wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass die Elsternpopulation, auch im urbanen Bereich, im Rückgang begriffen ist. Die Fluktuation der anderen Singvögel, (ja auch die Elster ist ein Singvogel,) hat sehr viel verschiedene Gründe. Fakt ist, dass es sehr viel mehr Amseln, Meisen, Wildtauben wie Ringeltauben gibt, also die Arten, an denen sich Elstern hauptsächlich delektieren, als Elstern.
Vorsicht - es gibt nicht so viele Elstern-Brutpaare in einem Revier wie es Nester gibt, Elstern bauen 1-3 Spielnester, die im übrigen auch gerne von anderen Arten, wie z.B. Käuze und Turmfalken, übernommen werden.
Habenichtse, also herumstreunendes Jungvolk, werden meist aus dem Revier vertrieben, allerdings hat es ein Revierpaar nicht leicht, gegen 10-20 Jungelstern anzukommen. Diese wandern allerdings im weiten Umkreis herum, sind also nicht ständig an einem Ort.
Fakt ist auch, dass sich die Brutsituation einer Elster mit dem Angebot an Nahrung, also auch an den auszuräubernden Nestern regelt. Wenn der Mensch natürlich Katzenfutter und Kompost, aber auch Pommes und Co offen herumliegen läßt, darf er sich nicht wundern, dass sich einige andere Tiere daran bedienen und sich auch vermehren.
Fakt ist, dass Beutegreifer wie die Elstern, Nischen schaffen für andere, seltenere Vogelarten, indem sie die häufig anzutreffenden Arten kurz halten. Das ist auch wissenschaftlich belegt.
Fakt ist, dass Hauskatzen in urbanen Bereichen sehr viel mehr Druck auf ihre Beutetiere, also auf alle Wildvögel ausüben wie natürlich vorkommende Beutegreifer. Auf ca. 8,5 Mio. Hauskatzen (Zahl von der Futtermittelindustrie, Dunkelziffer wegen der Streuner wesentlich höher) kommen ca. 150000 Brutpaare Elstern (auf Deutschland gerechnet.) Ich wage zu behaupten, dass die Mehrzahl der Hauskatzen keine Wohnungskatzen sind.
Ein natürlicher Beutegreifer stirbt aus oder wandert ab, wenn es an Nahrung mangelt. Katzen bleiben, da ihre Population künstlich hochgetrieben wird, ihre >Reviere< überschneiden sich auf engstem Raum. Im Prinzip ein menschengemachter Supergau für die einheimische Tierwelt.
Fragt in den Auffangstationen nach: etwa 70% aller verunfallten Vögel sind Katzenopfer, darunter übrigens sehr, sehr viele Elsternjungvögel.
Fakt ist auch, dass oft das Umfeld, in dem Vögel versuchen, ihre Jungen groß zu bekommen, nicht optimal ist. Naturferne Gärten bzw. Grünanlagen in den Städten machen die Nahrungssuche nicht einfach. Was den Menschen erfreut, ist für die Vogelwelt eine Katastrophe. Die Niststandorte sind oft einsichtig, weil schützende Hecken und Dornbüsche fehlen. Trotzdem brüten die Vögel, weil es gar nicht anders geht, sogar im Balkonkasten zwischen Primeln und Geranien, im locker-luftigen Rhododendronstrauch, auf der Straßenlaterne oder auf der Leuchtreklame in der Innenstadt. Dass diese Vögel Bruterfolge haben, ist sehr zu bezweifeln. Alte Bäume werden aus Sicherheitsgründen gefällt, Häuser rundherum dicht gemacht, wuchernde Hecken und >Unkrautsträucher< wie Brombeeren entfernt und somit den Vögeln gute, geschütze Brutstandorte genommen.
Fakt ist auch, dass Elstern und Krähen zunehmend unter den Umweltbelastungen leiden. Die Fälle häufen sich, wo Jungvögel dieser Arten aufgefunden werden, deren Gefieder gravierende Schäden aufweist, ebenso wie Knochendeformationen an den Extremitäten sowie Augenerkrankungen wie der juvenile Graue Star. Vor 10 Jahren kein Thema, ist heute fast jeder 2. Rabenvogel, der in einer Auffangstation landet, davon in irgendeiner Art betroffen. Bei anderen Singvogeljungen konnte ich bisher diese Erscheinung kaum feststellen, vielleicht, weil sie eben nicht so sehr auffallen und schneller gefressen werden.
Da Elstern und Krähen bislang für die Forschung uninteressant waren, werden wir auf aufschlußreiche Untersuchungsergebnisse wohl noch lange warten müssen, obwohl die Vögel, die als Allesfresser so hoch in der Nahrungskette stehen, ein wichtiges Indiz für eine prägnante Veränderung sein können.
In ihrer typischen Landschaft, nämlich in ländlichen Räumen zwischen Viehweiden und Feldern kommen kaum noch Elstern vor, bestenfalls in Dörfern und entlang von Straßen. Jagddruck und eine insentivierte Landwirtschaft erschweren den klugen Vögeln das Leben und sie machen das, was der Mensch auch macht: sie suchen sich eine bessere Heimat, die sie in Menschennähe finden.
Untersuchungen haben übrigens ergeben, dass häufig nicht viel dran ist an der Aussage, dass Elstern die Singvögel ausrotten. Elstern sind sehr auffällig, das Ausräumen eines Nestes geht einher mit viel Geschrei und Gezeter. So etwas fällt auf. Andere Nesträuber, wie Eichhörnchen und Ratten gehen da viel heimlicher zu Werke, das bekommen wir kaum mit, passiert aber auch recht häufig.
Natürlich fuchst das einen Vogelliebhaber, wenn er ein schwarz-weißes Überfallkommando beobachtet. Aber es sind etwa nur 12 % der Nahrung, die aus Küken und Eiern bestehen, dazu verfüttern Elstern Unmengen von Insekten und auch die eine oder andere Sämerei und Früchte.
Was das Abschießen von Tieren-auch mit Luftgewehr-in einem Wohngebiet anbelangt: das ist eine Straftat, nicht nur aus tierschützerischer Sicht!
Zudem verletzen Luftgewehre meist nur und das Geschoß läßt das Opfer oft lange grausam leiden, bis es stirbt oder gefunden wird.
Wie oft landen angeschossene Tauben, Greifvögel, Rabenvögel in den Auffangstationen, die Diabologeschosse stecken meist noch im Vogelkörper.
Nebenbei wird das als Wilderei, auch bei Rabenvögeln geahndet und der Verstoß gegen das Waffennutzungsgesetz kann richtig teuer werden.
Ganz nebenbei: man kann nicht auf alles ballern, was einen tangiert, das sind Wildwestmanieren.
Wer Natur haben will, muß sie auch aushalten - auch wenn das, was man beobachtet, einem gar nicht gefällt. Die Eindrücke sind meist subjektiv und das Wissen um das Wirken der Natur laienhaft.
In diesem Sinne
LG
Angie