Gedanken zu einer neuen Ethik der Vogelhaltung und Zucht

Diskutiere Gedanken zu einer neuen Ethik der Vogelhaltung und Zucht im Forum Allgemeines Vogelforum im Bereich Allgemeine Foren - Liebe Vogelfreunde, um an der Richtigen Stelle einige Fragen aufzuwerfen, wiederhole ich meine Gedanken, die ich an anderer Stelle schon mal...
....der Mensch durch Liebe zu einem richtigen und tierförderlichen Verhältnis finden kann,

der Mensch dafür seine Kenntnisse auf kognitiver Ebene in eine Kompetenz auf Gefühlsebene umwandeln muss,....
Zu diesen 2 Sätzen möchte ich etwas sagen.

Zum ersten Satz :
Ich bin der Meinung, daß die Liebe zum Tier (was auch immer man darunter versteht), zwar förderlich, aber nicht zwingend notwendig ist.
Ein "tierförderliches Verhältnis" läßt sich auch mit Sachkunde erreichen.
Nur werden sich diese "Schwingungen" zwischen Tier und Mensch dann nicht einstellen.
Allerdings wird weder das Tier noch der Mensch es vermissen, wenn es noch nie erlebt wurde.

Zum zweiten Satz :
An diesem Satz stört mich das "muss" am Ende.
Eine "Kompetenz auf Gefühlsebene" läßt sich nicht erlernen.
Darum darf man das auch nicht postulieren oder jemanden an den Pranger stellen, weil er diese Gabe nicht hat.

Ich halte es für wichtig, das man klare Kriterien benennt, wie jederman das Wohlbefinden seiner Vögel erkennen kann :
Schönes Gefieder, Lebhaftigkeit, Neugier, Spielen und Schreddern (bei Papageien), Fluglust, vielseitiges Fressverhalten, Harmonie mit dem Partnervogel, etc.
Wenn eins dieser Kriterien nicht erfüllt ist, sollten bei dem Halter bereits die Alarmglocken läuten !!!
 
Zu diesen 2 Sätzen möchte ich etwas sagen.

Zum ersten Satz :
Ich bin der Meinung, daß die Liebe zum Tier (was auch immer man darunter versteht), zwar förderlich, aber nicht zwingend notwendig ist.
Ein "tierförderliches Verhältnis" läßt sich auch mit Sachkunde erreichen.
Nur werden sich diese "Schwingungen" zwischen Tier und Mensch dann nicht einstellen.
Allerdings wird weder das Tier noch der Mensch es vermissen, wenn es noch nie erlebt wurde.

Zum zweiten Satz :
An diesem Satz stört mich das "muss" am Ende.
Eine "Kompetenz auf Gefühlsebene" läßt sich nicht erlernen.
Darum darf man das auch nicht postulieren oder jemanden an den Pranger stellen, weil er diese Gabe nicht hat.

Ich halte es für wichtig, das man klare Kriterien benennt, wie jederman das Wohlbefinden seiner Vögel erkennen kann :
Schönes Gefieder, Lebhaftigkeit, Neugier, Spielen und Schreddern (bei Papageien), Fluglust, vielseitiges Fressverhalten, Harmonie mit dem Partnervogel, etc.
Wenn eins dieser Kriterien nicht erfüllt ist, sollten bei dem Halter bereits die Alarmglocken läuten !!!

Hallo Liane,

danke für die Ergänzung. Im ersten Punkt stimme ich dir zu.

Liebe zu seinen Tieren ist in der Tierhaltung eher als förderlich zu betrachten. Wer seine Tiere nicht liebt, vernachlässigt sie.
Kompetenzen erwirbt man sich zwangsläufig, wenn Erlerntes ins Unterbewusstsein absinkt. Es wird zu einer Kompetenz auf Gefühlsebene. Jede Tätigkeit, z.B. das Schreiben ging einmal über das intellektuelle Lernen, das Üben und schließlich in ein automatisiertes können.

