Wanderfalken - Ursachen von Rückgang und Zunahme

Diskutiere Wanderfalken - Ursachen von Rückgang und Zunahme im Forum Greifvögel und Eulen im Bereich Wildvögel - Hallo, die Diskussion zum Thema Wanderfalke haben wir in den Allgemeinen Foren im thread "Fasane und Rebhühner" begonnen. Da es aber einerseits...
Peregrinus

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Hallo,

die Diskussion zum Thema Wanderfalke haben wir in den Allgemeinen Foren im thread "Fasane und Rebhühner" begonnen. Da es aber einerseits dort nur bedingt hingehört und ich zum anderen das Thema für diskussionswürdig halte, eröffne ich diesen neuen thread und fahre an jener Stelle fort, an der wir dort aufgehört haben.

Doch. In dem man wie Rockenbauch das macht den Reproduktionserfolg der einzelnen Tiere untersucht. Und danach stammt nur ein geringer Prozentsatz (ich meine 12%) aus Auswilderungen, der Rest also 78% von Wildvögeln. Da das Buch im Moment nicht neben mir liegt Auskünfte aus dem Kopf. Das Kapitel in Band 2 über Populationsaufbau/Bruterfolg ist auch so lesenswert, auch wegen der Argumente gegen die DDT-These.

Ich denke dabei können wir es bewenden lassen. Mich interessieren Wanderfalken auch eher am Rande, als Predatoren für "meine" Papageien. Und da liefert Rockenbauch gute Belege.
Oh nein, ich finde das äußerst interessant, auch wenn es nicht direkt zum Thema passt.

Zumindest für Baden-Württemberg scheinen Rockenbauchs Thesen äußerst belastbar zu sein, wurden hier doch tatsächlich anscheinend keine Wanderfalken ausgesetzt. Da man heutzutage aber weiß, dass auch über den Alpenkamm hinweg ein Genaustausch (in unbekannter Höhe) stattfindet und schon immer stattfand, lässt sich schwer sagen, wie groß der Einfluß der in Mittel- und Norddeutschland ausgewilderten Falken auf den Süden war.

Er schreibt für Mittel- und Norddeutschland tatsächlich von nur 10-12% Erfolgsanteil der ausgewilderten Vögel, doch kann ich über die Methodik dieser Untersuchung nichts finden. Wie wurde diese Zahl ermittelt?

Trotz nachweislich hoher DDE-Belastungen (Abbauprodukt des DDT im Körper) blieb der Bruterfolg der baden-württembergischen Wanderfalken gleich hoch, sodaß also tatsächlich die Ursache des DDT in Frage zu stellen ist. Doch reicht mir die Nennung des Wanderfalkenbedarfs im arabischen Raum zu jener Zeit nicht als Beweis für die Falknerei als Hauptursache des Rückgangs in Deutschland aus (zumal ein durchschnittlicher deutscher Wanderfalke für die Araber sicher zu langweilig war, zu wenig Statussymbol).

Wenn ich richtig gelesen habe, dann setzten die Aktivitäten der AGW (und Vorgängerorganisation) ab 1965 ein. Der Tiefpunkt der Bestände in Deutschland war jedoch um 1975, d. h. trotz Horstbewachungen anhaltender Rückgang. 1972 wurde DDT verboten, ab 1977 wurden die ersten Wanderfalken ausgewildert. Und erst ab 1978 war eine zaghafte Erholung der Bestände zu sehen.

Allem Anschein nach sind die Rückgangsursachen des Wanderfalken (und anderer Falken und Greifvögel) noch nicht vollständig geklärt bzw. nicht quantifizierbar. Irgendwo zwischen „die Auswilderungen der Falkner brachten nichts und waren sogar kontraproduktiv“ (AGW) und „ohne die Auswilderungen gäbe es heutzutage keine wilden Wanderfalken mehr“ (Falkner) wird wohl die Wahrheit liegen.

VG
Pere ;)
 
Peregrinus schreibt über Rockenbauch:

<<<<<<<<<<Er schreibt für Mittel- und Norddeutschland tatsächlich von nur 10-12% Erfolgsanteil der ausgewilderten Vögel, doch kann ich über die Methodik dieser Untersuchung nichts finden. Wie wurde diese Zahl ermittelt?>>>>>>>>>>>

Macht man sowas nicht durch Ablesen der Ringe?
 
Hallo,

die Diskussion zum Thema Wanderfalke haben wir in den Allgemeinen Foren im thread "Fasane und Rebhühner" begonnen. Da es aber einerseits dort nur bedingt hingehört und ich zum anderen das Thema für diskussionswürdig halte, eröffne ich diesen neuen thread und fahre an jener Stelle fort, an der wir dort aufgehört haben.


Oh nein, ich finde das äußerst interessant, auch wenn es nicht direkt zum Thema passt.

