Das Leben geht oft seltsame Wege

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Pico

Pico

Chefin einer Chaotenbande
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Hallo zusammen,

manchmal nimmt das Leben einfach seinen Lauf - obwohl wir es ganz anders geplant haben.
Manchmal tauchen unverhofft Biegungen und Stolpersteine auf trotz wir gerade noch dachten, der zu gehende Weg sei eben und es ginge immer nur geradeaus.
Ja, so was kann passieren – auch mir :~

Vor etwa zwei Jahren nahm ich einen grauen WF auf, Alter unbekannt.
Der Hahn wurde aus Mitleid freigekauft, jedoch kam er nicht damit zurecht in so engem Kontakt zum Menschen zu Leben (keine Seltenheit bei Wildfängen) und so kam er schliesslich in meine Station.
Nach der üblichen Quarantänezeit wurde er von mir in eine Gruppe anderer Graupapageien integriert, was ihm augenscheinlich vom ersten Moment an gefiel. Der Vogel blühte auf, das kann man kaum beschreiben.

Ein paar Wochen später nahm ich eine graue Henne auf, ebenfalls ein WF unbekannten Alters.
Die Henne hatte zwar in ihrem vorherigen Zuhause die Möglichkeit sich einen Partner zu wählen, jedoch sagte ihr keiner zu. Das Mädel beschäftigte sich einzig und alleine damit, sich von früh bis spät zu rupfen und ständig Eier zu legen, die sie mit voller Hingabe bebrütete.
Das dies auf Dauer kein Leben sein konnte war klar und so kam die Henne dann also zu mir.

Nach der Quarantäne kam sie in die selbe Gruppe wie der kürzlich aufgenommene Hahn.
Na und was glaubt ihr ist passiert? Die beiden verliebten sich auf Anhieb ineinander.
Ich freute mich natürlich riesig darüber, klar.

Was ich allerdings nicht lustig fand – die Henne legte weiterhin Eier, trotz es KEINERLEI Brutmöglichkeiten gab! Das war der Henne völlig schnuppe, sie brütete auf dem Boden und die beiden sahen innerhalb kürzester Zeit die gesamte Voliere als ihr Revier an, welches sie bis aufs Blut verteidigten!
Nachdem ein Mitglied der Gruppe eine relativ schwere Verletzung davongetragen hatte musste ich das Paar von den restlichen Grauen trennen.

Die brütende Henne hatte mittlerweile aufgehört sich zu rupfen und kümmerte sich mit solcher Hingabe um ihr (auf dem Volierenboden angebrachtes) Gelege, dass mir das Herz wirklich schwer wurde.
Ich stand vor einer schweren Entscheidung.

Der Henne die Eier wegnehmen und zusehen wie sie ständig immer neue legen würde um diese wieder mit Hingabe zu bebrüten oder das Paar trennen das sich abgöttisch liebte oder den beiden einen Nistkasten zur Verfügung stellen und sie ihren Bruttrieb einfach mal ausleben lassen.
Ich entschied mich für den Nistkasten da eine Trennung des Paares für mich auf gar keinen Fall in Frage kam!
Fortan konnte ich die Voliere (zum Reinigen) nur noch mittels Schutzmaßnahmen betreten, an den Nistkasten liessen mich die beiden (zu Kampfgeiern mutierten Grauen,) absolut NICHT.

Eine bange Zeit in der ich hoffte, dass meine Gebete erhört würden und die Eier durchweg unbefruchtet wären. Leider Fehlanzeige.

Drei Graubabys schlüpften und wurden mit äußerster Sorgfalt von ihren Eltern großgezogen.
Ich hatte nicht mal die Chance, an die Babys ranzukommen, als sie hätten beringt werden müssen.
Somit wurden sie zu einem späteren Zeitpunkt offen beringt (die erforderliche Genehmigung liegt natürlich vor).
Die drei Jungvögel wuchsen als 100% Naturbruten auf und sind richtig tolle Grauchen geworden. Für eines der Babys hatte ich einen guten Platz gefunden, die anderen beiden sind noch immer bei mir weil es sehr schwer ist, wirklich geeignete Plätze zu finden (Volierenhaltung, nur zu vorhandenem Partnervogel).

Natürlich habe ich händeringend versucht zukünftige Bruten dieses Paares zu vermeiden, da sich dies mit meiner Lebensphilosophie nicht verträgt (wer eine Auffangstation betreibt sollte eigentlich keinen Nachwuchs zulassen).
Jedoch wie ich eingangs schrieb schlägt uns das Leben manchmal ein Schnippchen.