Auch im letzten Punkt hast du Recht. Die Beurteilung der Kriterien, ob es dem Tier gut geht, beruht auf Beobachtung, Vergleich und Bildung. Die Interpretation von Äußerungen des Befindens müssen erlernt werden. Wenn ein Vogel z.B. in seinem Käfig tobt, muss das nicht zwangsläufig Panik sein. Es kann auch freudiger Übermut sein.
Viele Halter interpretieren das ruhige Herumsitzen ohne stark aufgeplustert zu sein, als Zufriedenheit. Aber ein Vogel kann gewöhnlich nicht 24 h in dieser weise zufrieden sein. Es liegt dann definitiv eine Störung vor. Die meisten Käfigvögel, die keinen Freiflug genießen, sitzen früher oder später so herum. Alarmglocken schrillen da noch lange nicht. Selbst dann nicht, wenn Hansi eine Fettgeschwulst bekommt und Bubi unablässig seine Partnerattrappe begattet. Das ist dann schon "lustig".
 
Um herauszufinden, was denn jetzt eine neue Ethik in der Vogelhaltung ist, müssen wir noch etwas kreisen über der Verhältnisfrage zwischen dem Tier und dem Mensch.

Es wurde ja angesprochen, dass die Tierhaltung (teilweise) aus egoistischen Motiven herrührt. Wir haben festgestellt, dass das Motiv legitim ist. Ich habe versucht, mit dem Beispiel vom Wellensittich etwas auszudrücken, was im Wellensittich wesenhaft steckt und uns Menschen über den äußerlichen Reiz hinaus anspricht: Genügsamkeit, Optimismus und Zäheit, was ich als Kämpfer bezeichnet habe. Mit einem Unglück in meiner Voliere dokumentierte ich auch seinen starken Willen, den ich unterschätzt hatte. Glücklicher weise konnte ich die Situation noch rechtzeitig entschärfen.

Als zweiten Vogel nenne ich den Zebrafink, der aus den selben Lebensräumen stammt und fast die gleiche Geschichte der Domestikation erfuhr, wie der Wellensittich. Der Zebrafink ist dem Wellensittich in den beschriebenen Wesenszügen vergleichbar. Genügsamkeit, Optimismus und Zäheit sind auch seine Stärken. Die räumliche Beweglichkeit ist aber etwas geringer, als die des Wellensittichs, weil er nicht so weit und ausdauernd fliegen kann. So konzentrieren sich die Zebrafinkenbestände an günstigeren Standorten. Dort leben die Zebrafinken in Familientrupps sehr solidarisch. Sie sind ausgesprochene Familientiere. Brutnester werden verteidigt, gegen fremde Artgenossen wesentlich heftiger als gegen nah verwandte oder befreundete Artgenossen. Aber auch die Entschlossenheit der Wellensittiche ist ihnen eigen. Wenn sie ein Schlafnest beziehen wollen, bauen sie meistens eins, aber können auch fremde Nester einfach besetzen. Am Abend zieht es sie geradezu unwiderstehlich zum Schlafnest. Daher ist stets dafür zu sorgen, dass sie eines zur Verfügung haben. Sie bauen, wo sie nur können: in schmale Spalten, unter Grasbüscheln, aber am liebsten in Koniferenbüsche.
Zebrafinken sind vergleichsweise unbekümmert. Das heißt, sie nehmen z.B. sich heraus, andere Vögel, auch wenn sie größer sind, vom Futter weg zu scheuchen, wenn sie es gerade haben wollen. das tun sie nicht mit tätigen Angriffen, sondern drängen sie einfach weg. Wehrt sich der Bedrängte wird er gehackt nach der Art "was willst du von mir, verschwinde." Sie sind also auch ein wenig Draufgänger.
Diese Wesenszüge kann man sehr gut in einer großen Voliere beobachten. Klaus Immelmann hat sehr ausführlich Beobachtungen im Freiland dokumentiert und ich konnte sie in meiner Freivoliere alle wiederfinden.

Was spricht uns an, wenn wir uns mit dem Zebrafink befassen? Genügsamkeit, Familiensinn, Unbekümmertheit. Diese Eigenschaften werden in großzügiger Hälterung am deutlichsten. In der Beengtheit eines Käfigs leiden sie unter Reizarmut und springen auf und ab. In überbesetzten Volieren werden sie ebenfalls nervös und neigen zu Aggressivität.

Setzen wir uns also ein für das Wesen im Zebrafink, was so unbekümmert und familiär ist.
 
Als dritter Vogel nach Wellensittich und Zebrafink aus der inneraustralischen Landschaft ist der Nymphensittich der populärste Vogel. Er steht stammesgeschichtlich den Kakadus sehr nahe und wird inzwischen von manchen Vogelkundlern in die gleiche Unterfamilie gezählt.