Zumindest für Baden-Württemberg scheinen Rockenbauchs Thesen äußerst belastbar zu sein, wurden hier doch tatsächlich anscheinend keine Wanderfalken ausgesetzt. Da man heutzutage aber weiß, dass auch über den Alpenkamm hinweg ein Genaustausch (in unbekannter Höhe) stattfindet und schon immer stattfand, lässt sich schwer sagen, wie groß der Einfluß der in Mittel- und Norddeutschland ausgewilderten Falken auf den Süden war.

Er schreibt für Mittel- und Norddeutschland tatsächlich von nur 10-12% Erfolgsanteil der ausgewilderten Vögel, doch kann ich über die Methodik dieser Untersuchung nichts finden. Wie wurde diese Zahl ermittelt?

Trotz nachweislich hoher DDE-Belastungen (Abbauprodukt des DDT im Körper) blieb der Bruterfolg der baden-württembergischen Wanderfalken gleich hoch, sodaß also tatsächlich die Ursache des DDT in Frage zu stellen ist. Doch reicht mir die Nennung des Wanderfalkenbedarfs im arabischen Raum zu jener Zeit nicht als Beweis für die Falknerei als Hauptursache des Rückgangs in Deutschland aus (zumal ein durchschnittlicher deutscher Wanderfalke für die Araber sicher zu langweilig war, zu wenig Statussymbol).

Wenn ich richtig gelesen habe, dann setzten die Aktivitäten der AGW (und Vorgängerorganisation) ab 1965 ein. Der Tiefpunkt der Bestände in Deutschland war jedoch um 1975, d. h. trotz Horstbewachungen anhaltender Rückgang. 1972 wurde DDT verboten, ab 1977 wurden die ersten Wanderfalken ausgewildert. Und erst ab 1978 war eine zaghafte Erholung der Bestände zu sehen.

Allem Anschein nach sind die Rückgangsursachen des Wanderfalken (und anderer Falken und Greifvögel) noch nicht vollständig geklärt bzw. nicht quantifizierbar. Irgendwo zwischen „die Auswilderungen der Falkner brachten nichts und waren sogar kontraproduktiv“ (AGW) und „ohne die Auswilderungen gäbe es heutzutage keine wilden Wanderfalken mehr“ (Falkner) wird wohl die Wahrheit liegen.

VG
Pere ;)

Dem stimme ich zu als Vergleichsparameter kann die Entwicklung der Wanderfalkenpopulation im ehemaligen DDR Gebiet herangezogen werden.
Hier fanden in den 50 bis 80 Jahren des vorigen Jahrhunderts offenbar keine illegalen Aushorstungen statt durch die DDR Falkner oder Abschuss durch Jäger und Verfolgung durch Taubenzüchter. Trotzdem brach die Wanderfalkenpopulation damals vollkommen zusammen
 
Hier fanden in den 50 bis 80 Jahren des vorigen Jahrhunderts offenbar keine illegalen Aushorstungen statt durch die DDR Falkner oder Abschuss durch Jäger und Verfolgung durch Taubenzüchter. Trotzdem brach die Wanderfalkenpopulation damals vollkommen zusammen
Selbst wenn es vereinzelt doch illegale Aushorstungen gegeben haben sollte, dann waren es doch so wenig, daß dies keinen nennenswerten Einfluß auf die Bestände haben konnte.

Biotopzertörung kommt ebenfalls nicht in Frage, da auch im weitgehend unberührten Elbsandsteingebirge die Population vollständig erloschen war und sich nach Wiederansiedlungen heute ein stabiler Bestand erhält.

Wieso aber ist laut Rockenbauch der Reproduktionserfolg in Ba-Wü trotz hoher DDE-Belastungen nicht zurückgegangen? Oder schritten die Vögel aufgrund gestörter Fertilität (und damit Wegfall der Bruthandlung) gar nicht zur Brut?

VG
Pere ;)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Einfach als zusatz Info. Wir hatten mitte 70er Jahre in der Schweiz im sogenannten Mittelland nur noch ein bekanntes Wanderfalkenpaar am Doubs im Jura. Es fanden nie Auswilderungen statt. Heute haben wir wieder einen flächendeckend recht guten Wanderfalkenbestand.
Aushorstungen waren kein Thema ( bei zu dieser Zeit nur ca 6 Falknern)
Allerdings gab es z.B. anfangs des 20 Jahrhunderts ein Gesetz zur Ausrottung aller Fleisch und Fischfressender Tiere.
Ich hab mir um 1980 auch mal den Spass erlaubt in einem Taubenzüchterverein Mitglied zu werden (obwohl ich nie Tauben hatte). Ich habe dort so gut wie kein Mitglied angetroffen das nicht selber schon Habichte und Falken erlegte! Diese Erlegungen haben offiziell natürlich nie stattgefunden.
Das haben sie mir offenherzig ja selber berichtet mit dem Hinweis , wenn ich dann Vögel von ihnen zur Präparation bekäme , wollten sie aber keinen Aerger. Bin dann wieder ausgetreten.
 