Ich versuchte es mit Zunageln des Nistkasten, ich setzte das Paar in eine andere Voliere und ich entfernte schlussendlich den Nistkasten.
Dies hatte zur Folge, dass sich die Henne innerhalb kürzester Zeit wieder furchtbar rupfte und ein hohes Aggressionspotential an den Tag legte.
Sie war totunglücklich – das stand außer Frage – und daher entschied ich mich dafür, den Nistkasten wieder freizugeben (zumal die Henne so oder so nicht am Dauerlegen zu hindern war und wie sich dieses auf die Konstitution eines Vogels auswirkt brauche ich wohl keinem erklären).

Warum ich das getan habe? Weil ich möchte dass die Vögel hier bei mir glücklich sind.
Ich fragte mich:
Was ist schlimmer – eine Brut mit allen Mitteln verhindern und somit im Grunde Verhaltensstörungen noch forcieren – oder ein glückliches Vogelpaar zu haben was mit Hingabe seine Jungen grosszieht? Für mich war die Antwort klar – und dementsprechend habe ich gehandelt.


Da ich die Plätze in meiner Station jedoch für die Vögel freihalten will, denen ein schönes Leben in „normaler Privathaltung“ durch Verhaltensstörungen o.ä. verwehrt wird, bin ich nun zu dem Entschluss gekommen die vorhandenen Jungvögel unter den gleichen Voraussetzungen und Optionen zu vermitteln wie ich es bei all meinen Vermittlungsvögeln tätige.

Heisst im Klartext:
Die Vögel werden nur in Volierenhaltung/Zimmerhaltung abgegeben und ausschliesslich zu einem vorhandenem Partnervogel (keine Einzelhaltung!).

Ich habe somit derzeit 2 Graue (Hahn+Henne) im Alter von 9 Monaten zu vermitteln.
Bei der DNA-Analyse wurden die Vögel auch auf PBFD getestet und sind virusfrei.

Das Elternpaar zieht derzeit wieder 2 Graue Babys groß, die z.Zt. 9 Wochen alt sind.
Die DNA, sowie der Test auf PBFD erfolgt erst, wenn die Vögel flügge sind.

Die Vögel sind allesamt mit geschlossenen BNA-Ringen gekennzeichnet und reine Naturbruten.

Dies ist die einzige Art der Störung, die ich während der Brut tätige und für die ich eine Lösung gefunden habe, um an die Babys zum Zeitpunkt der Beringung heranzukommen.

Auf dem letzten Bild(Außenvoliere) sitzt einer der 9 Monate alten Vögel unterhalb auf dem Querast und der Andere in der Mitte zwischen 2 anderen Grauen.
 

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Hallo Heike,

deine Geschichte hat mir unheimlich gut gefallen und ich finde es schön, dass du dich für das Wohl der Grauen entschieden hast und ihnen den Nistkasten wieder geöffnet hast. Auch ist es toll, dass die zwei ihre Babies ganz ohne Hilfe großgezogen haben und somit wieder ein paar Naturbruten entstanden sind.

Ich drücke dir alle Daumen, dass du deine Babies alle gut vermittelt bekommst und natürlich dann auch die zukünftigen. Die zwei werden diese wieder mit Bravour aufziehen, wenn es dann wieder soweit sein wird.

Das ist auch wieder so ein Fall, wo man als Mensch dazwischen steht und sich fragen muss, was ist richtig und was ist falsch. Aber ich denke, du hast die richtige Entscheidung getroffen und den beiden ihr Glück nicht verwehrt und dafür danke ich dir. Du siehst es ja täglich, dass aus den beiden Grauen ein harmonierendes und total glückliches Paar geworden ist. Deine Henne hat es dir ja deutlich gezeigt, dass wenn du weiterhin den Nistkasten zugelassen hättest, dass sie eines Tages wieder nackt gewesen wäre.
 
Hallo Monika,

Du glaubst gar nicht, wie sehr mich Deine Worte freuen.:trost:
 
Hallo Pico,

auch ich habe gerade mit einer großen fazination Deine Gesichte gelesen.
Könnte ich evtl. Persönlichen Kontakt mit Dir aufnehmen da wir für Ende August bzw. Anfang Sepetmer einen Hahn für unsere Merlin
( DNA Test haben wir ) suchen.
Sie ist von Mai 06 und wir haben sie seit März 07

Und einen Ausflug in den schönen Westerwalt ist es uns auf alle fälle wert..

