Frage : kannst Du alle aufkommenden Aggresionen oder Sozialspiele ( die hier auch mit zugehören ) eindeutig zuordnen und darauf adequart reagieren ? Ich denke das kann keiner.
Oh, ich denke, das kann ich sehr gut und ging eigentlich bisher davon aus, das jeder an seinen Vögeln interessierte Halter das auch rasch lernt. Aber vielleicht bin ich da auch besonders sensibel für. Ich gelte ein wenig als "Vogelmensch" und komme normalerweise auch mit Fremden als schwierig oder aggressiv geltenden Vögeln (und Hunden) auf Anhieb gut klar.
Trotzdem: Hexenwerk ist so etwas nicht.
Ich betone hier noch einmal, dass ich
Handaufzucht nur dann für sinnvoll halte, wenn die Vögel bei Beginn mindestens 6 Wochen alt sind und während der
Handaufzucht im Geschwisterverband bleiben und keine
(auch nicht -und das ist in dem Alter extrem wichtig- ein paar Wochen nach dem Verkauf, bis der Zweitvogel angeschafft wird) Lebensphase ohne unmittelbaren Kontakt zu Artgenossen erleben. Wenn der Halter sich dann noch ausreichend über Eigenschaften und Bedürfnisse von Graupapageien informiert hat, wird aus so einer
Handaufzucht eben nicht automatisach ein gestörtes verkorkstes Tier, sondern das Tier hat die Chance ein stressfrei im Wohnumfeld lebender Vogel, der soziale Kontakte zu Artgenossen und Menschen pflegen kann, zu werden.
Isolierung von Artgenossen, intensiver menschlicher Kontakt, anthropomorphe Verhaltensinterptretation und Reaktion darauf kann dagegen jeden Jungvogel ernsthaft verkorksen. Egal ob
Handaufzucht oder Naturbrut.
Natürlich können auch junge Naturbruten sich rasch an ein Leben als Wiohnzimemrvogel anpassen. Gerade für erfahrenere Halter ist so etwas in aller regel absolut kein Problem. Aber nach meinen Erfahrungen gibt es bei Naturbruten immer mal wieder Exemplare, die dazu sehr lange brauchen, oder bei denen es nie so recht klappt und die in der Zimmerhaltung eine langandauernde -oder teilweise auch nie endende- starke Stressphase durchleben.
Teils kann das am Vogel liegen, oft aber auch am -unerfahrenen- Halter.
Das Ergebnis bleibt gleich undkann eben unbefriedigend für beide Parteien ausgehen.
Bitte mich auch nicht so verstehen, dass ich sage, es MUSS eine
Handaufzucht sein. Ich sage lediglich, eine differenzierte Sichtweise ist angebracht und ein verantwortungvoll handaufgezogener Vogel kann eien gute Voraussetzung für eine Papageienhaltung mit "Familienanschluss" sein.
Klar, viele lehnen schon dieses Substantiv ab, da es eine Verhaltesadaption beim Vogel bedingt und eine Abweichung vom angeborenen Verhalten. Aber warum muss das verwerflich sein? Großpapageien sind intelligent genug, um sich in einem gewissen Rahmen an naturabweichende Bedingungen anzupassen und neugierig genug, um daraus auch Vorteile und Bereicherungen ableiten zu können. Grosspapageien brauchen viel "Input" und Forderung, wobei sie jedoch nie bedrängt werden dürfen. Das muss nicht auf naturidentische Weise geboten werden, es reicht, wenn es für den Vogel gleichwertig ist. Und hier behaupte ich, dass die Beschäftigung mit einem komplizierten Kunststofflabyrinnth für den Vogel ein völlig adäquater Ersatz für die Suche nach den wenigen früschen in passendem Reifegrad in einem größeren Baum sein kann, obwohl beides erstmal serh unterscheidlich erscheint. Auch kann die Interaktion mit Menschen in meinen Augen eben schon einen Teil der Interaktion mit Schwarmmitgliedern ersetzen. Ein einzelner artgleicher Partner kann das dagegen nicht. Um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Natürlich beduetet das eine Gratwanderung und für den uninformierten Halter ist die gefahr einer Vermenschlichung groß.
