aneinander vorbei. Ich meinte die Subtypen H und N, und Du sprichst von genetischen Unterschieden innerhalb dieser Subtypen. Warum sollte denn aber das FLI nicht inzwischen längst Zugang zum Qinhai-Typ haben ?
Pizol: Dass Wasservögel das Hauptewrregerreservoir für AI Viren darstellt, ist aber eigentlich weltweit unbestritten, und im Vorspann von so gut wie jeder Arbeit zu finden.
Heißt das, Du folgst Gänseerpels Argumentation nicht:
Gänseerpel: Bei der Qinhai Klade war das zunächst anders, es wurden 2005 grosse Zahlen an Wasservögeln, u.a. Streifengänse getötet.
Nachdem sich der Virus auf dem Weg zu uns nur wirklich unwesentlich verändert hat (siehe u.a. hier im Forum), gehe ich nicht davon aus, das der in Europa/Kleinasien/Afrika isolierte Virus, -im Vergleich zu Qinhai - andere Pathogenität besitzt. Fiedler stellt nun die These auf (siehe weiter oben) dass die Ausbrüche hier "widerspruchsfrei" erklärbar sind, wenn man von einer Verbreitung in der Wildvogelpopulation ausgeht.
Ich denke, das ist zumindest plausibel, wenn es sich auch nicht durch Daten unterlegen lässt. (Dies liegt auch daran, dass fast nur nach Virus gesucht wird (Kotproben, Pharinxabstriche etc), und kaum Serologie betrieben wird. Geht man von einer Virusausscheidung von wenigen Tagen aus, sind die Chancen einfach schlecht).....
Da, wie oben ausgeführt, der Virus seit Qinhai kaum Veränderungen erfahren hat, liegt der Schluss nahe, dass die Immunitätslage in der WV Population hierzulande eine andere sein muss.
Oder hast Du eine andere Erklärung, warum bisher in Deutschland immer noch keine lebende Virusträger-Ente gefunden wurde ? http://www.fli.bund.de/1213.html
Mir ist nicht klar, warum gerade wegen der Möglichkeit einer Kreuzimmunität nicht auch nach anderen Subtypen (vor allem N) aktiv gesucht werden sollte.

Das ist mir aber trotzdem noch alles zu sehr in eine Richtung gedacht. Wie plausibel sind für drei Rügener Katzen, einzelne Greifvögel (vor allem die Bussarde) und einen sächsischen (oder französischen) Putenstall Enten als Überträger ? Was kommt noch als Vektor in Frage und ist empfänglich (zumindest im Labor) für H5N1 ? Was wissen wir diesbezüglich bisher über diese Tierchen im Freien ? Nichts.
 
Pizol: Was soll daran verwunderlich sein?
Raven: Ich verstehe nicht, was du damit sagen willst.
Bezieht sich Eure Nachfrage auf die tonnenweise Einfuhr von Geflügelfleisch aus der Türkei oder auf etwas anderes ?
Meine ja.

Bekomme ich eigentlich keine Antwort auf meine Frage ?
Welche Vogelart könnte denn hier herumfliegen, nicht sichtlich krank sein und trotzdem und nur im Winter andere Vögel anstecken ?
So oft, wie hier schon zu lesen war, dass über die Übertragungs- und Verbreitungswege viel zu wenig bekannt ist, finde ich die Frage recht eigenartig. Mich wird sie nicht zu irgendwelchen Spekulationen veranlassen.
 
Die Arbeiten beziehen sich auf Kreuzimmunität mit H9N2 Viren. Diese waren in den letzten Jahren Gegenstand etwas intensiverer Betrachtung, da sie einige Besonderheiten, insbesondre 2,6 SA Rezeptoren aufweisen (einige Varianten). Außerdem sind zahlreiche verschiedene Genotypen unterwegs, die auch entsprechend reassortieren. Einige Autoren halten sie für Pandemiekandidaten.

Andererseits wurden zwischen 2003 und 2006 in ganz Europa nur 2 Subtypen isoliert: ( A/teal/Norway/500/05(H9N2)) ( A/mallard/Norway/685/05(H9N2)) in Asien dagegen 108!

Dies lässt daran zweifeln, ob H9N2 Viren epidemiologisch in Europa eine auch nur annähernd vergleichbare Rolle spielen wie in Asien.