Der Nymphensittich unterscheidet sich von Wellensittich und Zebrafink durch seine besondere Hingabe an die Luft. Seine ganze Gestalt ist auf die schnelle Durchquerung der Weite ausgerichtet. Als einziger Kakaduverwandter hat er lang ausgezogene Schwanzfedern wie ein Sittich. Wenn man den Nymph einmal im Freiflug hat fliegen sehen, wird das sofort einsehen. Er fliegt in atemberaubendem Tempo. Sein Flug ist fast geschossartig. Anders als beim Wellensittich, der in Kurven und Wellen fliegt. Er wandert über zig Kilometer am Tag, um an geeignete Stellen zu gelangen, an denen er für längere Zeit bleibt. Er vermag aber dann auch sehr ruhig zu leben, er plappert nicht viel, fliegt auch nur, wenn es nötig ist und sitzt mitunter stundenlang beinahe reglos auf einem Ast, wovon er sich kaum abhebt und von wo er auch recht spät flüchtet bei Annäherung. Er sucht seine Nahrung hauptsächlich auf dem Boden, wo er mit seinen kurzen Beinen erstaunlich flink laufen kann.

Was spricht uns an im Wesen des Nymphs? Es ist seine stoische Ruhe, wenn er rastet. Es ist auch sein pfeilschnelles Streben nach neuen Lebensgründen. Er ist Zielstrebig und dabei ausdauernd. Er kann sehr ungestüm reagieren, wenn er sich fürchtet. Und er ist sehr furchtsam. Viel furchtsamer als Wellensittiche und Zebrafinken. Die Ungestümheit rührt aus seiner besonderen Hingabe an die Luft, in die er sich immer begibt, vertrauend auf seine Schnelligkeit. Die Zähigkeit hat er mit Wellensittichen und Zebrafinken gemein.

Der Nymph ist ein Reisender, ein Explorer, der leidensfähig ist und viele Strapazen auf sich nimmt, um dann an einem paradiesischen Ort eine Familie zu gründen (meist an einem Fluss).

In meiner Voliere war zu beobachten, dass die Nymphen versuchten auf hohe Geschwindigkeit zu kommen, was natürlich schwierig ist bei insgesamt 11 Meter Flugstrecke. Sie müssen bremsen und kehrt machen, dann in einem Abwärtsschwung beschleunigen um wieder abzubremsen. Damit beschäftigten sie sich mehrere Stunden am Tag. Kann man einen solchen Vogel in einen Käfig setzen? Welche Wohnung gibt dem Nymph genügend Strecke für sein größtes Vergnügen, die Geschwindigkeit? Wie groß müsste eine Voliere sein, um einen Reisenden das Gefühl der Weite zu geben?

Setzen wir uns also ein für das Wesen im Nymphensittich, der ein Reisender ist mit Furchtsamkeit auf seiner Reise und stoischer Ruhe beim Rasten.
 
Ist jetzt ein wenig klar, was mit "neuer" Ethik in der Vogelhaltung gemeint sein könnte?

Nicht nur die Grundversorgung mit Nahrung und Licht und etwas Fliegen, Spielzeug zur Beschäftigung und Unterhaltung oder auch Nichtunterhaltung mit dem Menschen, der Diskussion, was jetzt besser sei AV oder Stube.

Wir Menschen erfahren etwas vom Tier über uns selbst. Und das nur, wenn wir dem Wesenhaften, was im "gefangenen" Tier steckt den geeigneten Raum geben. Wie können wir das bewerkstelligen?

Darüber möchte ich hier im Dialog mit den Fachversierten hier im größten deutschsprachigen Portal für Vogelfreunde sprechen/schreiben.
 
Kannst du mir bitte erklären, wie man soetwas fühlen kann ???
Also sehen kann ich so einiges...aber fühlen...:?

Ohne hier bisher "mitgesenft" zu haben, muss ich Dir hier widersprechen, Olli ;)

Meine Lora und ich hatten ein ganz besonderes Verhältnis, das kann man nicht beschreiben, ich habe es bislang mit keinem anderen Tier "gefühlt".

