Hallo,
ich möchte mich gerne mal vorstellen bei euch.
Einige Wenige haben ja schon gemerkt, dass es mich gibt, aber Viele noch nicht.
Mein Name ist Tico.
Ich bin ein wunderschöner Salvins-Hahn und stolz auf mich und mein Aussehen.
Mein Name war übrigens nicht immer Tico, so heiße ich erst seit kurzem. Vorher nannte man mich Rico. Aber, da das ja so ähnlich klingt, schaue ich über diese Kleinigkeit hinweg.
Ich dachte mir, ich erzähle euch mal ein bisschen was aus meinem Leben, und wie es einem so ergehen kann, als Papagei.
Vor vielen Jahren wurde ich in Nicaragua geboren.
Dort war es wunderschön! Ich hatte, nachdem ich aus dem Nest kam, meine Freiheit, hatte meine Eltern, Geschwister und reichlich Verwandtschaft.
Wir flogen in der Freiheit, wohin und wann wir wollten.
Es war herrlich! Es fehlte uns an nichts!
Dann, eines Tages, kam ich, aufgrund meiner Unachtsamkeit, in die Hände von Federlosen, die nur Eines wollten – Geld mit mir verdienen.
Die Zeit, die dann folgte, habe ich aus meiner Erinnerung verdrängt.
Zu grausam war der Wechsel von meiner Freiheit in die Enge eines Käfigs.
Man packte mich mit vielen Artgenossen zusammen und schickte mich weit weg, in ein fernes Land.
Weshalb, weiß ich bis heute nicht, denn eigentlich hatte es mir gut gefallen, wo ich war.
Jedenfalls, jetzt war ich woanders.
Nach kurzer Zeit nahm mich ein Paar Federlose mit nach Hause.
Sie kümmerten sich um mich, sie verwöhnten mich, sie gaben mir sogar eine Partnerin, eine Blaustirn-Amazone.
Etliche Jahre ging es uns richtig gut, wir waren mit unserem Leben zufrieden.
Es war zwar nicht das, was ich von klein auf kannte, aber auch nicht schlecht!
Ich liebte meinen Federlosen und freute mich immer wahnsinnig, ihn zu sehen!
Aber dann, eines Tages, geschah etwas Schreckliches.
Mein Federloser wurde krank, sehr krank, und ich konnte ihn für Monate nicht mehr sehen! Die Federlose kümmerte sich zwar um mich und meine Partnerin, aber sie hatte auch Angst vor uns und vor allem, sehr wenig Zeit.
So vergingen etliche Monate, es war eine unruhige Zeit.
Mein Federloser fehlte mir, ich sah ihn nicht mehr, im Haus herrschte Unruhe, da wurde umgebaut.
Wenn meine Federlose mal Mut hatte, ließ sie uns fliegen, aber das wurde immer seltener, da wir, frustriert, wie wir waren, Angriffe flogen.
Als Strafe kamen wir in unsere
Voliere und durften nicht mehr raus.
Aber dann – eines Tages, die Umbau-Arbeiten waren fertig, da kam mein Federloser wieder!
Im ersten Moment freuten wir uns wahnsinnig!
Aber dann schauten wir genauer und erschraken fürchterlich!
Das war nicht mehr UNSER Federloser! Der Neue sah ganz anders aus, redete anders, saß nur in einem komischen Stuhl mit unten Rollen dran!
Nein, den konnten wir nicht akzeptieren, als Ersatz für unseren geliebten, verschwundenen Federlosen!
Wir griffen die Beiden an, sowie wir eine Chance hatten!
Wir schrieen ihnen zu, sie sollten weg gehen, uns unseren alten Federlosen wieder geben!
Die beiden Menschen überlegten lange, was man mit uns Zwei tun sollte. Wir waren nur noch übellaunig, bissen und schrieen um die Wette.
Dann, eines Tages, wurden wir in einen Käfig gepackt und weggebracht.
Wir kamen an einen Platz, an dem unglaublich viele Papageien lebten. So viele hatte ich nicht mehr gesehen, seit man mich von daheim verschleppt hatte!