Aber das ist es, was in meinen Augen verwerflich ist: Der uninformierte Halter. Als Mensch sollten wir in der Lage sein, Verantwortung zu erkennen udn zu tragen und bei der Tierhaltung gehört viel Vorabinformation dazu. Nie war es so einfach, an die heranzukommen wie heute.
Das viele Leute das dennoch völlig ignorieren ist schade und ein echter Missstand, der sich quer durch dei Haltung aller Tiergruppen zieht.
Aber bei solche Leute sind auch keine empfehklebnswerten Halter für eine Naturbrut.
Für einen -interessierten, aktiv lesenden- Neuling in der Papageinhaltung, der eine Wohnzimmerhaltung anstrebt ist m.E. ein "Erfolg" mit einer "gemäßigten"
Handaufzucht leichter als mit einer Naturbrut.
Wobei ich wiederhole, dass die ich persönlich die allerbesten Erfahrungen -und Rückmeldungen- mit meinen NZVögeln habe, die zwar Naturbruten waren, aber zum einen im Wohnzimemr aufwuchsen und die ich zum zweiten ab dem Augenöffnen täglich für 15 Minuten einfach auf meinen Schoss setzte -mit Mamagei immer direkt dabei. Diese Vögel waren völlig angstfrei, trotzdem merh an Artgenossen als an Menschen orientiert. Einziger Nachteil: Länger als 9-10 Wochen hielt es keinen der Jungvögel im Kasten, die vorher schon ausserhalb gucken und später spielen konnten.
Aber sowas kann man längst nicht jedem Zuchtpaar zumuten.
Ein natürlich nicht zu verschweigender Nachteil der Haltung auch solcher ebenso wie alls irgendwie handaufgeziogenen Tiere entwächst automatisch aus dem Vorteil, dass diese Vögel Menschen in ähnlicher Weise als Artgenossen betrachten, wie wirklich artgleiche Kumpane.
Das schöne daran ist die aktive angstfreie Kontaksuche. Das negative, die aktive angstfreie kabbelei um Rang und Dominanzfragen, die bei den heranwachsenden Vögeln oft über mehrere Jahre recht stark im Vordergrund stehen kann. Darum ging es ja auch eigentlich in diesem Thread.
Wer hier nicht sicher ist, wie er auftreten soll und nicht konsequent sein kann, dem rate ich in der Tat von jeder
Handaufzucht ab. Naturbruten sind hier nämlich -meist, nicht immer- den menschlichen Mitbewohnern gegenüber weitaus unsicherer und versuchen sich weniger in eine dominante Position zu bringen.
Aber diese Phase geht vorbei und was bleiben kann und an der Wohnungshaltung ja so fasziniert, ist eine echte interspezies (Vogel/mensch) Freundschaft (ich traue mich mal, das so zu nennen), die nicht nur dem Pfleger, sondern bei einem verantwortungsvollem Halter sicher auch dem Vogel viel geben kann. Eindeutig klare Dominanzverhältnisse schaffen dabei IMHO mitnichten Ängste, sondern Sicherheit und Vertrauen.
Hallo Ingo!
Was sind Interspezies-Spielchen und wie sehen die bei deiner grauen Dame aus?
Nun, ich meine spielerische interaktionen zwischen zwei Spezies= Arten= hier Graupapagei und Mensch.
Vor allem beziehe ich mich auf spielerisches Verhalten, dass eben dieser Situation angepasst ist und mit einem artgleichen Partner so nicht geht.