Bei H5N2, u. H5N3 waren es im gleichen Zeitraum ebenfalls nur 2, bzw. 3 Isolate.

Dies wirft die Frage nach dem konkreten Kontext einer Kreuzimmunität mit dem qinghai Virus auf.

Fouchier gibt unter 8500 getesteten Vögeln 1 % AI pos (unterschiedliche Typen) an.

Aufschlussreich ist die Arbeit von VJ Munster von 2005.
Von 172 Isolaten waren 33 vom Typ H5 und H7. Darüber hinaus immunisierte die Arbeitsgruppe Frettchen und Kaninchen mit einigen der Isolate und testete die hieraus gewonnenen Antiseren gegen H5 Viren, darunter A/HK/156/97(H5N1) und A/Viet Nam/1194/04(H5N1). Im Ergebnis (HI Test) zeigten sich höchst unterschiedliche Hemmtiter 1:40 bis 1:1280), was die immunologische Heterogenität der verschiedenen H5 Varianten unterstreicht.

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass nur geringe antigenetische und genetische Unterschiede zwischen den HA Genen von Wildentenisolaten und HPAI Viren bestehen.

Natürlich wäre es in Hinblick auf die Vorgänge im Spätwinter /Frühjahr 2006wünschenwert, wenn diese Erkenntnisse durch weitere Felduntersuchungen präzisiert und vertieft würden.
 
Projekt Constanze

Mit «Constanze» der Vogelgrippe auf der Spur
Ein trinationales Forschungsprojekt am Bodensee lanciert Weiterlesen
Der Ansatz hört sich doch ganz vernünftig an, oder?
 
Mit «Constanze» der Vogelgrippe auf der Spur
Ein trinationales Forschungsprojekt am Bodensee lanciert Weiterlesen
Der Ansatz hört sich doch ganz vernünftig an, oder?
Eigentlich schon und vor allem Fiedler wird jetzt vielleicht etwas ruhiger werden, nachdem er auch am Geldsegen teilhaben kann. Erst war für ihn als Fachmann auch alles klar und einleuchtent und wie es mit dem Geld ausschütten losging meldete er Klärungsbedarf an. Naja, vielleicht auch nicht, wenn er doch mehr Geld haben möchte:D .
sie sollen Hochrisiko-Geflügelbetriebe simulieren
Aber hoffentlich nicht mit "verdächtigem":D Futter gefüttert werden was für einige ja immer noch als Auslöser Nr.1 gilt und wie bekommt man heraus, welcher Vogel es eingeschlept hat? Die Wildente die ihre Kollegen besucht, oder der Sperling der auch etwas Futter haben will, oder vielleicht doch die Brieftaube die gerade mal hier vorbeigekommen ist? Da haben wir wieder das Problem. Wo kommen den diese Enten her und wenn man die in ein paar Wochen untersucht und es ist ein positiver Befund, werden auch wieder einige laut aufschreien, die Tiere hätten den Virus ja schon in sich gehabt und nur dadurch gebe es infizierte Vögel jetzt am Bodensee und die Geflügelwirtschaft wäre daran schuld, wobei es ja immer noch einige gibt, die das vorhandensein von Viren im Allgemeinen anzweifeln und das eh nur als ein Produkt der Geflügelindustrie anbrangern (Verschwörungstheorie). Von der wahrscheinlichkeit her dürften es die Wasservögel dann sein, wenn ein oder mehrere Tiere infiziert wird aber solange niemand den Virus überspringen sieht, wird dies nach wie vor einige immer noch nicht glauben. Und dann versucht man die spezelle Art herauszubekommen (auch nur nach dem wahrscheinlichkeitsprinzip) und die vermutliche herkunft (ebenfalls nach der wahrscheinlichkeit) aufgrund der bekannten Fälle.
Im großen und ganzen dürfte also nichts neues herauskommen, oder was erwartet man davon? Das dies grundsätzlich möglich ist andere Tier zu infizieren ist ja schon bekannt.
Ebenfalls im Monitoring-Teilprojekt werden Jungschwäne und -enten eingefangen und untersucht. Wird bei diesen Tieren, die erst im Frühjahr geschlüpft sind, das Virus nachgewiesen, so bedeutet das, dass H5N1 mindestens noch im Frühsommer am Bodensee präsent war.
Oder sind doch schon die ersten Vögelein am Bodensee vorbeigekommen? Schwalben sind bei uns zumindest schon lange weg, aber wie konnte ich nur auf die Idee kommen, das auch Schwalben vogelgrippe übertragen können oder andere Kleinvögel?
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Vogelklappe,

für dich scheint das, was Herr Steiof an eigener Meinung verbreitet, Gesetz zu sein, egal, wieviel Dummfug (Düngung im Winter auf Rügen) darin steht und egal wie sehr er damit anderen widerspricht.
Raven, wie kannst du nur an den Worten eines Fachmanns in Bezug auf die Vogelgrippe zweifeln?