Es gab Grüne, Graue und Weiße. Ich war total überrascht.
Meine Partnerin schaute sich kurz um, sah einen Blaustirn-Mann, stürzte aus unserem Käfig zu ihm und war da nicht mehr weg zu kriegen.
Sie durfte auch relativ schnell mit ihrem neuen Mann nach Hause gehen.
Tja, und ich saß da, verlassen von Allem, was mir vertraut war.
Aber ich hatte Glück.
Eigentlich war es ein schöner Platz, an dem ich jetzt lebte.
Es gab viele andere Vögel, es gab nette Federlose, die mit mir redeten und mir auch Leckerlis zusteckten.
Aber die Zuwendungen der Federlosen musste man halt mit vielen Anderen teilen.
Im Anfang, als ich noch seelisch ziemlich unten war, ging das alles ganz prima.
Allerdings kam ich im Laufe der Zeit zu Kräften und stellte fest, dass ich eigentlich mal probieren könnte, ob ich mich nicht aufschwingen könnte, zum Anführer der Gefiederten. Der erste Chef war zwar der Federlose, aber den Platz nach ihm, den hätte ich für mein Leben gerne gehabt.
Also übte ich auf die Vögel, die im Rang über mir standen, Druck aus.
Ich war gerade auf dem Weg zur Spitze, als die Entscheidung fiel, da könne ich nicht bleiben, ich würde die anderen Vögel, die Pflege bräuchten, unterdrücken.
Da kam eines Tages eine Federlose und schaute sich alles an.
Sie hatte leckere Nüsse dabei, die ich dankbar und freudig annahm.
Ich pfiff mit ihr, aber sie ging weiter, von einem Vogel zum Anderen und hörte sich zu jedem die entsprechende Geschichte an.
Ich weiß noch, ich hatte an jenem Tag Arrest, da ich es am Tag vorher zu doll getrieben hatte. Die Chefin in unserem Vogelzimmer war nämlich ein kleiner Kakadu, die den Federlosen immer total mit Beschlag belegt. Sie ist eifersüchtig wie nur etwas und duldet nichts und niemanden in seiner Nähe.
Ich machte mir schon Sorgen und wollte die Federlose, die ich zum ersten Mal gesehen hatte, gerade warnen, als das kleine weiße Ding schon durchstartete, der Frau ins Gesicht flog und zubiss!
Oh je, dachte ich so für mich, DIE sehen wir nie mehr wieder.
Schade! Ich fand sie soooo nett! Und leckere Nüsschen hatte sie ja auch dabei gehabt.
Und dann plötzlich, keine zwei Wochen später, wurde ich aus meinem Vogelzimmer umquartiert, in einen Raum, in dem ich ganz alleine saß!
Ich fragte mich, was das solle?!
Sooo schlimm hatte ich mich doch gar nicht benommen!
Plötzlich öffnete sich die Tür und die beiden Federlosen, mein Pfleger und die Besucherin, kamen in den Raum.
Ich freute mich, die nette Nussfrau wieder zusehen und teilte ihr das auch gleich mit!
Doch dann traute ich meinen Augen nicht!
Die schleppte doch tatsächlich einen Käfig mit sich rum, in der ein wunderschönes Mädel saß. Herrlich grün, rot, silbrig am Kopf, vielleicht ein bisschen grell gelb im Gesicht geschminkt, aber bildhübsch!
Mir verschlug es die Sprache!
Ich schaute und fragte mich, was das alles solle!
Nach einer Stunde öffnete man unsere Türen und verließ den Raum.
Ich war so platt, ich traute mich nicht, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Ich saß wie festgenagelt!
Die Schönheit mir gegenüber auch!
Die blieb in ihrem Käfig, tat so, als sei ich nicht da und ignorierte mich und das ganze Umfeld komplett!
Irgendwann tauchte die Federlose vor dem Fenster auf.
Das Mädel mir gegenüber wollte zu ihr, kletterte aus ihrem Käfig und marschierte zum Fenster, ohne rechts oder links zu schauen!
Ich war beeindruckt!
So viel Selbstbewusstsein war mir noch selten unter gekommen!