Wie sieht das bei uns ganz speziell aus? Nun, ein paar Beispiele: Ich liege auf dem Sofa, der Vogel kommt heftig kopfnickend auf mich zu, sagt "Hallo" und streckt eine Pfote hoch. Dann weiss ich Bescheid und stecke mir die Dame unter den Pullover auf den Bauch. Dort breitet sie sich flach aus und es wird furchtbar warm. Ab und an streckt sie den Kopf nach vorne und will gekrault werden. So verbringt sie gerne mal eine halbe Stunde. Manchmal schläft sie ein. OK, das ist weniger ein Spiel als Komfortverhalten. Also was konkreter spielbezogenes: Madame lässt sich auf der Schulter sitzend nach vorne oder hinten fallen, hängt nur noch an einerm Bein, wirft flügelschlagend erst den Kopf und dann den ganzen Körper hin und her. Ich muss sie dann um den Bauch fassen und recht heftig hin und her schwenken. Dabei kreischt sie leise und macht bizarre Kopfschwenks. reicht es ihr, schwingt sie sich weider auf dei Schulter. Greife ich nicht zu, beisst sie mich in die zarte Haut unter dem Oberrm. Nicht wirklich fest, aber so, dass ich zuicken muss. Dann fange ich an zu hüpfen und Madame wird hin und her geworfen, schlägt mit den Flügeln, schwingt den kopf, hängt hintenüber und hat sichtlich Spass am hin und her wackeln. Reicht es ihr damit, schwingt sie sich ebenfalsl einfach wieder auf die Schulter.
Was anderes: Ich verstecke vor Ihren Augen eine Nudel, Nuss oder ähnliches und sie sucht es dann oder wir werfen uns ein Papierbällchen gegenseitig zu (bei den Vögeln untereinander klappt das nicht) oder wir läuten gegenseitig abwechselnd eine Glocke. Auch das Verstecken hinter einer Wand und kurzes Kopfvorstrecken unter Kuckuck (ich) oder Hallo (sie) rufen kann Spass machen. Beliebt ist auch, die Vogeldame locker in ein Handtuch oder eine Decke einzuwickeln und sie befreit sich dann.
Alles Dinge, die in Interaktionen der Vögel untereinander so nicht vorkommen und natürlich erlernt und nicht angeboren sind. Manche nennen so etwas daher bereits Verhaltensstörung und haben im engsten Sinn natürlich recht. In der Natur kommen solche Verhaltensweisen so nicht vor.
Ich bin aber überzeugt, diese Spiele machen meiner GP Dame Spass und sehe es eher als eine Anpassung eines kognitiv hochstehenden Lebewesens an eine gegebene Umweltsituation und zwar in einer Art, von der der Vogel subjektiv profitiert..
Ihr Partner ist da übriogens ganz anders, hätte an alldem keinen Spass und zeigt auch kein Interesse (ausser am Dinge verstecken udn Kuckuck Spiel) . Obwohl er der deutlich intelligentere der beiden ist, spielt er viel weniger und anders. Er zerlegt vor allem gerne Dinge oder popelt mit Ausdauer Goodies aus Labyrinthen, Verstecken und ähnlichem Zum anderen kommuniziert er gerne über menschliche Sprache und Pfiffe mit uns, wobei er Wert auf korrekte Antworten legt. Es reicht ihm oft nicht, einfach ein Repertoire abzuspulen. Das macht er eher, wenn er halb döst. Das interaktive Frage/Antwort hat bei ihm allerdings ziemlich eindeutigen Spielcharakter - wenn ER damit beginnt. Unabhängig von der Spiellaune kommentiert er auch die Vorgänge um ihn herum sehr oft mit den jeweils passenden Ausdrücken. Das ist dann aber IMHO weniger Spiel als ein Ausdruck seines Interesses, an sozialen Interaktionen auch innerhalb der Menschengruppe beteiligt zu sein.
Interessant ist übrigens, dass die Vögel im innerartlichen Konfliktverhalten -und eigentlich nur dort- oft menschliche Ausdrücke gebrauchen (Au, lass das, Spinnst Du, das tut doch weh, Schnabel weg...) und sonst in der Kommunikation untereinander nur Papageienlaute bringen bzw durchaus differenzieren. Beide Vögel begrüßen zB meine Familie mit "Hallo" , der Hahn hängt dann manchmal noch den jeweils korrekten Namen an. Gegenseitig begrüßen sie sich mit Schnabelknacksen und der zugehörigen Kopfbewegung (zB wenn einer eine Zeitlang in einem anderen Zimmer oder im Nistkasten war). Interessant ist, dass sie sich manchmal vertun und einen Menschen mit Knacksen oder den Partner mit Hallo begrüßen. Das wird dann aber immer sofort mit der jeweils passenden Begrüßungsaktion korrigiert.
Ich hoffe, das gibt einen Eindruck von dem, was ich meinte.