Als sie krank wurde, hat sie ganz leise mit mir "gesprochen", wie sie es noch nie getan hatte... sie wollte mir etwas mitteilen... etwas, gegen das sich mein Unterbewusstsein zu diesem Zeitpunkt noch ganz heftig wehrte... ich habe ihr gesagt, sie darf mich nicht verlassen...

An dem Tag, an dem sie starb, kam sie nochmal runter... sie sah mich an und gab leise piepsende Töne von sich, die ich nicht von ihr kannte... frag mich nicht, wie und weshalb, aber plötzlich verstand ich... ich konnte es in ihren Augen lesen... und ich sagte unter Tränen zu ihr, dass es ok ist und ich sie loslasse, dass sie "gehen" kann, weil ich nicht möchte, dass sie leidet (sie hatte an diesem Tag wohl zum ersten Mal Schmerzen). Ich habe dann auch mit der Tierärztin telefoniert, um abzuklären, ob sie, wenn es nötig ist, kommt, damit sie nicht in der Tierklinik eingeschläfert werden muss.

Ein wenig später bekamen wir Besuch... es waren insgesamt 1,5 Stunden, in denen ich nicht nach ihr gesehen habe... es kam auch kein Laut aus dem Vogelzimmer (das war für die Uhrzeit nicht ungewöhnlich, da "dösten" sie meist). Und dann fand ich sie :traurig:

Ich bin der festen Überzeugung, dass erst mein "Loslassen", das "Einverstandensein" dazu geführt hat, dass sie sich nicht noch gequält hat, für mich.

Man kann das nicht erklären, eben nur fühlen. Vielleicht liegt es daran, dass ich ein sehr emotionaler und empathischer Mensch bin.

Im Nachhinein betrachtet, war alles genau richtig, wie es gekommen ist, für mich die sanfteste Art, sie mir zu "nehmen". Denn die Dankbarkeit und die Gewissheit, dass sie nicht lange gelitten hat, ist eine sehr, sehr große Hilfe für mich.

Ob ich solch eine "Verbindung" zu einem Tier jemals nochmal fühlen kann - ich glaube es nicht. Das war etwas Einzigartiges. Ich vermisse sie schrecklich, aber ich bin wie gesagt dankbar, dass es so abgelaufen ist.
 
Hallo Uta.

Ich glaube dir ohne weiteres das, was du erlebt hast, keine Frage.
Nur interpretiere ich sowas halt anders. Ich sehe die ganze Tierhaltung eher "nüchtern und realistisch" (auf keinen Fall abwertend oder negativ gemeint). Und ich kann solche Erlebnisse halt nicht nachvollziehen...ganz einfach weil ich eine andere Auffassung dazu habe.
Aber das ist ja auch nichts "schlimmes", denn so hat jeder Mensch seine eigenen Ansichten und nur so ist es möglich, einander zu helfen, voneinander zu lernen...

LG, Olli
 
Pennantsittiche sind eher selten in der Stubenhaltung zu finden. Sie benötigen viel Platz und auch ein vielfältiges Nahrungsangebot. Sie sind nicht so genügsam wie die Wüstenbewohner, Nymph, Zebrafink und Wellensittich.

Pennantsittiche sind Waldvögel. Die rote Variante lebt in geschlossenen Hochwäldern mit eher feuchtem Klima. Die helleren Varianten besiedeln offenere Wälder bis hin zu savannenartigen Landschaften. Sie sind territorial und leben meist paarweise.

Der Crimsenrosella, wie ihn die englische Sprache nennt, ist ein selbstsicherer Vogel. Er fürchtet sich wenig. Er stellt seine Schönheit in kühnen Flugmanövern gerne zur Schau. Seine auffallend rote Farbe verschmilzt merkwürdiger weise mit dem tiefen Grün des Waldes. besonders an den rotbraunen Stämmen der Bäume und im Gezweig der Eucalypten, deren Blattstiele und jungen Triebe oft rot sind, wird er schwer gesehen. Auch auf dem Boden im trockenen Laub fällt er merkwürdiger weise kaum auf. Auch weil er sich dort unter dichten Büschen aufhält. Sobald er sich in die Luft erhebt, wird ein wunderbares Farbspektakel sichtbar aus blau und rot. Seine Farben sind nicht auf Zusammenhalt der Gruppe ausgelegt, sondern auf die Warnung der Artgenossen (ähnlich, wie bei Korallenfischen). Die Jungen, weil sie ja noch nicht die Wachheit und Schnelligkeit der Erwachsenen haben, sind zweckmäßiger weise Grün. Luftjäger übersehen sie dann eher.
Er ist relativ still und verständigt sich mit leisen Zwitschertönen, auf Distanz mit diversen Pfiffen. Bei Erregung ruft er schrill und durchdringend.
Wie ein Hund hält er überall, was er genau untersuchen will, seine Nase dran. Er beriecht neue Gegenstände. Auch beleckt er mitunter minutenlang und wiederholt glatte Flächen. Ich konnte noch nicht herausfinden, welcher Grund dahinter steckt. Er bewegt sich gewandt springend, kletternd und fliegend. Immer ist er ein Ausdruck von kraftvoller Eleganz.