Moin, Moin,
Wieso aber ist laut Rockenbauch der Reproduktionserfolg in Ba-Wü trotz hoher DDE-Belastungen nicht zurückgegangen? Oder schritten die Vögel aufgrund gestörter Fertilität (und damit Wegfall der Bruthandlung) gar nicht zur Brut?

Wenn ich es richtig verstanden habe ist der Nachweis zwischen DDT bzw. DDE und Reproduktionsrate im Freiland für die Würtemberger Freilandwanderfalken nicht erbracht.

Es wurden nur Werte an abgestorbenen Eiern ermittelt womit zwar eine Belastung zu belegen ist, nicht aber eine Wirkung auf die Schlupfrate. Und aus Eiern von Gelegen in denen Belastungen aufgetreten sind, sind Kücken geschlüpft und ausgeflogen. Zu erwarten wäre eine gleichmäßige Belastung der Eier eines Geleges und damit auch eine eingeschränkte Schlupfrate und Ausfliegensrate in belasteten Gelegen. Das ist wohl anhand der gesammelten Zahlen nicht so.

Gruesse,
Detlev
 
Selbst wenn es vereinzelt doch illegale Aushorstungen gegeben haben sollte, dann waren es doch so wenig, daß dies keinen nennenswerten Einfluß auf die Bestände haben konnte.

Biotopzertörung kommt ebenfalls nicht in Frage, da auch im weitgehend unberührten Elbsandsteingebirge die Population vollständig erloschen war und sich nach Wiederansiedlungen heute ein stabiler Bestand erhält.

Wieso aber ist laut Rockenbauch der Reproduktionserfolg in Ba-Wü trotz hoher DDE-Belastungen nicht zurückgegangen? Oder schritten die Vögel aufgrund gestörter Fertilität (und damit Wegfall der Bruthandlung) gar nicht zur Brut?

VG
Pere ;)

Es ist ja immer einfacher den bösen Falkner als Sündenbock für den Rückgang des Wanderfalken zu denunzieren ,als wie gegen Chemiekonzernriesen die Pestizide herstellen anzustinken ,denn alle komplexem Molekülverbindungen und künstliche Hormonähnliche Substanzen haben Auswirkungen in der Nahrungskette und die Greife leiden.
Ähnliches gilt für die modernen Windkraftanlagen, bei Gibraltar starben bereits hunderte von Greifvögeln durch Windkraftanlagen...
 
Es ist ja immer einfacher den bösen Falkner als Sündenbock für den Rückgang des Wanderfalken zu denunzieren ,als wie gegen Chemiekonzernriesen die Pestizide herstellen anzustinken ,denn alle komplexem Molekülverbindungen und künstliche Hormonähnliche Substanzen haben Auswirkungen in der Nahrungskette und die Greife leiden.
Ähnliches gilt für die modernen Windkraftanlagen, bei Gibraltar starben bereits hunderte von Greifvögeln durch Windkraftanlagen...
Nicht die Chemiekonzernriesen sind das Problem, sondern die Landwirtschaft, für die besagte Substanzen hergestellt werden. Natürlich unterliegen diese ihrerseits dem Ertragsdruck, welcher durch die Marktkonkurrenz entsteht. Letztere wiederum ist eine Folge unseres Konsums, der sich seinerseits an der Geldbeuteldicke der Bevölkerung orientiert. Würden die Firmen besser bezahlen, könnte man teurere Lebensmittel kaufen, die Landwirte müßten nicht so billig produzieren, würden keine industriellen Chemikalien verwendet ... Wäre aber die Steuerbelastung geringer, könnten die Firmen ihre Leute besser bezahlen. Ohne Steuereinnahmen könnte der Staat wiederum keine Infrastruktur aufrechterhalten, ohne Infrastruktur ...

Will sagen: So einfach ist das alles nicht.

Rockenbauch widerlegt anscheinend die Theorie vom DDT als Hauptursache. Natürlich haben wir es hier mit einem Wirkungskomplex zu tun: Direkte Verfolgung durch Taubenzüchter, Jäger, Falkner, Eiersammler etc. einerseits und indirekte Ursachen wie Lebensraumverschlechterung durch Verbauungen, Störungen durch Erholungssuchende, Kletterer, Horstbewacher etc.

Das Erstaunliche ist aber wie gesagt, daß dem allgemein als Hauptursache angenommene DDT scheinbar geringere Bedeutung zukommt als gemeinhin angenommen wird. Oder es ist nicht das DDE das Problem, sondern möglicherweise ein anderes Agrarprodukt. Vieles ist denkbar.

VG
Pere ;)
 
Moin, Moin,

Oder es ist nicht das DDE das Problem, sondern möglicherweise ein anderes Agrarprodukt. Vieles ist denkbar.

Auch Seuchen, Resistenzen gegen Parasiten, Zufälle und irgendwas auf das noch keiner gekommen ist (man denke etwa an die Geier in Indien) wären da noch offen.

Gruesse,
Detlev
 
Thema: Wanderfalken - Ursachen von Rückgang und Zunahme

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