Nachdem die Federlose vorm Fenster weg war, kletterte das Mädel auf meine offene Tür, ließ sich dort häuslich nieder und begann, sich zu putzen.
Ich war so verlegen, dass mir nichts Besseres einfiel, als es ihr nachzumachen.
Noch zwei Stunden vergingen, dann kamen die Federlosen, packten das Mädel wieder in ihren Käfig.
Ich ärgerte mich grün, dass ich meine Chance verpasst hatte!
Aber – was war das???
Man fing mich mit einem Handtuch, packte mich in eine kleine Transportbox und trug mich zum Auto!
Die Nussfrau hatte mich mitgenommen!!!
Zusammen mit dem grünen Mädel!!!
Ich freute mich so sehr, dass ich gleich anfing, freundlich mit den Beiden zu pfeiffen. Den ganzen Heimweg!
Dort wurden wir dann ins Haus getragen, und ich traute meinen Augen nicht!
Meine Angebetete residierte in einer riesigen
Voliere! Für mich stand das Gleiche, ein bisschen kleiner, direkt nebenan!
Sofort verließ ich meine Box und rettete mich auf den ersten Ast, den ich dort sah!
Da verbrachte ich dann die ersten paar Tage drauf und traute mich nicht, mich zu bewegen.
Nicht mal an den Wasser- oder Körnernapf ging ich!
Aber, die Federlose gab gut Acht und bot mir mehrmals am Tag den Wassernapf an, aus dem ich dann trank.
Sie kochte Nudeln, Kartoffeln, Reis, backte Kartoffelpfannkuchen, extra für uns, und bot mir das an.
Das habe ich dann auch genommen.
Nach ein paar Tagen erkundete ich meinen neuen Lebensraum und fand ihn toll!
Plötzlich gab es wieder Unruhe!
Das grüne Mädel wurde in den Transportkäfig gesetzt, und ihre große
Voliere wurde abgebaut!
Ach Du je, dachte ich, das sieht ja gar nicht gut aus! Hast Du Dich wieder zu früh gefreut.
Meine
Voliere wurde durch das ganze Zimmer geschoben, durch den Flur, in einen anderen Raum.
Die große
Voliere wurde neben mir aufgebaut, meine Angebete dort hinein gesetzt.
Dann öffnete sich ein Fenster, durch das wir auf unseren alten Platz schauen konnten!
Ich war glücklich!
Ein eigenes Zimmer für uns Zwei!
Dort lebe ich jetzt, seit einigen Wochen, mit dem schönsten Gelbwangen-Mädchen, das man sich vorstellen kann!
Sie ist noch ein bisschen eigenbrötlerisch, arrogant und eifersüchtig, aber das kriege ich schon hin!
Ich finde hier alles so super, immer eine leckere Auswahl an Obst, das ich über alles liebe, frische Körner, Freiflug, eine Federlose zum Kraulen, alle paar Tage duschen, immer was los!
Ich habe mich entschlossen, hier will ich bleiben!
Hier will ich nicht mehr weg!
Es gefällt mir!
Und die Zickerei von dem Mädel, das krieg ich auch noch abgestellt!
Immerhin sitzt sie schon im Abstand von 20 cm neben mir und wir putzen uns. Natürlich Jeder sich selbst!
Nur, wenn die Federlose auftaucht, da rastet die voll aus und geht auf mich los.
Aber das kriegen wir auch noch hin!
Immerhin sind wir ja Amazonen! Und die haben viiiiiiiiiel Zeit!
Ansonsten kann ich von mir erzählen, dass ich ein extrem höflicher Vogel bin!
Wenn jemand ins Zimmer kommt, klopfe ich dreimal und sage, noch bevor die Federlosen eine Chance haben, sich ihrerseits zu äußern, „Hallo!“
Morgens, gleich nach dem Aufwachen, gibt es ein Cookie für uns, später frisches Obst und abends, vorm Schlafengehen, ein leckeres Nüsschen!
Ich bin so froh, dass ich es nach hier geschafft habe und hoffe so sehr, dass ich bleiben darf!
Euer
Tico mit Ännchen