Pennantsittiche kennen nicht das gegenseitige Gefiederpflegen der anderen Papageien, auch nicht Kontaktsitzen. Nur die Futterübergabe ist der einzige Kontakt, den sich die Partner - und das auch nur zur Paarungszeit und Jungenaufzucht - erlauben.

Was spricht uns an im Wesen des Pennantsittichs? Eins wird deutlich, der Pennantsittich ist ein äußerst sinneswaches Tier. Als Jungvogel ist er noch gesellig und schwatzhaft wie die meisten Papageien. Als ausgewachsener Vogel ist er ein Eigenbrödler, der im Verborgenen des Waldes lebt. Er ist anspruchsvoll, er will seine Ruhe haben. Er ist einer, der nur gesehen werden will, um seine Kraft zu demonstrieren. Rivalen werden zur Brutzeit entschlossen angegriffen.

Wenn wir diesem Tier gerecht werden wollen, müssen wir auf diese Eigenarten eingehen. Er braucht nicht nur Bewegungsraum, er braucht auch den individuellen Freiraum. Er braucht ein Umfeld, in dem er sowohl heimlich leben, als auch sich "selbstbewusst" offen ausdrücken kann. Als sehr intelligentes Tier braucht er eine abwechslungsreiche Umgebung. Kann man ihn überhaupt in einer Menschenobhut artgerecht halten? Man kann, aber mit hohem Aufwand. Sonst kommt er in seinem Wesenhaften nicht zur Geltung.

Setzen wir uns also ein für das Wesen im Pennantsittich, welches stolz und eigen, voll höchster Sinneswachheit und kraftvoller Eleganz ist.
 
Was verpasse ich denn ???

Hi Olli...
entschuldige... hab ich übersehen... bin eben erst drauf aufmerksam geworden.

Darf ich nochmal darauf zurückkommen?

Ich leide weder mit dem Tier mit, noch fühle ich mich zum Tier hingezogen. Ich liebe meine Tiere nicht, und leide auch nicht mit, wenn es einem Tier schlecht geht.
Denn diese Art von Gefühlen sind bei mir ausschliesslich Menschen vorbehalten.
Ich gebe dem Tier, was es von mir zum Leben braucht in Gefangenschaft. Das sind für mich Unterbringung, Futter, Beschäftigungsmöglichkeit, Partnertier (alles artentsprechen).
Liebe braucht ein Tier von einem Menschen nicht. Respekt wäre richtiger.

Mir wäre Tierhaltung ohne Liebe zum Tier nicht möglich.

Meine Tiere reflektieren die Liebe (du kannst es auch Zuneigung nennen) die ich ihnen entgegenbringe. Meine Liebe schließt den Respekt vor dem Tier als solchem nicht aus. Deswegen fordere ich nichts (Zahmheit, Zutraulichkeit), sondern lasse alles von selbst geschehen.

Diese Liebe fließt zurück.

Ein Beispiel von vielen:

Ende 2002 hatte ich eine der übelsten Kieferoperationen, die man sich nur vorstellen kann. Ich war krankgeschrieben und es ging mir richtig schlecht. In dieser Zeit sind meine Kathis verstummt, wollten nicht mehr fliegen... waren traurig. Dann eine notwendige Nach-OP. Ich lag auf der Couch, hab nur gewimmert. Meine beiden Kathis (nicht handzahm - allenfalls zutraulich bzw. nicht scheu) kamen zu mir auf die Couch geflogen... haben leise gefiept... waren richtig "besorgt". Dann sind sie auf meinen Oberschenkel geflogen und blieben dort sitzen. Die hatten nach wie vor ihre natürliche Scheu vor mir... haben mindestens fünf Mal gekackert :p... aber sie haben sich überwunden, um "ihrem" Menschen ihre Liebe/Fürsorge/Mitgefühl/Besorgnis (ich weiß nicht wie ich es anders deuten soll) zu zeigen.