Ganz kurz zu meiner Person: Ich bin Landschaftsplaner, arbeite in einer Naturschutzbehörde im Bereich Artenschutz und lebe in Potsdam. Seit 30 Jahren beobachte ich Vögel und befasse mich auch international intensiv mit Fragen des Vogelzuges und Vogelschutzes.


Klemens Steiof

Lediglich ein einziger Fall des möglichen Transportes des Virus durch Wildvögel von China in die Süd-Mongolei (einige 100 km) wird von den asiatischen Ornithologen erwähnt.
Der hat wahrscheinlich den Virus bei der Gepäckkontrolle an der Grenze im Rucksack gesehen.
Nebenbei bemerkt gibt es auch in der Türkei industrielle Hühnerhaltung, die ihre Abfälle als Dünger entsorgt.
????? Entsorgen? Mist ist ein Wirdschaftsdünger, also etwas was von je her in der Landwirtschaft angefallen ist. Wie kommt der jetzt auf Abfall?
Es ist erstaunlich, dass selbst das wissenschaftlich in Deutschland „zuständige“ Friedrich-Löffler-Institut Wildvögel für einen möglichen Überträger hält (Pressemitteilung vom 20.1.2006). Es wird aber nirgendwo darüber Auskunft gegeben, welche Vögel denn den Erregern von A nach B transportiert haben können. Weder für Rügen noch für den Bodensee liegen hierzu Aussagen vor.
Wow, welch Aussage. Da hat doch wirklich ein Landschaftsplaner auf einer kleinen Naturschutzbehörde die große Ahnung und die kleinen blöden studierten in dem FLI natürlich nicht. Wenn es immer so einfach wäre, mal gerade irgendwohin zu fahren und ein paar ander Hobby-Fachleute zu fragen und dann die einzige Wahrheit zu verkünden, das würde einige Milliarden Euro für Forschung usw. sparen.
Für wesentlich wahrscheinlicher halte ich aber den Weg über Dünger. Hierauf weisen die hauptsächlich betroffenen Wasservögel hin. Ich habe nirgends gelesen oder gehört, dass Kontrollen der ausgebrachten Dünger vorgenommen wurden und dieser Infektionsweg ausgeschlossen werden kann. Hier müsste intensiv gefahndet werden, denn wenn Geschäfte zu machen sind, sind auch Falschdeklarationen nicht auszuschließen (siehe „Gammelfleisch-„ und BSE-Skandal, illegaler Handel mit geschützten Tier- und Pflanzenarten).
Welch kluges Köpfchen. Damit Abfall der jetzt doch auf einmal wieder Dünger ist mit H5N1 kontaminiert wird, setzt das doch den Vogel voraus, der in den Mist mit reingeschissen hat. Sollte also bedeuten, das:
A: in weningsten einen Bestand H5N1 ausgebrochen, bzw. vorhanden ist
B: Das ein Wildvögellein in den Mist geschissen hat

zu A:
auf Rügen oder in näheren Umkreis war kein H5N1 bei Nutzgeflügel festgestellt worden. Nach den Funden von verendeten infizierten Wildvögeln wurde dort beprobt und man hat nichts gefunden.

zu B:
wären wir doch wieder bei den Wildvögeln als Überträger.

Natürlich gebe es auch C, wo Taubenmist dafür verandwortlich wäre. Aber warum das ja nicht geht, genau wie bei den Singvögeln hat uns ja Vogelklappe versucht zu erklären.