LG
 
Hallo Miss Marple,

klar kannst Du Kontakt zu mir aufnehmen. ;)
 
Hallo Heike,

ich schätze deine Arbeit wirklich sehr und möchte dir das hier einfach nochmal sagen. Ich halte dich wirklich für kompetent und finde, dass diese Geschichte das deutlich zeigt!

Alles Gute und weiterhin viele Erfolge!

Viele Grüße
Kathrin und Anhang
 
Hallo Kathrin,

Danke für die :blume: Habe mich sehr über Dein Kompliment gefreut.:bier:
 
Hallo Heike,
die Geschichte hat mich sehr gerührt und mir direkt einen Kloß in den Hals gesetzt.
Besser hätte man nicht handeln können und auch ich danke Dir dafür, dass Du den Grauen so ein Leben "in der Gefangenschaft" ermöglichst und es macht mich unendlich glücklich zu lesen, dass auch die Jungtiere als Naturbruten aufwachsen dürfen und Du große Anforderung an das neue Zuhause stellst.
Ich lese Deine Beiträge immer ebenfalls gerne und schätze Deine Meinung.
Ist ja auch kein Wunder, wenn man liest wie Du mit Deinen Tieren umgehst. :zustimm:
Liebe Grüße
Kati
 
Klasse Geschichte, toller Ansatz! Respekt! :zustimm:

Hallo Heike,
dem schließ ich mich an........ sowas passiert glaub ich auf jeder Auffangstation - ob man's will oder nicht! Da sind zwei Geierlein jahrelang alleine - und dann kommt der "Traumpartner für's Leben" - und dann ---------------- die Verantwortung bleibt bei uns Menschen: Aufzucht (wie), Abgabe (wohin), Kontrolle (wie),...........
Aber ich denke: wir werden schon versuchen, es zu "richten"
LG
Susanne
P.S. Und danke, für diesen ehrlichen Bericht!
 
Hallo Pico,
ich finde es super das die Vögel ihre natürlichen Triebe auch ausleben dürfen!!!

Gruß
Sabine
 
Echt Super

ich finde es von Euch allen Super Klasse das ihr mir soviel Zuspruch gebt.:zustimm: :trost: :bier:

Es zeigt mir, das ich doch den richtigen Weg gegangen bin.
 
heike du hast zum wohle der tiere gehandelt....was ist schöne zu sehen....wenn zwei arme häufchen....sich verlieben und diese liebe mit nachwuchs besiegeln.....

du kannst stolz drauf sein
 
eine gewisse Angst und Unsicherheit bleibt immer.
Das ist bei jeden Vogel den ich vermittel.

Ich bilde mir zwar ein im Laufe der Jahre eine gewisse Menschenkenntnis erlangt zu haben.
Aber ich kann auch nur den Leuten vor den Kopf schauen und nicht dahinter.

Deshalb auch ein, für meine Begriffe und lt. Expertenmeinung, wasserdichter Vertrag der auch notfalls vor Gericht standhält.

Aber ich hoffe, das es niemals soweit kommt und die Leute im Vorfeld wissen was sie da unterschreiben.:zustimm:
 
Hallo,

also ich finde an der Anzeige im Heißen Draht nicht etwas wirklich schlimmes... Es kann immer einmal dazu kommen, dass man aus den veränderten Lebensumständen heraus seine Papageien oder sonstige Vögel wieder abgeben muss... Ist man deswegen gleich ein schlechter Mensch? Auf dem Foto in der ANzeige auf die Uhu (Susanne) hingewiesen hat sitzen zwei Graue in einer Außenvoliere, etwas was ich sehr beführworte... und das sie erst zwei Jahre alt sind und abgegeben werden ist vielleicht etwas unglücklich, aber ich vermag von hier aus nicht beurteilen warum das so ist.. Waren sie mit den Vögeln übervordet, hat sich etwas in der Familiensituation verändert, ...

Gut, jeder der sich einen Papagei anschafft sollte sich vorher ausreichend informieren, aber überhört man nicht auch vieles wenn man einen Traum sich erfüllen möchte?

Unser Zuchtpaar das die beiden Hennen mit hingabe aufgezogen hat, ist übrigens auch ein Abgabepaar das wir vor drei Jahren übernommen haben, weil es in der Wohnungshaltung nicht mehr ging, da der Mann krank und die Vögel aggressiv gegenüber der Frau waren... Jetzt sind sie auch sehr sehr glücklich (ich interpretiere das so, da sie ihre Jungen wirklich sehr liebevoll augezogen haben und sehr beschützen)

Gruß
Sabine
 
Thema: Das Leben geht oft seltsame Wege

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