Wo im Osten die Vögel sitzen ist m.E. völlig nebensächlich im Sinne der Diskussion. Auf den Börsen im Osten (kann mich zB an Leipzig Messehallen erinnern) gab es wiederholt tschechische Händler die Massen "Chinesischer Nachtigallen"/ Sonnenvögel anboten. Alle unberingt, verklebte Gefieder, Preis um 75 € pro Stück...
Ob die nun vorher in einer Scheune im Böhmerwald waren oder in einem Geschäft in Prag dürfe ihnen und den unter schlimmsten Schmuggelbedingungen vereckten Artgenossen ziemlich egal sein.
Und auch die in Erwartung einer fantastischen Nachfrage bei erhoffenter Aufhebung des Importverbotes gut gefüllten Importeurlager werden nun nicht einfach per "Tür auf und Freiheit" geleert.
Bei legalem Import konnte wenigstens mithilfe von Bestimmungen ein annähernd humaner Umgang mit den Tieren vorgeschrieben werden. Auch die CITES äußerte sich unlängst sehr kritisch zu unserem totalen Importverbot.
Wenn schon bis zu 25% aller Zigaretten hier in Berlin und Umgebung geschmuggelt sind und auch sonst so ziemlich alles über die Grenze kommt, von Drogen, Waffen, Kopierware und Homo Sapiens ohne Pässe... dann schaffen das auch teure Vögel unter dem Rücksitz oder in der Reserveradgrube...
Die nächsten Börsen werden vor un- oder gewaltberingten "Nachzuchten" gesuchter Vögel mit seltsam verklebtem Gefieder zu berichten wissen.
Brillo
PS: Und wer den Text mit CITES-Kritik im Original lesen will:
http://www.eubusiness.com/Environ/1168603203.07/
Ein eindrucksvolles Bild der Dimension des "östlichen Schwarzmarktes" findet sich auch hier:
Russlands Tierschützer im Kampf gegen den illegalen Tierhandel
Russische Zollbeamte haben an Flughäfen und Bahnhöfen alle Hände voll zu tun: Der illegale Handel mit Papageien, Schildkröten, Tigerfellen, Schlangenhäuten und Vogeleiern boomt, denn er bietet organisierten Schmugglerbanden eine mehr als lukrative Einkommensquelle. Nach Schätzungen von Interpol werden jährlich Umsätze von 15 Milliarden US-Dollar weltweit mit diesem Geschäft erzielt.
In einem in Moskau eigens für die Aufnahme beschlagnahmter Tiere eingerichteten Auffangzentrum, das mit der Moskauer Staatlichen Universität und den Zollbehörden kooperiert, werden die Tiere, die sich zum Teil in sehr schlechter Verfassung befinden, von Tierpflegern und -schützern betreut.
Ein aktueller Fall: Bei der Einfuhr aus Guinea wurden 200 unterschiedliche Papageienarten beschlagnahmt. Bis zu 70 Papageien waren in einer Kiste untergebracht, die meisten der Vögel hatten gebrochene Flügel oder waren bereits verendet.
Peter Püschel, Vorsitzender des International Fund for Animal Welfare Deutschland und Leiter des Bereiches „Illegaler Tierhandel“, weiß, dass Schmuggler die Anzahl der zu transportierenden Exemplare aufgrund der hohen Sterberate „vorsorglich“ aufstocken.
Püschel kennt die Methoden der Schmuggler sehr genau. So operieren sie bevorzugt am Wochenende, wenn nur wenige Zöllner Dienst haben.
Doch Russlands Tierschützer stellen sich dem nahezu aussichtslosen Kampf gegen die Machenschaften der illegalen Händler. Sie sehen die Lösung des Problems jedoch nicht nur in politischen Entscheidungen, sondern vor allem in der Sensibilisierung der Öffentlichkeit: Auch der Urlaubsreisende müsse auf illegale Souvenirs wie Accessoires aus Schlangenhäuten und seltene Korallen verzichten.
Quelle: „Skurrile Mitbringsel aus dem Urlaub“, Veronika Wengert, Moskauer Deutsche Zeitung vom 05.02.2004