Und was sagt selbst Fiedler zu Steiof´s Theorien?
Darüberhinaus kann ich aber in den derzeitigen Ausbruchsmustern durchausÜbereinstimmun*gen mit dem Vogelzuggeschehen finden. Zwar längst nicht inallen Fällen, aber es ist ja auch nicht zu erwarten, dass das Virus ausschließlichdas eine oder das andere Vehikel benutzt. Ich sehe bei den Steiof-(BirdLife-, LBV-...)Argumenten einige Probleme:1) ".. weder innerhalb Asiens, noch von Asien nach Europa gibt es Zugrouten zwischen den be*troffenen Gebieten." Das ist leider falsch. Der Weg des Virus folgt von der Chinesischen Küste dem Herbstvogelzug in den Indoasiatischen Raum. Über eine einzige Zwischenetappe im Süd*asiatischen Raum (Herbstzg - Winter - Frühjahrszug) lässt sich die Westwärtsbewegung erklären. Auch die räumliche und sogar zeitliche Koinzidenz (einschließlich der Übereinstimmung beim Vi*rentyp) auf der Etappe von Südwestsibirien bis ins Schwarzmeergebiet lässt sich nicht überse*hen. Zweifellos gibt es auch eine ganze Reihe so nicht erklärbarer Wege des Virus, aber es wäre unzutreffend zu sagen, dass es überhaupt keine Übereinstimmung gibt. Ich bin aufgrund der der*zeitigen Ausbruchsmuster davon überzeugt, dass wir uns alle von der Annahme verabschieden müssen, dass die Ankunft des Virus im Freiland (transportiert durch einen Wildvogel) an einer bestimmten Stelle unausweichlich und zeitnah dort zu bemerkbarem Massensterben bei Wildvö*geln führen muß. So lassen sich viele Ausbrüche auf der zeitlichen Achse schlichtweg überhaupt nicht erklären. Das heißt dann aber auch, dass die Westwärtswanderung über mehrere Zugpe*rioden hinweg durchaus denkbar ist, ohne dass an jedem Knoten der gedachten Kaskade sofort Massensterben registriert werden müssen. Wer sich die Bilder der stark um die Nordrichtung auf*gefächerten Brutzeit-Ringfunde von im Winterquartier beringten Enten vergegenwärtigt, versteht, was ich mit dem Potenzial zur Ost -West-Wanderung meine.

2) "Die meisten Vögel sterben an Ort und Stelle". Diese Annahme ist in zweierlei Hinsicht wohl so nicht mehr haltbar: erstens gibt es inzwischen Arbeiten, die in Asien für Hühner hochpathogenes H5N1 in klinisch gesunden Wildvögeln (Enten, Weidensperling) nachweisen konnnten (wenn auch sehr geringe Zahlen, aber wir wissen ja nicht, wie hoch die Dichte solcher Vektoren sein muß, um beispielsweise einen Ausbruch in einem Wasservogelgebiet zu provozieren). Zweitens würde diese Annahme bedeuten, dass in Wien, auf Rügen, am Bodensee, am Genfer See, in Wolfratshausen, am Lech, in Schweden und in Frankreich jeweils innerhalb der drei Wochen vor den Ausbrüchen das Virus aus Vogelgrippegebieten antransportiert worden sein muß. Entspre*chende Zugvogelbewegungen können wir ausschließen und Geflügelprodukte oder -mist, die an all diesen Stellen innerhalb sehr kurzer Zeit gleichzeitig antransportiert und freigesetzt wurden sind als Alternativhypothese genauso wenig plausibel.

3) "... daß in Ländern mit strikten Einfuhrkontrollen keine Geflügelpest auftritt...": Dies trifft für Australien (und Neuseeland) zu und stellt damit auch wirklich ein gutes Argument gegen die pri*mitiveren Formen der Zugvogel-Vektoren-Hypothese dar (allerdings mit der leichten Einschrän*kung, dass wohl nur sehr wenige Enten aus den Ausbruchsgebieten wirklich Australien erreichen und die sind ja als Vektoren besonders unter Verdacht). Aber die Liste der Länder ist nicht ganz richtig: es gab H5N1-Ausbrüche auch in Japan, Südkorea (jeweils Januar 2004). Malaysia hat bisher offenbar wirklich keine Fälle gemeldet, aber das kommt mir angesichts einer ganzen Kette von Ausbrüchen auf thailändischer Seite entlang der Malayischen Grenze nicht sehr verlässlich vor.