Das hat mich überwältigt. Lach jetzt nicht - aber meine Schmerzen waren plötzlich Nebensache.

Das was du Cheyenne0403 geantwortet hast

Hallo Uta.

Ich glaube dir ohne weiteres das, was du erlebt hast, keine Frage.
Nur interpretiere ich sowas halt anders. Ich sehe die ganze Tierhaltung eher "nüchtern und realistisch" (auf keinen Fall abwertend oder negativ gemeint). Und ich kann solche Erlebnisse halt nicht nachvollziehen...ganz einfach weil ich eine andere Auffassung dazu habe.
Aber das ist ja auch nichts "schlimmes", denn so hat jeder Mensch seine eigenen Ansichten und nur so ist es möglich, einander zu helfen, voneinander zu lernen...

LG, Olli

ist auch für mich völlig okay:bier:. Ich bin hier, um zu lernen, um mich auszutauschen, zu diskutieren, aber nicht, um jemandem meine Philosophie auf's Auge zu drücken. Never. Leben... und leben lassen.

Liebe grüne Grüße
 
http://www.vogelforen.de/images/smilies/blume.gifIch möchte mal was "blumiges" zum Thema beitragen :
Es gibt (mindestens) zwei Kategorien von Menschen :
1) Der Eine erfreut sich an den Blumen, die in freier Natur wachsen. Ihm reicht es, wenn er sie betrachten kann.
2) Der Andere pflückt die Blumen in der Natur und stellt sie sich zuhause in die Vase. Er möchte die Natur "besitzen".

Wir alle hier gehören zwangsläufig zu Kategorie 2, denn wir haben die Blume "Papagei/Sittich" in unseren Besitz gebracht.

Eine "Neue Ethik in der Vogelhaltung" könnte auch das generelle Hinterfragen des Besitzes von Vögeln bedeuten.
Wer so weit nicht gehen möchte, sollte vielleicht zumindest von der Vorstellung abrücken, daß die Vögel ausschließlich seinen Bedürfnissen genügen müssen.
Der Schwerpunkt sollte bei einer neuen Ethik darauf liegen : Was sind die Bedürfnisse des Vogels ?

Eine "Neue Ethik in der Vogelzucht" sollte die neuen Erkenntnisse in der Vogelhaltung berücksichtigen :
Prüfung der Käufer auf ihre Haltungsbedingungen und ihre Einstellung zum Vogel.
Hinweis auf paarweise Haltung.
Keine fehlgeprägten HZs mehr.
Ein Tier sollte niemals ausschließlich der finanziellen Bereicherung dienen !
Zucht bedeutet auch die Verantwortung gegenüber dem Tier nach der Abgabe !
Vielleicht sollten die Züchter zur Rücknahme des Vogels verpflichtet werden -
so, wie wir auch unsere veralteten TVs an den Verkäufer zurückgeben können....:D:D:D
 
http://www.vogelforen.de/images/smilies/blume.gifIch möchte mal was "blumiges" zum Thema beitragen :
Es gibt (mindestens) zwei Kategorien von Menschen :
1) Der Eine erfreut sich an den Blumen, die in freier Natur wachsen. Ihm reicht es, wenn er sie betrachten kann.
2) Der Andere pflückt die Blumen in der Natur und stellt sie sich zuhause in die Vase. Er möchte die Natur "besitzen".

Wir alle hier gehören zwangsläufig zu Kategorie 2, denn wir haben die Blume "Papagei/Sittich" in unseren Besitz gebracht.

Sorry, ich habe ja schon ne Menge Unsinn gelesen, aber das hier setzt allem die Krone auf.


Tam
 
Zitat von Tam:
"Sorry, ich habe ja schon ne Menge Unsinn gelesen, aber das hier setzt allem die Krone auf."