4) Geflügelfutter; Geflügelkot-Düngung: wo genau sind hier die auf die Situation in Europa zu*treffenden Argumente, wenn wir mal die Vermutung außer Acht lassen, dass die Agroindustrie in zahlreichen Skandalen den Eindruck hinterlassen hat, letztlich zu allem fähig zu sein? Ich habe erhebliche Probleme mit der Vorstellung, dass infizierter Hühnerdung aus China innerhalb von drei Wochen auf deutsche Felder gelangen soll, ohne vorher auszutrocknen oder sich über 10° zu erwärmen (dies sollte die Überdauerungsfähigkeit der Viren nochmals verkürzen). Der Trans*port wird ja kaum mit dem Flugzeug stattfinden. Und auch die Annahme von Hühnermistexporten aus der Ukraine, Rumänien (beide übrigens Importeure und nicht Produzenten von Geflügel im Bereich von je 10 - 15 Mio. / Jahr) oder der Türkei in alle oben genannten neueren Ausbruchs*gebiete gleichzeitig ist für mich alles andere als plausibel. Die Hypothese vom verseuchten Ge*flügelfutter finde ich für Mitteleuropa deswegen problematisch, weil die jüngsten Ausbrüche eben gerade nicht in Geflügelbeständen, sondern im Freiland stattgefunden haben und dem eben ge*rade keine Ausbrüche in Geflügelbeständen voraus gingen. Das lässt sich dann nur noch mit wil*den Verschwörungs- und Geheimhaltungstheorien erklären, die wir uns realistischerweise erspa*ren sollten und bei denen wir uns erinnern sollten, dass es selbst den totalitären Staaten und sol*chen mit deutlicher Pressezensur nicht gelungen ist, Geflügelpestausbrüche mittelfristig geheim zu halten.

5) der von vornherein wohl nicht ganz ernst gemeinte Vorwurf der Freisetzung der Viren aus dem FLI hat sich mit den Ausbrüchen am Bodensee ja wohl erübrigt (nein, auch an der Vogelwarte haben wir keine solchen Viren vorrätig, obwohl die beiden ersten deutschen Ausbruchsgebiete jeweils in Rufweite einer Beringungszentrale (Hiddensee, Radolfzell) ja nun auch eine bemer*kenswerte Koinzidenz darstellen und die Frage aufwerfen, ob in Ostfriesland (IfV Wilhelmshaven) vielleicht nachlässig untersucht wird??)

Aber Spaß beiseite: ich hoffe, man nimmt es mir nicht übel, wenn ich auch die Argumente der Gegner der Vogelzug-Vektoren-Hypothese kritisch hinterfrage. Ich glaube nicht, dass viel zu ge*winnen ist, wenn auf so dünnem Eis argumentiert wird. Und dabei vermute ich viel belastbarere Punkte hier:

- die offensichtliche Zeitlücke zwischen Ankunft potenzieller Wildvogel-Virenträger und den ersten bemerkten Ausbrüchen von 12-15 Wochen. Wo ist das Virus in dieser Zeit und warum wird es nicht bemerkt?

- den beginnenden Endemismus von H5N1 in Regionen Asiens (wie kann ein Virus endemisch werden, von dem man gleichzeitig annimmt, dass es durch Wildvögel um halbe Kontintente ver*breitet wird?)

- die fehlenden Ausbrüche in hochfrequentierten Ziel- und Durchzugsgebieten von Zugvögeln aus hoch belasteten AI-Gebieten

- erste Analysen zur genetischen Verwandtschaft verschiedener H5N1-Typen, aus denen sich Ausbreitungswege (in SE-Asien) rekonstruieren lassen, die Wildvogelverbreitung nicht sehr wahrscheinlich machen, aber deutliche Zusammenhänge mit Geflügelbewegungen aufweisen.

Ich halte es für empfehlenswert, an diesen Punkten anzusetzen und dabei aber nicht grundsätz*lich die Möglichkeit auszuschliessen, dass auch (!) Wildvögel das Virus übertragen können - nur eben nicht nach den derzeit in Politik und Presse gerne dargestellten Primitivmustern.
Viele Grüße
Wolfgang Fiedler
Nunja, zumindest hat man jetzt mal den Namen "Steiof" gehört. Wer war das noch mal?
http://www.steiof.blogspot.com/
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Der hat wahrscheinlich den Virus bei der Gepäckkontrolle an der Grenze im Rucksack gesehen.