Jetzt mal nicht so hart. :+schimpf
Bisher war es wohl so, auch wenn das sehhhr vereinfacht ist. :zwinker:

Wäre doch mal 'ne interessante Frage: Was muss ich in meinem Leben so verändern, dass ein eigenbrödlerischer, stolzer und lebhafter Pennantsittich bei mir zu Hause leben kann und sich als Pennantsittich entfalten kann? Eine Ecke in der Wohnung für den Käfig reicht vielleicht nicht mehr. Wie sehr müssen die Veränderungen an meine Bedürfnisse angepasst werden? Ich will schließlich nicht alles zernagt und vollgekackt haben. Wie viel Anpassungsfähigkeit kann ich von uns beiden erwarten, wie viel dem Tier zumuten? Auch Training kann eventuell in Betracht gezogen werden. Hier kommt es drauf an, das Tier in seinem Tiersein zu belassen und nicht abzurichten zu irgend etwas anderem. Halt Benimmregeln zum gegenseitigen Respektieren. Ist auch in der Natur gar nicht so ungewöhnlich. Zur Warnung, geht man ein Paar Schritte auf den zu, der gewarnt werden soll, etc. Dafür muss ich mein Tier aber gut kennen. Und zwar als Lebewesen aus einem bestimmten Lebensraum, mit den und den bestimmten Verhaltensmustern, mit den und den Bedürfnissen an Nahrung, Ruhe und Bewegung. Sauberkeit versteht sich von selbst, denn der Halter gefährdet sich ja selbst durch Unsauberkeit. Und dann eben in seinem besonderen Ausdruck seiner charakteristischen Wesenheit.

Tierhaltung ist nicht verwerflich. Es ist ja auch so, dass wir die Vögel nicht ausschließlich zu unserem Amüsement "benutzen". Wir haben etwas von ihnen zu lernen. Daher ist es sinnvoll, die Geierlinge mal mit anderen Augen anzusehen. Ich will nicht, dass man meint, die Vogelhaltung ansich ist verwerflich und schon mal gar nicht, alle Menschen, die Vögel haben wollen sind schlecht. :~ Auch, wenn ihre Vorstellungen von Tierhaltung noch auf einem sehr bescheidenem Level stehen.

Es ist nicht schlecht, was an Forderungen in Sachen artgerecht gestellt und getan wird. Manche haben es ihren Tieren geradezu paradiesisch eingerichtet, davon können die wilden Artgenossen nur träumen.

Eine neue Ethik müssen wir erst herausfinden. Außer den heute allgemein anerkannten Standards einer optimierten Vogelhaltung gibt es eben noch was. Irgend etwas, was wir tun können, um von uns aus den Tieren auf einer Ebene entgegen zu gehen, die irgendwie anders ist als Putzen und Füttern, Vorschriften und schlechtes Gewissen, wenn man es irgendwie versäumt hat.

Ich finde das Beispiel mit dem Mitgefühl, welches von den Vögeln ausgeht irgendwie interessant. Da ist was dran. Tiere und Menschen sind eben empfindende Wesen, die Seelen haben, welche miteinander kommunizieren können. Dieses Mitgefühl haben ja auch viele Tierhalter. Manchmal irritiert von egozentrischen Vorstellungen (das soll jetzt nicht negativ sein, Egozentrik ist eben das "Ich" im Mittelpunkt des Weltgeschehens projiziert auf das andere Individuum). Die Liebe, zu der auch Tiere teilweise fähig sind ist das Sich-hinein-begeben in den Anderen, das Absehen von sich selbst. Solche Erlebnisse, wie Moni mit ihren Kathis hatte ich auch schon.
 
http://www.vogelforen.de/images/smilies/blume.gifIch möchte mal was "blumiges" zum Thema beitragen :
Es gibt (mindestens) zwei Kategorien von Menschen :
1) Der Eine erfreut sich an den Blumen, die in freier Natur wachsen. Ihm reicht es, wenn er sie betrachten kann.
2) Der Andere pflückt die Blumen in der Natur und stellt sie sich zuhause in die Vase. Er möchte die Natur "besitzen".

Ich verstehe sehr wohl was damit gemeint ist. Und in gewisser Weise kann man es auch so sehen.
Besonders dann, wenn man sich Wildfänge kauft. Das nenne ich dann der Natur entrissen.
Ich sehe es aber etwas anders, wenn man Vögel hält, die es nicht anders kennen.

Ja, der Mensch gehört auch zur Natur. Da er früher sein Leben schon mit den Tieren teilte, ist da sicher etwas, was auch im Uhrverhalten des Menschen übrig geblieben ist, weiterhin mit Hund, Katze, Maus, Fisch, Vogel leben zu wollen. Nicht nur mit Tieren, die man dann verzehrt.
Als der Mensch immer mehr seine Nahrung durch den Ackerbau, wie Gemüse, und Obst ersetzte, kam auch eine andere Sicht zum Tier. Es diente nicht mehr nur als Nahrungskette oder Nutztier.

LG
Christine
 
Man bedenke das die Blumen in der Vase "tot" sind, die Vögel leben unter anderen Umständen als in der Natur, mehr nicht.. Man könnte ja auch Blumen aus der "freien" Natur in den heimischen Garten um-pflanzen, auch ihnen bei guter Pflege wäre es egal wo sie leben!
 
Als der Mensch immer mehr seine Nahrung durch den Ackerbau, wie Gemüse, und Obst ersetzte, kam auch eine andere Sicht zum Tier. Es diente nicht mehr nur als Nahrungskette oder Nutztier.
Christine - das stimmt für unseren Kulturkreis.
Aber es gibt Völker, die eine völlig andere Beziehung zum Nutztier und auch zum Haustier haben.
Diskutiere z.B. mal mit einem Massai über unsere Schlachthöfe.
Rede mal mit einem Buddhisten über Mausefallen und Insektenspray.
Das alte indianische Zitat :
"Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist,
werden die Menschen feststellen, dass man Geld nicht essen kann" - treibt hier so Manchem die Tränen in die Augen.
Warum sollte man nicht auch in punkto Haustierhaltung von anderen Kulturen lernen können ?

Oder - noch besser - warum könnte unser Kulturkreis nicht in der Frage der Haustierhaltung eine Vorbildfunktion anstreben ?
 
"Warum sollte man nicht auch in punkto Haustierhaltung von anderen Kulturen lernen können ?

Oder - noch besser - warum könnte unser Kulturkreis nicht in der Frage der Haustierhaltung eine Vorbildfunktion anstreben ?"

Andere Länder andere Sitten eben, ich denke niemand hier wäre begeistert z.B Tiere zu schächten usw.! Obwohl wir es nicht einmal hinbekommen so etwas in unserem Land zu unterbinden! Wer will dann groß den Mund aufmachen und sagen "so das ist nun die Richtlinie an die habt ihr euch zu halten" Im übrigen, wer legt diese denn fest?
 
Man bedenke das die Blumen in der Vase "tot" sind, die Vögel leben unter anderen Umständen als in der Natur, mehr nicht.. Man könnte ja auch Blumen aus der "freien" Natur in den heimischen Garten um-pflanzen, auch ihnen bei guter Pflege wäre es egal wo sie leben!
Darum ging es mir in meinem Posting doch gar nicht !
Es ging mir darum, daß es Menschen gibt, die der Natur etwas entnehmen, um es in ihren Besitz zu bringen -
und Menschen, die Pflanzen und Tiere lieber in ihrer natürlichen Umgebung betrachten.
Der Aspekt, ob es der Pflanze oder dem Tier "egal" ist, hat mich in diesem Zusammenhang erst mal nicht interessiert.
Es ging mir um die Einstellung des Menschen zur Natur !
 
ich denke niemand hier wäre begeistert z.B Tiere zu schächten usw.!
Schau mal (von Anfang bis zum Ende) beim Schächten zu und geh dann mal in unsere Schlachthöfe.
Höre Dir mal das Gebrüll der Kühe an, die 3 Tage auf ihre Schlachtung warten müssen und nicht abgemolken werden !
 
Oder - noch besser - warum könnte unser Kulturkreis nicht in der Frage der Haustierhaltung eine Vorbildfunktion anstreben ?

Zum Teil ist es schon so aber es genügt leider, lange nicht. Man denke nur an die Haustierhaltung in verschiedenen südlichen Ländern. Speziell auch in der Vogelhaltung eine Schande.
Man sollte meinen da müsste doch etwas mehr zu machen sein. Ist doch ncht so weit weg.:traurig:

LG
Christine
 
Thema: Gedanken zu einer neuen Ethik der Vogelhaltung und Zucht

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