Wow, welch Aussage. Da hat doch wirklich ein Landschaftsplaner auf einer kleinen Naturschutzbehörde die große Ahnung und die kleinen blöden studierten in dem FLI natürlich nicht. Wenn es immer so einfach wäre, mal gerade irgendwohin zu fahren und ein paar ander Hobby-Fachleute zu fragen und dann die einzige Wahrheit zu verkünden, das würde einige Milliarden Euro für Forschung usw. sparen.

Welch kluges Köpfchen. Damit Abfall der jetzt doch auf einmal wieder Dünger ist mit H5N1 kontaminiert wird, setzt das doch den Vogel voraus, der in den Mist mit reingeschissen hat.

Nunja, zumindest hat man jetzt mal den Namen "Steiof" gehört. Wer war das noch mal?



Auch eine Methode, sich mit Problemen auseinanderzusetzen.
Zum Niveau kein Kommentar.
Vielleicht wäre es in manchen Fällen doch besser, die Schnapsflasche mal einen Tag in den Schrank zu stellen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Auch eine Methode, sich mit Problemen auseinanderzusetzen.
Zum Niveau kein Kommentar.
Vielleicht wäre es in manchen Fällen doch besser, die Schnapsflasche mal einen Tag in den Schrank zu stellen.
Nanana, inhaltlich hat aday doch Recht, um das zu sehen, bedarf es keiner Schnapsflasche - oder für manchen doch? Soll ja Denkblockaden lösen... :D
 
Nanana, inhaltlich hat aday doch Recht,

Ach so?
Da frage ich mich, wie ich folgendes posting verstehen soll:

Mit «Constanze» der Vogelgrippe auf der Spur
Ein trinationales Forschungsprojekt am Bodensee lanciert Weiterlesen
Der Ansatz hört sich doch ganz vernünftig an, oder?

Wozu Geld für Forschung ausgeben, wenn hier einige sind, die es eh schon wissen.

Und gleich die gebotenen Konsequenzen anbieten.
 
Wozu Geld für Forschung ausgeben, wenn hier einige sind, die es eh schon wissen.

Und gleich die gebotenen Konsequenzen anbieten.
03.10.2006 - Thurgau und St.Gallen bereiten Stallpflicht vor


(lid) - In 24 Thurgauer Gemeinden muss das Hausgeflügel ab dem 15. Oktober bis 30. April in den Ställen bleiben. Die Massnahme dient als Vogelgrippe-Vorbeugung. Betroffen sind alle Geflügelhalter in einer Einkilometerzone am Bodensee und Rhein, sie die Nachrichtenagentur SDA meldet.

Der Kanton Thurgau setze damit die Vorgaben des Bundes um, teilte der Sonderstab Vogelgrippe am 2. Oktober mit. Als Risikogebiete für Vogelgrippe gelten Gemeinden, die höchstens einen Kilometer von Bodensee, Untersee oder Rhein entfernt liegen. In dieser Zone darf Hausgeflügel ab Mitte Oktober nicht mehr ins Freie. Insgesamt befinden sich rund 260 Geflügelhalter in dem betroffenen Gebiet. Das sind etwa zehn Prozent aller Halter im Thurgau. Sie werden vom Veterinäramt informiert.

In allen anderen Gebieten sind keine Massnahmen vorgesehen. Die betroffenen Betriebe wurden bereits informiert, wie die St. Galler Staatskanzlei am 2. Oktober mitteilte.

Vor allem Wildenten, die auf den grossen Seen überwintern, trügen das Vogelgrippe-Virus. Das habe der vergangene Winter gezeigt. In Seenähe sei die Ansteckungsgefahr für Hausgeflügel am grössten. In weiterer Entfernung von solchen Gewässern sei sie gering. Der Bund habe deshalb entschieden, Geflügel nur in See- und Flussnähe einsperren zu lassen. Das St. Galler Veterinäramt rechnet aufgrund der Reaktionen der Geflügelhalter damit, dass die Vorschriften mehrheitlich eingehalten werden.
http://www.landwirtschaft.ch/deutsc...07367D-F45F-41C6-93F4376DF2A43935&language=de
Pizol schrieb:
Vielleicht wäre es in manchen Fällen doch besser, die Schnapsflasche mal einen Tag in den Schrank zu stellen.
Ist eine gut Idee von dir wenn du das machst. Leider kann ich dich dabei nicht unterstützen, da ich mir aus alkoholischen Getränken nicht viel mache.:D
 
Thema: Herbstvogelzug und Verschärfung der Stallpflicht
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